Es ist getan. Star Wars Battlefront erblickt das Licht der Welt und wir haben uns einmal aufgemacht, das Endprodukt zu testen. Ist es gut? Ist es schlecht? Welche Seite macht das Rennen?
Wer Star Wars nicht kennt, hat schlicht und einfach nur ein wenig Weltgeschichte vollends verschlafen, wehrt sich gegen jegliche Art von Technik oder hat sich in den Siebzigern des vergangenen Jahrhunderts das Hirn so zugedröhnt, dass es für anspruchsvolle Familienunterhaltung nicht mehr erreichbar ist. Es ging von Anfang an um das Thema „Gut gegen Böse“, „Vater & Sohn“, „Keine Macht dem Volke, aber den Jedis“ und um beinahe vollzogene Inzest. Wer also noch nichts von Star Wars gesehen hat, der hat nun genug Anhaltspunkte und Anreize, sich die sechsteilige Filmografie bis zum 17.12.2015 reinzuziehen, um sich dann im Kino den siebten Teil „Das Erwachen der Macht“ anzuschauen. Währenddessen sind wir Spieler ja gebildete Leute und haben bereits alle Teile mindestens 93 Mal gesehen und sind mit der Thematik durchaus vertraut. Deshalb stürzen wir uns in Star Wars Battlefront, dem neuen Shooter aus dem Hause EA und aus der Feder von DICE.
STORY:
Befassen wir uns mit der Story von Star Wars Battlefront. Die Singleplayerkampagne ist ja im Prinzip immer das berühmte i-Tüpfelchen eines Multiplayershooters, um alle Seiten zufriedenzustellen. Und da kommen wir zu dem dicken Manko von Star Wars Battlefront. Es gibt keine Kampagne. Wie kann man keine Kampagne bei einer so mächtigen Lizenz einbauen? Aber es gibt ein Tutorial, Trainingsmissionen, Schlachten und Surviavalmissionen, die man entweder allein oder mit Hilfe von KIs oder einem Kumpel im Coop bestreiten kann. Das ersetzt zwar keine schicke Kampagne, ist aber immerhin besser als nichts, wenn man sich einmal nicht in ein Mehrspielergetümmel werfen möchte.
„Folge uns in den Canyon, damit wir vor dem gegnerischen Radar geschützt sind…“ sind einige der ersten Worte, wenn man in Star Wars Battlefront die Trainingsmissionen anwirft. Begleitet von dem wohl weltberühmtesten Soundtrack aller Zeiten legen wir einfach mal mit der Trainigsmission „Bettlerschlucht“ los, um in den Multiplayergefechten nicht vollends zu versagen. Es geht um den Umgang mit Flugapparaten, in diesem Fall einem X-Wing, den man je nach Gusto mit Maus und Tastatur oder einem Gamepad fliegen kann. Man soll unter allen Umständen unter dem Radar bleiben, um nicht vom Gegner per Radar entdeckt zu werden. Eigentlich Makulatur, denn es geht nur darum, sich mit der Steuerung und Lenkung vertraut zu machen, aber so ist es halt spannender. Nach den ersten Kurven tauchen plötzlich gegnerische Tie-Fighter und Tie-Bomber auf, die einem nach dem Leben trachten und, wer hatte das gedacht, soll man sich sofort in den Dogfight mit den Fliegern der dunklen Seite begeben. Nach ein paar Runden ist das vorbei und wenn man sich nicht dumm angestellt hat, ist die Mission im Handumdrehen geschafft und man hat die Möglichkeit, das Ding noch einmal zu wiederholen oder sich anderen Missionen hinzugeben.
Zur Auswahl stehen da „Jagd auf Endor“, in der man mit den berühmten Speedern durch den Wald heizt, um dem Gegner den Garaus zu machen, „Überlegenheit“, in der man mit einem AT-ST einen AT-AT begleitet, um gegnerische Soldaten, Y-Wings und diverse andere Feinde zu entsorgen und „Die dunkle Seite“, in der man entweder als Imperator Palpatine oder Darth Vader einen gegnerischen Stützpunkt von feindlichen Lebensformen befreien muss. Hat man sich alle Sterne in diesen Disziplinen verdient, ist man reif für weitere Solo/Coop-Aufgaben oder für die berühmten Multiplayergefechte.
SOLO:
Kommen wir zu den Solo-Aufgaben. Hier hat man die Möglichkeit, entweder eine Schlacht oder ein Heldengefecht auf Hoth, dem frostigen Eisplaneten, auf Tatooine, dem heißen Sandeinod und Heimat von Luke Skywalker, auf dem Ewok-Planeten Endor oder auf Sullust zu bestreiten. Bei der Schlacht geht es darum, allein oder mit einem Partner/Partner-KI gegen seine Feinde in die Schlacht zu ziehen. Jeder Abschuss erzeugt einen Token, der eingesammelt werden muss. Das Team, welches als Erstes 100 Punkte erreicht hat, gewinnt das Match. Dabei kann man Extrapunkte gewinnen, wenn man den Schwierigkeitsgrad anhebt, alle Bergungsobjekte einsammelt oder beispielsweise im Schwierigkeitsgrad „Meister“ den Gegner unter 40 Punkte halten kann. Und das ist schwieriger, als es sich anhört, denn je höher der Grad, desto gefährlicher und dreister werden die Gegner. Genau so verfährt man auch auf den restlichen Planeten und die Missionen sind rein thematisch abgearbeitet. Weiter geht es mit den Survival-Missionen, die ebenfalls in verschiedenen Schwierigkeitsgraden mit Zussatzzielen zu bewältigen sind. 15 Wellen (in der Beta waren es gerade mal sechs…) sind zu bestehen und werden mit der Zeit beileibe nicht einfacher. Aber mit einem Partner macht es doppelt soviel Spaß und bringt extrem viel Laune, wenn man im Wettstreit mit anderen Freunden um die Bestzeiten ist.
Multi:
Jetzt folgt das Glanzstück von Star Wars Battlefront, der Multiplayer-Modus. Hier gibt es die verschiedenen Modi, aus denen man auswählen kann. Dazu zählen Vorherrschaft, Kampfläuferangriff, Jägerstaffel, Gefecht, Droidenalarm, Fracht, Abwurfzone, Heldenjagd und Helden vs. Schurken. Wir werden die Modi nur kurz ansprechen und die Stärken und Schwächen etwas später abhandeln.
- – Vorherrschaft: Vertreibt den Feind in einer gnadenlosen Schlacht von dem Planeten
- – Kampfläuferangriff: Imperiale Kampfläufer gegen Rebellen
- – Jägerstaffel: Luftkampf mit allen bekannten Fluggeräten
- – Gefecht: Besiegt mehr Gegner als das andere Team
- – Droidenalarm: Drei umhermarschierende Droiden, die erobert und gehalten werden müssen.
- – Fracht: Stehlt die Fracht des Gegners, während ihr eure eigene Fracht schützen müsst.
- – Abwurfzone: Erobere mehr Versorgungskapseln als der Gegner.
- – Heldenjagd: Tritt mit einem Helden gegen einen Trupp Gegner an.
- – Helden vs. Schurken: Rundenbasierte Kämpfe mit Mischteams aus Helden und normalen Truppen.
In den Multiplayermodi gibt es viel bekanntes Gameplay, wie etwa Team-Deathmatch, Capture the Flag oder Eroberung, allerdings heißt es hier nur anders und wurde mit etlichen Kleinigkeiten zusätzlich versehen. Gefecht ist beispielsweise Team 1 vs. Team 2. Wer die meisten Kills erreicht, gewinnt. Droidenalarm ist eine Art „Capture the Flag“, bei dem die Droiden die Flagge sind, allerdings dabei auch noch herumlaufen, was dem Ding eine eigene Dynamik verleiht. Bei der Jägerstaffel handelt es sich um ein TDM, allerdings mit Luftkampf, bei dem nahezu alle bekannte Flieger aus dem Star Wars-Universum enthalten sind. Von Tie-Fighter, Bombern, Slave 1, Millenium Falcon, A-Wing, Y-Wing und vielen anderen mehr ist für jeden etwas dabei und es kann munter drauf los geflogen werden. Neu hingegen ist beispielsweise die Heldenjagd. Man sucht sich einen Helden aus und tritt gegen sieben Gegner an. Die versuchen, den Helden zu erledigen und derjenige, der den finalen Treffer landet, wird dann zum Helden und kann Punkte sammeln. Die Mapgrößen unterscheiden sich teils in Größe und Aufmachung. Von den Weiten der Eiswelt Hoth, Endors Dschungel, die Lavalandschaft von Sullust bis hin zu den engen Gängen auf Tatooine ist alles vertreten und man vertreibt sich die Zeit mit bis zu 39 Mitspielern pro Map.
GAMEPLAY:
Kommen wir nun zu den Stärken und Schwächen der einzelnen Modi. Nicht jeder Modus macht jedem Spaß und aus diesem Grunde werden bei Star Wars Battlefront auch einige Spielmodi angeboten.
Das gilt für die Solo-Missionen, wie auch für den Multiplayerpart. Teils sind die Solo-Missionen grandios zu spielen und auf einem hohem Schwierigkeitsgrad sind die Schlachten wirklich nicht einfach, aber wenn man sich die qualitativen Unterschiede einmal anschaut, fragt man sich, warum es teils krasse Diskrepanzen gibt. Nehmen wir „Bettlerschlucht“ und „Jagd auf Endor“. Das Flugverhalten der X-Wings ist grandios, wenn man sich erst einmal ein wenig eingewöhnt hat. Dreht man die Steuerung entsprechend, kann man als passionierter Flieger ohne Probleme durch die engen Schluchten sausen und alles ist gut.
Bei „Jagd auf Endor“ hingegen ist pure Verzeweiflung angesagt. Die Speeder lassen sich dermaßen schwammig steuern, dass man anfangs nur in den Bäumen hängt. Man möchte den berühmten „Speed“-Effekt aus dem Film genießen, wenn die Speeder durch den Wald rasen, aber die Steuerung ist in diesem Modus unter aller Kanone. Dafür sieht der Wald unheimlich klasse aus, ganz ohne Frage. Und so zieht es sich durch fast alle Modi. Die Heldenjagd lässt sich im Prinzip gut spielen, allerdings sind derzeit wenige Spieler in dem Modus unterwegs und die meiste Zeit sucht man auf den weitläufigen Maps mehr, als das man kämpft. Droidenalarm, Fracht und Abwurfzone ähneln sich zu sehr, was das Gameplay angeht, machen aber Spaß. Da muss noch etwas Balancing und ein wenig mehr Abwechslung hinein, damit die Spieler auch am Ball bleiben.
Bei Star Wars Battlefront wurde auf ein Klassensystem an sich verzichtet. Jeder Spieler hat aber die Möglichkeit, seine eigene „Klasse“ zu erstellen. Das geschieht durch die Gimmicks, die nach und nach durch erreichte Punkte und damit verdientes „Geld“ freigeschaltet werden können und mittels der Star Cards kombiniert werden. Jede Star Card kann mit drei Items versehen werden. Dazu zählen Jetpack, Granaten, Snipergewehr, Schutzschild, Raketen, Ionenkanone und diverse andere Extras. Hat man sich für eine Dreierkombo entschieden, können diese Fähigkeiten oder Extras im Kampf genutzt werden, wobei nach der Benutzung eine Cooldown-Zeit benötigt wird, in der das Item wieder „aufgeladen“ wird, um dann wieder aktiviert zu werden. So kann sich jeder seinen eigenen Charakter erstellen und weiterentwickeln, was ein Klassensystem im herkömmlichen Sinne überflüssig macht. Die Helden hingegen sind bereits mit ihren Spezialfähigkeiten ausgerüstet (Blitze, Machtgriff, Schilde, Buffs usw.) und verfügen über mehr Power als die normalen Truppen, werden aber nur in zwei Modi erscheinen (Heldenjagd und Helden vs. Schurken) und in den Maps, wo ein Heldenitem auftaucht, welches man anschließend einsammelt und sich als Held durch die Gefilde schnetzelt oder würgt. Dabei sollte man sich aber darüber im Klaren sein, dass man als Held ein bevorzugtes Ziel von allen wird und ständig unter Feuer steht. Da hat man als normaler Soldat doch etwas mehr Ruhe im Gefecht.
TECHNIK:
Rein technisch ist Star Wars Battlefront bis auf Kleinigkeiten über jede Kritik erhaben. Die Grafik ist atemberaubend, was nicht zuletzt dem Photogrammetrie-Verfahren geschuldet ist.
Dadurch sehen die Texturen einfach toll aus und noch kein Star Wars-Titel hat so genial ausgesehen, wie Star Wars Battlefront. Auch auf technisch schwächeren Geräten macht Star Wars Battlefront auch in niedrigen Auflösungen mit niedrigen Details eine gute Figur und sieht für solche Verhältnisse sehr passabel aus. Wenn man allerdings mit einem Hochleistungsrechner an den Start geht, dann spielt man quasi einen Film, der einfach nur hinreißend aussieht. Für den Sound gilt das Gleiche. Bombastischer Orchesterklang wechselt sich ab mit den weltberühmten Lichtschwert-Herumwirbel-Schleuder-Geräuschen und den Laserschüssen und sorgen so für das geilste Star Wars-Feeling aller Zeiten. Etwas irritierend sind aber die Stimmen der Charaktere. Prinzessin Leia kann man so hinnehmen, wie sie ist, aber Darth Vader klingt schon ein wenig weichgespült. Den Vogel schießt allerdings C3PO ab, der in den Filmen einen recht femininen Eindruck hinterlässt, in Star Wars Battlefront aber eigentlich nur noch Brüste benötigt, um als Droidin durchzugehen. Diese Tatsache ist zwar nicht hinderlich für das Gameplay, aber eingefleischte Fans werden die Augen verdrehen.
Doch kein Battlefield?
Ebenfalls sind die Unterschiede zu Battlefield 4 so groß, dass man beruhigt sein kann, ein eigenständiges Spiel und keinen BF4-Klon auf dem PC zu haben. Alles in allem ein gelungener Shooter, der allerdings ohne die RPG-Elemente der Namensvettern auskommt, was viele Spieler im Vorfeld sehr enttäuschte. Es handelt sich hier halt um einen Shooter und nicht um ein Action-RPG, soviel sollte klar sein. Technisch hat sich in Bezug zur Beta auch einiges getan. Viele Fehler wie das Balancing, die Spawnpunkte und diverse andere Problemchen wurden be- und überarbeitet. Ärgerlich sind allerdings Kleinigkeiten, die es so eigentlich nicht geben dürfte. Beispielsweise kann der Charakter in der Eiswelt Hoth über kleine Hindernisse wie Schneehügelchen nicht hinwegsteigen, man muss drumherum laufen. Oder man kann einen Hügel nicht von links, aber von rechts erklimmen, obwohl die topografischen Begebenheiten absolut identisch sind. Das kann im Zuge der Action, die ein 20 vs. 20-Gefecht ab und zu mal mit sich bringt, sehr hinderlich und ärgerlich sein, wenn man hängt und einen Umweg laufen muss, obwohl es rein vom logischen Standpunkt her absolut möglich sein müsste, genau diesen Weg zu gehen. Vielleicht wird dahingehend noch gepatched, da müssen wir etwas Geduld aufbringen.
Fazit:
Was soll man von Star Wars Battlefront halten? Es sieht toll aus und das Ohr hat ebenfalls seinen Spaß mit dem Titel, aber es fehlt die Abwechslung. Dabei handelt es sich aber um einen subjektiven Eindruck, der sich dennoch festsetzt. Man hat jede Menge Modi, Einzelspielermissionen, Training, aber alles spielt sich auf nur vier Planeten ab. Man hat sich ob der wenigen Möglichkeiten einfach schnell an der Grafik satt gesehen und es kommt einem alles irgendwie ähnlich vor. Toll hingegen sind die Schießereien, bei denen es auch auf Skills im Aiming, Movement und Ortskenntnis ankommt, allerdings gibt es leider wieder das nervige Bunnyhopping. Es wird wie wild durcheinander gerannt und gehüpft und nicht, wie es eigentlich sein sollte, taktisch und klug vorgegangen. Und gerade dieses Herumgerenne und Gehüpfe ist gerade auf den Dschungelmaps sehr verwirrend, weil von überall her plötzlich Gegner erscheinen und die Übersicht flöten geht.
Teamplay ist auf bunt zusammengemischten Servern ein Fremdwort und jeder geht seinen eigenen Pfad, was eigentlich schade ist. Spaßiger wäre es mit Sicherheit, wenn eingespielte Teams mal etwas ernster zur Sache gehen und sich richtigen Dschungelkrieg liefern würden. Das Gampeplay mit dem Star Wars-Background und epische Schlachten könnten geschlagen werden. So bleibt einem einsamen Wolf nur der Weg über das skillbasierte Matchmaking, da der berühmte Serverbrowser bekanntlich fehlt und muss sich allein durchboxen. Ansonsten macht Star Wars Battlefront zumindest auf dem PC eine gute Figur, es macht Spaß und wenn die Kleinigkeiten gepatched und neue Inhalte von DICE nachgeschüttet werden, dann bleibt Star Wars Battlefront auch weiter interessant und noch länger auf den Festplatten.