Rockstar Games verbietet die Entwicklung an dem Mod-Tool OpenIV. Damit tun sie sich selbst nichts Gutes und ernten einen verdienten Shitstorm.
Wenn ich bisher an Rockstar dachte, dann kam mir der Gedanke einer spielerfreundlichen Entwicklerschmiede in den Sinn, ein Entwickler, der noch auf seine Fans hört und Qualität statt Quantität abliefert. Vieles davon mag auch immer noch stimmen, trotzdem ist scheinbar besonders aus Rockstar mehr ein Kalkül an Firma geworden, statt der sonst so Fan-gesteuerten Entwicklerfirma. Das ist durchaus in Teilen auch nachvollziehbar, denn auch sie wollen am Ende einen möglichst hohen Umsatz erzielen, um neue Projekte zu fördern.
Am besten lässt sich das am aktuellen Grand Theft Auto Ableger erkennen, welcher im Jahre 2013 erschienen ist. Vorbestellt habe ich es mir es in der Collectors Edition, sobald es möglich war. Wie aus dem vorherigen Teil bekannt, dachte ich, dass auch dieses Mal noch ein Singleplayer-DLC erscheint, der eine neue Geschichte in Liberty City erzählt. Potential und Möglichkeiten gäbe es. Aber Rockstar schert sich relativ wenig um die Singleplayer-Spieler. Es folgt ein Update nach dem nächsten für den Online-Modus, und noch eines, und noch eines. Ich habe letztes Jahr die Hoffnung nach einem kleinen „The Ballad of Gay Tony 2“ aufgegeben, oder einer Weitererzählung von Nikos Geschichte (Man weiß ja nie) – Hach, wäre das schön geworden.
Spielerschwund und Cheater-Probleme
Genug der Tagträumerei, die Realität sieht doch so aus: GTA: Online verliert massiv an Spielern, die Server waren nie das Gelbe vom Ei. Und ich habe in noch keinem Spiel eine so schlechte Anti-Cheat Protection kennenlernen dürfen, wie bei Rockstars Titel. Und das sage ich als ehemaliger Combat Arms Spieler, wo es Zeiten gab, da haben sich die Cheater wie in The Division über zu viele Cheater aufgeregt. Mit mickrigen 425.000 GTA-$ versucht man dann, die Spieler zurückzuholen, was vielleicht die nicht so aktiven Mitspieler zurückholt. Ich will niemanden was unterstellen, aber der Preis für 400.000.000 GTA-$ liegt z.Z. bei knapp 5 €, gebannt wirst du nur in einem Ausnahmefall. Dazu gleich dein Level pushen lassen für 3 € oben drauf, einen GTA V Account kriegt man sowieso für wenig Geld im Internet, sollte doch die Ban-Wave zuschlagen.
Sind es nicht Leute, die sowieso viel zu viel Geld im Spiel über Dritte erkauft haben, dann die Modder, die einem den Rest des Spielens online versauen. Modder ist aber der falsche Begriff, denn Modder sind die guten, die im Singleplayer für mehr Spielspaß sorgen – Cheater ist der richtige Begriff. Und ich habe noch nie eine so unfreundliche Cheater-Community in einem Spiel kennengelernt und dazu auch noch so „abgefuckte“ Cheats, die dir nicht nur einen Vorteil erbringen, nein, sie zerstören alles in der Lobby. Einfach alles. Belehrt mich eines besseren, wenn es irgendwo schlimmer ist.
Das Problem existiert seit vier Jahren, es ist nicht besser, sondern schlimmer geworden. Rockstar scheint sich wenig Mühe zu geben, an einer gescheiten Anti-Cheat-Protection zu arbeiten. Dabei gibt es gute Alternativen, wie battleEye oder EasyAntiCheat, die zumindest den Kleinkram gut rausfiltern können. Keine Protection ist zu 100 % sicher, aber jeder, der etwas Ahnung vom Cheat-Programmieren hat, der kriegt auch einen GTA: Online Cheat hin.
Sogar das Anwaltsschreiben war voller Fehler!
Immerhin, dafür bekommen wir ständig neue Updates. Ich persönlich verfolge das Geschehen rund um GTA: Online kein bisschen mehr. Nach gut 500 Spielstunden ist die Luft raus, die letzten 300 Spielstunden hat GTA V dank der Modifikationen verdient, die, für den Singleplayer. Die Community rund um die Mods erschaffen unglaublich viel Neues, womit es wieder einen Sinn gibt, das Spiel zu starten, und nur dank der Mods, die mich zurück ins Spiel riefen, habe ich auch mal wieder den Online-Modus gestartet. Also hat Rockstar dank der Modding-Community zumindest mich wieder und wieder mal als Spieler zurückgewinnen dürfen.
Bis jetzt: Denn Rockstar und Publisher Take Two haben nun entschlossen, der wohl wichtigsten App den Hahn zuzudrehen, OpenIV. Das Team hinter OpenIV, das uns immer mit den besten Mods und einer Vielzahl an Möglichkeiten bediente, darf nun das Programm nicht weiter anbieten und nahm es vom Netz, beziehungsweise ist in jegliche Weiterentwicklung untersagt worden. Wer nicht weiß, was OpenIV ist, hier eine kurze Erklärung: Mit diesem Programm wurden die Dateien mit einem Key entschlüsselt, wodurch man diese bearbeiten und ersetzen kann. Das geht von optischen bis hin zu spielerischen Änderungen im Gameplay. Dabei war es dir zwar möglich, auch den Online-Modus zu starten, jedoch erkannte Rockstar natürlich veränderte Dateien, wodurch man einen sofortigen Ban bekäme. Wohlgemerkt anders als bei Hacks, die diese Protection umgehen können und tun. Script-Mods und dessen benötigter Hook blockt sofort, sollte man mit Mods versuchen, den Online-Modus zu starten.
Zumindest hat sich das OpenIV-Team stets an die Gesetze gehalten und immer dafür gesorgt, dass ihr Programm nur für den Singleplayer genutzt wird. Doch wie GooD-NTS, der leitende Entwickler des Projektes, in dem GTA-Forum bekannt gab, haben sie bereits am 19. Mai eine E-Mail von Take Two Interactive aus den USA erhalten. In dieser wurde von ihnen verlangt, sofort alle Arbeiten an OpenIV und der Mod „Liberty City in GTAV“ einzustellen. Da sich GooD-NTS sicher war, gegen keine der geltenden Gesetze in seinem Land verstoßen zu haben, er kommt aus Russland, verlangte er eine genaue Auflistung seiner Gesetzesverstöße. Dieser Brief folgte dann am 5. Juni von einer Anwaltskanzlei aus Russland, die für Take Two arbeiten.
GooD-NTS erklärt im Forum, dass nicht mal der Brief korrigiert wurde und ohne Ende grammatikalische und technische Fehler aufweist. Dennoch habe man sich dagegen entschieden, vor Gericht zu gehen, da ein Prozess zu viel Zeit und Geld kosten würde, und am Ende vielleicht sogar verloren ginge. Diese Zeit und diesen Stress kann das Team nicht auf sich nehmen, so gerne sie auch erneut bewiesen hätten, dass Modding fair und in Sinne aller Gesetze geschieht.
Rockstar schlägt die gesamte Community mit der Faust
Deshalb folgte am 14. Juni die Entscheidung, sofort jegliche Entwicklung und Unterstützung an OpenIV zu beenden. Und damit schlägt Rockstar und Take Two der gesamten Community mit der Faust, angelegt ist ein Schlagring, in die Fresse. Der Verlust von OpenIV, zumindest vorzeitig, ist für alle Modder und Mod-Nutzer ein herber Verlust und Rockstar erntet zurzeit zurecht einen massiven Shitstorm auf allen Kanälen. Es ging sogar eine Petition live, die dafür sorgen will, dass das Projekt „OpenIV“, welches für viele, viele Jahre das Modding so grundlegend verändert hat in Grand Theft Auto, wieder entwickelt werden darf – Bisher haben über 11.000 Spieler ihre Unterstützung gezeigt. Ihr könnt die Petition hier unterschreiben.
Aber auch für Rockstar ist der Gegenschlag an die Modding-Community, die niemanden, und zwar wirklich niemanden etwas tut, nicht nur für das Image nicht besonders gut, sondern auch für abertausende Modder, die OpenIV nutzen und dadurch regelmäßig in das Spiel zurückkehren, also ein Schuss in das eigene Knie. Dass sie diesen Kurs eingehen, war fast offensichtlich, nachdem sie „aus Konkurrenzängsten“ die Red Dead Redemption 2 Map-Mod verboten. Während ein Bethesda zumindest erkannt hat, wie wichtig die Community für ein Singleplayer-Spiel ist und oft alleine deswegen das Spiel gekauft wird, noch viele späte Jahre nach dem Release, scheint Rockstar diese Erkenntnis verloren oder nie wirklich gehabt zu haben. Zugegeben, der Creation Club ist auch nicht das Wahre – Aber wenigstens wollen sie Modder unterstützen!
Das ist besonders deswegen traurig, da Rockstar vor allem früher viele Videos von YouTubern wie Yeardley Diamond unterstützt und supported hat. Videos, die nur dank der Modding-Community entstehen konnten. Dann bekunden sie Beileid zu dem Tod von YouTuber Yeardley Diamond, der viel zu früh von uns gegangen war, nur um später die Arbeit, die er vor allem dank des OpenIV-Teams erreichen konnte, in den Dreck zu ziehen. Das mag etwas heftig klingen, aber andere Worte finde ich für diese Tatsache nicht.
Man kann nur noch hoffen, dass die Verantwortlichen bei Rockstar schnellstmöglich mit Take Two ein Gespräch aufsuchen, um OpenIV wieder zu erlauben. Ich frage mich sowieso, warum man sich nicht erst mit GooD-NTS zusammensetzen kann, sollte man irgendwelche Probleme an so einem Mod-Tool haben. Immerhin sorgen sie dafür, dass der von Rockstar komplett vernachlässigte Singleplayer noch irgendwo an Beachtung geschenkt bekommt. Nostalrius und Blizzard haben sich auch zusammengesetzt, was zwar am Ende leider zu keiner Einigung führte, aber wenigstens wurde es versucht.
Heute schmeiß ich das Spiel von der Platte – Verschwendung von Speicherplatz.