Mit ihren Headsets, Tastaturen und Mäusen bringt Roccat immer wieder Gaming-Peripherie in den Handel, die sich allesamt in der oberen Preisklasse ansiedeln. Das nächste Produkt, das Roccat Kave XTD 5.1 Analog Headset, ist erst seit Ende März auf dem Markt und liegt auch schon auf dem Redaktionstisch, um gehörig von uns unter die Lupe genommen zu werden. Was wir zu Roccats neuem Headset aus der Kave Serie sagen können und ob sich der Kauf dieses Exemplares auch wirklich lohnt, erfahrt ihr hier in unserer Review.
Design und Verarbeitung
Das Headset wird in einer Plastikverpackung geliefert und steckt gut verwahrt in einer Halterung, aus der es sich nicht so schnell wieder befreien kann. Beim Öffnen springt einem direkt eine kleine schwarze Box ins Blickfeld, bei der es sich um eine Art Bedienfeld aus Plastik handelt. Damit können unterschiedliche zusätzliche Funktionen verwendet werden, auf die später näher eingegangen wird. Entnimmt man das Headset aus seiner Halterung, sollte man das Plastik unbedingt noch einmal wenden, denn dahinter liegt versteckt eine schwarze Tischhalterung für das Bedienfeld. Das mit dem Headset verbundene Kabel ist leider nicht gesleevt, was an der Qualität des Kabels etwas zweifeln lässt.
Das Headset selbst macht einen robusten und kompakten Eindruck, wobei jedoch nicht die Dynamik verloren geht. Die Hörmuscheln lassen sich leicht nach ihnen schwenken und nach links und rechts drehen. Bei der farblichen Ausgestaltung hat man sich für ein schlichtes Schwarz entschieden. An der Unterseite des Kopfbügels befindet sich eine angenehme Polsterung und oberhalb wurde das Roccat Logo groß in den Kunststoff geprägt. An beiden Seiten der Hörmuscheln blinzelt uns in einem Blau ebenfalls das Logo sowie die Bezeichnung des Headsets entgegen. Die Polsterungen für die Ohren bestehen aus handgenähtem Kunstleder, was der leichte Geruch auch bestätigen kann.
Ist das Headset erst einmal auf dem Kopf an seinem richtigen Platz, tauchen die Ohren leicht und bequem in das Leder ein und werden komplett vom Kunstleder umschlossen. Wem die Größe so nicht passen sollte, der kann links und rechts zwischen acht unterschiedlichen Einstellungen wählen. Wie gut das Headset auch in dieser Position verharrt, beweist ein Hin- und Herschwenken mit dem Kopf. Wer gerne Musik hört und sich dabei aktiv mit dem Kopf bewegt, sollte nicht die Befürchtung haben, dass es verrutschen könnte. Das angebrachte Mikrofon kann um 360 Grad gedreht und sogar vollständig aus der Halterung gezogen werden, falls man ein anderes Mikrofon bevorzugen sollte. Sobald das Gerät dann schließlich angeschlossen ist beginnt der Anschluss zu leuchten, in dem das Mikro steckt. Ansonsten wird sehr sparsam mit weiteren Lichteffekten umgegangen.
Hardware/Funktionen
Das Kabel ist ganze drei Meter lang und eignet sich somit besonders für Personen, die ungern ihr Headset abnehmen wollen, während sie beispielsweise zu einem benachbarten Tisch greifen, um einen Stift zu packen. Zwar kann die Länge auch schnell in einem Kabelsalat enden, aber dies lässt sich unter dem Schreibtisch ziemlich gut verstecken.
Im Verlauf des Kabels stoßen wir wieder auf die relativ große schwarze Box, mit der wir zusätzliche Einstellungen durchführen können. Dazu zählt beispielsweise natürlich auch das übliche Einstellen der Lautstärke, was mittels eines Rädchens an der Seite justiert werden kann. Außerdem könnt ihr noch genauer ins Detail gehen und bestimmen, von welchen Richtungen der Sound kommen und wie lautstark er werden soll. Dazu dienen drei weitere Rädchen an den langen Seiten, an denen „Rear“, „Front“ und „Center“ steht. Damit ihr überhaupt etwas Vernünftiges hören könnt, solltet ihr auf jeden Fall am „Front“-Schalter drehen. Die Veränderungen sind allerdings nur für das geschulte Ohr zu hören.
Erhebliche Verbesserungen oder Unterschiede beim Verstellen konnte ich zumindest nicht deutlich genug ausmachen, um sie als solche bezeichnen zu können. Lediglich das Rädchen, welches mit „Sub“ gekennzeichnet ist, lässt bei ausgewählten Songs einen hörbaren Bass-Unterschied erklingen. Das bekommt man aber, wie bereits gesagt, nicht in jedem Lied zu spüren. Natürlich sollte man dabei bedenken, dass wir es mit einem Gaming-Headset zutun haben und erst beim Zocken können wir auch vernünftig von den Rädchen Gebrauch machen und Unterschiede besser spüren. Auf der Frontseite des Bedienfeldes sind noch zwei Schalter angebracht, mit denen das Mikro ein- und ausgeschaltet und zwischen einem Movie- und einem Game-Modus umgeschaltet werden kann. Die Veränderungen zwischen den beiden Modi beschränken sich nur auf wenige Kleinigkeiten. Wenn beim Zocken der Game-Modus aktiviert ist, kommen vor allem die Schüsse gut zur Geltung, während im Movie-Modus das Hauptaugenmerk auf den Umgebungssound, wie beispielsweise aufkommender Wind, gelegt wird. Dass diese Funktionen allerdings nur begrenzt Verwendung finden können und nicht leicht zu ermitteln sind, ist vor allem bei dieser Preisklasse von ca. 120 € schade. Damit das Bedienfeld einen perfekten Platz auf dem Tisch hat, wird ein dafür geeigneter Standfuß mitgeliefert. Ein zusätzlicher Clip auf der Rückseite der schwarzen Box dient dazu, sie auch an einem Kleidungsstück am Körper zu befestigen.
Das Kabel endet mit fünf unterschiedlichen Anschlüssen. Neben den üblichen Steckern für den Sound und das Mikrofon, liegen auch noch ein USB-Kabel und Stecker für die Soundkarte bereit, um das volle Erlebnis des echten 5.1 Surround Sounds auf die Ohren zu bekommen.
Ingame/Outgame
Sobald man das Headset aufgesetzt hat, spürt man bereits, wie sehr die Ohrmuscheln jegliches Geräusch aus der Umgebung dämmen. Um trotzdem beispielsweise sein Handy hören zu können, sollte man entweder dessen Lautstärke erhöhen oder aber die Vibrationsintensität verstärken. Sobald man irgendein Lied anmacht, dringt der klare Klang angenehm durch die Ohren und lädt zum Entspannen ein. Wenn die Soundqualität des Songs allerdings nicht so berauschend ist, hört es sich mit dem Headset alles andere als schön an. Beim Schauen von Serien und Filmen macht der echte Surround Sound ebenfalls eine gute Figur. Er lädt sogar dazu ein, kurzzeitig die Augen zu schließen, sodass man das Gefühl hat, mitten im Geschehen zu sein.
Wenn es dann aber doch lieber Musik sein sollte, kann jeder Stil grandios durch die Ohren klingen. Am besten schneiden aber immer noch die ab, die mit Bässen punkten können und gerne auch auf Partys aufgelegt werden. Das Headset bringt satte und tiefe Bässe und einen klaren Sound, wenn dies gefordert wird.
Kommen wir aber zum wichtigsten Part: Wie macht sich das Headset beim Zocken? Durch den 5.1 Surround Sound kann klar herausgehört werden, von wo genau Schüsse gefallen, Autos lang gefahren und Raketen abgeschossen worden sind oder wo sich Gegner oder andere Mitspieler bewegt haben. Dadurch kann man sehr viel genauer reagieren und zum Angriff übergehen. Ob das Ziel dann schlussendlich erfolgreich zu Boden fällt oder nicht, hängt dann aber doch noch ganz von den eigenen Skills ab, einen Vorteil erzielt man damit aber auf jeden Fall schon. Outgame kann das Headset allerdings nicht so gut punkten. Schon bei einer mittleren Lautstärke können Außenstehende mit Leichtigkeit herausfinden, dass man gerade beispielsweise „Smells Like Teen Spirit“ von Nirvana hört. Eine vernünftige Abdämmung für den Outgame-Bereich gibt es daher leider nicht.
Fast schon enttäuschend ist das Mikrofon, das im Vergleich zu den anderen Funktionen am schlechtesten abschneidet. Wenn man beispielsweise mit Audacity die Stimme aufnimmt, klingt sie an sich zwar ziemlich gut, doch ein Rauschen im Hintergrund zerstört den Gesamteindruck. Erst die Rauschentfernung, die das Headset selbst nicht mit sich bringt, hinterlässt eine klare Stimme, die problemlos verstanden werden kann. Um sich auch ein genaues Bild davon machen zu können, könnt ihr der unten angegebenen Soundprobe lauschen.
Nun kommen wir zum großen Aber: Sobald wir das Headset bei Teamspeak oder Skype verwenden, folgt eine böse Überraschung. Die anderen hören nur eine abgehackte, dumpfe und verzerrte Stimme. Da liefert das Mikro eines Headsets, das gerade einmal die Hälfte kostet, in diesem Punkt bessere Ergebnisse. Das gibt definitiv Minuspunkte.
Software/Treiber
Eine Software oder einen Treiber gibt es für das Kave XTD 5.1 Analog Headset nicht. Alle zusätzlichen Einstellungen müssen über dem betriebseigenen Audiotreiber vorgenommen werden. Für Feinheiten dient lediglich das Bedienfeld, das reicht in vielen Fällen aber auch vollkommen aus und vor allem die Funktionen auf dem Remote-Gerät sind eher Spielereien.
Mit dem Kave XTD 5.1 Analog Headset bringt Roccat ein Headset auf den Markt, das hinsichtlich des echten Surround Sounds in allen Bereichen punkten kann und eine gute Qualität, sowohl von der Verarbeitung als auch vom Klang her, verspricht. Dabei ist es egal, ob man das Headset beim Zocken verwendet, Musik hört oder einfach nur Filme oder Serien schaut. Beim Zocken kann es jedoch seine vollen Stärken zeigen. Demgegenüber enttäuscht allerdings das Mikrofon, das nicht besonders glänzen kann. Zwar schlägt es sich bei privaten Aufnahmen mit Abstrichen ganz gut durch, aber gerade bei der Verwendung im Teamspeak, wo es wirklich darauf ankommt, scheitert es kläglich und erbringt nur mittelmäßige Leistungen. Das sollte vor allem bei einem Preis von 120 € nicht passieren und führt somit zu Abstrichen in der Bewertung. Wer diese Einbußen allerdings in Kauf nehmen kann, ist mit dem neuen Headset der Kave-Serie gut bedient.