Vielen neuen Triple-A Produktionen merkt man heutzutage an, dass sie für mehrere Plattformen programmiert werden. Leider steht dann bei den Spielern immer sehr schnell der Begriff Grafikdowngrade im Raum.
Wer kennt es nicht. Vor jeder großen Videospielmesse steigt die Vorfreude auf die vielen großen Neuankündigungen und den dazugehörigen bombastisch inszenierten Trailer. Allerdings sind die meisten Trailer meist nur irgendwelche CGI Filmchen und zeigen eigentlich so ziemlich gar nichts vom eigentlichen Spiel. Umso begeisterter ist man dann natürlich wenn sich ein Entwickler beziehungsweise Publisher doch dazu entscheidet in eben diesen Trailern auch erste richtige Gameplay Szenen zu präsentieren.
Crème de la Crème
Natürlich verwendet ein Entwickler für einen Ankündungstrailer nur das Beste an Filmmaterial und Ingame-Szenen was er auf der Festplatte finden kann. Besonders die Ingame-Szenen glänzen dabei immer wieder mit prächtigen, grafischen Effekten und noch nie dagewesenen Gameplay-Mechaniken. Das ist auch völlig normal und absolut verständlich denn der Entwickler will mit solch einem Trailer natürlich Interesse bei uns Spielern wecken. Und seien wir mal ehrlich, wer hätte damals nach den ersten Trailer Bock auf The Division gehabt wenn der damalige E3 Trailer schlechter ausgesehen hätte, nur um mal ein aktuelles Beispiel aufzugreifen.
Natürlich sollte die Grafik eines Spiels nicht im Vordergrund stehen oder ein kaufentscheidender Grund sein aber sobald es darum geht, die Aufmerksamkeit auf sein Produkt zu lenken, sieht das schon wieder etwas anders aus. Um mal ein ganz populäres Spiel aufzugreifen, um das es seinerzeit viel Wirbel gab, beziehen wir uns mal auf das Spiel Watch_Dogs aus dem Hause Ubisoft. Diese zeigten damals auf der E3 2012 einen unglaublich spektakulären Trailer. Die Grafik war zum niederknien, die Gameplaymechaniken waren neu und sahen unglaublich spannend aus. Um euch diesen noch einmal in Gedächtnis zu rufen hier nochmal der damalige E3 Trailer.
Letztendlich ist von der damals angepriesenen Grafikpracht nicht mehr ganz so viel übrig geblieben. Zugegeben, Watch_Dogs sah weiß Gott nicht schlecht aus, aber verglichen mit dem ersten Trailer konnte man von einem deutlichen Grafikdowngrade sprechen. Der E3 Trailer wirkte viel mehr wie ein Film als ein Videospiel. Zudem wirkten beispielsweise die Wettereffekte realistischer als in der finalen Version und auch diverse Spiegelungen, wie das der Autolichter auf nassem Boden, und auch diverse Rauch- und Nebeleffekte haben es am Ende nicht mehr in das Spiel geschafft.
Groß war das Geschrei als im Laufe der Entwicklung immer wieder neue Gameplay Szenen veröffentlicht wurden und diese qualitativ immer einen Tick schlechter waren als noch die vorherigen Trailer. Aber ein Stück weit kann man die Fangemeinde natürlich auch verstehen, denn es wurde ihnen was gezeigt, was sie am Ende gar nicht bekommen. Es wird ihnen ein quasi ein Lamborghini versprochen und am Ende steht doch nur ein Porsche vor der Tür. Selbstverständlich ist der Porsche ein schönes und schnelles Auto aber man wollte halt lieber einen Lamborghini. Und genau so verhielt es sich damals in diesem Fall.
Rein der Vollständigkeit halber haben wir für euch hier nochmal ein kleines Video rausgesucht, welches sehr gut veranschaulicht, was sich bei Watch_Dogs im Laufe der Entwicklungsphase verändert hatte.
Wieso machen die das?
Das fragen sich wohl die Meisten, wenn aufmerksamen Usern wieder einmal grafische Unterschiede zu einem vorherigen Trailer aufgefallen sind und diese Infos in diversen Foren gepostet gepostet worden sind. Da ist der Shitstorm bereits so gut wie vorprogrammiert.
Aber wieso riskiert ein Entwickler diesen Shitstorm denn nun?
Dies ist wahrscheinlich einfach dem gesamten Entwicklungsprozess geschuldet. Jeder Entwickler startet natürlich mit einem ambitionierten Projekt und möchte selbstverständlich so viele Sachen wie möglich realisieren. Das fängt bei der Grafik an und hört zum Beispiel bei Gameplay Elementen auf. Man bastelt dann für die Allgemeinheit einen schönen Trailer zusammen und hofft, dass dieser gut ankommt. So weit so gut.
Nun müssen wir jedoch einen kleinen Erklärungsspagat hinlegen denn wie jeder weiß werden so gut wie alle großen Titel für möglichst alle Spieleplattformen programmiert. Vom heutigen Stand aus gesehen wären das die Playstation 4, die Xbox One und natürlich der PC. Aber jetzt kommen wir zum eigentlichen Knackpunkt, denn diese Titel werden logischerweise weiterhin an einem PC programmiert, es werden aber die technischen Limitierungen der Konsole berücksichtig und demnach vorrangig ein Spiel quasi zuerst für die Konsolen entwickelt. Die PC Version ist in den meisten Fällen nur ein Port und leider oft kein guter… *Hust* Batman *Hust*
Zurück zum eigentlichen Thema, unser Entwickler hat uns einen erstklassigen Trailer beschert. Plötzlich merkt man nach kurzer Zeit, dass man dieses und jenes Feature wohl leider entfernen muss, weil die Konsolen Technik zu sehr limitiert und man die FPS Rate nicht in einem vernünftigen Bereich halten kann. Somit fällt es der Schere zum Opfer und man entwickelt weiter. Einige Wochen später muss man wieder einmal feststellen, dass man ein besonderes Feature nicht implementieren kann ohne einen zu hohen Performanceverlust zu erhalten. Also wird wieder die Schere angesetzt. Und so zieht sich das quasi über den gesamten Entwicklungsprozess.
PC-Masterrace
Man sieht sehr gut, dass ein Entwickler nicht mit Absicht Features aus seinem Produkt streicht und ich bezweifel zudem sehr stark, dass diese gerne den Rotstift ansetzen.
Aber das sind zu einem großen Teil auch hausgemachte Probleme. Wenn man so ein ambitioniertes Projekt startet und man am Ende stolz auf seine Arbeit sein will, warum nimmt man sich dann das schwächste Glied der Kette und richtet sich nach dessen Limitierungen? Warum bastelt man danach auf dieser Grundlage meist einen lieblosen PC Port, der bis auf höhere Auflösungen und hier und da ein paar grafische Verbesserungen bietet und meist nicht mal nach dem zweiten Patch vernünftig läuft?
Der PC bietet doch als Spieleplattform viel mehr Leistung. Also warum programmiere ich das jeweilige Spiel nicht auf Grundlage eines guten Gaming-PC’s. Nur so wäre man in der Lage den Rotstift und die Schere erst einmal beiseite zu legen und alle Features zu integrieren die man sich vorgestellt hat.
Im nächsten Schritt könnte man immer noch einzelne Sachen aus dem Spiel entfernen um es auf den Konsolen vernünftig zum Laufen zu bekommen. Oft wird sogar das Argument der Fairness als Hauptgrund vorgeschoben. Aber was soll denn daran fair sein, wenn PC-Spieler für ihr Hobby einen hohen dreistelligen oder auch vierstelligen Geldbetrag für ihren Rechner ausgeben und Konsolenspieler nicht mal die Hälfte davon auf den Tisch legen müssen.
Meiner bescheidenen Meinung nach sollten Entwickler endlich wieder mal den PC als bevorzugte Spieleplattform ansehen und ihre Spiele darauf auslegen. Wir geben viel Geld für unser Hobby aus und verdienen es ein grafisch anspruchsvolleres Endprodukt zu erhalten. So wäre niemand mehr gezwungen, Features zu streichen und sich den Unmut der Fangemeinde auf sich zu ziehen. Konsolenspieler hingegen sparen dafür ne Menge Geld bei der Anschaffung der Konsole, sollten dann aber auch die Abstriche hinsichtlich der Grafik hinnehmen.