Auf der gamescom 2016 durften wir den neusten Ableger von Sniper Ghost Warrior antesten. Ci Games setzt auf „Never change a running System“.
Die gamescom 2016 ist vollgepackt mit Spielen, die noch dieses Jahr, oder erst nächstes Jahr erscheinen. So kommt Ci Games auch mit Sniper Ghost Warrior 3 daher. Ihr Stand ist recht pompös, die Schlange recht überschaubar, aber dennoch bis zu einer Stunde Wartezeit. Was mich hinter der Schlange erwartet hat, hat mich leider wenig umgehauen.
Ich durfte an einem Rechner Platz nehmen und mich mit der Steuerung vertraut machen, die säuberlich auf ein Papier gedruckt war. Die Steuerung scheint einen am Anfang zu überrumpeln, da die linke Seite des Keyboards fast komplett belegt ist. Im Spiel selber findet man sich dann doch recht schnell ein, da vieles gewohnt ist vom Vorgänger. Nach einem kurzen Briefing durfte ich dann auch schon in die Area of Operation. Mein Auftrag: Einen Güterbahnhof infiltrieren und geheime Dokumente stehlen. Also Sniper Ghost Warrior 3 schreibt damit zwar keine Geschichte, aber wir sind ja unsichtbar. Sollte man meinen.
Mit einer Drohne kann ich das Gebiet erstmal aufdecken, alle Gegner werden mit einem roten Pfeil markiert und sind auch auf der Minikarte sichtbar. Vor dem Eingangstor zum Bahnhof befinden sich zwei Gegner, die ich in einem Moment abschießen möchte, in der sich der Zweite weg dreht und von dannen zieht. Mein Schuss sollte eigentlich gedämpft sein, da ich einen Schalldämpfer auf meinem Gewehr habe. Ich ziele, stelle die Entfernung auf meinem Zielfernrohr ein, beachte den Wind und gebe einen Schuss ab, genau in den Kopf des Gegners. Und dann? Alarm im ganzen Güterbahnhof. Obwohl der zweite Wachmann ungefähr 50 Meter entfernt war und seinem Kollegen auch den Rücken zugedreht hatte, hat er den Schuss wohl gehört und hat sofort Alarm geschlagen. Tief seufzend versuche ich den Kollegen des kürzlich verstorbenen ebenfalls unter die Erde zu bringen. Es stellt sich zwar als schwierig heraus, da er wie ein angestochenes Babyschwein hin und her rennt, doch mir gelingt es ihm in die Brust zu schießen und seinem Umhergerenne ein Ende zu bereiten. Leider ist der Rest des Bahnhofs dennoch alarmiert. Meine Position ist nun bekannt und ich muss mich schnellst möglich an eine neue Position begeben. Mörserfeuer erschwert mir die Flucht, da die Jungs sehr eifrig auf meine alte Position schießen, die Mörser aber ein etwas größeres Feld abdecken wie zuerst gedacht. Nachdem ich mich dann doch ein wenig in Sicherheit bringen konnte und mit der Drohne erneut auf die Suche nach Gegnern gegangen bin, habe ich Gegner an meiner alten Position gesehen, die mich dort suchten. Sie standen still da, haben sich ein wenig umgeschaut und funkten dann durch, dass hier wohl keiner mehr ist. Natürlich, ich habe mich ja erfolgreich aus dem Staub gemacht. Nun, dann wechsel ich einfach mal zu meinem Sturmgewehr und gehe auf meine alte Position, um die Gegner vernichtend zurück zu schlagen. Meine Tat wurde von Erfolg gekrönt, doch der Alarm war nicht vorbei. Ich musste mich weiterer Feinde im inneren des Güterbahnhofs entledigen, die ständig zum Mörser gerannt sind, um weitere Granaten auf mich nieder regnen zu lassen. Kaum höre ich den Funkspruch „Besetzt den Mörser, wir haben ihn entdeckt“, ziele ich auf die zuvor gespotteten Mörserstellungen und verteile Kopfschuss um Kopfschuss.
Der Bulletdrop ist recht gering, wenn man sein Zielfernrohr immer auf die Entfernung des Gegners einstellt und den Wind beachtet. Leider kratzt es nur an einer Simulation, das Einstellen des Zielfernrohrs ist zwar wirklich cool gestaltet, da man es nicht nur klicken hört, sondern der Sniper wirklich an den Rädchen dreht, um alles einzustellen. Aber was man selber alles einstecken kann ist schon heftig. Insgesamt habe ich bei meiner ersten Aktion, als ich auch entdeckt wurde, locker 20 Schuss gefressen und einige Sekunden später ist mir noch eine Mörsergranate auf den Kopf gefallen. Ich tot? Aber nein. Der Bildschirm pocht ein wenig, mein Sniper röchelt wie eine Seekuh in der Brunftzeit, aber ich kann weiter rennen und die Gegner kalt machen. Das nimmt einem irgendwie den Realismus, den Sniper Ghost Warrior 3 doch erreichen möchte. Aber sei es drum, es macht Spaß die Leute im Call of Duty Style zu hauen. Nicht. Ich hätte mir mehr Schwierigkeiten erhofft, wenn man schon mal den Alarm ausgelöst hat. Doch die KI scheint ihren eigenen Willen zu haben. Als ich dann letztendlich weiter gelaufen bin, um endlich die blöden geheimen Akten zu klauen, musste ich mich mal in die Höhle des Löwen wagen. Also ab in den Güterbahnhof und Schleichmodus Richtung der Akten. Mit meiner schallgedämpften Pistole schleiche ich um die Waggons und versuche diesmal unentdeckt zu bleiben, weil manche Gegner sich so geschickt versteckt haben, dass ich die aus meiner anfänglichen Sniper Position nicht hätte erschießen können. Ist die KI vielleicht doch gar nicht so blöd? Warten wir es ab. Ich komme an ein erstes Hindernis, was ich ohne Sprung nicht überwinden konnte. Also ein kurzer Hops und oben bin ich. Aber huppala, bin ich plötzlich bei NBA 2k17? Und ist Michael Air Jordan wieder am Start? Der Sprung ist dermaßen hoch, dass ich einen Basketball locker mit meinem Zeh hätte ins Netz legen können. Aber wir sind immernoch bei Sniper Ghost Warrior 3, nicht bei NBA. Nach einer Sekunde der Verwunderung und einem Schmunzeln schleiche ich weiter und hole mir die Akten. Hinten wieder raus und weiter zum nächsten Missionsziel, die Güterwaggons mit Benzin entleeren. Auf dem Weg zum ersten Waggon sehe ich etwas richtig cooles. An dem Schienennetz wird wohl gerade gearbeitet, was man an den Bauarbeitern sehen kann, die graben, oder die Leute einweisen. Sogar ein Bagger ist in Bewegung und hebt ein Loch aus. Also das ist doch mal echt was feines, lebende Umwelt, man fühlt sich auf einmal nicht mehr so alleine. Doch wenn man neben einem der Bauarbeiter steht, ignorieren die das völlig. Ist ja normal, wenn einem einer in einem Ghillie-Suit und Pistole auf einem Güterbahnhof entgegen kommt. Immerhin ergreifen sie die Flucht, als ich auf den Boden schieße. Als ich dann den ersten Waggon erreichte und das Benzin abgelassen habe, musste ich mein Spiel unterbrechen und dem Rest der anstehenden Menge Platz machen. Schade, ich hätte gerne mehr gesehen.
Fazit zu Sniper Ghost Warrior 3: Von der Spielmechanik macht es wirklich Spaß. Es wird etwas gedämpft durch zu viele Hitpoints, die man einstecken kann und durch KI, die wie wild geworden umher läuft und einen sucht. Leider etwas dumme KI, wie in den Vorgängern auch. Der Realismus ist etwas verfehlt, aber die Grafik macht wenigstens etwas her.
Das Spiel soll am 27. Januar 2017 erscheinen. Als Vorgeschmack gibt es noch einen Trailer zu sehen:
[youtube Link=https://www.youtube.com/watch?v=z33Mjdg7BBY][/youtube]