Jedes Jahr werden mehr und mehr Spiele erschaffen, gerade Indie-Spiele sprießen nur so hervor – doch sind wir zu hart mit Urteilen über Spiele geworden?
Wie bereits angeschnitten, erscheinen immer mehr Spiele, neue Franchise etablieren sich und Indie-Entwickler landen einen Volltreffer auf dem Videospiel-Markt und verdienen sich somit eine goldene Nase. Doch die, von denen man viel hört, sind nicht die einzigen Entwickler, die es gibt. Es gibt nahezu unendlich viele Spiele, für jeden Geschmack ist etwas dabei und neue Geschmäcker bilden sich eben auch, mit neuen und ungewöhnlichen Genre-Kombinationen. Siehe The Division oder Destiny, die aus einem Shooter ein RPG mit MMO-Elementen machen. Nicht zu selten hat jedoch jeder etwas an Spiel X zu kritisieren – sind wir denn viel zu hart mit den Spielen und ihren Entwicklern geworden?
Nehmt euch Zeit!
Fakt ist, dass sich die jeweiligen Studios oder einzelne Entwickler meisten viel Mühe geben und wahnsinnig viel Zeit, Schweiß und Herzblut in ihre Spiele stecken, was wir in diesem Sinne gar nicht honorieren. Wir sehen das Spiel und bewerten direkt drauf los, was uns nicht gefällt, wo gute Ideen sind und was hätte besser werden können. Viel zu schnell fällt unser Urteil über das Game und viel zu schnell lassen wir es dann in unserer Spielebibliothek oder im Regal versauern. Dabei sollten wir uns stets die Zeit nehmen, das Spiel ausgiebig zu begutachten. Was Anfangs vielleicht noch komisch erscheint, kann sich nach einer gewissen Zeit schon zu einem der Spiele entwickeln, die man immer öfter, häufiger und stundenlang spielen möchte. Eine wirkliche Richtlinie, wie viel Zeit man in ein Spiel stecken sollte, bevor man beurteilt, gibt es selbstverständlich nicht. Ich für meinen Teil habe mir aber eine angeeignet, die der YouTuber Gronkh ebenfalls verfolgt.
Spiele sollten mindestens eine bis anderthalb Stunden gespielt werden, bestenfalls zwei Stunden oder mehr. Erst danach soll man sich eine Meinung bilden, Kritik notieren oder äußern und eine Empfehlung oder eben Nicht-Empfehlung aussprechen. Genug abgeschweift. Sind wir denn wirklich zu hart mit Spielen? Die Antwort lautet schlicht und einfach, ja. Ja, wir sind zu hart mit Spielen. Viel zu selten lassen wir uns einfach fallen und viel zu oft suchen wir den direkten Vergleich zu ähnlichen Spielen um diese dann zu vergleichen. Doch viele Spiele wollen gar nicht verglichen werden und das nicht etwa, weil sie im Vergleich zu Spiel Y schlechter ausfallen, sondern weil sie für sich alleine stehen wollen. Genau nach diesem Prinzip etablieren sich auch neue Franchise. Es gibt schon tausende Shooter-Games, aber doch kommt immer mindestens eines daher, das sich einen Namen machen kann und für sich alleine steht.
Es kommt, wie es kommt
Wir achten viel zu sehr darauf, was wir bekommen, ohne darauf Rücksicht zu nehmen, wie viel Arbeit eigentlich im Hintergrund passiert ist. Bekommen wir ein Spiel vorgesetzt, fangen wir sofort an zu kritisieren. Am häufigsten bei der Grafik. Die Grafik ist schlecht, viel zu schlecht oder sogar sehr bescheiden. Eigentlich sollte der Spielspaß, vorhandene Funktionen, die man nutzen kann, und Story im Vordergrund stehen, sofern Story vorhanden ist. Erinnern wir uns doch mal an Minecraft oder andere Spiele, die auf Pixel, statt auf Fotorealismus setzen. Minecraft nahm man, wie es kam – mit der überaus pixeligen Grafik. Natürlich gibt es mittlerweile HD oder 4K-Grafikpakete, um die Darstellung im Spiel aufzuhübschen. Dennoch wurde Minecraft nicht zu dem, was es ist, weil man an der Grafik genörgelt hat, sondern weil man Mincraft so spielte und so nahm, wie es ist.
Es wäre alles nur halb so wild, würde Kritik auch als solche geäußert werden, oftmals fällt die Wortwahl dann aber doch schon ins vulgäre und persönliche. Natürlich hätte das Spiel besser werden können, hätte man noch eine andere Engine benutzt, auf mehr Details geachtet oder das Spiel noch 2 Jahre länger in der Entwicklung behalten müssen. Aber genau da findet sich auch der Knackpunkt in der heutigen Zeit. Die meisten Entwicklerstudios sind abhängig von Publishern. In der Regel erzielt man mit einem Publisher im Rücken eine viel höhere Reichweite, als ohne. Ausnahmen bestätigen die Regel, siehe The Witcher 3.
Dadurch wird den Entwicklern eine Frist gesetzt, bis wann Spiele fertig sein sollen oder andere Vorgaben wie Genre, Setting oder Ähnlichem. Nicht selten wird der Release zwar auch mal verschoben, dies dient in aller Regel aber dazu, Feinheiten abzustimmen, statt komplett neue Sachen in das Spiel zu implementieren. Siehe Uncharted 4, dies wurde um wenige Wochen verschoben, damit die Entwickler von Naughty Dog nochmal den Feinschliff machen können, ansonsten steht das Spiel. Bei den Publishern steht aber meistens nicht das Wohl der Spieler im Fokus, sondern der Profit. Einen Vergleich gefällig?
Far Cry 4 erschien am 18. November 2014. Etwas mehr als ein Jahr später erschien Far Cry Primal, am 23. Februar bzw. 1. März 2016. Far Cry Primal recycelt dabei einige Features der Vorgänger, um nicht zu sagen so gut wie alle. Auch Teile der Karte vom Vorgänger wurden wiederverwendet. Man hat also das Gefühl, dass man das Spiel schon mindestens ein mal gespielt hat und die Innovation fehlt. Zwischen The Witcher 2 und The Witcher 3 liegen vier Jahre. Vier. Und wir alle wissen, wie erfolgreich das Spiel gewesen ist, welche Einnahmen es brachte und was für einen unglaublichen Umfang das Spiel hat.
Fazit
Einerseits sollten wir uns doch mal mehr Zeit für Spiele nehmen, bevor wir sie bewerten. Andererseits zwingen uns manche Publisher, wirklich mal das Blatt vor’m Mund wegzulassen und zu sagen, wie es ist. Denn Profit ist die eine Sache, uns Spieler zufrieden zu stellen, die andere. Jeder Publisher und jeder Entwickler kann sich ein großes Stück von CD Projekt Red abschneiden. Lasst euch mehr Zeit, und ihr werdet garantiert mehr Geld bekommen. Bietet kostenlose DLCs an und geht auf Wünsche der Community ein. Verkauft kostenpflichtige DLCs mit einem sinnvollen Umfang und einer sinnvollen Erweiterung, steckt Zeit in die Entwicklung dieser Dinge und niemand kommt sich veräppelt vor oder denkt, dass der Profit das wichtigste ist, was ihr habt. Und an alle Spieler, schätzt, was Entwickler programmieren. Es kostet Zeit, viel Schweiß und oftmals auch Nerven.
Wie seht ihr das, werden oftmals die Spiele von den Spielern zu hart bewertet?