Miese Shooter sind eine Plage. Wir alle kennen das Problem, dass wir durch monströs gestaltete Trailer und vollmundige Versprechen angefixt wurden und am Ende kam die große Ernüchterung. Wir haben einmal zwölf Beispiele herausgesucht.
Große Worte ließen nicht immer auch große Taten folgen. Wie oft kam es schon vor, dass wir Zocker mit Sätzen wie „einmaliges Gameplay“, „unfassbare Story“ oder „eine Grafik zum Niederknien“ wie ein Kind mit Bonbons in den Kleinlaster gelockt wurden und im Endeffekt kam nichts dabei heraus, außer einer derben Enttäuschung. Dabei ging es bis dato nicht nur um Indie-Titel, die teils beherzt schwer ins Klo gegriffen haben, sondern große Namen haben dafür gesorgt, dass wir Spiele, auf deren Covern solche Sprüche wie die oben genannten stehen, lieber in den Regalen vergammeln lassen sollten. Wir haben ein Sammelsurium von Reinfällen zusammengestellt, wobei die Reihenfolge aber keinerlei Rolle spielt. Also los geht es mit „Diese Shooter wären besser nicht erschienen…“
Daikatana
Den Anfang der schlechten Shooter macht ein Titel, der aus der Feder von dem mittlerweile geschlossenen Studio Ion Storm stammt und ein recht bekannter Gamedesigner namens John Romero sich immer wieder dafür erfolglos ins Zeug gelegt hat. Die Rede ist von Daikatana. Im Zuge der damaligen Megahits wie Quake und Doom wollte Romero mit Daikatana ebenfalls in die Bresche springen. Leider kam während der Entwicklung die Entwicklung an sich zu kurz. Einige Skandale überschatteten die Produktion. Da ging es um die recht kostspieligen Hobbies von Romero, um seine Freundin, die plötzlich als Leveldesignerin eingestellt wurde, die andauernden Verschiebungen, und die Tatsache, dass ein nicht unerheblicher Teil des Entwicklerteams das Weite suchte, um GoD (Gathering of Developers) zu gründen.
Es gibt tatsächlich Dinge, die einer Entwicklung sehr abträglich sind und dazu zählten in diesem Fall das Speichermanagement und die absolut unterirdische KI, wenn man überhaupt von einer KI sprechen konnte. Als der Titel dann endgültig im April 2000 erschienen ist, spielte er in diesem Spieleuniversum keinerlei Rolle mehr, da in der Zwischenzeit technisch wesentlich bessere Egoshooter auf den Markt kamen und die wirre Story tat dazu ihr Übriges. Wie in aller Welt kann man einen Egoshooter in vier Epochen aufteilen, die…
- im Jahre 2455 in Japan,
- in der mystischen Welt Griechenland 1200 v. Chr.,
- im mittelalterlichen Norwegen (?),
- und in San Francisco im Jahre 2030
spielen? Zeitreisen und die Geschichte mittels schwertechnischer Waffengewalt lösen zu wollen, ist schon affig genug, aber Norwegen?!?! Aus diesen Gründen (und noch ein paar anderen…) war Daikatana ein Reinfall allererster Kajüte und konnte laut Romero zumindest die Herstellungskosten reinholen. Ein schwacher Trost in Anbetracht des vorhergegangenen Tamtams.
Terminator 3: Rise of the Machines
Hacken wir nicht weiter auf Romero und seinen Kompagnons herum, auch andere haben mehr als einen Bock geschossen. Dazu gehören die Macher von Terminator 3: Rise of the Machines, nämlich Black Ops Entertainment und Shiny Entertainment. Ein Schelm ist, wer Böses dabei denkt, aber irgendwie schien der Name damals schon zukunftsweisend zu sein. Mit einer bärenstarken Lizenz wollte man offenbar einfach nur mittels Minimalprinzip das Maximum an Knete herausholen und produzierte einen schlechten Shooter, der an Mittelmaß kaum zu überbieten war. Die Animationen waren lächerlich, die KI strotzte nur so vor Nichtexistenz und die Kollisionsabfragen waren tatsächlich fragwürdig. Schüsse, die einen Gegner folgenlos durchdrangen oder tote Gegner hinter einer intakten Wand, die durch eine Explosion vor (!) der intakten Wand ums virtuelle Leben gekommen sind, hinterließen einen faden Nachgeschmack.
Dabei hätte alles so schön werden können. Man hielt sich weitestgehend an die Filme, auch die Logik war recht gelungen (Plasmawaffen in der Zukunft, normale Schießprügel wie Schrotgewehre und Pistolen in diesem Zeitabschnitt), aber die technische Umsetzung war einfach nur ein gewaltiger Schuss in den Ofen. Statt diesem Titel sollte man sich stets lieber die Filmvorlage ansehen und sich die Qualen des Videospiels ersparen.
Starship Troopers
Wenn wir gerade bei Filmumsetzungen sind, dann erscheint der Titel Starship Troopers ebenfalls auf der Liste. Der intellektuell nicht gerade sehr herausfordernde Film war für Science Fiction-Fans ein willkommener Popcorn-Streifen, nicht mehr und auch nicht weniger. Dann dachte sich die Firma Strangelite Limited, dass man aus dem recht bekannt gewordenen Film einen schicken Shooter zaubern könnte, jedoch stellte sich die Zockergemeinde die Frage, warum genau dieses nicht geschehen ist. Infantiles Geballer, Abwechslung gleich Null und eine Grafik zum Abgewöhnen ließen Starship Troopers keine Chance, sich auch nur irgendwie im Genre zu etablieren.
Wieder einmal wurde eine gute Basis aufgrund einer zugstarken Lizenz dem Erdboden gleich und jeglicher Ansatz eines gelungenen Titels zunichte gemacht. Lediglich der Koop-Modus wusste zumindest ein wenig zu gefallen, konnte aber das Spiel und das Gameplay keinesfalls aus dem recht tristen Dasein herausreißen. Schade um die Thematik, schade um die vertane Zeit und ein weiteres Beispiel für einen schlechten Shooter.
South Park 64
Weiter geht es mit den legendären Reinfällen in der Shooter-Historie und der Satz „Oh, mein Gott! Sie haben Kenny getötet!“ steht nicht nur stellvertretend als Slogan für eine der erfolgreichsten Zeichentrickserien aller Zeiten, sondern auch für ein Desaster in der Shooterwelt. Iguana Entertainment und Apaloosa Interactive haben den First Person-Shooter South Park 64 verbrochen und haben dafür gesorgt, dass nach diesem Machwerk kaum noch Lizenzen an andere Spielehersteller gegangen sind, um die Marke „South Park“ zu schützen. Anders sind die wenigen Spiele rund um Kenny und seine Freunde kaum zu erklären.
Selbst der Produzent und Miterfinder von South Park, Randolph Severn „Trey“ Parker III., stellte fest, dass der Shooter qualitativ weder den damaligen Gepflogenheiten, noch der Qualität der Serie entsprach und machte auch in der Öffentlichkeit keinen Hehl daraus. Dennoch beherrschte South Park 64 eine Paradedisziplin aus dem Effeff: Der Nebel des Todes! Diese ressourcenschonende Variante des Ausblendens von Hintergrundobjekten hat das Spiel drauf wie sonst kaum ein anderes. Aber ob man das als verkaufsförderndes Argument einordnen sollte? Wohl eher nicht. Ein weiteres Beispiel für einen schlechten Shooter? Aber sicherlich!
Jurrassic Park: Trespasser
Was fällt euch denn zum Thema Brüste ein? Genau, Jurrassic Park! Die fragenden Blicke und die daraus resultierenden Fragezeichen sind förmlich greifbar, aber wir sind ganz und gar nicht verrückt. Es geht nämlich um Anne, die nach einem dramatischen Flugzeugabsturz auf der Insel vor den dort hausenden Dinosauriern flüchten muss. Das ist in etwa die komplette Story von Jurrassic Park: Trespasser und die Energieanzeige unserer dekolltiv gut gebauten Protagonistin ist tatsächlich auf den sekundären Geschlechtsmerkmalen platziert und verleitet immer wieder dazu, in den quasi eigenen Ausschnitt zu linsen.
Vielleicht hätte man sich mehr auf die spielerischen Inhalte des Dino-Shooters konzentrieren oder noch mehr nackte Tatsachen einfließen lassen sollen, denn mit gerade einmal 50.000 verkauften Einheiten war Jurrassic Park: Trespasser nicht nur ein unspielbarer Titel, sondern auch ein finanzielles Desaster. Anne konnte aufgrund der total verkorksten Steuerung kaum einen kleinen Gegenstand aufheben, aber anders herum warf sie Stahlträger in der Gegend herum. Na, wenn das nicht realistisch sein soll, was denn dann? Noch ein Indikator für einen schlechten Shooter? Aber hallo!
Lifeforce Tenka
Kommen wir zum letzten Beitrag des ersten Teils von „Diese Shooter wären besser nicht erschienen…“ und da geht es um ein audiotechnisch gut gelungenen schlechten Shooter mit dem brachialen Namen: Lifeforce Tenka. Der Titel klingt gut, die Titelmusik klingt gut, die Soundeffekte klingen gut… Und das war`s. Statt den Titel zu zocken, sollte man sich lieber den Score (das dazugehörige Musikalbum) besorgen, denn das, was Tenka mit dem Sound vorne aufbaut, wird hinten schwerfällig mit dem unförmigen Grafikhintern wieder umgeworfen. Eine schicke Story, die in einem dystopischen Ambiente spielt und dabei tatsächlich fesseln könnte, wird vom Sound mehr als nur gestützt, hat aber keine Chance gegen das grottige Gameplay und die einfach auch für damalige Verhältnisse abartig miese Grafik.
Man verlief sich regelrecht in Labyrinthen, es ruckelte und zuckelte, dass man förmlich Kopfschmerz davon trug und die teils krass verzerrten Texturen zerstörten fast jeden Spielspaß im Nu und somit wurde auch Lifeforce Tenka ein beherzter Griff in die bereits schon einmal erwähnte sanitäre Einrichtung.
Wir sind natürlich noch nicht am Ende, denn es fehlt noch Teil 2 der „zwölf Shooter, die besser nicht erschienen wären…“.
Es steht euch frei, mal eure Favoriten zu erwähnen. Wir sind darauf gespannt…
Teil 2 der üblen Machenschaften…