Take Two hatte vor Kurzem über BioShock und Ken Levine gesprochen und dabei erwähnt, dass es sich bei der Spielreihe um einen permanentes Franchise handelt. Doch wie könnte ein BioShock der Zukunft aussehen?
Mit BioShock Infinite hatte Irrational Games fast ein Jahr vor seiner Schließung noch einen Erfolg gelandet. Seit dem Aus Anfang 2014 war man bisher davon ausgegangen, dass auch das Franchise sein Ende haben wird. Erst Take Two CEO Zelnick ließ die Hoffnungen wieder aufleben, als er Bioshock als „permanentes Franchise“ bezeichnete. Es wird also weitergehen. Aber wann und vor allen Dingen wohin, wenn man einmal an das Ende von BioShock Infinite denkt? Stellen wir einmal Spekulationen auf und denken an die vergangenen Titel zurück. Oder mit anderen Worten: Vorsicht, Spoiler-Alarm!
Was bisher geschah
Ich habe alle drei Ableger des Franchises gespielt und gelebt. Von der ersten Szene während unseres Flugzeugabsturzes in BioShock bishin zum brachialen Ende von BioShock Infinite. Alle Titel zeichnen sich durch etwas Besonderes aus: Sie haben eine super Story aufgebaut, die auch ordentlich mit Plot Twists gefüllt wurde. Wer hat schließlich nicht schockiert auf seinen Bildschirm gestarrt, als man den Sinn von „Wärst du so freundlich“ verstanden hatte? Und wer war nicht umso mehr überrascht darüber, diese Worte auch in Infinite wiederzuhören? Irrational Games hatte damit perfekte Parallelen zu den Vorgänger-Titeln geschaffen und mich bis zur letzten Minute sprachlos gemacht.
Das Ende von Infinite war für viele nicht von vorneherein verständlich gewesen. Wir waren Jack in BioShock, Delta in BioShock 2 und gleich zwei Personen in Bioshock Infinite: Comstock und Booker DeWitt. Mittels zahlreicher Paralleluniversen hatten sich die Geschichten alle irgendwo miteinander vermischt, sodass wir immer wen anders und trotzdem ein und dieselbe Person gespielt haben. Googlet man heute nach einer Erklärung für die Geschehnisse, die in den letzten zwanzig Minuten des Hauptspiels von BioShock Infinite stattfanden, stößt man auf mehrere unterschiedliche Ansätze. Dadurch, dass das Spiel vielmehr neue Fragen aufwirft als sie zu beantworten, schafft es nicht nur einen großen Raum an Interpretationsfreiheit, sondern auch Räume, wo potenzielle neue Geschichten entstehen können. So etwas hat ein Entwickler bisher eher selten geschafft. Hut ab!
Gibt es Potenzial?
Nach BioShock waren die Erwartungen an den nächsten Ableger relativ weit nach oben gesetzt. So ein Plot Twist muss zunächst noch einmal wiederholt werden und mindestens genauso überraschend kommen, wie in BioShock. Mich selbst hat der zweite Ableger allerdings längst nicht so stark mitgenommen wie der erste Teil. Waren das Setting und die Story etwa schon so weit ausgeschöpft, dass man gar nicht erst weiterentwickeln sollte?
Dann kam aber BioShock Infinite auf den Markt und mein Fan-Herz konnte nicht anders als seine Hände danach auszustrecken. Es gab ein neues Setting, einen neuen Protagonisten und natürlich auch eine neue Story. Der frische Wind tat gut und man musste sich auch erst einmal daran gewöhnen, nicht mehr unter Wasser, sondern weit oben über den Wolken zu sein. Parallelen hatte es, wie bereits erwähnt, aber trotzdem gegeben: Statt Big Dadys begegneten wir den Handymen. Zwar gab es keine Little Sister mehr, aber dafür hatten wir mit Elizabeth eine ständige Begleiterin an unserer Seite. Andrew Ryan war der eigentliche Herr über Rapture und Comstock regierte nun hier in Columbia. Oh und dann wäre da natürlich auch noch der Songbird.
Das Ende von BioShock Infinite war atemberaubend. Es ging sogar wieder zurück nach Rapture und genau diesen Moment werde ich nie wieder vergessen, weil ich dabei eine unheimlich große Gänsehaut hatte. Wir waren wieder zurück. Oh, yes, es ging weiter.
BioShock Infinite hatte somit wieder alles gut gemacht und kann bis heute meiner Meinung nach ziemlich gut mit dem ersten Titel mithalten. Es war also doch noch nicht alles ausgeschöpft. Es gab trotzdem Potenzial. Gerade bei den ganzen Paralleluniversen wird das Potenzial umso höher. Theoretisch könnte die nächste Story sich überall abspielen, denn als Standard-Erklärung könnte immer „Parallele Welten“ hinhalten. Das bietet durchaus einen großen Spielraum, kann auf Dauer allerdings auch ziemlich schnell langweilig werden. Das Potenzial muss also sinnvoll eingesetzt werden.
Mögliche Szenarien
Um sich ein mögliches neues Szenarium zusammenzuspinnen, braucht man lediglich nur zu überlegen, wie die einzelnen Ableger geendet haben. Dabei bilden vor allem die schlechten Enden wunderbare Vorlagen für neue Geschichten. Was zum Beispiel passiert mit den Splicern, die im ersten Titel an die Oberfläche gelangen und die Menschen töten? Und wo sind wir da? Stellen wir uns gegen sie und versuchen, alles weder gerade zu biegen oder entpuppen wir uns vielleicht sogar als deren Anführer? Das Setting würde somit erstmals auf der „normalen“ Erdoberfläche sein. Vielleicht pickt man sich einfach irgendeinen Ort heraus und lässt ihn in eine Splicer-Stadt umgestalten?
BioShock 2 endet damit, dass wir gemeinsam mit unserer geretteten Tochter Eleanore an die Wasseroberfläche gelangen. In zwei der drei möglichen Szenarien sterben wir als Delta und unsere Tochter verpasst uns eine Spritze, damit unser Geist in sie wandern kann und wir ihr bei allem, was sie vorhat, zusehen können. Was macht Eleanore eigentlich, als sie die Welt erblickt? Führt sie ein normales Leben oder ist sie so von Selbsthass zerfressen, dass sie alles ins Chaos stürzen möchte? Und wer kann dann etwas unternehmen, um sie aufzuhalten?
Schaut man sich Eleanore ein wenig an, fällt ein kleinen wenig auf, dass sie Ähnlichkeiten mit Elizabeth hat. Zumindest erinnert sie uns an das Lamm aus dem dritten Ableger. Wie wäre es also mit einer Kombination? In der Rolle von Comstock könnten wir sie aufhalten und sie dann mit uns nach Columbia nehmen. Gut, eigentlich würde das so nicht ganz hinhauen, da Elizabeth eigentlich die Tochter von Booker ist und sie damals als Baby entführt wurde. Die tausend Parallelwelten würden das Ganze allerdings ziemlich schnell legitimieren können.
BioShock war schon immer ein Franchise, das Ungerechtigkeiten aufgezeigt hat und dabei auch hin und wieder gerne das Thema Krieg aufgegriffen hat. Kein Wunder also, dass der Song „Beast“ mit seiner Zeile „Stand tall for the beast of America“ von Nico Vega als damaliges Lied im Infinite-Trailer mehr als nur gut gepasst hat. Wie wäre es da eigentlich, wenn man den 2. Weltkrieg mit Adolf Hitler als Thema nehmen würde? So unwahrscheinlich mag das gar nicht sein, da Andrew Ryan gebürtiger Europäer ist. Vielleicht hatten sich die beiden Männer in einem alternativen Universum zusammengesetzt und überlegt, wie man das Adam als Kriegswaffe verwenden kann? Wie würde die Welt da aussehen? Oh, und bevor ich es vergesse zu erwähnen: Ich will die Lutece-Zwillinge wiedersehen!
Man sieht, dass BioShock durch seine unterschiedlichen Enden selbst schon genug Fragen aufwirft, die in weiteren Ablegern beantwortet werden könnten. Trotzdem ist immer noch zusätzlich Platz dafür da, um sich andere davon unabhängige Szenarien zu überlegen. Wenn Take-Two es schafft, eine neue Story in einem neuen Setting aufzubauen und dabei auch noch einen ordentlichen Plot Twist hat, dann dürfte einem guten Titel nichts mehr im Wege stehen.
Wie stellt ihr euch den nächsten BioShock-Ableger vor?