Mafia 3. Einfach ein Neuaufguss mit aufgemotzter Grafik und noch mehr Open World-Gehabe? Mitnichten! 2K und Hangar 13 gehen einen schweren Weg und legen die Mafia-Serie komplett neu auf.
1968 war ein krasses Jahr. Der Vietnamkrieg war in vollem Gange, die Hippiebewegung rauchte vor sich hin und der Verfasser dieser Zeilen ward geboren. Insgesamt also ein tolles Jahr. Außer für Lincoln Clay. Eine schwarze Waise aus New Orleans wurde in den Vietnamkrieg einberufen und kehrte ins seine Heimatstadt zurück. Die Rassengesetze greifen noch voll, Schwarzen war es teils nicht erlaubt, einen Bus zu benutzen, geschweige denn mit Weißen zusammen. La Cosa Nostra, die Mafia mit meist sizilianischen Wurzeln ist an der Macht und hat die Black Mafia nahezu auslöscht. Es beginnt die Karriere von Lincoln Clay, dem brettharten Gangster aus den Reihen der Black Mafia.
Ja, der kleine Sonnenschein Lincoln ist schon mit allen Wassern gewaschen. Vorbei die Zeiten von elegant gekleideten Mafiosi, die meist heimlich aus dem Hintergrund agieren und dem Mob die Aufgaben überlassen, um selbst die Kohle zu kassieren und immer mehr an Macht zu gewinnen. Der gute Herr Clay macht sich selbst die Hände schmutzig. Mal packt er sich einen Gegner, wirft ihn zu Boden und rammt ein scharfgeschliffenes Küchenutensil mit beeindruckender Power hinein oder fesselt einen anderen „Mitstreiter“ und entsorgt ihn elegant im Sumpf, wo schon hungrige Alligatoren auf ihr nächtes Festmahl warten. Krass wird es, wenn Lincoln dem Gegner hemmungslos eine Pistole an die Schläfe hält und abdrückt, als wenn es nichts wäre.
Vorher muss er natürlich dafür sorgen, dass er nicht in Unterzahl gerät. Durch die geschickte Nutzung von Deckung und dem Entsorgen der Gegner der Reihe nach kann man sich mehr oder minder schadlos halten und im Spielverlauf weiter voranschreiten. Die Bewegungen wirken momentan noch nicht final. Die Charaktere laufen etwas hölzern in der Gegend herum, aber es handelt sich ja hier noch um eine recht frühe Version, also können wir möglicherweise auf noch schönere Animationen hoffen. Ansonsten sehen die Models schon recht ordentlich aus. Auf den Straßen herrscht reges Treiben und viele verschiedene Menschen, ob schwarz oder weiß, laufen herum in den verschiedenste Formen, Größen und Klamotten.
Wie oben schon erwähnt, spielt Mafia 3 in dem New Orleans aus dem Jahre 1968 und man kann sagen, das Hangar 13 das Flair der Südstaatenmetropole wirklich gut eingefangen hat. Viele kleine Geschäfte, geschmückt mit bunten Lampen, den berühmten Sonnendächern und der typischen Werbung in den Fenstern machen schon viel her. Auch die Clubs sehen grandios aus. Stilecht möbliert, zumindest so lange keine Schießereien stattfinden, welche das Mobilar auf beeindruckende Art und Weise zerlegen. New Orleans sieht bei Sonnenschein schon toll aus und macht Hunger auf Urlaub, aber erst im Regen kommt der Flair der Blues-City erst richtig zum Vorschein und eine gewisse Melancholie macht sich breit. Das wird eines der Highlight von Mafia 3 sein.
Zu guter Letzt haben wir noch die Fahrzeuge. Autofreaks wird das Herz aufgehen, wenn die weltberühmen Musclecars durch die Straßen cruisen oder mit der Urgewalt von mehreren Hundert Pferdestärkern einen Powerslide auf den Asphalt legen. Brüllende V8-Motoren lassen einen PS-Fanatiker die Haare hochstehen und eine Gänsehaut erzeugen. Es ist alles dabei, was Rang und Namen hat: Dodge Charger (bekannt als General Lee aus den „Duke“-Filmen und Serien), Ford Mustang oder der legendäre Pontiac GTO. Die Karren sehen verdammt gut aus, haben aber noch ein paar kleine Schwächen im Fahrverhalten. Die Autos verhalten sich ein wenig sehr schwammig und schwanken mehr als ein Wasserbett in einem Pornofilm. Aber wie schon erwähnt: Es ist noch nicht aller Tage Abend und auch dafür gibt es noch genug Zeit, solche Problemchen zu korrigieren. Ein etwas größeres Ding ist allerdings die Glaubwürdigkeit der Fahrzeuge. Aussehen toll, Fahrverhalten verbesserungswürdig, aber wenn man volles Rohr ein Auto rammt, dann darf nicht nur das Gegnerauto Schaden nehmen, sondern bitte auch der eigene Wagen und das nicht nur kosmetisch. Nichts ist alberner, als wenn man mit einem GTO einen Strassenkreuzer umwirft, der dann noch explodiert und die eigene Karre hat nicht einmal einen Kratzer.
Ansonsten ist kaum noch etwas zu erwähnen, was von monumentaler Bedeutung wäre. Das Gameplay ist im Gegensatz zu Mafia 2 viel, sagen wir mal, robuster geworden. Lincoln geht brachialer zur Sache als alle Mafiosi zuvor. Wenn es haarig wird, dann kann er drei Freunde anrufen, die ihm dann helfend unter die Arme greifen. Unser alter Bekannter Vito Scaletta schickt dann einen Sniper, Burke schmiert die Cops, damit die hin und wieder mal wegsehen, während Lincoln seinen „Geschäften“ nachgeht oder Cassandra schickt ein paar Bodyguards, die ins Geschehen eingreifen. Alles in allem eine runde Sache. Wenn dann noch das Open World-Szenario endlicht greift und alle Häuser begehbar sein würden, die Moddingszene genauso fleissig wie jetzt arbeiten würde, dann hätten wir noch mehr Spaß. Hoffen wir mal das Beste und denkt immer daran:
Ruhm hat eine Halbwertzeit von fünfzehn Minuten, Schande allerdings sehr viel länger!