Das Programm Early Access hat sich mittlerweile als fester Bestandteil in der Branche etabliert. Doch ist das auch wirklich etwas Gutes?
Beim Thema Early Access klingeln bei einigen die Alarmglocken vor Freude und bei anderen vor Angst eines weiteren Titels, der wohl nie fertig wird. Doch woher kommt diese tiefe Spaltung der Gaming Community bei dieser Frage? Womöglich kommt es von den unterschiedlichen Erfahrungen der Nutzer. Es gibt nämlich sowohl positive als auch negative Beispiele für Early Access. Wir werden für euch einmal ein paar der leuchtenden Beispiele für guten als auch schlechten Early Access geben und über dessen Auswirkungen sprechen.
Warum Early Access?
Early Access ist eine gute Möglichkeit für Entwickler, die zukünftigen Spieler an der Entwicklung „ihres“ Spiels teilhaben zu lassen. Auch wenn dabei die Gefahr besteht, dass zu viele Köche den Brei verderben. Während sich also die Entwickler ganz darauf konzentrieren können, die Engine zu optimieren und die Grundidee des Spiels voranzutreiben, liefern die kreativen Spieler zusätzlichen Input, der das Spiel manchmal durchaus verbessern kann. Außerdem leben viele Spiele im Early Access Bereich davon, so früh gekauft zu werden. In vielen Fällen stellt dies nämlich die Finanzierung des Projektes sicher. Im Grunde ist Early Access also eine andere Form von Crowdfunding. Im Gegensatz zum Crowdfunding bekommt man aber sofort ein benutzbares Produkt, welches sich jedoch meistens in einer frühen Alpha- oder gar Pre-Alpha-Phase befindet.
Von einem fertigen Spiel kann man in der Regel also nicht sprechen, wenn man einen Early Access Titel über Steam erwirbt. Die Warnung, dass das Spiel nicht unbedingt fehlerfrei ist, die bekommt jeder angezeigt, der sich im Early Access Bereich befindet. Das Modell von „Early Access“ wurde dabei aber gar nicht von Steam erfunden. Eines der berühmtesten und zweifelsohne auch erfolgreichsten Spiele, die so vermarktet wurden, ist Minecraft. Minecraft ist nicht nur das Sinnbild für die Indie-Szene (zumindest bis Mojang von Microsoft aufgekauft und „Notch“ sich in seiner Villa abgesetzt hat), sondern auch ein Paradebeispiel für Early Access.
Die ersten Minecraft-Spieler, die kennen noch ein Spiel, das einfacher nicht sein könnte. Die Alpha-Zeiten des Open-World-Sandbox-Survival-Games strotzten nicht vor zahlreichen verschiedenen Blöcken und Mobs. Mit der Zeit wurde das Spiel aber immer umfangreicher. Mittlerweile buddelt man sich nicht mehr durch Stein, auch Granit, Andesit und andere Gesteine kommen unter Tage vor. Neben Diamanten wecken auch Emeralde Begehrlichkeiten und an der Oberfläche sind mittlerweile sogar Hasen unterwegs. Diese unfassbare Vielfalt, die Minecraft bietet, steht sinnbildlich für die Möglichkeiten des Early Access. Man mag in den ersten Monaten vielleicht ein recht rudimentäres Spiel haben, gibt man den Entwicklern aber Zeit und liefert vielleicht auch noch selber kreative Einschübe, dann hat man nach einiger Zeit ein Spiel, das vielfältiger nicht sein könnte. Wer hätte in der Alpha-Version gedacht, dass man irgendwann sogar mal gegen einen Drachen spielen könnte?
Kurz gesagt: Early Access ist ein wichtiger und richtiger Bestandteil der Spielebranche geworden und ein attraktives Konkurrenzmodell zum Crowdfunding. Sofort ein Produkt in Händen halten zu können (sofern man da von einem Steam-Titel sprechen kann), das ist dann doch noch was Anderes als einem vorher vielleicht sogar komplett unbekannten Entwickler Geld in den Arsch zu blasen, in der Hoffnung, am Ende ein brauchbares Spiel zu bekommen. Zugegeben, auch im Kickstarter-Bereich gibt es Entwickler, die immer wieder einen Zwischenstand verfügbar machen – um auch mal den erfolgreichsten Crowdfunding-Titel Star Citizen zu nennen.
Das DayZ-Problem
Es gibt aber Spiele, bei denen werden die Spieler ungeduldig. DayZ ist hierfür das traurige Paradebeispiel. Die Grundidee des Spiels, die ist seit der ArmA II Mod eine geniale. Eine offene, große Welt, von Zombies und nur wenigen anderen Menschen besiedelt, der feuchte Traum eines jeden Walking Dead-Fans. Kaum ein Spiel wird einmal so sehr in der Lage sein, die beliebte postapokalyptische Welt der erfolgreichen Serie so umzusetzen. Die Grundlage von ArmA ist dabei eine der perfekten Voraussetzungen, neben der immer noch beliebten Zombie-Thematik. Das Problem dabei: DayZ braucht Zeit. Viel Zeit. Noch mehr Zeit. Und genau da liegt der Hund begraben.
Spieler sind ungeduldig geworden. Viel Zeit in ein Spiel zu stecken, um zu wahrer Meisterschaft zu gelangen, das wird immer seltener. Auf der anderen Seite forciert die Spieleindustrie immer schnellere Releases mit immer größeren Titeln, die immer kurzlebiger sind. Ein Star Wars Battlefront wird in zehn Jahren vermutlich keiner mehr spielen, während ein Battlefield 1942 immer noch eine aktive Spielergemeinschaft hat. Liegt in dieser Kurzweiligkeit das Problem des Early Access begraben? Sind wir Spieler einfach daran gewöhnt worden, ungeduldig zu sein?
Tatsächlich scheint es so, als sei Ungeduld eine der Hauptgründe, wegen der immer mehr Spieler dem Early Access Spiel den Rücken zuwenden und zudem auch von der Allgemeinheit der Early Access Titel angewidert sind. Aber es ist nicht nur die Ungeduld der Spieler, es ist auch der zu große Optimismus von Entwicklern bestimmte Sachen in einem vorher festgelegten Zeitrahmen tatsächlich fertig zu stellen. Keine Frage, Optimismus kann nie schaden und nur pessimistisch an ein Projekt heranzugehen ist ganz sicher auch nicht der richtige Weg. Ein wenig Realismus würde der Branche aber tatsächlich nicht schaden.
Die Entwickler stehen unter dem steten Druck der Spielergemeinde, die sie nicht enttäuschen wollen und dürfen. Hält ein Early Access Titel seinen Zeitplan nicht ein, spricht sich das schnell rum und mögliche zukünftige Spieler werden abgeschreckt. Die ganze Zeit nur für’s Bugs testen zu bezahlen macht auf Dauer auch nicht glücklich. Problematisch dabei ist aber, dass dabei irgendwann Fakten unter den Tisch fallen. DayZ macht Monat für Monat Fortschritte und wird sicher im Laufe des nächsten Jahres einen wesentlich spielbareren Zustand erreichen. Trotzdem gilt ausgerechnet DayZ als Paradebeispiel für schlechten Early Access. Dabei wird vergessen, dass es tatsächlich Entwickler gibt, die das System dahinter komplett missbrauchen.
Ein etwas populäreres Paradebeispiel für schlechten Early Eacces ist wohl Godus. Das Spiel von Peter Molineux befindet sich selbst vier Jahre nach der erfolgreichen Finanzierung auf Kickstarter noch immer im Early Access. Die überwiegend negativen Reviews auf der Steamseite des Spiels sprechen dabei Bände. Nicht nur die Entwicklung dauert hier wohl etwas länger. Stattdessen gab es obendrauf eine Vielzahl an nicht eingehaltenen Versprechen zu Features und Inhalten. Ursprünglich als vollwertiges Spiel versprochen erinnert es mittlerweile eher an ein Mobile Game für den Rechner daheim. Auch die mageren Updates die ab und zu veröffentlicht werden, ändern nicht sehr viel daran. Doch wie kann es sein, dass das Spiel weiterhin auf Steam angeboten werden darf?
Steam als Hauptplattform für Games auf dem PC hat leider im Early Access Bereich einige Lücken, die sich einige „Entwickler“ leider auch zu oft zu Nutze machen. Besonders schlimm ist es, dass nicht jedes Spiel und vor allem die Storeseite vorher geprüft werden ob diese auch echte Screenshots oder Inhalte versprechen. Bei Godus gibt es genau dieses Problem. Neben dem üblichen PR-Gerede gibt es auch ganz offensichtlich geschönte Screenshots zu sehen. Doch das ist sogar noch vergleichsweise harmlos.
Das Dino Survivalspiel „The Stomping Land“ zog so zum Beispiel viel zu lange seinen Unterstützern das Geld aus der Tasche. Ursprünglich wurde das Spiel mit 114.000 Euro via Kickstarter finanziert. Nach der erfolgreichen Finanzierung per Crowdfunding tauchte der Lead Designer unter und die Entwicklung geriet ins Stocken. Knappe drei Monate später war das Spiel dann kurzzeitig nicht mehr auf Steam verfügbar. Wenig später wurde es dann wieder angeboten. Während es dann im Septmeber 2014 das letzte Update für das Spiel gab, wurde es ab Oktober dann auch auf den Social-Media Kanälen des Spiels still. Aussagen von ehemaligen Entwicklern zufolge soll der Lead Designer den Mitarbeitern noch Geld geschuldet haben. Er blieb allerdings untergetaucht.
Fazit
Leider sind solche Geschichten keine Einzelfälle. Geld zieht leider immer Betrüger an und somit liegt die Verantwortung letztendlich beim Käufer. Mit Early Access kauft man zwar immer mit einem gewissen Risiko, das heißt aber nicht, dass man gewissenlos sein Geld hergeben sollte. Die Ungeduld mancher Spieler wirkt sich nicht nur direkt beim Early Eaccess aus, sonder auch bei deren Kaufentscheidungen. So wird auch gerne mal zugegriffen bevor man sich umfassend über das Spiel informiert hat. Genau dieses Verhalten spiegelt sich auch im immer größer werdenden Trend des Vorbestellens wieder. Man kann es kaum erwarten, bis das gewünschte Spiel endlich erscheint. Man möchte es am liebsten sofort kaufen und mit dem Vorbestellen ist dies auch möglich. Auch wenn man dann immer noch genau so lange warten muss, hat dies aber einen psychologischen Effekt auf uns.
Early Access ist dennoch eine gute und richtige Entwicklung in der Branche geworden. Sie ermöglicht eben auch kleineren Entwicklern schon beim Entwicklungsprozess finanziell und kreativ von den Fans unterstützt zu werden. Dadurch können diese Spiele auch genau das werden, was sie sein sollen. Nämlich unterhaltsam für den Spieler sein, damit man nicht wie bei The Division oder Battlefield 4 ein CTE braucht, um das Spiel unterhaltsam für die Spieler zu machen. Während man bei sich bei EA und DICE aus dem damaligen Debakel mit der Einführung der „Game Tester“ aus der Community etwas vom Early Access Prinzip abgeschaut hat, sollten andere Entwickler ebenfalls anfangen sich daran zu orientieren. Letztendlich bleibt aber immer noch eines zu sagen: Informiert euch über ein Spiel, egal ob AAA-Titel oder Indie Game, bevor ihr zuschlagt. Das Spiel läuft euch schließlich nicht weg.
Was ist eure Meinung zum Thema Early Access?