Mit Sniper Ghost Warrior 3 kehrt die storygetriebene Spielereihe der Entwickler CI Games zurück. Ob sich hinter der hübschen CryEngine auch ein schönes Spiel verbirgt, erfahrt ihr in unserem Test.
Bei Sniper Ghost Warrior 3 werdet ihr als Jon North zusammen mit eurem Bruder Robert nach Georgien geschickt. Ihr seid beide ausgebildete Marines, werdet aber in einem Hinterhalt von einander getrennt. Das ist der Moment, in dem die eigentliche Story des Spiels einsetzt. Zwischendurch gibt es allerdings immer wieder Flashbacks in Form von Render-Szenen in die Vergangenheit, als die Brüder noch wesentlich jünger waren. In der heutigen Zeit werdet ihr hingegen in einen Sumpf aus Freiheitskämpfern, Mossad und Separatisten gezogen, in dem ihr überleben müsst.
Im Verlauf der Geschichte stellt sich aber recht schnell heraus, dass hinter den vermeintlich unabhängig handelnden Separatisten doch wesentlich mehr steckt. Die „Gesellschaft 23“ kristallisiert sich im Laufe des Spiels immer mehr als ein extrem starker und sehr gut ausgerüsteter Gegner heraus. Alles was wir tun hat direkten Einfluss auf die Pläne der Gesellschaft 23, die hinter vielen Gräueltaten auf der ganzen Welt steckt.
Leveldesign und Gameplay
Sniper Ghost Warrior 3 fungiert als Open-World-Shooter. Im Grunde könnt ihr euch also komplett frei durch die Kartenabschnitte bewegen und kleinere Nebenmissionen, die sogenannten Interessen, erledigen. Die gesamte Map ist auf drei einzelne, recht große Gebiete aufgeteilt. Um Hauptmissionen und für die Story wichtige Nebenmissionen zu starten, müsst ihr euch aber in euer Geheimversteck begeben. Nur dort könnt ihr die Missionen über euren Laptop starten. Insgesamt gibt es dabei 26 Haupt- und 16 Nebenmissionen.
Mit der Schnellreisefunktion ist das aber kein Problem, lediglich ein lästiges und eigentlich überflüssiges hin und her. Allerdings bekommt ihr so natürlich die Möglichkeit, Munition und Gadgets aufzufüllen oder neue Waffen freizuschalten. Vor allem in größeren Missionen sollte man am Anfang darauf achten, immer genug Munition und Reparaturkits für die Schalldämpfer mitzunehmen.
Während der Missionen könnt ihr für die drei Skilltrees Sniper, Ghost und Warrior Erfahrungspunkte sammeln. Alle 1000 EP erhaltet ihr einen jeweiligen Skillpunkt. Mit diesen Skillpunkten könnt ihr im Fähigkeitenbaum die Sachen freischalten, die euch wichtig sind. Allerdings fällt schnell auf, dass die Auswahlmöglichkeiten eher beschränkt sind. Nur neun verschiedene Skills könnt ihr pro Skilltree freischalten – also 21 insgesamt. Das ist wahrlich nicht viel und zeigt dem Spieler schnell, dass der Gesamtumfang sicher nicht mit einem Ghost Recon Wildlands mithalten kann.
Mit den einzelnen Freischaltungen des Skilltrees schaltet ihr aber nicht nur verbesserte Fähigkeiten von Jon North frei, sondern auch zusätzliche Inventar-Plätze oder einen weiteren Modul-Slot der Drohne. Die Drohne wird schnell zu einem eurer wichtigsten Begleiter. Sie wirkt anfangs vielleicht ein wenig schwach, aber mit den ersten Upgrades, die ihr bereits recht früh freischaltet, kommen unter anderem nützliche Features wie Nachtsicht.
Insgesamt fällt recht schnell auf, dass Sniper Ghost Warrior 3 Gameplay-Elemente der beiden großen Konkurrenten Sniper Elite und Ghost Recon Wildlands verwendet. Bei einigen Schüssen schickt euch das Spiel zum Beispiel in eine Bullettime-Animation. Das sieht nicht nur ziemlich cool aus, sondern zeigt auch, wo ihr euren Gegner getroffen habt. Mit der Zeit kann dies aber durchaus nervig werden.
Technik
Das Entwickler-Studio CI Games setzt auf eine bewährte und schöne Engine, die CryEngine 3. Diese zeigte zuletzt bei Crysis 3 und Ryse: Son of Rome, was in ihr steckt und gilt nicht ohne Grund als eine der schönsten Engines auf dem derzeitigen Markt.
Allerdings fällt schnell auf, dass viele Objekte lediglich als nicht-physischer Gegenstand in die Welt platziert wurden. Bei den zahlreichen Sträuchern, Büschen und Grasfeldern fällt das sehr schnell negativ auf. Zudem kann das Spiel auch nicht mit anderen aktuellen Titeln mithalten, wenn es um Texturqualität geht.
Wer zudem Gesichter aus Battlefield oder Rise of the Tomb Raider gewohnt ist, der dürfte sich ein paar Jahre in die Vergangenheit zurück versetzt fühlen. Im Grunde hat das Spiel ein abwechslungsreiches und gutes Charakterdesign, vieles machen aber die Gesichter und die schlechten Haare dabei kaputt. Schade eigentlich. In Sachen Detailverliebtheit fehlt dem Spiel, bedingt durch die offene Welt, auch einiges. Während man am Beispiel The Division erkennen kann, wie wichtig es ist, wenn die Räume auch „benutzt“ aussehen, wirken manche der Häuser in Sniper Ghost Warrior 3 beängstigend leer. Auch fallen die häufig auftauchenden, gleichen Objekte wie Kisten oder Lampen dadurch umso mehr auf.
CI Games hat es aber dennoch hinbekommen, die Sterilität der CryEngine 3 ein wenig zu verbergen. Dreck und Rost sind allgegenwärtig und verleihen dem Spiel dadurch einen glaubhaften Touch. Ansonsten sollte man sich bewusst sein, dass das Spiel eben aufgrund der CryEngine ein Hardwaremonster ist. Selbst auf dem PC hat man hohe Ladezeiten im Bereich von einer Minute. Diese Ladezeit kann mitunter noch höher gehen, wenn ihr nicht genug Arbeitsspeicher habt. Nicht ohne Grund werden 16GB empfohlen, zusammen mit einem Intel Core i7. Flüssig läuft das dennoch auch auf hohen Einstellungen ohne Probleme. Ruckler oder lästiges Nachladen der Welt gibt es nicht.
Sound und Sprachausgabe
Geräusche sind auch in diesem Spiel enorm wichtig. Während euch Schrittgeräusche und nicht gedämpfte Schüsse verraten, könnt ihr auf der anderen Seite so auch Feinde entdecken. Außerdem sprechen die Gegner miteinander, was ihr belauschen könnt.
Je nach Geschmack könnt ihr auch den Feindfunk abhören, was wichtige Aufschlüsse über Feindbewegungen geben kann – vor allem wenn ihr gesichtet wurdet oder euer Werk gesichtet wurde. Die Synchronisation der Zwischensequenzen ist ebenfalls gut gelungen. Die Musikauswahl hingegen wirkt etwas spärlich und ist nicht sonderlich abwechslungsreich.
Bugs und Probleme
Leider merkt man an einigen Stellen, dass die Entwickler unter Zeitdruck standen. So kommt es ab und an dazu, dass Gegner viel weiter weg angezeigt werden, als sie es eigentlich sind. Auch kommt es von Zeit zu Zeit dazu, dass man in einem Loch feststeckt und sich nicht mehr bewegen kann. Da hilft nur die Schnellreise – falls man leise genug entkommen konnte und nicht bereits der Granatenbeschuss einsetzen konnte. Zudem erwarten einen hohe Ladezeiten, selbst auf sehr starken PCs. Schwächere Computer und Konsolen müssen mitunter deutlich länger warten, von bis zu fünf Minuten ist die Rede.
Teilweise agiert auch die KI kopflos oder übertrieben stark. So reichen manchmal ein paar Grashalme und ein liegender Jon North aus, um nicht von den Feinden entdeckt zu werden, in anderen Situationen sind selbst die dichtesten Büsche kein Sichtschutz vor euren Gegnern. Außerdem gibt es auch gelegentliche Abstürze des Spiels, was in manchen Missionen überaus ärgerlich ist. Aufgrund der zahlreichen Probleme, an denen CI Games derzeit arbeiten muss, verschiebt sich auch zukünftiger Content. Der Multiplayer-Modus wird daher noch auf sich warten lassen und eine separate Bewertung erfahren.
Fazit
„Trotz all seiner Startschwierigkeiten vermag Sniper Ghost Warrior 3 zu fesseln. Die Story treibt einen immer weiter nach vorne und enthüllt in vier spannenden Akten so manch ein unerwartetes Geheimnis. Auch die Hauptcharaktere tragen mit dazu bei, dass man gerne direkt die nächste Mission startet oder den sympathischen georgischen Rebellen in ihrem Kampf gegen die Separatisten hilft – nicht ganz aus Eigennutz. Sei ein Sniper, sei ein Ghost, sei ein Warrior – dieses Prinzip vermag der dritte Teil der Serie sehr gut einzuhalten und ist damit, mit Abstrichen, zu empfehlen – allerdings eher für Fans der Reihe.
Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack zurück, wenn man mit der Kampagne durch ist. Nach der gamescom 2015, auf der das Spiel uns in der Pre-Alpha gezeigt wurde, hatte ich mich eigentlich auf eine intensive Story in feinster, den PC zum Glühen bringender Grafik erwartet. Davon ist nicht mehr viel übrig, das zeigen manche der unscharfen Texturen und die nicht ganz so perfekte Story. Schade, denn das Spiel könnte so viel mehr.“
„Ich bin zwar bereits mit geringen Erwartungen, dank der Vorgänger, an Sniper Ghost Warrior 3 herangegangen, wurde am „Ende“ aber durchaus noch mehr enttäuscht, als gedacht. Bereits im Prolog verflog mir die Lust am Spiel total. Relativ zu Beginn muss man sich an zwei fressenden Wölfen vorbeischleichen. Dies geschieht exakt zwei Meter von ihnen. Man geht durch mehrere Gebüsche und verursacht Lärm. Das interessiert einen Wolf natürlich nicht. Und der Dialog der beiden Charaktere dabei ist auch super spannend: „Die Wölfe könnten angreifen.“ – „Das werden sie nicht.“ – „Gut.“
Weniger sinnlos hätte es wohl nicht sein können. Dann geht es weiter mit der Steuerung der Drohne via T, die sie ungefähr so schwammig gut steuert wie ein Fahrzeug in Ghost Recon Wildlands. Anweisungen des Tutorials sind dabei auch ähnlich schlecht formuliert. Man soll sich an einen Abgrund bewegen, um das Zweibein zu nutzen, kann dies aber nur an besonderen Stellen tun. Das PNG vom Blut am Boden hat teilweise weiße Ränder. Vieles wirkt nur halbfertig und ohne wirklich viel Liebe dahingeklatscht. Und generell spielt sich SGW3 nicht wie ein eigener Titel, sondern kommt viel mehr als Kopie verschiedener Elemente diverser Titel daher.
Das Sammeln von Rohstoffen wie bei Metal Gear Solid, eine vermeintlich offene Welt, die mehr unnötiges hin- und herlaufen kaum möglich macht und eine Slow-Motion-Cam die, meiner Meinung nach, langweiliger nicht sein könnte. Das einzig Positive, was mir im Kopf geblieben ist, die Vielfalt der Waffen und Modifikationen sowie die hübsche Grafik. Alles in Allem versucht Sniper Ghost Warrior 3 leider viel zu viele Elemente in einem Spiel zu vereinen, in dem es doch eigentlich nur um die Aufgaben eines Scharfschützen gehen sollte. Thema verfehlt.“