Mit Hellion befindet sich ein sehr interessantes Weltraum-Survival-Spiel in der Early-Access Phase. Wir haben für euch herausgefunden, ob man jetzt schon zuschlagen sollte.
Vor wenigen Tagen hat Hellion den nächsten wichtigen Meilenstein in seiner Entwicklung erreicht. Es ist nun über Steam’s Early-Access Programm für jeden interessierten Spieler erhältlich. Allerdings ist die Early-Access Phase auch ein zweischneidiges Schwert. Zum einen können sich, wie bereits erwähnt, interessierte Spieler bereits sehr früh ein Bild von dem jeweiligen Spiel machen. Sie können die derzeit implementierten Spielmechaniken ausführlich testen und diese durch ihr Feedback an das Entwicklerteam weiter verbessern. Allerdings kann es einem auch passieren, dass jahrelang keine finale Version erscheint und im schlimmsten Fall die Arbeiten am Spiel komplett eingestellt werden. In diesem Fall bekommt man auch keine Erstattung oder ähnliches. In diesem Zuge haben wir uns nun also Hellion mal etwas genau angeschaut und verraten euch, ob es im derzeitigen Zustand sein Geld wert ist.
Wo sind denn alle hin?
Im 23. Jahrhundert hatte die Menschheit sehr ambitionierte Ziele für die Besiedelung des Weltalls. Als Ziel für eine riesige Kolonie hatte man sich das Hellion Sonnensystem ausgesucht, welches sich tausende Lichtjahre entfernt von der Erde befindet. Neben den eigentlichen Kolonisten haben sich fast eine Million weitere Menschen in einen Cryoschlaf legen lassen. So sollten die ersten Kolonisten den Grundstein für eine florierende Kolonie legen, welche daraufhin von den im Cryoschlaf befindlichen Menschen besiedelt und zu einem wahren Paradies geformt werden sollte. So lautete damals zumindest der Plan.
Wir schlüpfen nun also in die Haut einer dieser im Cryoschlaf schlummernden Kolonisten. Heute, gute 100 Jahre später, erwachen wir aus unserem Winterschlaf und müssen mit Schrecken feststellen, dass wir uns eine blühende Kolonie etwas anders vorgestellt haben. Unsere Station ist völlig verlassen. Der technische Zustand unserer Systeme kann nur als verbesserungswürdig bezeichnet werden. Und wo zum Teufel sind all die anderen Menschen, die hier eigentlich für Recht und Ordnung sorgen sollten? Diesem Mysterium gilt es nun auf die Schliche zu kommen. Aber zuerst sollten wir zusehen, dass wir am Leben bleiben.
Mühseliger Start
Zu Beginn möchten wir anmerken, dass sich Hellion derzeit in einer frühen Pre-Alpha Phase befindet. Das heißt, es sind zum einen noch lange nicht alle Spielinhalte implementiert. Idealerweise sollen stetig Updates folgen, welche nach und nach weitere Spielelemente hinzufügen werden. Zum anderen muss einem bewusst sein, dass einem in dieser frühen Entwicklungsphase noch viele Bugs begegnen werden. Das tolle wiederum ist, dass man durch das Spielen und dem Melden von Bugs oder Verbesserungsvorschlägen, maßgeblich Einfluss auf die Entwicklung des Spiels nehmen kann. Auch preislich gibt es Vorteile. Da man durch den Erwerb der Early-Access Version auch die finale Fassung bekommt, kann man meist gutes Geld sparen. In der Regel ist ein Spiel zum Release etwas teurer als noch die Early-Access Version. Aber nun zurück zum eigentlichen Thema.
Hellion wird als ein reiner Multiplayer-Survival Titel entwickelt. Das heißt ihr werdet im gesamten Spielgeschehen niemals auf KI gesteuerte NPC, Gegner oder dergleichen treffen. Bevor ihr mit dem Aufbau eurer Basis und der Suche nach Rohstoffen beginnen könnt, gilt es erst einmal einen passenden Server zu finden. Hellion besitzt einen klassischen Serverbrowser. In diesem gibt es bereits neben den unzähligen, für viele Regionen verfügbaren offiziellen Server auch eine Menge an Community Server. Diese haben meist zwischen 30 und 100 Slots. Laut einer offiziellen Aussage seitens Zero Gravity plant man auch für die finale Version maximal 100 Slots pro Server. Zur besseren Übersicht werden die Server, auf denen wir bereits einen Charakter erstellt haben, immer oben angezeigt.
Hier offenbart sich jedoch auch schon die erste Schwäche. Wenn man nicht mit einer Meldung ala „Could not connect to Server“ begrüßt wird, sieht man einen Serverbrowser, welcher keinerlei Filterfunktionen oder ähnliches besitzt. Zudem kann man sich auch beispielsweise die Server nicht vernünftig nach Ping oder Spieleranzahl sortieren lassen. Die Übersicht geht hier auch etwas verloren, da ein Großteil der Server immer als offline angezeigt wird. Wir hoffen an dieser Stelle einfach mal, dass dieser Browser in naher Zukunft ein wenig mehr Komfort spendiert bekommt.
Der Kampf ums Überleben
Nachdem wir nun also das erste Mal aus unserer Cryokapsel gestiegen und uns etwas umgesehen haben, fällt eines sofort auf. Wir sind auf dieser Station ziemlich alleine. Keine Spur eines anderen Menschen. Und genau hier beginnt nun unsere Odysee. In typischer Survival Manier müssen wir nun zusehen, dass wir erstmal am Leben bleiben. Das erreichen wir primär durch die Instandhaltung der diversen technischen Geräte wie Luftfilter und –Generatoren sowie den Lebenserhaltungssystemen. Damit diese wieder effizient arbeiten, müssen wir die alten und verbrauchten Teile durch Neue ersetzen. Diese finden wir zum Teil bereits auf unserer Station und zum Teil in anderen Modulen oder Schiffen. Im weiteren Spielverlauf müssen wir also vorrangig immer dafür sorgen, dass der Luftdruck, die Luftqualität und auch die Temperatur passen. Andernfalls könnte das fatale Folgen für unseren Gesundheitszustand haben.
Im derzeitigen Entwicklungsstand hat jedoch lediglich der Luftdruck beziehungsweise die Luftqualität einen Einfluss auf unser Wohlbefinden. Der Einfluss der Temperatur oder der radioaktiven Strahlung ist aktuell im Spiel so noch nicht enthalten. Auch Nahrungsmittel fehlen derzeit noch komplett, welche aber hoffentlich bald folgen werden.
Wirklich spaßig und zugleich anspruchsvoll wird es jedoch sobald man das erste Mal seinen EVA- Anzug angezogen hat und sich frei durchs Weltall bewegen kann. Leider habe ich persönlich keinerlei Erfahrungen in Sachen EVA. Allerdings kann ich mir verdammt gut vorstellen, dass es ganz genau so sein müsste wie in Hellion. Die Steuerung ist zwar eingängig und nicht besonders kompliziert, sie aber vollends zu beherrschen bedarf schon einiger Minuten im luftleeren Raum.
Zukunftsorientiertes Arbeiten
Und genau hier startet nun unsere große Reise und unser Bestreben für eine bessere Zukunft. Zunächst starten wir in der unmittelbaren Nähe mit der Suche nach weiteren Modulen für unsere Station. Auch ein Raumschiff ist schnell gefunden und wieder in Schuss gesetzt. Mit diesem sind wir nun in der Lage, uns rein theoretisch kreuz und quer durch das Sonnensystem zu warpen. Dies ist auch zwingend notwendig, da man beispielsweise einzelne wichtige Ressourcen nur auf Asteroiden abbauen kann. Zusätzlich kann man sich auf diese Art und Weise auch mit anderen Mitspielern treffen und gemeinsam eine Station aufbauen.
Apropos andere Mitspieler: Wie eingangs erwähnt wird es in Hellion keine KI gesteuerten NPCs geben. Hierbei handelt es sich um einen reinen Multiplayer Titel, welcher auch eine PVP Komponente besitzen wird. Dies wird bereits zu Anfang deutlich, wenn man im ersten Schiff einige Waffen finden kann. Es soll jedoch nicht nur beim Close-Combat bleiben, auch verschieden bewaffnete Raumschiffe soll es später noch geben, mit denen man zum Dogfight antreten kann. Dieses ganze Konstrukt kann man, ähnlich wie bei Titeln wie Day Z, auch als soziales Experiment ansehen. Zum einen ist es ja bereits eine tolle Leistung, sich in einem Sonnensystem gezielt über den Weg laufen zu können. Zum anderen bleibt dann immer die Frage, welche Ziele verfolgt mein Gegenüber? Meint er es ernst mit unserer Kooperation oder fällt er mir bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken.
Wer übrigens von Anfang an mit seinem Freund zusammen spielen möchte, kann dies ebenfalls tun. Nach dem Verlassen der Cryokapsel kann man direkt gegenüber eine zweite Kapsel finden, über die man seine Freunde quasi in seine Station einladen kann. Laut den Entwicklern soll es später sogar möglich sein, seine eigene Station mit hunderten solcher Cryokapseln zu füllen und so unzählige Spieler einzuladen.
Realismus pur
Die Entwickler von Zero Gravity haben für Hellion ein komplettes Sonnensystem zusammen gebastelt. Und wäre das nicht schon genug, unterliegen sämtliche Körper, uns eingeschlossen, dem Newtonschen Gesetz. Das heißt alle Himmelskörper, von Planeten bis hin zu Asteroiden, besitzen beispielsweise physikalisch korrekte Umlaufbahnen. Hellion kann also quasi, was die Spielphysik angeht, schon als realistische Simulation angesehen werden.
Neben der Physik hat das Spiel aber auch grafisch einiges zu bieten. So setzt diese zwar keine neuen Maßstäbe, sieht aber trotzdem sehr ansehnlich aus. Die Stationen, Module und Schiffe sind gut designed und sind nicht übertrieben futuristisch gestaltet. Aber vor allem auf EVA-Einsätzen kann es einem schon einmal die Sprache verschlagen. Wenn die Station im Licht der Sonne getaucht ist und sich im Hintergrund noch wundervolle Planeten in Szene setzen, muss man einfach eine Sekunde inne halten und diesen Anblick genießen.
Die Schattenseiten des Weltalls
So schön die Grafik auch ist, so hölzern wirken teilweise die Animationen. Beobachtet man die Figur beim Springen könnte man meinen, dass sich ein meterlanger Stock im Allerwertesten befindet. Auch das Auf und Ab an der Leiter sieht alles andere als natürlich aus.
Ebenfalls mit Problemen zu kämpfen haben die Server. Selbst auf Servern, welche einen Ping von weniger als 30ms haben, kommt es sehr häufig zu dauerhaften Lags und Verzögerungen. Ebenfalls sehr ärgerlich ist die Tatsache, dass die meisten Server als offline angezeigt werden. Aufgrund der bereits beschriebenen Defizite in der Sortierung des Serverbrowsers, muss man schon etwas suchen, bis man einen passenden Server gefunden hat. Des Weiteren hat man leider auch immer wieder mit Verbindungsabbrüchen zu kämpfen. In der einen Sekunde versucht man gerade ein Modul an seine Station zu docken, in der nächsten Sekunde befindet man sich wieder im Serverbrowser und der Server wird als offline angezeigt. Hierbei sind wir uns jedoch sicher, dass sich diesem Problem relativ zügig angenommen wird.
Lohnt sich denn nun der Kauf
Jein. Zum einen macht das Spiel bereits in dieser Pre-Alpha Version eine Menge Spaß. Vor allem wenn man einen Faible für Sci-Fi hat, sollte man wirklich einen Blick riskieren. Auch die Zero Gravity Steuerung und die tolle Grafik tragen ihren Teil zur stimmigen Atmosphäre bei. Und über eine hakelige Bewegungsanimation können wir in solch einem frühen Entwicklungsstadium noch locker hinweg sehen.
Dagegen stehen jedoch leider noch diverse technische sowie spielerische Defizite. Da wären zum einen der unkomfortable Serverbrowser und die alles andere als stabil laufenden Server. Diese trüben zumindest derzeit noch regelmäßig den Spielspaß. Zum anderen wäre da aber auch noch der fehlende Content, der aber natürlich im Laufe der Zeit nachgereicht wird.
Bei Steam kostet die Early-Acces Version derzeit 22,99 Euro. Das heißt für knapp 23 Euro bekommt man hier ein Sci-Fi Survival Spiel, welches anfangs wirklich Spaß macht, jedoch derzeit noch relativ schnell die Puste ausgeht. Das ändert sich selbstverständlich, sobald weiterer Content ins Spiel implementiert wird. Letztendlich kann man aber auf jeden Fall sagen, dass wenn Zero Gravity alle angekündigten Spielelemente vernünftig hinbekommen, 23 Euro auf jeden Fall ein super Preis für ein sehr spannendes Survival Spiel ist.
Update in letzter Sekunde
Kurz vor Redaktionsschluss trudelte noch ein nur wenige MB großes Update auf unserer Festplatte ein. Dieses Update sollte sich unter anderem um die Stabilität der Server und die Sichtbarkeit im Serverbrowser kümmern. Und tatsächlich, im Serverbrowser werden nun nur noch wenige Server als offline dargestellt. Auch Verbindungsabbrüche sind uns, in den wenigen Testsessions nach dem Update, keine mehr untergekommen. Allerdings hatten wir weiterhin des Öfteren auch auf Servern mit niedrigen Latenzen mit Lags zu kämpfen. Zumindest sieht man, dass die Entwickler auf das Community Feedback eingehen und sich schnellstmöglich um eine Lösung bemühen. Bravo, so kann die Entwicklung gerne weiter gehen!