In diesem Guide zeigen wir euch, wie man alte Festplatten doch noch zu einer vernünftigen Geschwindigkeit in modernen Setups nutzen kann.
Der eine oder andere hat sich beim Entrümplen der Gaming-Kammer bestimmt schon einmal gefragt, ob man die alten Festplatten nicht noch irgendwie nutzen könnte. Es scheitert meistens aber dann spätestens daran, dass man bemerkt, dass die verdammt langsam sind. Doch muss man sie dringend wegschmeißen?
Nein, muss man nicht, solange sie noch funktionsfähig sind und keinerlei anderer Macken haben, die sie unbrauchbar machen.
Zunächst kommen wir zu unserem Testsystem. Ein FX-6100 auf einem Asus M5A78L-M/USB3 Mainboard mit 8Gb DDR3 Arbeitsspeicher bilden die Grundlage. Alles ist einigermaßen aktuelle Hardware und das Mainboard besitzt SATA III 6GB/s Anschlüsse, wie auch eSATA, doch die sind in diesem Guide nicht weiter von Bedeutung.
Die alten Festplatten sind beide SATA II, wobei die eine 320GB und die andere 500GB groß ist. Beide machen 5000 Umdrehungen die Minute (rpm). In Datenmengen haben beide eine Lese- und Schreiberate von ca. 60MB/s. Vergleicht man diese Werte mit einer SATA III Festplatte ist dies deutlich langsamer. Denn das schafft, wohlbemerkt eine stink normale HDD ohne Flashspeicher etc., ca. 120MB/s bei 7200rpm. Sie ist also doppelt so schnell.
Test: Vorher
Soviel zu den Werten an sich. Wollen wir doch einmal testen, ob sich dies auch in Benutzung bemerkbar macht. Zunächst versuchen wir Musik, Bilder und Videos auf die Festplatten zu spielen. Wie nicht anders zu erwarten sind die alten Festplatten langsamer. Wollen wir etwas davon wiedergeben, fällt auf, dass sich auch die Zugriffszeiten voneinander unterscheiden. Auch beim Starten von Spielen fällt dies auf. Gerade bei neuen Titeln, die viele Daten in den Arbeitsspeicher laden müssen, lädt alles ein bisschen länger. Bei älteren Spielen tritt dieser Effekt auch auf, aber nicht so drastisch.
Aber am anstrengendsten stellt sich das Starten von Windows auf solch einer Festplatte an. Bis man zum Anmeldefenster kommt dauert das bei Windows 10 zwar nur 10 Sekunden länger als bei der SATA III Festplatte, doch dauert das Laden der Anwendungen im Anschluss noch ewig. Während die SATA III Festplatte dann nach maximal 35 Sekunden fertig ist mit allem, was sie zu laden hat und ihre Auslastung heruntergeht, spielt die SATA II Festplatte auch nach drei Minuten noch verrückt mit 100% Auslastung. Es ist kaum möglich irgendein Programm in dieser Zeit zusätzlich zu starten.
Somit kann man als Zwischenfazit festhalten, dass die alten Festplatten nicht nur langsamer, sondern auch kleiner sind. Kaum eine alte Festplatte des Typs SATA II oder älter ist 1TB groß.
Höheren Datendurchsatz erreichen
1987 wurde zum ersten Mal die Lösung für das Geschwindigkeitsproblem vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine redundante Anordnung unabhängiger Festplatten oder auf Englisch Redundant Array of Independet Disks. Wem das ein Begriff ist, der wird wissen, dass es sich hierbei um ein RAID-System handelt. In so einem System werden je nach Level die Daten auf mindestens zwei Festplatten verteilt. Damit kann man eine höhere Geschwindigkeit, mehr Speichervolumen für eine angezeigte Festplatte und eine höhere Datensicherheit erreichen.
Ich möchte hier nicht alle RAID-Level vorstellen, sondern nur einmal kurz auf die eingehen, die die meisten PC-Mainboards unterstützen.
RAID 0
Auch bekannt als Striping, beschleunigt es die Durchsatzrate ohne dabei auf den Speicher der Festplatten zu verzichten.
RAID 1
Spiegelt die Daten, wodurch das Ganze nicht zwingend schneller wird, aber dafür kann eine Festplatte kaputtgehen und die Daten sind nicht verloren.
RAID 5
Benutzt auch Striping, wobei eine Festplatte abzurechnen ist, da immer eine Parität erstellt wird, welche bei Ausfall einer Platte mithilfe der übrigen Daten die verlorenen Daten wiederherstellt. Hierfür werden aber mindestens drei Festplatten benötigt.
Da für dieses How To nur zwei Festplatten zur Verfügung stehen fällt ein RAID 5 weg und da HDDs auch wenn sie schon alt sind, nicht so schnell kaputtgehen, außer sie laufen im Dauerbetrieb, habe ich mich für ein RAID 0 entschieden.
Test: Nachher und Fazit
Also beide Festplatten an einen SATA-Port angeschlossen, der RAID unterstützt und rein ins BIOS.
Dort unter den SATA-Einstellungen kann man die jeweiligen Anschlüsse auf RAID umstellen. Anschließend kommt man in die RAID Konfiguration. Hier wählt man beide Festplatten aus und wählt die Gesamtgröße. Da bei einem RAID immer nur der Speicher der kleinsten Festplatte genutzt werden kann, nehmen wir dessen Größe mal zwei und kommen auf 640GB nutzbaren Speicher.
Anschließend installieren wir auf diesen Platten Windows 10 und gucken mal wie schnell sie jetzt sind.
Diskmark liefert ein Ergebnis von ca. 115MB/s, was in etwa das Ergebnis der SATA III Festplatte ist. Das macht sich auch beim Hochfahren, wie auch beim Kopieren von Dateien bemerkbar.
Somit kann man als Fazit sagen, dass es eine Möglichkeit gibt, alte Festplatten wieder schneller nutzen zu können, der einzige Haken dabei ist, dass man dafür mindestens zwei Festplatten benötigt.