Let’s Plays gehören mittlerweile fest zur Gesellschaft dazu und bietet sogar außerhalb des Internets Plattformen und Möglichkeiten. Doch schaden diese Formate dem Umsatz der Entwickler, oder helfen sie sogar?
Pauschal lässt sich die Eingangs gestellte Frage zu den Let’s Plays nicht beantworten, das sollte klar sein. Doch nach der Aussage von Amy Hennig, Autorin der ersten drei Uncharted-Spiele, kommt genau jene Frage auf. Hennig warf Streamern und Video-Kreatoren wie Gronkh vor, dass es eine zusätzliche Ebene gibt, die Entwickler nun beachten müssen. Denn früher gab es kein Streaming und keine Videos in dem Sinne, sodass sich Spiele entweder verkauften, oder nicht. Das soll sich nun aber geändert haben.
Der Grund dafür sind die Let’s Player, die es den Spielern ermöglichen, sich vorab ein genaues Bild über die Spiele machen zu können. Wenn man böse sein will, kann man sagen, dass man das Ende von Spielen zum Release sehen kann. Demnach könnte ein Anreiz fehlen, sich das Spiel selbst zuzulegen und könnte so den Verkaufszahlen – und natürlich dem Umsatz – schaden. Dem widerspricht allerdings der Indie-Entwickler Sean Vanaman. Sein Spiel Firewatch wurde an über 3.500 Streamer und YouTuber ausgegeben und wurde „trotzdem“ zu einem Erfolg. Für ihn sei das Problem eher, dass es sehr schwierig geworden ist, Leute auf ein Spiel aufmerksam zu machen.
Und genau hier reiht sich die Frage ein, ob die Let’s Plays einen Mehrwert für die Wirtschaft bieten, oder dem entgegenwirken. Wie viele vielleicht wissen, wurde Gronkh bereits als „Sargnagel der Spieleindustrie“ betitelt. Andererseits sind Projekte wie „Friendly Fire“ ein enormes wirtschaftliches Thema, denn hier wird auch Entwicklern eine Plattform für ihre Spiele bereitgestellt.
Dennoch können Let’s Plays auch nachweislich eine positive Auswirkung auf die Verkaufszahlen haben. Allerdings ist dies sehr davon abhängig, wie der Inhalt des jeweiligen Titels ist. Eine Grundvoraussetzung ist jedoch, dass der Titel nicht einfach nur schlichtweg (sehr) schlecht ist. Beispiele hierfür sind Playerunknown’s Battlegrounds, das durch das Streaming sehr viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Doch auch kleinere Titel wie They are Billions kommen insgesamt wegen der Aufmerksamkeit gut weg – weil sie auch ein ansprechendes Gameplay bieten.
Die Schwierigkeit besteht häufig nur bei storylastigen Games. Wolfenstein 2: The New Colossus ist so ein Beispiel. Man schaut sich das Spiel in einem Let’s Play an, das genügt einem dann aber auch schon. Sei es, weil das Gameplay nicht gefiel, oder, weil man diese Spiele nicht selbst spielen würde. Jedoch gibt es auch hier positive Beispiele im Segment der Story-Games. Normalerweise wäre Life is Strange ein gefährdeter Kandidat gewesen, kam aber als großer Gewinner aus „der Sache heraus“.
Zugegeben, nimmt man Uncharted als Beispiel her, wird klar, dass es noch einige Faktoren mehr gibt, als nur die Art und Umsetzung des Spiels. Denn die Reihe ist exklusiv für die Sony-Konsolen. Ist man also nicht im Besitz jener Konsole(n), muss man mehrere hundert Euro für einen Titel investieren. Hier bietet sich dann natürlich ein Let’s Play für entsprechend Interessierte an. Um die Eingangsfrage damit abschließend zu beantworten, kann man sagen, dass es keine richtige Antwort gibt. Für die eine Hälfte der Spiele kann es einen positiven Impact haben, für die andere einen Negativen. Grundsätzlich sollte man aber immer Entwickler und Studios mit einem Kauf derer Produkte unterstützen, die einem sehr gefallen haben. Ob man die Spiele dann selbst nochmal spielt, oder nicht, ist irrelevant.
Wie sieht eure Meinung zu dem Thema aus?