Letzte Woche nahm ich CoD aufs Korn, dieses Mal ist die Konkurrenz dran. Die Battlefields von heute sind nicht nur durchzogen von Bugs – sie haben auch kaum noch etwas vom ursprünglichen Konzept.
Es dauerte Monate, bis BF4 in einem halbwegs spielbaren Zustand war. Noch immer gibt es zahlreiche Bugs. Dazu soll erst mit den nächsten Patches endlich ein gescheiter Netcode Einzug halten – mehr als anderthalb Jahre nach Release. Und mit Hardline krönt DICE die Entwicklung, die schon mit BF3 begann – die CoDsierung der Serie.
Einstmal hatte Battlefield den Anspruch, groß zu sein. Schlachten zu Fuß und im Fahrzeug, zu Land, zu Wasser und in der Luft. Großartige, zerstörbare Maps. DAS war Battlefield. Doch wie schon erwähnt begann mit dem dritten Teil der Reihe eine Änderung hin zum schnellen, arcadigen Stil eines Call of Duties. Dieser eignet sich hervorragend für Esports, benötigt definitiv auch spielerische Skills – aber es war kein wirkliches Battlefield-Feeling mehr. Der Fokus lag auf einmal mehr auf dem individuellen Spieler als auf dem Team, Squads waren ein Feature ohne Tiefe – auch Battlefield 4 konnte daran nicht viel ändern, die Ansätze der Entwickler gingen in die falsche Richtung. Doch nach einigen Patches kann Battlefield 4 wenigstens erfahrenen Teams so etwas wie taktische Ausrichtung bieten – zumeist unbefriedigend. Wer allein mit fremden Spielern zockt, kann sich den Versuch, im Team zu spielen, direkt sparen – das Game zwingt in keinster Weise zum kooperativen Spiel.
Auch ein anderes Kernfeature der Reihe, die Zerstörung, hat immer mehr abgenommen. Zum Wohle des Gameplays, sagt DICE. So steht der Spieler nur das ein oder andere Mal vor einer Fassade und fragt sich, warum zur Hölle kann ich diese Wand zerstören, aber die daneben und das Fenster darüber bekommen nicht mal einen Kratzer? Es nutzt der Spielererfahrung nicht, es ist eine Einschränkung. Wäre alles zerstörbar, so würden die Maps irgendwann leer sein, sagt DICE, ohne jedes Cover. Das liegt wahrscheinlich daran, dass DICE jedes kaputte Teil verschwinden lässt, anstatt Gebäude dynamisch zerstörbar zu machen. Denn je nachdem, wie so eine Mauer in sich zusammenfällt, würden neue und andere Möglichkeiten der Deckung entstehen. Zu aufwändig? Bei einem 200 Millionen Dollar Produkt sollte man meinen, nein, dann muss man aber wiederum sehen, dass DICE nicht in der Lage zu sein scheint, bei einem 200 Millionen Dollar Produkt jeder Klasse ihr eigenes First-Person-Modell zu geben. Mir wäre das so peinlich. Das machen die schlechtesten aus drei Unityassets zusammengebastelten Comicshooter besser.
Kommen wir zum jüngsten Verbrechen an dem Franchise, Battleschrott Hardline. Rezept zur Entwicklung eines neuen Battlefield Teils: Man nehme Battlefield 4, ändert prinzipiell gar nichts, nur die ein oder andere Textur, macht das ganze etwas schneller und mit Cops statt Soldaten und voilà, eine Battlefield Mod ist erstellt. Pardon, ich meine natürlich, ein komplett neues, eigenständiges Battlefield, dass ihr auf jeden Fall für 60 Euro plus 60 Euro für Premium kaufen müsst! Los!
Beruhigend ist immerhin, dass EA, DICE und Visceral zumindest die Andeutung einer Abreibung von der Community erhalten haben. Hardline wird schneller sterben als eine Robbe im Haifischbecken. Für Battlefield 4 gilt wiederum das gleiche wie für CoD: Solange es an ernsthaften Alternativen mangelt, wird das Game Bestand haben. Mal sehen, inwiefern sich Battlefront da hervortut. Aber einen Ersatz für Battlefield bietet kein Battlefront und auch kein Arma 3, wie viele anfangs hofften. Das traurige ist, das DICE weiterhin Ressourcen in das Spiel pumpt, und immer noch an den falschen Stellen ansetzt. Das wahre Grauen packt mich aber bei der Befürchtung, dass wir 2016 vielleicht wieder ein Battlefield sehen könnten, da EA in der Hinsicht offenbar mehr als geneigt ist, Activision und CoD nachzueifern.
Ich sage, lasst es! Ein anständiger Nachfolger der Reihe sollte frühestens 2018 in den Regalen stehen. Und die Entwickler sollten sich an ihre alten Werte erinnern. Weniger Call of Duty, mehr core Battlefield. Hardline ist leider ein gewaltiger Schritt zurück in der Entwicklung der Battlefield Shooter und macht vieles zunichte, was DICE in den letzten Monaten mit Patches in BF4 repariert hat. Die Zukunft Battlefields stinkt nach Arcade, Haudraufshooter und 64-Mann-Einzelgänger Schlachten. Ein CoD in groß und mit Fahrzeugen, quasi. Und spätestens seit letzter Woche sollte jedem klar sein, dass ich CoD nicht leiden kann. Battlefield droht immer mehr, ein solches zu werden. Und das ist, „warum ich wirklich am Rad drehe!„