Mit dem Lioncast LX30 ist ein neues und recht kostengünstiges Headset auf den Markt gebracht worden, was versucht, mit RGB und Virtual Surround zu überzeugen. Doch gelingt das auch?
Das deutsche Gaming-Unternehmen Lioncast hat mit dem LX30 ein Headset herausgebracht, was polarisiert. Es ist im günstigen bis mittleren Preissegment angesiedelt und besitzt, wie so viele Gaming-Hardware heutzutage, natürlich eine RGB-Beleuchtung. Zugleich wird auch mit 7.1 Virtual Surround geworben. Generell bin ich virtuellem Surround und RGB eher abgeneigt, da sie meiner Erfahrung nach den Preis unnötig in die Höhe treiben. Bisher habe ich immer Stereo-Headsets gehabt und höchstens per separater Software Surround berechnen lassen. Doch kann das LX30 unabhängig der Versprechen von Lioncast wirklich punkten? Ich lasse mich überraschen.
Gutes Desing und Verarbeitung
Wie bei fast allem ist auch bei Hardware und auch Headsets der erste Eindruck entscheidend und prägt die Meinung, ob man will oder nicht. Und ich muss sagen, Lioncast weiß mit dem LX30 wirklich zu überzeugen. Die Verpackung ist etwas untypisch für Gaming-Peripherie, sie kommt dezent und fast zurückhaltend daher. Die darin enthaltenen Kopfhörer schließen sich diesem Gesamtbild an. Sie sind schlicht gehalten, und wirken mit ihrer matt-schwarzen Oberfläche sehr wertig. Die auf den Ohrmuscheln angebrachten, glänzenden Embleme von Lioncast tun ihr übriges.
Selbst wenn man das LX30 in Hand nimmt, fühlt es sich noch immer hochwertig an. Und das, obwohl eigentlich alle Teile aus Plastik gefertigt sind. Alles sitzt fest, so wie es sein sollte, nichts klappert oder wackelt. Der Kopfbügel ist zudem aus einem federnden Metallstreifen gefertigt, um dem Ganzen mehr Stabilität zu geben und Langlebigkeit zu gewährleisten. Ummantelt ist der Bügel, wie auch die Ohrmuscheln mit Kunstleder. Das ist zwar sehr schön anzusehen, jedoch fehlt mir die fehlende Atmungsaktivität, gerade bei längeren Spielesitzungen. Außerdem drückt das Headset ein wenig zu fest auf meine Ohren, sodass es nach einiger Zeit ein wenig schmerzt. Da kommt es dann schon einmal vor, dass ich das Headset für ein paar Minuten komplett abziehen muss. Es ist also nur bedingt für große Köpfe zu empfehlen. Was jedoch positiv hervorzuheben ist: Wo keine Feuchtigkeit entweicht, dringt auch kein Schall ein. Soll heißen: Das Headset ist sehr schalldicht, die Umgebungsgeräusche werden ganz gut unterdrückt. Aber ganz ehrlich, RGB-LEDs am Headset? Seriously? Für mich wirken RGB-LEDs außer auf der Tastatur nur absolut kindisch, so als ob man das unbedingt braucht, da ja jeder das hat. Aber im Endeffekt nutzt keiner diese, und sie treiben den Preis nur unnötig nach oben.
Das Kabel ist mit bis zu über drei Meter Länge auch ausreichend lang, und zudem mit Stoff ummantelt, was mir gefällt. Was jedoch meiner Meinung nach nicht gut gelöst wurde, ist die Anschlussart des LX30. Es verfügt über eine eigene, kleine Soundkarte im Steuerpanel am Kabel, wo wir das mega-lange USB-Kabel für den PC anschließen können (übrigens Micro-USB). Und nur darüber bekommen wir auch die LED Beleuchtung am Headset selber hell und steuerbar. Damit jedoch auch Konsolen- und Smartphone-Spieler ihre Freude mit dem Headset haben können, kann ich auch statt dem USB-Kabel ein einfaches, 4-poliges 3.5mm-Kabel an dem Steuerpanel anschließen. Das Problem jetzt jedoch ist, dass ich das LX30 nur über USB mit meinem PC verbinden kann, wodurch es anderen Programmen außer dem eigenen Treiber verwehrt bleibt, den Audio-Kanal zu verändern und anzupassen.
Verbaute Hardware und Soundqualität
In dem Headset selber sind 50mm Treiber verbaut, was man auch hört. Die Töne kommen klar und laut rüber. Dabei ist es egal, ob es sich um tiefe Bässe handelt oder laute Höhen. Wie jedoch die allermeisten Kopfhörer auch sind Frequenzen wie 20 Hz oder 20kHz am Rand der Wahrnehmung und kaum noch wahrzunehmen. Egal, ob ich Shooter oder Rennspiele zocke, Techno oder Rock höre, das Headset hört sich gut an. Was mich jedoch stört, ist dieser scheinheilige „7.1 Virtual Surround“-Modus, mit dem das LX30 beworben wird. Es ist und
bleibt ein Stereo-Headset, basta! Und da hilft auch kein einfacher Klick-Bunt-Button in der Steuersoftware, der mir auf Anhieb Surround liefern soll. Besonders, da es andere Programme, zum Beispiel Razer Surround, deutlich besser und feiner abgestimmt hinbekommen, auch mit „Nicht-Virtual-Surround“-Headsets. Es ist nun einfach so, dass die Sound-Ingenieure bestimmen, ob wir auf unseren Headsets guten Surround hören oder nicht. Egal, ob das Headset Stereo oder Real-5.1 ist.
Jedoch ist für ein gutes Gaming-Headset nicht nur eine gute Soundqualität wichtig, sondern auch die Qualität des Mikrofons. Was bringt es, wenn ich einen Gegner um die Ecke hören kann, ich es aber meinem Teamkameraden in Teamspeak nicht mitteilen kann, da er mich nicht hört. Und auch da gab es einen Minuspunkt für das LX30. Denn bereits nach dem ersten Beitreten eines Channels wurde ich gefragt, was denn das für ein ekelhaftes Fiepen sei, was ihnen da im Ohr liege. Und siehe da, es war das neue Headset. Ich habe ein wenig mit den zugegeben sehr eingeschränkten Einstellungsmöglichkeiten des Headsets beschäftigt, und konnte es auf ein Minimum reduzieren, sodass es so gut wie gar nicht mehr auftritt. Stattdessen kommt meine schöne Stimme in nicht gerade guter Qualität bei meinem Gegenüber an. Es ist im Mittelfeld angesiedelt.
Software und Treiber
Was bei Headsets, die über USB angeschlossen werden, auf keinen Fall fehlen darf, sind die passenden Treiber. Unter Windows 10 geht das erstaunlich schnell über die Bühne. Einfach Kabel reinstecken, eine halbe Minute warten, bis die Treiber automatisch installiert wurden, und fertig. Jedoch sind das nur die Treiber für die Soundkarte des LX30, ich kann also nicht viel einstellen. Dafür benötige ich dann die Software von der Hersteller-Webseite, welche aber auch fix heruntergeladen und installiert wurde. Wer jetzt jedoch viele Einstellungsmöglichkeiten und diverse Modi erwartet, wird schmerzlich enttäuscht werden. Es gibt nur sehr wenige Optionen, sei es für das Surround, den 5-Band-Equalizer oder auch das Mikro. Über am meisten Einstellungsmöglichkeiten scheint dabei das Feld für die RGB-Beleuchtung zu verfügen, was leicht skurril ist. Ein wenig mehr Einstellungsmöglichkeiten, wenn ich mein LX30 nur mit USB anschließen kann, wünsche ich mir dann schon. Jede eingebaute Realtek-Soundkarte hat da mehr Optionen.
Fazit
Praktisch gesehen finde ich das meiste vom Headset gut. Die Audioqualität im regulären Stereo-Einsatz ist sehr gut und angenehm. Das Mikro des Headsets ist recht mittelmäßig. Es hat jedoch einen Windschutz. Was ich zudem negativ sehe, ist das verbaute RGB-Modul. In meinen Augen absolut unnötig, hässlich und trägt nichts zur Ästhetik des LX30 bei, sondern zerstört diese eigentlich eher. Ähnlich verhält es sich mit dem beworbenen 7.1 Virtual Surround. So etwas kann getrost vernachlässigt werden, da es nur einen höheren Preis rechtfertigt, obwohl man auch kostenlose Software dafür nutzen kann. Stereo ist das einzig Wahre. Die Verarbeitung dagegen ist ausgesprochen gut, nichts klappert und wackelt. Stattdessen drückt das Headset leicht auf die Ohren, wodurch es für große Köpfe weniger geeignet ist.
Doch was darf so ein Headset eigentlich kosten? Bei dem Hersteller selber kostet das Lioncast LX30 50€. Ein wenig viel, wenn ihr mich fragt, denn das, was das LX30 vom 20€ günstigeren LX20 auf den ersten Blick unterscheidet, sind die RGB-Beleuchtung und die integrierte Soundkarte mit USB-Anschluss. Lege ich stattdessen 5€ drauf, bekomme ich das nächstbeste Modell LX50 mit wahlweise Velour- oder Kunstlederohrmuscheln, ohne RGB, dafür mit größeren Treibern. Somit finde ich das Headset schlussendlich nicht schlecht, doch der Preis ist mir dann doch zu hoch, besonders im Vergleich mit den anderen Modellen. Aus diesem Grund kann ich dieses Headset nur bedingt empfehlen.