Es ist eine staubige Welt, in die wir geworfen werden. Sand, überall nur Sand, soweit das Auge reicht. Die Welt war nicht immer so, aber die Welt von Mad Max ist dank der Menschheit eine raue und extrem unwirtliche geworden. Mittendrin sind wir, alleine, aber dafür mit einem auf den ersten Blick unansehnlichen Wagen. Aussehen ist eben doch nicht alles, denn unser V8 bringt uns sicher durch Stürme und die endlosen Weiten der Wüste. Mit Mad Max ist am 1. September 2015 ein neuer Stern am Gaminghimmel erschienen und wir schauen mal, ob sich das Spiel wirklich lohnt.
Story
begann
Für wahre Mad Max Veteranen sind die kommenden Zeilen recht unspektakulär. Doch für alle, die sich noch nicht wirklich mit dem Mad Max Universum beschäftigt haben, kommt jetzt die Einführung in die wahnsinnige Geschichte von Mad Max und dem Spiel. Mad Max das Spiel basiert auf den Filmen, die von 1979 bis 2015 veröffentlicht wurden.
Die Geschichte handelt von Max Rockatansky, einem ehemaligen Polizisten, der sich zu der Zeit noch vor der Apokalypse gegen Rockerbanden gestellt hat. Während der Bekämpfung musste Max miterleben, wie seine Frau und sein Kind dabei grausam getötet werden. An dieser Stelle fängt die eigentliche Geschichte von Mad Max an. Gepeinigt, beschämt und verfolgt von den Toten versucht Max in einer postapokalyptischen Welt, auch Wasteland genannt, zurecht zu kommen. Aufgrund des Mangels an trinkbaren Wasser und verwertbaren Öl, begann die Welt ins Chaos zu stürzen und führte dazu, dass sich die Erde zum Wüstenplanet veränderte. Die Überlebenden wurden langsam wahnsinnig und neue Rockerbanden bildeten sich. Diese wurden von grausamen Warlords geführt, die die Kontrolle über Wasser und Öl besitzen und diese natürlich auch mit allen verfügbaren Mitteln verteidigen. Unser Max ist ein Einzelgänger, versucht aber zunächst, sich in dieser neuen Weltordnung zurecht zu finden, muss aber feststellen, dass er die „Scheiße“ anzieht und immer wieder Kontakt mit den Warboys und anderen fiesen Schergen hat.
Genau hier startet unser Spiel. Max, der mit seinem geliebten Auto Interceptor V8 durch das Wasteland heizt, ist auf der Flucht vor den Warboys, die es auf sein Auto abgesehen haben. Es ist eine packende Verfolgungsjagd, in die wir geworfen werden und dank einer Finte von Max scheinen wir für einen Moment sogar die Überhand zu haben, doch das Wasteland kennt keine Gnade und so heften sich uns noch mehr Warboys und ihr Anführer Scrotus an die Fersen. Die Jag endet damit, dass der V8 von Max gestohlen wird und er auf dem Wüstensand zurückbleibt. Neben ihm wacht lediglich der Hund Scrotus, der ursprünglich dem Anführer der Warboys gehört hatte, aber von Max getötet wurde. Der schwarze Hund ist schwer an seiner Pfote verletzt, hilft uns aber trotzdem, nützliche Gegenstände zu finden, bevor wir uns auf den Weg machen, um unser Auto zurückzubekommen.
Auf der Suche treffen wir auf einen buckeligen Sonderling namens Chumbucket, der sich um uns kümmert und verrät, was mit unserem geliebten Auto geschieht: Im Lager der Warboys wird es gänzlich zerlegt, restlos, wie sich später zeigen wird.
Chumbucket nimmt uns mit in sein Versteck und zeigt uns sein Heiligtum, das nur auf den Auserwählten wartet, also uns. Magnum Opus, zu deutsch „das große Werk“, ist das wohl beste Auto, das Max je zu Gesicht bekommen hat, auch wenn ihm noch die Karosserie und einige Verbesserungen fehlen. Damit haben wir auch direkt unseren ersten richtigen Auftrag: Wir müssen zum mysteriösen und unheimlichen Autofriedhof, der von seltsamen Menschen bewacht wird, und uns an Fallen vorbei bis ins Herz des Ortes begeben, um eine der heiligen Karossen für den Magnum Opus zu wählen.
Gameplay
Wer denkt, dass man bei Mad Max nur ohne Ziel durch die Gegend fährt, der irrt. Die weitläufige Map bietet nicht nur zahlreiche Missionen, die Story-Missionen lenken uns ebenfalls geschickt durch die Wastelands und weihen uns in die Geheimnisse und Gefahren dieser unwirtlichen Gegend ein.
Unser treuer Begleiter, neben unserem Magnum Opus, ist Chumbucket. Wenn wir in einem Kampf zu viel Schaden am Fahrzeug erleiden, können wir ihn nach vorne schicken und das Fahrzeug reparieren lassen. Allerdings dürfen wir dabei nicht fahren, lediglich rollen. Sollte es tatsächlich einmal soweit kommen, dass der geliebte Magnum Opus zu viel einstecken muss, heißt es binnen fünf Sekunden das Auto zu verlassen. Chumbucket kümmert sich dann um das Löschen und anschließende Reparaturen, während wir es mit den Gegnern aufnehmen. Hier ist dann Ausweichen angesagt, denn die Feinde werden versuchen, uns zu überfahren. Wir müssen sie also geduldig triggern, bis sie aus ihren Autos steigen, dann können wir sie nach Lust und Laune vermöbeln.
Damit kommen wir auch schon zur Kampfmechanik, die nicht nur aus stumpfem Draufkloppen besteht, sondern fordernd und durch die verschiedenen Möglichkeiten aber auch wirklich unterhaltsam ist. Nichts bringt so viel Spaß, wie es mit einer ganzen Gruppe Warboys aufzunehmen und alle, ohne dabei eine Schramme davonzutragen, zu verprügeln. Was auf den ersten Blick nach Button-Smashing aussieht, ist eigentlich ein vielschichtiges und intelligentes Kampfsystem. Wir haben von Anfang an viele Möglichkeiten, die man im Kampf ausnutzen kann: Blocken, Ausweichen, Konterschläge, Kettenschläge, Waffeneinsatz. Dass das Spiel nicht ganz zu Unrecht dabei ab 18 Jahren freigegeben ist, merkt man an den zahlreichen gewaltreichen Szenen, in denen das Blut wirklich spritzt, sei es nun, weil wir dem Gegner im Bossfight eine Kettensäge durch den Schädel pressen oder noch vom letzten Schlag benommene Gegner mit einem gezielten Messerstich erledigen. Als besonderes Schmankerl baut Max im Laufe der wirklich zahlreichen Bodenkämpfe Wut auf und kann so Gegnern im aufgeladenen Wutmodus mehr Schaden zufügen.
Nicht nur die Kampfmechanik ist ausgefeilt und bietet abwechslungsreichen Spaß, auch die Fahrzeugmechanik ist vielfältig. Stumpfes rumfahren gibt es nicht bei Mad Max. Getunt mit Nitro-Einspritzung und anderen Verbesserungen wird unser Magnum Opus mit der Zeit immer mächtiger und mit immer mehr Gadgets ausgerüstet. Elementar ist dabei die Harpune, die in extrem vielen Situationen einsetzbar ist. Snipernester, Vogelscheuchen oder gegnerische Fahrzeuge, nahezu alles lässt sich mit dem einfachen, aber effektiven Werkzeug bekämpfen und wegziehen. Das Zielen bei voller Fahrt ist zwar gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber dank des Zeitlupeneffekts ziemlich gut. Mit Schrottteilen, die Max in der gesamten Spielwelt finden kann, kann man den Magnum Opus einfach im Werkstattmenü upgraden.
hat Upgrades
Auch Max kann man Upgrades verpassen, angefangen bei der Ausrüstung, bis hin zu Fähigkeiten, die uns zum Beispiel erlauben, weniger Benzin zu verbrauchen oder mehr Schrott an den möglichen Orten zu finden. Für diese besonderen Upgrades müssen wir aber Griffa aufsuchen.
Ihm sind wir schon am Anfang des Spiels begegnet und er hat womöglich mehr Antworten auf Fragen, als man zunächst ahnt. Max ist eigentlich auf der Suche nach innerem Frieden, ein Story-Strang der auch schon bei dem Film Fury Road aufgegriffen wird. All das Leid, das er erfahren musste, lastet schwer auf ihm und der mysteriöse Griffa weiß Sachen, von denen Max nicht ahnte, dass sie jemand weiß. Ob wir Max zur Erlösung und innerem Frieden bringen können?
Wenn eines in einem Open-World-RPG wichtig ist, dann ist es das Looten. Egal wo wir stehen, alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird eingesackt, denn in einer kargen Welt wie der von Mad Max kann man alles brauchen, was man nur zusammenraffen kann. Vom Benzinkanister über Wasservorräte bis hin zu Schrottteilen, alles was man in den Ödlanden und im Wasteland finden kann, wird sich früher oder später als nützlich erweisen. Dabei ist besonders das System hinter den Wasservorräten hervorzuheben. Max hat zwar immer eine Feldflasche mit dabei, um aber an erfrischendes Nass zu kommen, müssen wir ein Lager oder Lootort finden, an dem Wasser verfügbar ist und dies dann aus der Quelle zunächst in unsere Flasche füllen, bevor wir etwas trinken können und so unsere Gesundheit wieder auffrischen können.
Grafik, Settings & Sound
Die Grafik von Mad Max weiß zu überzeugen und zusammen mit dem brachialen Sound unseres Magnum Opus kommt genau die richtige Stimmung auf, um uns komplett in die endlosen Weiten der Wüsten von Mad Max zu versetzen. Das Spiel läuft dabei auf starken Systemen extrem performant.
Framedrops gibt es keine, wenn überhaupt, liegen diese im einstelligen Bereich und fallen so gar nicht auf. Die Systemanforderungen sind dabei tatsächlich mal nicht die eines NASA-Rechners, so berichten zahlreiche Spieler, dass Mad Max auch auf schwachen Systemen mit hohen Einstellungen flüssig (60FPS) läuft. Auf dem verwendeten Testsystem mit GTX 970, i7-5820K und 16GB RAM lief das Spiel konstant mit über 100FPS. Auf der Playstation 4 ist das Spiel ebenfalls sehr ansehnlich und es läuft auf Full-HD mit 60FPS.
Man erkennt, dass es sich bei der PC-Version „nur“ um einen Konsolen-Port handelt, aber es ist dabei einer, von dem sich ganz viele eine Scheibe abschneiden können. Das Spiel läuft stabil, die Maus- und Tastatureinbindung ist nicht lieblos gestaltet und die Grafikoptionen lassen uns genug Spielraum, um das Spiel brachial gut aussehen zu lassen. Insgesamt kann die Grafik dabei nicht ganz mit Titeln wie Grand Theft Auto V mithalten, muss sich aber definitiv nicht verstecken, denn dank der Optionen erstrahlt das Spiel schnell, allerdings sind die Optionen insgesamt recht begrenzt, schade eigentlich. Dreht man alles hoch, bleiben lediglich einige Texturen dabei etwas matschig, allerdings ist dies verkraftbar, denn das Meiste sieht einfach nur gut aus. Deaktiviert man die standardmäßige V-Sync-Funktion, sind FPS im dreistelligen Bereich bei halbwegs aktuellen Systemen ohne Probleme möglich. Ebenfalls ist positiv anzumerken, dass es zwar eine 30FPS-Lock-Funktion gibt, diese aber standardmäßig deaktiviert ist und somit nicht, wie bei manch anderem Port, ein FPS-Lock vorliegt, der erst durch Commands oder zusätzliche Config-Dateien entfernt werden muss. Praktisch ist der einfache Wechsel zwischen Controller und Maus. Nötig ist der aber nicht, da die Steuerung in beiden Fällen tatsächlich ähnlich präzise ist, was bei den vielen Fahrstrecken ansonsten für PC-Besitzer ohne Controller eine ziemliche Zumutung gewesen wäre, aber wie bei fast jedem Spiel ist für das reine Autofahren der Controller ein wenig angenehmer.
Der Sound ist alles, das weiß jeder, der mal das Vergnügen hatte, einen V8-Motor zuhören zu dürfen. Der satte Klang, für Motorsportfans ist das ein wahr gewordener feuchter Traum, der auch ins Spiel transportiert wurde, tut den Ohren mehr als gut.
Ein leichtes Tippen auf’s Gaspedal und die Welt ist wieder schön, denn dann wummert der Sound des V8 brachial durch unseren Kopf, vorausgesetzt, man hat ein gutes Headset. Aber nicht nur der Motorensound kann sich hören lassen, auch die Charaktere hören sich gut an. Mit dem richtigen Soundsystem lassen sich die Explosionen nicht nur hören, sondern auch fühlen und klingen dabei auch variabel. Soundtechnisch schneidet das Spiel also hervorragend ab.
Fazit
Mad Max ist ein Spiel, das begeistern kann, setzt aber voraus, dass man sich auf die langsam anlaufende Story einlässt. Für Fans der Reihe ist es ein klares Muss, denn Max spielt man gerne. Der leicht verrückte Antiheld, der zugleich wortkarg und grantig ist, versteckt genug hinter seiner harten Fassade, um eine spannende Story erleben zu können und die endlosen Weiten der Wastelands laden zum umfangreichen Erkunden ein, denn bis man alles entdeckt und alle Aufgaben erledigt hat, kann so einige Zeit vergehen. Für längeren Spielspaß ist also gesorgt. Mit der Zeit werden aber Aufgaben wie Lager räumen und Vogelscheuchen zerstören sehr zur Routine, was unter Umständen langweilig werden könnte. Mit dem Kampfsystem, das sehr nah mit dem aus Shadow of Mordor und Batman verwandt ist, setzt man auf bewährtes, allerdings wurde an einigen Stellen noch der Feinschliff angesetzt. Unterschiede sind für das geübte Auge erkennbar. Mit dem sehr guten Kampfsystem, einem durchdachten Lootsystem, der weiten und offenen Spielwelt und einer durchaus ansehnlichen Grafik weiß das Spiel Mad Max zu punkten und ist dabei eben nicht nur ein billiger Filmabklatsch. Für knapp 50 € erhält man ein unterhaltsames und gut portiertes Spiel, das lediglich kleinere Makel hat, die aber wirklich nicht sehr ins Gewicht fallen.