Mit Days of War versucht Driven Arts die klassische Shooter Tradition von Spielen wie Day of Defeat wieder salonfähig zu machen. Doch klappt das wirklich?
Es ist weniger als ein Jahr her, da starteten die Entwickler von Driven Arts das Kickstarter-Projekt zu Days of War. Ihr Ziel war es, ein neues Spiel zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, welches den klassischen Charme von Shootern wie Medal of Honor, Day of Defeat oder auch Call of Duty 1 und 2 hat, aber gleichzeitig in Sachen Spielmechanik und Grafik auf dem neusten Stand der Technik ist. Ihnen fehlte das Schlichte, diese rein Skill-basierten Shooter, in dem es nicht darum geht, die besten Waffen und den höchsten Rang zu haben. Und genau an dem Punkt setzt Days of War an. Nach, im Vergleich mit anderen Spielen, recht kurzer Zeit ist dann endlich Ende Januar 2017 eine erste Early Access-Version des Spiels auf Steam in den Verkauf gekommen, und wir konnten das Spiel für euch genauer unter die Lupe nehmen.
Gameplay und Gestaltung
Wie viele Spiele im Genre der klassischen Shooter spielt auch Days of War im Zweiten Weltkrieg. Einige finden das Setting ziemlich ausgelutscht, doch das ist ganz alleine Geschmackssache. Mir jedoch gefällt es, sogar besser als so mancher moderner Shooter, welche in der Zukunft spielen. Ich muss aber zugeben, ein unbeschriebenes Blatt bin ich nun auch nicht. Oft und lang spielte ich Day of Defeat: Source, welches ich ab hier nur noch mit DoD:S bezeichnen werde, und auch viele Runden Call of Duty 2 auf LAN-Partys waren mit dabei. Daher wusste ich also ungefähr, auf was ich mich da einließ. Nachdem ich mich bereits im Vorfeld über das Spiel informiert hatte, erschien es mir anfangs so, als wäre es fast eine Eins-zu-Eins-Kopie von Day of Defeat. Doch ich wurde eines Besseren belehrt.
Als ich die ersten Male auf einem Server jointe, von denen es wohlgemerkt nach Release schon recht viele gibt, stellte ich fest, dass es noch härter und schwerer war, als alles was ich bis dato gespielt habe.
Es ist keineswegs auf Realismus getrimmt, doch der Kugelschaden und der harte Rückstoß waren stärker als erwartet, wenn auch kalkulierbar und kontrollierbar. Das gesamte Spiel wird actiongeladen und schnell, doch übereiltes Rennen an die Front kostet den Meisten das Leben.
Zum Release gab es einige nervige Bugs und Fehler wie fehlerhafte Hitboxen von Gegenständen. Aber die Entwickler sind sehr schnell gewesen und bereits einige Tage später sind schon die schlimmsten Probleme behoben. Aktuell sind nur sechs Karten verfügbar, aber mehr werden folgen. Die Karten sind dabei sehr nah an bekannten Maps aus DoD:S und Medal of Honor angelehnt, sodass es für alte Hasen des Genres ein Leichtes sein wird, sich dort zurechtzufinden. Die unterschiedlichen Spielmodi sind dabei von der jeweiligen Karte abhängig. So gibt es zum Beispiel auf Carentan den bekannten Domination-Modus und auf Omaha Beach den asymmetrischen Detonation-Modus. Es scheint bisher nur wenig Inhalt zu bieten, doch im Laufe der Zeit sollen zum Beispiel mit den Briten und Russen weitere Nationen folgen. Auch ein Matchmaking-System, kosmetische Anpassungen und mehr sind bereits geplant.
Die Waffen
Wie schon weiter oben erwähnt, sind die Waffen in Days of War recht schlagkräftig. Doch wer meint, das System ist mit DoD:S gleichzusetzen, liegt falsch. In diesem Spiel gibt es eine deutlich größere Palette an Waffen, und die Klassen wurden in einem Fall sogar aufgeteilt. Jede Nation besitzt in dem Spiel ein Repetier- und ein halbautomatisches Gewehr. Auch sind neue Schrotflintenklassen mit an Bord, die besonders aus nächster Nähe tödlich sind. Was einige DoD:S-Veteranen möglicherweise stören könnte, ist die Aufteilung der alten Raketenwerferklasse in eine Spezialistenklasse mit der ehemaligen Sekundärwaffe, einerseits die Mauser M712 und andererseits die M1 Carbine, und in die eigentliche Raketenwerferklasse.
Was ich auch an Days of War sehr lieb gewonnen habe, ist die Tatsache, dass jede Nation unterschiedliche Waffen mit teilweise komplett anderem Verhalten nutzt. Ein besonders schönes Beispiel sind die Shotguns. Die Deutschen nutzen hierbei eine doppelläufige Schrotflinte samt dritten Lauf mit einer Gewehrkugel. Es ist somit aus nächster Nähe tödlich, und auch auf Distanz gefährlich, kommen aber mehrere Gegner, seid ihr schneller Tod als ihr „Verdammt!“ rufen könnt. Die Amerikaner hingegen haben eine einfache Pump-Action-Schrotflinte mit fünf Schuss. Die Kadenz ist zwar etwas geringer, aber ihr müsst dafür nicht so oft nachladen. Und diese Unterschiede setzen sich auch mit anderen Waffen fort.
Community
Ein Spiel steht oder fällt mit der Community. Nicht ohne Grund haben Spiele wie Counter-Strike 1.6 oder Call of Duty 2 noch immer viele Server und Spieler. So auch bei Days of War. Ich fand am ersten Tag nach Release der Early-Access bereits einige deutsche Server, aber auch viele aus der ganzen Welt. Es gibt sogar schon die ersten War-Server für Turniersport. Doch gleichzeitig ist die Community auch das, was mir bisher die größten Bauchschmerzen bereitet. Meiner Meinung nach spielen zu viele verwöhnte Spieler das Game. Sie verstehen nicht, dass das Objective die einzige Möglichkeit ist, zu gewinnen. Kills alleine bringen rein gar nichts. Und dennoch. Es passiert mehr als oft. Ich stehe an der mittleren Flagge, mehrere Minuten, in der Hoffnung, ein Verbündeter taucht auf und hilft mir, sie einzunehmen. Fehlanzeige. Lieber schauen die Mates kurz vorbei, rennen aber meist weiter oder werden fast sofort erschossen.
Auf der anderen Seite macht es dann noch mehr Spaß, wenn ich ein funktionierendes Team vorfinde. Dann wird gemeinsam agiert, strategisch Punkte eingenommen, und gewonnen.
Deswegen trifft es sich blendend, dass sich gerade mit so einem Spiel wieder Clans und Gemeinschaften bilden, um gemeinsam Spaß zu haben. Gegeneinander antreten, um das bessere Team zu bestimmen. Bereits vor Release kündigte Driven Arts an, mit der ESL zu kooperieren, damit einer möglichen Karriere als eSports-Spiel nichts im Wege steht. Ein weiterer wichtiger Punkt des Spiels, der den Entwicklern wichtig ist, ist die Mitarbeit der Community. Schon angekündigt und demonstriert, aber noch nicht integriert, sind Tools zum Erstellen eigener Inhalte wie ein kinderleicht zu bedienender Map-Editor, an dem mehrere Personen gleichzeitig arbeiten können. Was mich aber auch riesig freut, ist die Möglichkeit, eigene Server zu hosten. Einfach und unkompliziert. LAN-Party ahoi!
Grafik und Performance
Days of War ist mit der Unreal Engine versehen und das sehe ich auch, wenn ich das Spiel starte. Sofort mit dem ersten Start wird die Grafikeinstellung automatisch eingestellt. Mit meiner RX-480 lande ich da auf „Ultra“. Und die Grafik auf Ultra ist auch wirklich nicht zu verachten. Die Texturen, besonders die Waffen, sind detailreich gestaltet und wirken nicht matschig. Doch schon nach ein paar Schüssen aus meiner Waffe stelle ich fest, dass die grafischen Effekte, zum Beispiel für Schüsse, sehr schlecht gemacht sind. Sie wirken billig und passen kaum zum restlichen Eindruck. Und auch die FPS müssen an mancher Stelle sehr leiden. Im Regelfall spiele ich bei Days of War mit Werten zwischen 40 und 70 FPS. Doch auf der Karte Omaha, besonders im Spawngebiet der Deutschen, sacken diese auf grausige 20-30 FPS ab.
Doch bin ich guter Hoffnung, dass es sich in naher Zukunft noch deutlich bessern wird. Denn es scheint mir, als lege den Entwicklern viel an ihrem Spiel. Sie scheinen mit mehr Elan an die Sache ranzugehen, als manch andere Studios. Wenn ich den Start von Days of War mit den Releases von zum Beispiel Battlefield 4 oder Rainbow Six Siege vergleiche, bei denen es beim Launch zu vielen Abstürzen und Fehlern kam, sind die Jungs von Driven Arts wahre Genies. Denn die Stabilität der eigentlichen Early Access ist ausgesprochen gut. Und das für knapp ein Jahr Entwicklungszeit.
Fazit
Mit Days of War machen die Entwickler eigentlich alles richtig. Das Spiel ist recht schlicht gehalten, es gibt keine Level und Ränge, nichts zum Freischalten oder Verbessern. Der Shooter ist rein skillbasiert und der Bessere, nun, er ist einfach besser. Besonders das Teamplay steht an sehr hoher Position. Ohne ein zusammenspielendes Team ist es fast unmöglich zu gewinnen. Dabei sind die Aufgaben wichtiger als die K/D, wer das verinnerlicht, kann eigentlich nur gewinnen. Oder halt an der oftmals egoistischen Community verzweifeln.
Die Grafik ist schön gemacht, doch einige Grafikeffekte lassen zu wünschen übrig. An Waffen ist für jeden was dabei. Sei es das vollautomatische Sturmgewehr oder die brachiale Schrotflinte. Dabei unterscheiden sich die Waffen der Nationen teilweise sehr. Altbewährte Karten aus Klassikern wie Day of Defeat oder Medal of Honor machen das Spiel besonders für alte Hasen zugänglich, doch auch neue Karten werden kommen.Mit der Community zusammen wollen die Entwickler das Spiel aktuell halten. Es gibt kostenlose Server-Dateien für LAN-Partys oder einen Heim-Server, und auch Modding- und Kartentools sind in der Mache. Für die Zukunft sind zudem noch weitere Nationen wie die Briten und Russen geplant.
Auch wenn Days of War so seine Macken und Bugs hat, wie die teilweise grottige Performance, so ist es noch immer eine Early Access-Version des Spiels. Und dafür machen sie verdammt viel sehr gut. Das Spiel ist sehr stabil, es gibt bereits viele Server, und die Entwickler lösen die Probleme, so schnell es nur geht. Es macht einfach nur Spaß, nach langer Zeit endlich wieder einen richtig geilen Shooter zu spielen, ohne auf die K/D oder den Rang achten zu müssen.