Dying Light 2 ist nach mehreren Jahren der Entwicklung und Verschiebungen endlich auf dem Markt. Doch wie schlägt sich der Titel? Das erfahrt ihr in unserer Review!
Es hat viel Geduld und Kraft benötigt, doch jetzt werden wir endlich belohnt: Dying Light 2 konnte nach zahlreichen Verschiebungen und auch plötzlicher Stille inmitten der Entwicklung endlich seinen großen Release feiern. Wir haben einen Blick auf den neuen Ableger geworfen und sehen positive, aber auch negative Aspekte.
Story
In Dying Light 2 schlüpfen wir in die Rolle von Aiden und damit in einen Charakter, den wir so im ersten Ableger nur als „Nebendarsteller“ aus Dialogen kennen. Aiden ist ein Pilger – ein Reisender inmitten des ausgebrochenen Harran-Virus, der sich von einer Siedlung zur nächsten durchschlägt. Sein Ziel ist es, seine kleine Schwester Mia zu finden, die er zuletzt als kleiner Junge gesehen hat. Aiden weiß, dass sie noch irgendwo da draußen ist und er seine Suche nicht aufgeben wird, bis er sie gefunden hat.
Die Geschichte wird mit Rückblenden aus der Vergangenheit geschmückt, wodurch wir Snippet für Snippet ein wenig mehr über Aiden und Mia in Erfahrung bringen können. Und wir verstehen auch, dass seine Erlebnisse in der Kindheit psychische Narben hinterlassen haben.
An sich ist die Geschichte nicht schlecht, aber was sich sowohl in der Hauptstory als auch in den Nebenmissionen bemerkbar macht, sind die teils langatmigen Dialoge. Manche von ihnen sind einfach überflüssig, bei anderen hat man sogar das Gefühl, dass sie nur zum Strecken der Spielzeit dienen. Wir können zumindest nicht immer nachvollziehen, warum wie ein Wasserfall geredet wird.
Gameplay
Wie auch im Vorgänger, ist das Gameplay sehr stark auf Parcours-Manöver ausgelegt und das Erledigen von Zombies und menschlichen Gegner mit einem Arsenal unterschiedlicher Waffen. Je mehr wir Gebrauch von den Parcours-Elementen auf der Welt nehmen – an Gebäuden hochklettern, an Seilen oder Standen durch die Lüfte schwingen oder mit einem Gleitschirm zum nächsten Ziel schweben – desto mehr Erfahrungspunkte sammeln wir. Mit dem Aufstieg in ein neues Level haben wir dann auch die Möglichkeit, um unsere Parcours-Skills zu verbessern.
Zu diesen Parcours-Skills gehört unter anderem, dass man weiter springen oder tiefer fallen kann, ohne sich dabei zu verletzen. Einen separaten Skill-Tree gibt es zudem für den Kampf, mit dem wir neue Attacken und Kombos freischalten. Darauf sollte auch sehr stark der Fokus gelegt werden, weil einige Stellen in der Welt darauf ausgelegt sind, dass man sie nur unter bestimmten Voraussetzungen auch erreichen kann.
Ausdauer spielt für beide Aktivitäten eine wichtige Rolle. Wir verbrauchen im Angriff und auch im Parcours Ausdauer und wenn diese einmal aufgebraucht wird, dann sind wir erschöpft und können sogar einfach von einem Gebäude runtersegeln – weil wir uns nicht mehr halten können. Unsere Ausdauer können wir aber mithilfe von Hemmstoffen verbessern.
Dennoch führt die zeitlich begrenzte Ausdauer auch gerne einmal zu Frustration. Nicht immer ist in der Welt ersichtlich, wie wir uns wohin bewegen können. Das wird insbesondere in der Nacht frustrierend, wenn wir möglichst schnell vom Boden weg sein müssen. Für Kenner des ersten Ablegers ist dies vielleicht keine Hürde, aber gerade für Neueinsteiger im Franchise durchaus eine Herausforderung.
In der Nacht sind die Zombies nämlich in großer Population unterwegs. Vertreten sind dabei auch besondere Rassen, die ihre Alarmsirenen aktivieren, sobald wir ihnen zu Nahe kommen und damit die Jagd nach uns auslösen. In der Nacht verdienen wir aber auch mehr Erfahrungspunkte – wir müssen also zwangsläufig riskant sein und uns auf die Kreaturen einlassen, um voranzukommen.
Ein großes Handicap gibt es in der Nacht aber auch: unsere Immunität nimmt ab. Wenn wir uns nicht dazu entschließen in einem Lager zu schlafen oder an einem UV-Pilz oder -Strahler halt zu machen, dann können wir sogar sterben. Auch hier gilt: Die Immunität muss gelevelt werden, um möglichst lange in der Nacht aushalten zu können.
Diese Aspekte führen also dazu, dass wir uns ständig in Bewegung halten müssen – das steht in einem klaren Nachteil zu der Orientierungslosigkeit, wo wir eigentlich hin springen oder laufen können, ohne in die Tiefe zu stürzen. Eine schwierige Situation also.
Die Orientierungslosigkeit wird auch durch das HUD unterstützt. Nicht selten passiert es, dass wir einen Marker auf die Karte setzen und dann plötzlich in eine komplett andere Richtung laufen, weil wir nicht mehr wissen, welcher dieser ganzen Punkte bei uns im HUD oben auf dem Bildschirm dem eigentlichen Ziel zugeordnet werden kann. Und wenn man sich ständig umsehen muss, ist es ohnehin nicht einfach, den Fokus auf das Ziel beizubehalten.
Eine weitere Schwierigkeit, die wir durch das HUD haben, ist dessen genau Handhabe. Wie beispielsweise die unterschiedlichen Dinge in das Schnellmenü bewegt und benutzt werden können, weiß man vielleicht als Spieler des Vorgängers – aber nicht als Neueinsteiger. Somit fallen auch Erklärungen schlicht und einfach weg, die im ersten Titel durchaus existiert haben. Das ist etwas unglücklich.
In gewisser Weise ist man auch überfordert mit der Open World. Nachdem wir die ersten doch sehr linearen, aber sehr gut inszenierten Missionen abgeschlossen haben, geht es danach auf die erste Karte. Und genau hier wird es dann schwierig zu verstehen, was man machen kann und das nächste Ziel ist. Aber bei einem sind wir ehrlich: Zuerst sind wir sinnlos durch die Gegend gelaufen, weil wir nicht so ganz wussten, wohin es gehen soll.
Sobald wir uns im inneren Zirkel und damit auf der „zweiten“ Map befinden, werden die Möglichkeiten auch durch unsere aufgelevelten Skills interessanter. Auch der innere Zirkel selbst sieht reizvoller aus und lädt stärker zum Erkunden ein – die Frage ist nur, ob man die Ausdauer besitzt, so lange durchzuhalten, bis es in den inneren Zirkel geht.
Sound & Atmosphäre
Bei dem Sound und der Atmosphäre haben Techland so einiges ziemlich richtig gemacht. Insbesondere in der Nacht oder wenn wir uns in den dunklen Häusern fortbewegen und an die Zombies vorbeischleichen müssen, wirkt es ziemlich beklommen und erdrückend. Da geht der Puls dann auch schon gerne etwas höher, wenn ein Zombie-Geräusch in der Nähe zu vernehmen ist.
Auch die Musik, die hin und wieder zu hören ist, wirkt äußerst stimmig und ist passend zur Welt und der Situation, in der wir uns befinden. Was jedoch ein wenig kritisch zu betrachten ist, ist der erste Kartenabschnitt, welcher für unseren Geschmack eigentlich fast schon zu bunt wirkte. Dann kommt einem der Harran-Virus auch gar nicht einmal mehr so schlimm vor.
Ein weiterer Kritikpunkt ist sicherlich auch die Synchronstimme von Aiden und die Stimme der Charaktere, denen wir unterwegs begegnen. In einigen Dialogen kommen die Gefühle von Aiden längst nicht so gut rüber, er scheint vielmehr monoton auf tragische Geschichten einzugehen. Vielleicht ist er auch einfach ein Mensch, der seine Gefühle ungern offen zulässt.
Aber auch die Nebendarsteller im Spiel könnten etwas an ihrer Mimik und Rhetorik verändern. Hinzu kommt, dass wir während unserer Reise immer wieder dieselben Dialoge und Texte wahrnehmen – das macht sich dann bemerkbar, wenn wir uns auf dem Weg zum nächsten Ziel an ihnen vorbeibewegen.
Ein wenig verbuggt scheint aktuell auch die Tonspur zu sein. Es war eine weise Entscheidung gewesen die Untertitel aktiviert zu lassen, denn sonst hätte ein Charakter den Dialog einfach plötzlich beendet – und wir hätten es gar nicht gemerkt. Tatsächlich gibt es auch Situationen, in denen der Mund des Charakters zwar geschlossen ist, die Untertitel aber munter fortgesetzt werden. Das sieht nicht richtig aus.
Solo vs. Coop
Dying Light 2 kann auch im Coop-Modus gespielt werden und das ist auch eine klare Empfehlung von unserer Seite. Gemeinsam ist der Spaßfaktor höher und gemeinsam fühlt man sich vielleicht nicht mehr so verloren als wenn die Reise ganz alleine unternommen wird. Zudem ist das Beitreten in das Spiel eines Freundes sehr einfach und unser Charakter wird auf die Sitzung des Freundes angepasst. So haben wir beispielsweise den Gleitschirm direkt als Ausrüstung, obwohl wir ihn in unserer Solo-Sitzung noch gar nicht freigeschaltet haben.
Die einzige Problematik stellt sich, wenn einer von uns das Zeitliche segnet. Hier muss das Glück auf der eigenen Seite stehen, um nicht hunderte Meter entfernt bei einem Lager wiederzuerwachen. Dann kann es auch, insbesondere in der Nacht, schwierig werden, sich bis zu unserem Kollegen nach vorne zu kämpfen. Das ist jedoch nur ein kleines Aber im großen Ganzen.
Fazit
Dying Light 2 hat seine Stärken, aber auch seine Schwächen. Stark ist der Titel sicherlich darin, für eine angemessene Atmosphäre zu sorgen, die uns insbesondere bei Nacht sehr erschaudern lässt. Auch das Herumlaufen in der Welt, das Klettern und schwingen haben durchaus ihren Reiz. Der Spaß ist jedoch erst so richtig da, wenn wir uns entsprechend weiter aufgelevelt haben und neue Fähigkeiten haben. Auch im Coop gestaltet sich der Titel als wesentlich unterhaltsamer. Es stellt sich allerdings die Frage, wie lange der Spaß aufrechterhalten werden kann, wenn die Story keine sonderliche Tiefe bietet, das HUD veraltet erscheint und wird immer mal wieder von einer Orientierungslosigkeit überrannt werden. In Summe, dürfte der Titel für Spieler der ersten Stunde des Franchises eine gute Fortsetzung sein, für Neuanfänger jedoch eine kleine Herausforderung.