Mundfish Games haben mit Atomic Heart einen neuen Shooter aus dem osteuropäischen Raum geschaffen. Doch wie gut ist der Titel wirklich? Das verraten wir euch in unserer Review.
Endlich ist es soweit! Nach mehreren Jahren der Entwicklung haben Mundfish Games endlich den Shooter Atomic Heart veröffentlicht. Die in den Monaten und Jahren zuvor veröffentlichten Trailer, Bilder und Videos sahen ziemlich vielversprechend aus und ließen unsere Vorfreude steigen. Doch ob diese Freude auch aufrechterhalten werden konnte, sagen wir euch in unserer Review.
Story
Fangen wir zunächst mit dem Kernpunkt und leider auch schon mit unserem größten Kritikpunkt an: der Story. Atomic Heart spielt in einer alternativen Variante der Sowjetunion von 1955. Dr. Dmitry Sechenovs ist ein Durchbruch in der Wissenschaft gelungen, wodurch es zu einer rasanten Entwicklung im Bereich der Technologie und Robotik gekommen ist. Dies hat zur Folge, dass Roboter wesentlich eher die Handarbeit der Menschen übernehmen und in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt werden.
Die Welt ist nahezu besiedelt von Maschinen und menschenähnlichen Robotern, die den Zweck verfolgen die Menschen zu bedienen, Arbeiten zu erledigen und für Unterhaltung zu sorgen. Das Ziel ist es, die Gestik und Mimik irgendwann so voranzutreiben, dass sich Mensch und Maschine nicht mehr voneinander unterscheiden lassen können – ein wirklich beunruhigender Gedanke.
Mit der Vorstellung von Kollektiv 2.0 und einer Möglichkeit der Menschen ins neuronale Netz der Roboter einzudringen, um ihren Willen zu beeinflussen, passiert schließlich das, was sich vermutlich schon jeder gedacht hat – die Roboter drehen durch und anstelle Gutes für uns zu tun, reißen sie die Menschen in Stücke.
Damit wird also wieder die altbekannte Rotober-übernehmen-die-Welt-Formel aufgegriffen. Aber warum sollten wir das negativ in die Bewertung einfließen lassen, wo es doch auch dutzende Zombie-Gemetzel- und Battle Royale Verschnitte gibt? Schauen wir stattdessen auf das, was in der Story vielleicht nicht so stimmig wirkt und uns irgendwann wirklich ein wenig verwirrt.
Viktor Petrov wird verdächtigt die Roboter manipuliert zu haben. Wir, die in die Rolle des KGB-Spezialisten Major Sergei Nechaev schlüpfen, müssen Petrov finden und ihn davon abhalten das Ganze noch schlimmer zu machen. So weit so gut. Doch ziemlich schnell löst sich dieser Story-Strang in Luft auf und plötzlich stehen wir vor zusammenhangslosen Fäden und einem Protagonisten, der sich einfach durch die Story ziehen lässt. So sehr wir uns auch bemühen, aber einen richtigen roten Faden haben wir vergeblich gesucht.
Sechenov ist uns auf einmal ziemlich wichtig, weil er uns damals am Operationssaal das Leben gerettet hat. Und weil seine Welt nun bedroht wird, fühlen wir uns in der Verantwortung ihm zu helfen und zu beschützen. Trotzdem – bei allen Missionen, die wir erfüllen, erschließt sich uns nicht immer ein Grund oder eine Logik.
Gameplay
Dass die Story ein wenig bunt zusammen gewürfelt wirkt, übt sich aber keinesfalls auf das Gameplay und die Spielewelt selbst aus! Ganz im Gegenteil – durch die Untergrund-Labore zu wandern, an der Oberfläche zu versuchen, dass man nicht erwischt wird und dabei unterschiedliche Arten von Robotern zu erledigen, macht wirklich ziemlich Spaß.
Neben einer Axt und Schusswaffen, die wir entweder nach und nach während unserer Reise finden oder aber anhand eines Bauplanes selber zusammenbasteln, erhalten wir auch besondere Hilfe durch unseren sprechenden Handschuh Char-les. Damit können wir ganz in BioShock-Manier zusätzliche Fähigkeiten nutzen, wie Schock- und Froststrahlen sowie Telekinese.
Char-les versorgt uns zudem mit weiterem Wissen auf unserer Reise und nutzt jede Gelegenheit aus, um sich einen kleinen Spaß mit uns zu erlauben. Die Dialoge zwischen ihm und unserem Protagonisten können wirklich ziemlich amüsant sein und das hebt auch den Spielspaß an.
Unsere Waffen und Fähigkeiten können wir mithilfe einer notgeilen Maschine namens Nora verbessern. Dafür benötigt es Rohstoffe, die wir beim Erledigen von Robotern und Erkunden der Welt finden. Es lohnt sich dabei wirklich regelmäßig diese Maschine zu besuchen – und das nicht nur, um einer weiteren Diskussion zwischen Sergej und Nora lauschen zu können.
Übrigens können die Fähigkeiten zu jeder Zeit zurückgesetzt und neu vergeben werden – ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist super praktisch und ermöglicht uns unterschiedliche Wege der Vorgehensweise. Ein wirklich super gutes Features, um möglichst viel ausprobieren zu können!
Neben dem Geballer und einem durchschnittlich guten Kampfsystem zwischen Mensch und Maschine gibt es auch die ein oder anderen Rätsel zu lösen, um voranzukommen. Das sorgt für die gewisse Abwechslung und fügt ein weiteres gutes Feature in das Spiel ein – selbst für jemanden, der bei Lösen von Rätseln eigentlich immer viel zu lange braucht.
Hin und wieder gibt es auch den einen oder anderen Bug, der zwar unschön ist, uns jedoch nie dazu zwingt, einen Speicherstand neu laden zu müssen. Manchmal schweben Gegenstände in der Luft oder sie stecken in unserem Körper fest, wenn wir versehentlich gegen bzw. durch sie laufen. Aber das sind wirklich nur Kleinigkeiten.
Rundum machen die Kämpfe wirklich Spaß und der Ansporn ist groß, die ganzen Fähigkeiten sowie unsere Waffen auszubauen. Nur manchmal wird es ein wenig anstrengend, wenn wir mit unserem Handschuh die Ressourcen einsammeln wollen und trotzdem nicht alles aufgeschnappt wird – ein wenig hakelig ist das Ganze also schon.
Die Welt
Wir starten unsere Reise in Atomic Heart auf der Anlage 3826 und an einem Tag, an dem Kolletiv 2.0 vorgestellt wird. Damit herrscht ein reges Treiben in der Gegend, was einfach fantastisch umgesetzt worden ist. Dutzende Menschen sind auf den Straßen, lassen sich unterhalten, führen Gespräche, lesen oder dösen einfach nur vor sich hin. Gleichzeitig wird gezeigt, zu was die Maschinen alles imstande sind.
Die Welt um uns herum ist prachtvoll gestaltet – umringt von unterschiedlichen teils gigantischen Statuen und Häusern, die fast schon den Eindruck erwecken lassen, dass hier wirklich alles in Ordnung ist und wir uns in einer heilen Welt befinden. Wir müssen gestehen, dass wir sehr viel Zeit in diesem Kapitel verbracht haben, weil es einfach so schön war.
Auch nachdem das Chaos beginnt und wir im Wawilow-Komplex starten, nimmt das Leveldesign in seiner Gestaltung nicht ab. Selbiges gilt auch für die öffene Welt, nachdem wir den Komplex verlassen haben. Überall gibt es etwas zu sehen und zu erkunden und das macht wirklich ziemlich viel Spaß.
Atmosphäre und Sound
Kommen wir nun zu dem für mich besten Punkt an dem ganzen Spiel: die Atmosphäre und allen voran der Sound. Durch das wirklich gelungene Level-Design wird auch die Atmosphäre in den unterschiedlichen Situationen perfekt hervorgebracht. Zu Beginn ist alles prachtvoll und Freude liegt in der Luft – dann kommt das Chaos und die Verwirrung über das Verhalten der Roboter.
Bis wir dann schließlich einen ersten düsteren Punkt erreichen und danach wieder in der Open World zu etwas mehr Farben zurückkehren. Die Atmosphäre wird dabei auch wunderbar durch die Musik unterstrichen. Das trifft uns persönlich auch noch ganz besonders stark, denn die russischen Klassiker, die immer wieder zu hören sind, erinnern an die Kindheit und sind dabei in den besten Szenen ausgewählt worden.
Selbst die technisch oder rockig versetzten Lieder passen perfekt in die Szenerie und führten letzlich bei uns dazu, dass wir nach den ersten Stunden die gesamte Playlist in unsere Mediathek hinzufügt sowie die Originalversionen der ganzen alten Lieder wieder im Zimmer trällern ließen. Hier fühlen wir uns wohl und hier haben wir unseren Spaß.
Fazit
Ja, die Story von Atomic Heart ist ein wenig wirr und wirkt wie ein Haufen von Puzzleteilen, dessen Gesamtbild wir irgendwie nicht zusammen kriegen. Und auch wenn das für einen Singleplayer-Titel ein ziemlich wichtiger Punkt ist, schadet es unserem Spaß beim Erkunden der Welt überhaupt nicht. Das wird insbesondere durch das tolle Leveldesign und die ziemlich gute Musik sowie Atmosphäre unterstützt. Wer also mit diesen Einbußen leben kann, der darf sich über einige Stunden Spielspaß freuen.