Angesichts des bald anstehenden Releases von Mafia 3 blicken wir einmal auf die beiden Vorgänger und die Geschichte des Franchises zurück.
Die Geschichte von Mafia beginnt nicht erst vor einigen, wenigen Jahren, sondern reicht in etwa zum Anfang der Jahrtausendwende zurück. Aktuell haben wohl einige Spieler nicht nur den aller ersten Ableger des Franchises ins Herz geschlossen und freuen sich schon wie Bolle auf den dritten Ableger, der in wenigen Tagen erscheinen wird. Ein perfekter Moment also, um nochmal auf die Entstehungsgeschichte einer beliebten Reihe im Videospielgeschäft zurückzublicken und aufzuzeigen, durch welchen Zufall es überhaupt einen ersten Ableger gab, denn eigentlich war das Spiel so nicht geplant gewesen.
Mafia gegen GTA 3
Während Rockstar im Oktober des Jahres 2001 GTA 3 veröffentlichte, das der erste dreidimensionale Vertreter des Rockstar-Franchise war, sprengte dieser Titel alle Verkaufsrekorde auf der damals aktuellen PlayStation 2 von Sony. Außerdem wurde Liberty City als einer der denkwürdigsten Schauplätze überhaupt etabliert und Rockstar zementierte ihren Ruf als Meister des Anarcho-Spaßes mit spaßigen Missionen, zahlreichen Beschäftigungen außerhalb der Geschichte, schier unendlich vielen Möglichkeiten, Humor und einer lebendig wirkenden Umgebung. 2K Czech, damals noch unter dem Namen Illusion Softworks bekannt, arbeitete jedoch seit 1998 an einem anderen Ansatz. Es sollte mehr ein Driver-Klon werden, als ein Konkurrent für das große GTA – Codename Gangster.
Unter diesem Codenamen arbeiteten die Tschechen an einem Rennspiel mit Multiplayer und es sollte bereits zwei Jahre später, im Jahr 2000, erscheinen. Als Basis wurde die eigene 3D-Engine verwendet, die bereits beim Spiel Hidden & Dangerous zum Einsatz kam. Leider mussten die Entwickler feststellen, dass diese Technik nicht für Gangster geeignet ist, so musste man auf die LS3D Engine umstellen und verschob daraufhin gleich den Schwerpunkt des Spiels. So wurde der Mehrspielermodus komplett gestrichen und von einem kompletten Rennspiel stellte man auf wenige Rennspieleinlagen um. Dieser Zufall gehört zur Videospielgeschichte, denn so konnte 2002 Mafia: The City of Lost Heaven das Licht unserer wunderbaren Branche erblicken und den Weg in viele Haushalte finden.
Anstatt den Fokus auf die große, offene Spielwelt zu legen, fiel dieser bei Mafia eher auf die spannende Lebensgeschichte. Im ersten Teil durften wir den Weg von Tommy Angelos erleben, der vom Taxifahrer zum Mafioso wurde. Der Verlauf seines Lebens wurde uns in spannenden Rückblenden erzählt – und war für die damalige Zeit schon sehr cineastisch inszeniert. Auf unserem Weg trafen wir interessante Charaktere, überraschende Wendungen und eine glaubwürdige Liebesgeschichte. Der Verzicht auf den Multiplayer kam dem Rest zugute – einzigartige Missionen mit viel Abwechslung, spektakuläre Schießereien oder auch die simplen Botengänge. Auch gibt es Passagen, in denen wir unser Fahrzeug – oder das eines anderen – benutzen müssen um die Aufgabe zu erledigen.
Mafia wusste damals schon mit einem guten Soundtrack, einer guten Story und tollen Charakteren zu überzeugen. Nicht zuletzt deswegen, weil immer wieder Film-Anleihen an Der Pate oder Good Fellas zu finden waren. Das konsequente Ende war wohl für jeden Spieler schockierend. Mafia 2 knüpfte dann acht Jahre am Ende des ersten Teils an.
Mafia 2 – Ein steiniger Weg
Wie bereits angeschnitten, vom ersten zum zweiten Teil vergangen nicht nur virtuell acht Jahre, sondern auch die reale Zeitspanne zwischen den Teilen betrugt acht Jahre. Woran das liegt, wollen wir euch natürlich nicht vorenthalten. Doch, fangen wir von vorne an. Nach dem Release von Mafia schwamm Illusion Softworks in einer Welle voller Erfolg und man musste nicht lange überlegen, bis man über einen Nachfolger nachdachte. Doch zunächst musste – oder wollte – man das Spiel noch auf die Konsolen, Xbox und PlayStation 2, bringen. Die Portierungen wurden 2003 fertiggestellt und schon gingen die Überlegungen zum Nachfolger weiter. Dieser sollte baldmöglichst für die das damalige Top-Trio Xbox, PS2 und PC erscheinen. Um dies zu realisieren griff man auf die Top-Engine der Zeit zurück, die bereits im ersten Teil zum Zug kam: die LS3D Engine.
Ein einziges Problem hatte diese Engine jedoch: Sie war nur für den PC geeignet, nicht für die Konsolen. Da man Mafia 2 jedoch direkt für PC und Konsolen entwickeln und veröffentlichen wollte, kam diese Engine nicht mehr in Frage. Der Konkurrent von Rockstar Games, Grand Theft Auto, basierte hingegen auf der RenderWare Engine. So spielte man bei Illusion Softworks mit dem Gedanken, auch diese zu verwenden und entschied sich für die, noch in der Entwicklung befindliche, vierte Version der Engine von Criterion Software. Der Erfolg dieser sprach für sich, denn Spiele wie GTA 3 oder Burnout waren mit ihr entwickelt worden. So begann man in der zweiten Jahreshälfte 2003 mit der Entwicklung und brachte etwa ein Jahr später bereits eine erste Alpha-Version hervor, in der alle grundlegenden Features wie Schießen, Animationen, 3D-Modelle, Phsyik und eine funktionierende Steuerung integriert waren – auch eine vollwertige Multiplayerunterstützung sollte es geben. Dann folgte jedoch ein Ereignis im August 2004, das das Spiel in Gefahr brachte.
Electronic Arts kaufte Criterion Software für 40 Millionen britische Pfund. Das Studio, das die RenderWare Engine entwickelt hat und dabei war, es zu entwickeln. Das Problem an der ganzen Sache, und das Risiko für Mafia 2? Die Vierte Version der Engine befand sich noch in Entwicklung – und nach der Übernahme durch EA veranlassten die Amerikaner den sofortigen Entwicklungsstop der Engine. So wurde die Entwicklung von Mafia 2 gestoppt und das Studio stand ohne Grafikmotor da. Doch, das sollte nicht das einzige Problem gewesen sein. War das Spiel noch für die Xbox, PS2 und den PC gedacht, kündigte Microsoft die Xbox 360 an – und Sony kurze Zeit später die PlayStation 3. Da es dem AAA-Titel nicht gerecht gewesen wäre, nicht für die Top-Konsolen zu erscheinen, traf man eine schwere aber gleichzeitig wichtige Entscheidung und entschied sich, eine neue Engine zu suchen. Das Resultat: Der Titel muss um mehrere Jahre verschoben werden und es muss bei Null begonnen werden.
Um dem ersten Problem entgegenzuwirken, legte man sich bei Illusion Softworks fest und wollte erneut auf eine fertige Engine zurückgreifen. Der wohl spannendste Kandidat war die Unreal Engine 3. Da der Fokus jedoch darauf lag, das Spiel für die Konsolen und den PC gleichzeitig zu entwickeln, schied die Unreal Engine aus – es war noch nicht sicher, ob es dieser Grafikmotor es auf die PlayStation 3 schafft. Die Wahl fiel also auf die aufwendigere Option und man entwickelte eine eigene Engine. Die Illusion Engine. 2006 stand man also wieder am Anfang. Drei Jahre nach dem eigentlichen Start der Produktion. Die Spiele mussten zudem aufwendiger sein, sodass man das Team aufstocken musste. Der Fokus lag auch klar auf der Illusion Engine, so existierte Mafia 2 lange Zeit nur auf dem Papier.
2007 war es soweit, die PlayStation 3 erschien und man konnte erste Schritte unternehmen. Ende des Jahres waren dann erste Gameplaytests an der Reihe und Anfang 2008 konnte Publisher Take-Two dem zweiten Teil viel Positives abgewinnen und entschied sich dazu, das Studio Illusion Softworks zu kaufen. Damit einhergehend: Die Eingliederung in die 2K-Familie und somit die Umbenennung in 2K Czech. Ein großer Vorteil für das Studio, denn fortan war man finanziell unabhängig der eigenen Produkte und konnte auf Kompetenzen der ganzen 2K-Games-Gruppe zurückgreifen. Der Publisher hielt viel vom Spiel und so setzte man diverse Experten von anderen Entwicklerteams an das Projekt. Beispielsweise kamen ein paar Designer von Bioshock, der Produzent der Ghost Recon-Spiele und der Lead Designer der Splinter Cell-Reihe nach Tschechien, um das Team zu unterstützen.
Eine erste Spielversion war dann noch 2008 abgeschlossen, in der die grundlegenden Spielmechaniken eingefügt wurden. Das Team wuchs auf 150 Leute an – damit aber auch die Probleme. Doch man stellte sich den Problemen der Entwicklung und so wuchs auch das Interesse von Spielern und Presse von Monat zu Monat. Um das Spiel 2010 auf den Markt zu bringen, wurden zahlreiche Features gekürzt, so die Nahkampfwaffen oder drei, der vier vorgesehenen Enden. So fiel der Fokus aber auf die Optimierung von anderen Features, zum Beispiel die mitreißende Geschichte oder die fesselnde Inszenierung. Mit der letzten Entwicklungsphase begann auch der Endspurt. Zahlreiche Tester suchten nach Fehlern, ungefähr 60.000 Bugs wurden entfernt und so konnten Test-Muster an Microsoft und Sony verteilt werden, ehe Ende August 2010 das Spiel erschien.
Mafia 3
Nun sind also wieder sechs Jahre vergangen, ehe es einen neuen Ableger der Serie gibt. Mafia 3 wird nicht von 2k Czech entwickelt, sondern von Hangar 13. Die Schöpfer des Franchises helfen dennoch bei der Entwicklung, beispielsweise bei der Grafikengine oder dem Media Design, sprich der Inszenierung, bei Zwischensequenzen und Dialogen sowie bei den Nebenmissionen. Kopf des neuen Studios ist Haden Blackman, ein renommierter Bekannter der Industrie, denn er begann seine Karriere als Weiter bei LucasArts und wurde mit zwei Preisen ausgestattet, eines für The Force Unleashed und für einen Comic-Band für die New York Times, der sich zum Bestseller mauserte. Man darf also gespannt sein, wie Mafia 3 wird, wenn solch ein renommierter Kopf hinter dem Titel steht, wenn Mafia 3 am 7. Oktober 2016 für PlayStation 4, Xbox One und den PC erscheinen wird.