
Ghost Recon Breakpoint soll nach Wildlands das nächste große Open-World-Spiel der Serie werden. Doch wie schlägt sich der Titel?
Ghost Recon Breakpoint wurde in diesem Jahr recht spontan im Mai und somit vor der Spielemesse E3 von Ubisoft angekündigt. Seitdem gab es immer mal wieder ein paar Informationshäppchen, aber ein wirklich klares Bild konnte man sich nicht vom Spiel machen – sofern man nicht selbst in die Beta geschaut hat. Knapp fünf Monate nach der Ankündigung ist der Titel nun offiziell für PlayStation 4, Xbox One und PC erschienen und entfaltet sein volles Aroma auf den Geschmacksknospen hungriger Gamer. Doch wie ist das Aroma? Angenehm, oder doch mit einem faden Beigeschmack? Wir sagen es euch!
0815 bis 0816
Ghost Recon Breakpoint spielt im Jahr 2023, also vier Jahre nach den Ereignissen von Wildlands. Schauplatz ist die Insel Auroa, die im südlichen Pazifik gelegen ist und dem Milliardär Jace Skell gehört, der gleichzeitig der Gründer von Skell Technology ist. Das Unternehmen stellt vor allem Drohnen für kommerzielle Zwecke her, hat aber auch Erfolg mit der Entwicklung militärischer Technologie für das US-Militär. Doch immer mehr der eigenen Produkte fallen in die Hände von korrupten Regierungen, sodass man sich immer mehr in den Blick der Öffentlichkeit bewegt. Währenddessen bricht plötzlich die Verbindung zur Insel ab – sie ist komplett von der Außenwelt abgeschottet. Die US-Regierung entschließt sich dazu die Vorfälle zu untersuchen und schicken 32 Ghosts nach Auroa. Nomad, der namenlose Protagonist, ist der einzig Überlebende, nachdem die Helikopter von einem Schwarm Drohnen angegriffen wurden. Seine Aufgabe ist es nun, herauszufinden, was passiert ist. Dabei stellt sich ihm jedoch noch ein abtrünniger Ghost in den Weg, namentlich Cole D. Walker, der von Jon Bernthal verkörpert wird.

Menü-Simulator 2020
Kurz nach der Ankunft auf Auroa nehmen wir Kontakt mit einer fremden Person auf, die das Funkgerät eines unserer Kollegen hat. Kaum am Treffpunkt angekommen, dürfen wir den Social Hub betreten und nutzen. Von hier aus können wir uns ausrüsten, verstärken, Zeug kaufen und Missionen annehmen – aber auch mit anderen Spielern in Kontakt treten, die ebenfalls dort herumlaufen. Und spätestens ab diesem Zeitpunkt beginnt eine etwa zweistündige Phase, in der man genervter nicht sein könnte. Denn nicht nur wird einem alles in aller – wirklich in aller – Gründlichkeit erklärt, sondern auch gezeigt. Bei Maria, die den Shop im Hub betreibt, bekommen wir die ersten paar Tutorial-Missionen, die vor allem Waffen und deren Verbesserungen betreffen. Doch damit nicht genug.
Ab hier befinden wir uns zunächst im Menü- und Tutorial-Simulator 2020. Und hier haben wir dann auch direkt den größten Kritikpunkt des Spiels: es ist einfach nur überladen. Das Menü ist alles andere als übersichtlich und mehrfach verschachtelt, man hat diverse ähnliche Menüpunkte, Fertigkeiten, Rucksack, Waffenschmied, Karte, Missionen, Aufgaben, Collectibles, Gearscore, besondere Elite-Einsätze, Nebenmissionen und eine Sessions-Übersicht – und das sind noch lange nicht alle. Zu fast jedem dieser Möglichkeiten gibt es dann noch eine kleine Anleitung, die man sich in jedem Fall anschauen muss, sonst prangt eine Meldung mitten im Bildschirm. Es wirkt einfach so, als hätten die Entwickler so viele Features wie möglich einbauen wollen, ohne Rücksicht auf mögliche Synergien.
Den größten Teil macht aber wohl der Loot aus, der an einen Gearscore gekoppelt ist und in verschiedenen Raritäten in der Welt vorkommt. Haben wir am Anfang noch poplige graue Waffen, bekommen wir nach kurzer Zeit bereits die ersten grünen oder seltenen blauen, die jeweils zusätzliche Boni verleihen. Doch auch die Ausrüstung hat verschiedene Seltenheitsstufen und Boni und erhöhen so den Gearscore. Mit dem sogenannten Gunsmith lassen sich die Waffen individualisieren, sofern wir die dafür vorhergesehenen Aufsätze und Modifikationen in der Spielwelt finden – oder bei Maria für Skell-Credits kaufen. Mit jedem Level, das wir aufsteigen, und besserer Ausrüstung, die wir finden, wechseln wir auch häufiger das Loadout. Das Positive: Gleiche Waffen bleiben so konfiguriert, wie wir es wollen, sodass wir nicht für jede neue AK-47 in den Gunsmith müssen. Auch Upgrades wie Reichweiten- oder Schadens-Erhöhung bleiben bei Waffentypen erhalten. Diese Upgrades werden durch diverse Materialien erkauft, die man vor allem durch das Zerlegen von Waffen erhält.

Ausrüstungsteile wie Hose, Schuhe oder Helm lassen sich zwar ebenfalls für Materialien zerlegen, diese fanden aber bei unserem bisherigen Test noch keinerlei Anwendung. Apropos keine Anwendung: Der Gearscore hat keinen wirklichen Einfluss auf das Spiel und wird nur für spezielle Todesdrohnen benötigt, die an bestimmten Stellen in der Welt auftreten. Dafür konnten wir jedoch schon das ein oder andere Level in Ghost Recon Breakpoint aufsteigen und uns im Skilltree umschauen, der zwar auf den ersten Blick recht verschachtelt wirkt, im Endeffekt aber nur die nötigsten Sachen bereithält. Wirkliche Überraschungen gibt es hier nicht. Die bleiben ebenfalls bei der KI aus, die sich teils wirklich extrem dämlich anstellt und in feinster Suizid-Manier in die Todeszone läuft. Verstecken wir uns hinter einer Tür – und haben die Gegner bereits alarmiert – laufen sie einer nach dem anderen durch eben jenen Zugang und lassen sich töten. Etwas schwieriger wird es dann zwar auf komplett freiem Feld, aber auch hier bleiben die Herausforderungen größtenteils aus.
Always online, always unterwegs
Immerhin lässt sich Ghost Recon Breakpoint ohne größere Komplikationen spielen. Lediglich beim Spielstart dauert es immer einen Moment, bis alles geladen ist. Daher kann es durchaus sein, dass man nach Betreten der Spielwelt noch einen Moment warten muss, bis man mit dem NPC der Begierde reden kann oder seine Markierung auf der Karte setzen kann. Dafür gibt es jedoch Probleme, wenn die eigene Internetleitung schwankt oder eine Download im Hintergrund läuft. Dann kann es nämlich durchaus zu nervigen Rucklern oder sogar einem hängenden Spiel kommen. Während des Tests ist es auch vorgekommen, dass das Spiel ohne ersichtlichen Grund abgestürzt ist. Größtenteils blieben wir aber von technischen Problemen verschont und konnten uns frei über Auroa bewegen.
Fazit
„Die Ankündigung von Ghost Recon Breakpoint hat mich ehrlich gesagt ziemlich kalt gelassen. Es sah einfach genau aus wie Ghost Recon Wildlands und konnte mich nicht wirklich überzeugen. Und dieser erste Eindruck konnte sich auch mit der Vollversion bestätigen. Prinzipiell handelt es sich hier um den Vorgänger, der mit noch mehr Features zugekleistert wurde, um möglichst viel Inhalt zu bieten. Gleichzeitig hat man aber vergessen Kompromisse einzugehen und hat so maximal unübersichtliche Menüs, die zudem noch mit Tutorials ausgeschmückt wurden und den Spieler so einfach nur erschlagen. Hat man sich dann einmal durch alles durchgeschlagen, kann man immerhin dem typischen Geschehen nachgehen und die Welt erkunden. Dies besteht jedoch meistens nur aus dem Ablaufen der verschiedenen Fragezeichen in Kombination mit dem gelegentlichen Erledigen von Missionen. Immerhin gab und gibt es keine größeren technischen Probleme. Alles in Allem ist Ghost Recon Breakpoint ein viel zu überladenes Spiel. Es würfelt alle möglichen Features ineinander, ohne sie wirklich ausführlich zu erklären – trotz nerviger Tutorials. Gleichzeitig stellt das Spiel keine wirkliche Herausforderung dar. Wer auf der Suche nach einem Third-Person-Shooter ist, sollte lieber zu The Division 2 oder Anthem greifen – beide Titel wirken ausgereifter.“