Mit der Roccat Nyth präsentiert der Hardware-Hersteller Roccat eine so genannte „Modular MMO Gaming Mouse“, welche besonders durch ihre zahlreichen Tasten ins Auge sticht.
Die Nyth, welche vorwiegend für den Einsatz in MMOs konzipiert wurde, lässt sich allerdings durch die breite Auswahl an modularen Tasten auch zu einer guten MOBA- oder FPS-Maus umkonzipieren. Im Test fielen aber auf Anhieb auch Nachteile des Überangebots an Buttons auf.
Design und Verarbeitung
Die Roccat Nyth schmeichelt dem Auge, zweifellos. Das schlichte, kompakte Design plus die exzellente Verarbeitung hinterlassen einen edlen Eindruck. Sämtliche Tasten fließen stimmig ins Design ein und lassen sich problemlos erreichen. Wem die Maus zu schmal ist, der kann das linke Seitenteil gegen ein breiteres austauschen – die Halterung ist magnetisch und der Austausch somit kein Problem. Besonders angenehm ist das breite Mausrad, dass durch seine stufenweise Haptik zielgenaues scrollen erleichtert.
Die Positionierung der Leuchtelemente ist mir wieder mal ein Rätsel: Anstatt (was irgendwie Sinn ergeben würde) die einzelnen Tasten zu beleuchten, ziert das Roccat-Logo plus der Schriftzug „Roccat Nyth“ die Oberseite der Gaming Mouse, außerdem gibt es noch eine Leuchte am hinteren, unteren Rand. Beide sind aber bei Nutzung der Maus komplett abgedeckt – die Beleuchtung ist ungefähr so nützlich wie Fallschirme für Pinguine. Im Prinzip bedeutet das, die Beleuchtung ist nur sichtbar, wenn ich den PC gerade einmal nicht benutze. Das sind dann aber auch meistens die Momente in denen mich jegliches Blinken und Leuchten von diesem Gerät stört oder nervt. Die einzige Lösung, wenn man nicht immer den PC runterfahren will: Lämpchen in der Zusatzsoftware abschalten.
Die fehlende Nützlichkeit der Beleuchtung macht die Maus aber in einem anderen Bereich wieder wett: Die Anpassbarkeit der Tasten der Nyth ist schlichtweg beeindruckend. Maximal bietet die Roccat Nyth 18 Tasten, die Anzahl der Funktionen lässt sich allerdings durch EasyShift[+] verdoppeln, da jede Taste zweifach belegt werden kann. Um EasyShift[+] zu aktivieren, hält man einfach den Button direkt neben dem Mausrad gedrückt. Zum Lieferumfang der Nyth gehören dazu noch Wechseltasten, mit denen man verschiedene Layouts je nach eigenem Geschmack zusammenbasteln kann. Diese Modularität plus die EasyShift[+] Funktion steigert die Gesamtzahl der möglichen Funktionskombinationen laut Hersteller auf „atemberaubende 1024 – eine Quadrillion!“ – wir müssen Roccat hier einfach glauben schenken, nachgezählt haben wir ausnahmsweise einmal nicht. Und als hätte man noch nicht genügend Tasten (33) zur Auswahl, bietet Roccat auf ihrer Homepage die Möglichkeit, eigene Tasten zu entwerfen und per 3D-Drucker anzufertigen.
So cool diese große Auswahl auch ist, hier zeigt sich zum ersten Mal ein Nachteil der Maus, die ja vorwiegend auf MMOs ausgelegt ist. So kann man die Tasten zwar in der Zusatzsoftware verschieden belegen (sogar mit Macros), allerdings sind die Daumentasten der Nyth nicht autonom. Das bedeutet, dass ihr, anstatt 105 Tastaturtasten + maximal 18 Maustasten zu haben, nur 105 Tastaturtasten + maximal 12 Tastaturtasten (standardmäßig die Zahlentasten) + autonome 6 Maustasten habt. Für MMOs macht dies natürlich mehr als Sinn, da ihr euren Skills meistens Shortcuts auf der Tastatur zugewiesen habt und diese dann ganz simple der Maus zuweisen könnt. Für andere Genres (etwa Shooter) schränkt dies die Funktionalität der Maus allerdings ein. Als Lösung für mich selber habe ich der Maus die Tasten des Nummernpads zugewiesen, welche ich im normalen Spielgebrauch nie benutze.
Die Roccat Nyth kommt in den Farbvarianten schwarz und weiß, wobei die dunklere Variante mehrheitlich dunkelgrau ist, ledeglich die Tasten, linke Seite und Unterseite sind komplett schwarz.
Handhabung
Das eigene Design der Nyth bringt aber vor allem in der Handhabung nicht nur Vorteile mit sich: Der hintere Bereich etwa, dort, wo der Handballen aufliegt, fällt im Vergleich zu anderen Mäusen etwas wülstig aus. Nach einiger Zeit der Eingewöhnung fällt dies allerdings kaum noch negativ auf. Weitaus störender ist allerdings die Position der vorderen Daumentasten, dort fehlt mir persönlich ein stabiler Gegendruckpunkt zum Zeigefinger. Was mir bisher nie bewusst aufgefallen ist, wurde mir bei der Nutzung der Roccat Nyth anfänglich oftmals zum Verhängnis: Je öfter hintereinander ich die linke Maustaste betätige (etwas zum Schießen in einem Shooter), desto häufiger drücke ich auch mit dem Daumen zu. So habe ich versehentlich immer wieder die Funktion ausgelöst, die ich auf eine der unteren vorderen Daumentaste gelegt hatte. Diese unbewusste Bewegung ließ sich nicht abstellen, als Workaround weise ich diesen Tasten keine Aufgaben mehr zu, allerdings würde ich mir wünschen, dass neben verschiedenen Alternativtasten auch simple Abdeckungen für die Buttons zum Lieferumfang gehören würden.
Anders als die Roccat Kova, welche wir vor kurzem getestet haben, ist die Nyth eine reine Rechtshänderhand. Sie ist mit einem Twin-Tech Laser Sensor R1 ausgestattet, der bis zu 12000 dpi erreicht. Wie auch der Sensor der Kova arbeitet er auf den meisten Untergründen einwandfrei und gerät nur bei spiegelnden Oberflächen ins Schleudern. Mit ca 120 Gramm Gewicht gehört die Maus zwar nicht mehr zu den Leichtgewichten, das Gewicht ist allerdings eine gute Balancehilfe für die enorm hohe Standard-Genauigkeit, bei der man anfänglich einige Male über den Bildschirmrand hinausschießt.
Technik
Die Roccat Nyth wird von einem leistungsstarken, ARM-basierte 72 MHz Turbo Core V2 32-bit Prozessor angetrieben, der für alle Aufgaben der Maus ausreicht, welche die CPU dadurch nicht weiter belastet.
Bei einer Polling Rate von 1000 Hz liegt die Reaktionszeit der Maus bei 1 ms. Der interne Speicher beträgt 576kb, wodurch sich sämtliche 5 möglichen Profile, Makros und Beleuchtungseffekte auf der Maus selber speichern lassen. Die Beleuchtung, deren Sinnhaftigkeit ich bereits zu Beginn angezweifelt habe, lässt sich innerhalb der Swarm-Software nach Lust und Laune anpassen oder abschalten.
Die technischen Specs der Roccat Nyth sind demnach denen der Kova sehr ähnlich, die markantesten Unterschiede liegen beim Sensor, welcher mehr dpi erreicht und der höheren Beschleunigung von 50 G (20 G bei der Kova).
Software
Die Zusatzsoftware Swarm (downloadbar unter diesem Link) ist zwar nicht bindend, aber doch sehr angeraten, weil sich die meisten der Mausfunktionen ohne nicht nutzen bzw ändern lassen. Dazu gehört die Verwaltung von insgesamt 5 verschiedenen Profilen, Makros, Tastenbelegung, DPI Verwaltung und Beleuchtungseinstellungen. Zusätzlich gibt es einige erweiterte Einstellungen, zum Beispiel Optionen zur Klick-Genauigkeit zur Dämpfung von geringsten Bewegungen oder zur lift-off Distance.
Neben den 5 allgemeinen Profilen, die für alle Einstellungen gelten, könnt ihr in jedem Profil beliebig viele Presets für die Belegung der Seitentasten erstellen. Swarm liefert dazu für einige der bekannteren Titel (Battlefield 4, CS GO, League of Legends) bereits vorgeschlagene Presets mit. Die Swarm Oberfläche ist umfangreich, aber trotzdem übersichtlich gestaltet. Sowohl Anfänger als auch fortgeschrittene Mausnutzer können sich hier austoben. Habt ihr euch einmal ein bisschen zu sehr verstrickt, bietet die Software als letzte Rettung auch einen Reset-Button an, um alle Einstellungen zurückzusetzen.
Fazit
Die Roccat Nyth ist eine gelungene MMO-Maus, die sich mit einigen Einschränkungen aber auch gut für andere Genres benutzen lässt. Neben einigen kleineren Schwächen im Design überzeugt die Maus aber vor allem mit der riesigen Auswahl an Tastenkombinationen. Ebenfalls sehr angetan waren wir vom Lieferumfang der Maus von insgesamt 33 Tasten, mit denen wir den Device nach Belieben anpassen konnten. Hardcore MMO-Gamer finden mit der Nyth die perfekte Maus, die sprichwörtlich als verlängerter Arm der Tastatur dient. Bei einem stattlichen Preis von rund 130 Euro könnte man allerdings erwarten, dass die von uns angesprochenen Einschränkungen im Design und der Funktionalität nicht auftreten. Dafür bekommt man deutlich günstigere Mäuse, die ähnlich gut sind, wie etwa die Logitech G600, die es für etwa den halben Preis der Roccat Nyth gibt.