Kabellose Headsets müssen nicht teuer sein. Das hat sich auch Stealth Gaming bei dem Stealth XP Wireless Stereo Headset gedacht. Doch was taugt es wirklich?
Manchmal wirkt es so, als sei der Hardware-Markt für Gaming-Peripherie von einigen wenigen großen Firmen dominiert. Darunter zählt auch der Headset-Bereich, wo sich besonders Turtle Beach, Sennheiser und co. einen Namen gemacht haben. Somit fällt es kleineren, neuen Marken schwer, auf diesem Gebiet Fuß zu fassen. Deswegen haben wir uns vorgenommen, auch bisher unbekannte Marken zu testen. Dazu gehört auch Stealth Gaming, die besonders im preisgünstigen Bereich Headsets produzieren. Ich habe das Stealth XP Wireless Stereo Gaming Headset zum Testen bekommen und bin gespannt, wie gut kabellose Headsets in der günstigen Preiskategorie abschneiden können.
Material und Verarbeitung
Bereits als ich das Paket mit dem Headset in der Hand halte, bin ich überrascht. Es ist erstaunlich leicht. Von einem kabellosen Headset mit verbautem Akku dachte ich eigentlich, dass es ein wenig mehr Gewicht auf die Waage bringen würde. Aber nun gut. Bereits beim Auspacken wurde ich ein zweites Mal überrascht. Das Headset kommt gänzlich ohne Plastik-Verpackung aus. Von Stealth Gaming sollten sich gerade die höherpreisigen Headset-Hersteller ein Scheibchen abschneiden. Denn wie ihr sicherlich auch schon selber erfahren durftet, ist Gaming-Peripherie gerne in dicken Plastik-Verpackungen eingehüllt.
Was jedoch an Plastik in der Verpackung fehlt, scheint in das eigentliche Headset eingeflossen zu sein, denn das Stealth XP Wireless Stereo Headset ist komplett aus Plastik gefertigt, andere Materialien suche ich leider vergeblich. Doch es ist keine mindere Qualität, wie man bei Plastik eigentlich vermuten könnte. Es klappert nichts und fühlt sich für Plastik erstaunlich robust an. Abgesehen von dem geringen Gewicht des Headsets natürlich.
Die Passform des Headsets könnte ganz klar besser sein. Die Ohrmuscheln liegen an der Unterseite nicht komplett an, sodass die Abschirmung von der Außenwelt ein wenig darunter leidet. Als Polsterung an den Ohrmuscheln und dem Kopfband dient ein atmungsaktives Mesh-Gewebe, was für meinen Geschmack etwas zu hart ist. Gerade bei längeren Gaming-Sessions bekomme ich leichte Schmerzen an den Ohren und Kopf. Wahrscheinlich liegt das an der Kombination aus Brillenträger, schlechter Passform dank zu großem Kopf und einer steifen Polsterung. Doch Freunde, die das Headset probeweise mal aufhatten, wunderten sich nur über die schlechte Passform. Also scheint es nicht nur an mir zu liegen.
Das Mikrofon des Headsets ist abnehmbar, was mir gut gefällt. Auf der anderen Seite ist es jedoch mit Gummi ummantelt und weniger flexibel, als ich es gerne hätte. Denn so hängt das Mikro ein wenig weit vom Mund weg, und ich muss die Sensibilität in Teamspeak aufdrehen.
Mikrophon- und Audioqualität
Nach dem Auspacken wollte ich sofort mit dem Headset loslegen, doch ich wurde derb enttäuscht. Während des Ladevorgangs kann ich das Stealth XP Wireless Stereo Headset nicht dazu überreden zu starten, selbst nach einigen Minuten am Strom. Erst wenn ich das Ladekabel gezogen hab, kann ich es anschalten. Nach Rücksprache mit dem Hersteller ist das kein Produktionsfehler, sondern gewollt. Hier besteht ganz klar Verbesserungsbedarf!
Die Installation des Empfängers/Senders am PC hingegen ist ein Klacks. Ich verbinde es einfach mit dem mitgelieferten Micro-USB-Kabel mit meinem PC, et voilà. Zumindest unter Windows 10 wird alles weitere für mich erledigt und eingestellt. Ich muss jetzt nichts Weiteres mehr tun, als am Headset den Pair-Knopf ein paar Sekunden zu drücken und die Einrichtung ist abgeschlossen. Sehr einfach gehalten, löblich!
Doch die nicht vorhandenen separaten Treiber haben auch einen entscheidenden Nachteil. Die Audio-Qualität ist nicht die beste. Gut, bei einem 50€-Funkheadset habe ich das auch irgendwie erwartet, von daher überrascht es mich nicht wirklich. Sobald kein Ton vom PC mehr kommt, es still ist, hört man ein leichtes Rauschen im Hintergrund. Fast wie ein Kassettenspieler, wenn das Band leer ist. Sowohl Höhen als auch Tiefen werden für meinen Geschmack ausreichend stark wiedergegeben, auch wenn der Bass erst bei ca 40 Hz so richtig einsetzt. Insgesamt scheint besonders auf starken Bass Wert gelegt worden zu sein, denn dieser sticht am meisten heraus. Gerade die mittleren bis hohen Frequenzbereiche scheinen beim Stealth XP Wireless Stereo Headset vergleichsweise flach auszufallen. Doch mit einem separaten Equalizer habe ich dieses Manko recht schnell ausgemerzt. Bei meinen bisherigen Headsets habe ich dies jedoch nicht benötigt.
Anders hingegen die Mikrofonqualität. Als ich mit diesem Headset das erste Mal in Teamspeak mit Freunden geredet habe, kam als erstes die Frage: „Ist dein Headset kaputt?? Du hörst dich so schlimm an!“ Und da wurde ich erst mal stutzig und habe selber mal die Mikrofonqualität angehört. Und wirklich, sie ist grauenhaft. Ich höre mich an, als käme meine Stimme von einer alten, ausgeleierten Kassette, auf der ich durch eine Wolldecke geredet habe. Doch woran könnte das liegen?
Das Problem ist auch hier wieder der Standardtreiber. In Windows kann man in den erweiterten Einstellungen für Aufnahmegeräte unter anderem das Standardformat einstellen, mit welcher Qualität und Abtastrate das Gerät arbeitet. In der Regel steht so ein Mikrofon dort auf 16 Bit mit 48000 Hz Abtastrate. Windows nennt diese Einstellung DVD-Qualität. Doch nicht so das Stealth XP Wireless Stereo Headset. Schaut man dort nach, steht das Mikrofon auf lausigen 16 Bit mit 16000 Hz Abtastrate. Windows nennt das auch „Tonbandgerätqualität“. Und ja, so schlecht klingt es wirklich. Wer mir nicht glaubt, kann ja mal einen Freund in Teamspeak fragen, ob er mal kurz die Qualität auf „Tonbandgerät“ herunterschrauben möchte, oder dies sogar selber bei seinem Mikrofon tun. Selbst bei günstigen Headsets erwarte ich wenigstens etwas Mikrofon-Qualität, sodass ich mich nicht anhöre wie am Telefon über Festnetz. Also ein ganz klarer Minuspunkt.
Fazit
Das Stealth XP Wireless Stereo Headset kostet umgerechnet fast 70€, wenn man es in Großbritannien bestellt, was für meinen Geschmack zu viel Geld für so wenig Qualität ist. Ja, es ist Funk, und ja, der Sound ist ganz ok. Aber das waren auch schon die positiven Aspekte an dem Headset. Die Mikroqualität ist wirklich miserabel und der Komfort ist auch unterirdisch. Es kann nicht sein, dass man nach einer Stunde bereits Schmerzen hat. Egal wer es trägt. In der gleichen Preiskategorie gibt es bessere Funkheadsets. Wollt ihr unbedingt ein Funkheadset, empfehle ich euch: Gebt lieber etwas mehr Geld aus für ein gutes und passendes Headset, statt euch Ohrenschmerzen und miese Qualität zu holen.
Hinweis: In dem Paket des Herstellers waren auch ein Headset-Halter und ein Ladegerät für Playstation-4-Controller enthalten, diese wurden jedoch nicht getestet und sind nicht in die Bewertung der Review eingeflossen.
zur Produktseite