High Hell ist ein kleiner, minimalistischer Shooter vom Publisher Devolver Digital und beschränkt sich auf das Allernötigste, doch ist er auch gut?
Was passiert, wenn Marilyn Manson in seine Midlife-Crisis gerät? Garantiert nichts Gutes. Allerdings gibt der minimalistische Ego-Shooter High Hell von Devolver Digital einen Ausblick darauf. Denn unsere Figur könnte dem leicht anders geschminkten Manson aus dem Gesicht geschnitten sein. Der Titel reduziert sich selbst auf das Nötigste, was man in einem Shooter braucht: Eine Waffe, eine Handvoll Level und keinen Schnickschnack. Kann dieses simple Prinzip am Ende aber auch Spaß machen, oder muss es umständlich groß sein, wie AAA-Titel?
Action und Schnelligkeit
Ehrlich gesagt erkennt man eine Story beim Spielen nicht wirklich. Schaut man aber nochmal hin, wird zumindest die Idee dahinter klar. Ziel ist es, ein böses Drogenkartell zu zerschlagen und den Obermacker BO$$ zu töten. Das ist der einzige Satz, den man zur Geschichte loswerden kann. Am Ende bleibt uns nur die Schrotflinte mit unendlich viel Schuss und dementsprechend auch keiner Nachladezeit. Eine Auswahl zwischen verschiedenen Waffen gibt es nicht, Dialoge sind ebenfalls nicht zu finden. Und mit Cutscenes wird erst recht keine wichtige Zeit verschwendet. Action, Ballern und schnell von A nach B kommen ist der Mittelpunkt des Spiels. Dabei erfinden die Entwickler kein neues Prinzip, denn das „KISS“-Prinzip, „Keep it simple, stupid!“ ist bereits bekannt. Insgesamt kämpfen wir uns durch 20 Level, von denen alle fünf ein Bosskampf ist. Jeder dieser Bosse erfordert eine eigene Taktik und Herangehensweise.
Dabei macht der Celshading-Shooter einfach nur das, worauf er Lust hat. Vom Grundsatz auf werden Türen nur auf- beziehungsweise kaputtgetreten. Wer Türklinken benutzt, der rettet wohl auch kleine Hundewelpen! High Hell setzt komplett auf schnelle Action und auf das allseits beliebte Prinzip: Erst schießen, dann fragen! Nach und nach nehmen wir die Drogenlabore auseinander, die keine großen Herausforderungen darstellen. Primär- und Sekundärziele werden im wahrsten Sinne des Wortes im Vorbeigehen erledigt. Ziele sind beispielsweise Bilder zerstören, Affen und Welpen retten – na, wer versteht jetzt den Joke von eben? – oder auch das Sabotieren von verschiedenen Anlagen. Sind die Ziele erledigt, geht es via Gleitschirm vom Dach nach unten, zum nächsten Ziel.
Absurd bis zum Ende
Das Absurditätslevel ist zu jeder Sekunde der ungefähr 90 Minuten auf einem extrem hohen Niveau. Unter anderem deswegen, weil sich das Spiel zu keinem Zeitpunkt ernst nimmt. Auch deswegen, weil die typischen Klischees der 80er-Jahre-Action-Agenten komplett erfüllt werden. Ich meine, wer rettet nicht vier Ziegen vor einem okkulten Opferritual und schießt dabei ferngesteuerte und bewaffnete Schimpansen weg? Doch nicht nur die Gegner fallen um wie die Fliegen. Auch unser Protagonist hält nicht viele Schüsse aus, bevor ihn das Zeitliche segnet. Allerdings sind die Missionen kurz und ein Neustart geht schnell von der Hand. Wie bereits erwähnt, das Tempo bleibt zu jedem Zeitpunkt hoch.
Einfacher wird es auch dadurch, dass unsere Gegner immer an denselben Stellen stehen. Kommen wir also mal nicht bis zum Ende des Levels, wissen wir immerhin, wann wir wo etwas vorsichtiger sein sollten. Manchmal finden sich auch „alternative Wege“, die uns einen Vorteil geben. Dadurch können wir Gegner überraschen oder sie komplett ohne Gegenwehr über den Haufen ballern. Das ist der durchaus schwachen KI geschuldet, die nicht sonderlich intuitiv reagiert. An einer Stelle waren wir in Sichtweite der Gegner, aber eine Etage über ihnen, auf Schüsse haben sie allerdings nicht reagiert und ließen sich ganz einfach töten.
Ein besonderes Highlight stellen die interaktiven Ladebildschirme dar. Hier wird zur Auflockerung das Bällebad mit leblosen Körpern befüllt, riesige Würstchen, die sich wie Würmer auf einem Grill bewegen, werden aufgespießt oder der Boss macht sinnliche Yoga-Übungen. Das kann nur ein typischer Devolver Digital-Titel sein. Allerdings bietet High Hell keinen Wiederspielwert. Es gibt keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade oder andere Spielmodi. High Hell ist High Hell, mehr nicht.
Fazit
Wider erwarten hatte ich zumindest etwas Spaß beim Spielen von High Hell. Ich bin ehrlich, mir taugen solch minimalistische Shooter, oder solche, die es mal werden wollen, einfach nicht. Natürlich, man hat das Nötigste, was man braucht. Es ist ein typisches Devolver Digital-Spiel, das man an sich auch nicht ernst nehmen darf, weil es sich selbst am wenigsten ernst nimmt. Doch am Ende muss es ein Spiel sein, das Spaß macht und fesselt. Ohne wirkliche Story, Dialoge oder Charaktere, die man kennen und schätzen lernt, ist das nichts Halbes und nichts Ganzes. Wenn man einfach mal stupide durch die Gegend ballern möchte und dabei Gegner töten, absurde Ziele und Ladescreens erfüllen und sehen will, dann ist High Hell definitiv ein Muss für euch. Nach nur 20 Missionen, die man nach ungefähr 90 Minuten durchgespielt hat, ist das Spiel allerdings schon vorbei. Wiederspielwert gleich null.