Farbige Lichter begegnen uns in der Weihnachtszeit überall. Wer davon noch nicht genug hat, kann sich die bunten LEDs jetzt auch auf den Schreibtisch holen, denn immer mehr Hersteller von Gaming-Tastaturen setzen auf bunte Beleuchtung. Wir haben Razers neue BlackWidow Chroma getestet. Im Gegensatz zur Ultimate-Version ist bei der BlackWidow Chroma die Farbe für jede Taste einzeln einstellbar. Doch rechtfertigt dieses Feature den Preis von 170 €? Wir haben die bunte „schwarze Witwe“ getestet.
Verarbeitung & Design
Öffnet man die Verpackung, fällt zunächst die Tastatur selbst ins Auge. Eingebettet in schwarzer Pappe ist diese gleich in voller Pracht zu sehen. Abgesehen von dieser liegen lediglich eine kurze Bedienungsanleitung und zwei Razer-Sticker bei, die Software muss über das Internet geladen werden. Wie die Verpackung ist auch die BlackWidow minimalistisch und wohl eine der schicksten Tastaturen auf dem Markt. Anstatt mit einem Dutzend kaum benötigter Zusatztasten zu kommen, konzentriert sich die BlackWidow auf das Wesentliche, wodurch es ihr gelingt, kompakt zu bleiben und dabei ästhetisch ansprechend zu wirken. Negativ fällt auf, dass das gesamte Gehäuse aus Plastik gefertigt ist. Bei einer UVP von 170 € könnte man ein hochwertigeres Material erwarten. Dennoch fühlt sich die Plastik-Oberfläche gut an, allerdings sind schon nach kurzer Benutzung hässliche Fingerspuren zu sehen. Trotz übermäßigem Plastik-Einsatz ist die Verarbeitung hervorragend, keine noch so kleinen Spalten im Gehäuse fallen auf, die Tasten wackeln ebenso wenig wie die beiden Standfüße. Die BlackWidow Chroma bringt ein Gewicht von 1,5 Kilo auf die Waage und sitzt sicher auf dem Tisch, Verrutschen gibt es nicht
Gekrönt wird das Design der BlackWidow Chroma von der Beleuchtung. Die LEDs sind abstrahlend, sodass auch die Zwischenräume zwischen den Tasten beleuchtet sind. Bei Bedarf kann die Helligkeit direkt an der Tastatur herunter geregelt werden. Durch die reflektierende weiße Unterseite ist die Beleuchtung sehr kräftig und auch bei Tag gut zu sehen. Im Gegensatz dazu sind allerdings die Statusindikatoren oben rechts so schwach beleuchtet, dass sie bei Tageslicht kaum zu erkennen sind – der Feststelltasten-Indikator springt somit nicht ins Auge. Um die Tasten-Beleuchtung zu verstehen, ist es nötig, einen Blick auf den Aufbau der Switches zu werfen: Am oberen Ende des Switchs sitzt eine RGB-LED, die dann die jeweilige Farbe wiedergibt. Dadurch bedingt erfolgt die Ausleuchtung ungleichmäßig, das untere Ende der beleuchteten Taste ist deutlich dunkler als das obere. Razer hat versucht dieses Problem zu lösen, indem nur die obere Hälfte der Taste beleuchtet ist. Bei Funktions- und Zahlentasten ist nur die Primärfunktion beleuchtet – wer also die Position von Sonderzeichen nicht kennt, ist im Dunkeln aufgeschmissen. Bei manchen Tasten wurde die Primär mit der Sekundärfunktion vertauscht, um die Ausleuchtung zu ermöglichen, so liegt etwa der Punkt über dem Doppelpunkt, bei Standard-Tastaturen ist es umgekehrt. Die Tasten sind mit schnörkellosen Razer-typischen Zeichen beschriftet, was der „schwarzen Witwe“ zusätzliche Eleganz verschafft, bei manchen Zeichen wie der R-Taste jedoch anfangs die Lesbarkeit erschwert. Alles in allem ist die Razer BlackWidow eine minimalistische und kompakte Tastatur mit hervorragender Verarbeitung. Die Beleuchtung überzeugt, die schwach beleuchteten Statusindikatoren geben Abzug.
Druckpunkt & Haptik
Razer verbaut in seinen neuen BlackWidow-Modellen erstmals die selbst entwickelten Razer-Green-Switches. Razers Eigenentwicklung basiert auf den Cherry MX Blue Switches, die in vielen qualitativ hochwertigen mechanischen Tastaturen und auch in Razers älteren BlackWidow-Modellen zum Einsatz kommen. Razers Nachbau steht dem Original jedoch in nichts nach, übertrumpft es sogar leicht. Der Druckpunkt liegt mit 1,9 mm etwas niedriger als beim originalen Cherry MX Blue Switch, sodass schon ein kleines Gewicht ausreicht, um die Taste zu betätigen. Deshalb soll der geringe Druckpunkt gerade in Shootern einen taktischen Vorteil bieten, ob der Sekundenbruchteil jedoch wirklich Einfluss auf das Spiel nimmt, ist fraglich.
Der Unterschied zu nicht-mechanischen Tastaturen ist jedoch deutlich zu merken: Da der Druckpunkt deutlich niedriger liegt, passiert es beim Tippen kaum, dass Tastenanschläge aufgrund eines zu geringen Drückens der Taste nicht registriert werden, auch beim Zocken macht sich der Vorteil einer mechanischen Tastatur deutlich bemerkbar. Die Folge ist ein (fast) fehlerfreies Tippen, durch das laute Tippgeräusch kann man sofort hören, wenn man einen Fehler gemacht hat. Wer allerdings laute Tippgeräusche vermeiden möchte, sollte einen Bogen um die Razer BlackWidow Chroma machen oder warten, bis die leisere Stealth-Version auch hierzulande erscheint. Eines steht jedoch fest: Wer einmal eine mechanische Tastatur benutzt hat, möchte nicht mehr zurück.
Großer Nachteil bei unserem Testgerät war die bei schwerem Tastendruck fehlerhafte a-Taste. Etwa jedes zehnte Mal wurde ein einmaliger Tastendruck doppelt registriert, was nicht nur beim Tippen zum Problem wurde, sondern auch in FPS-Games, wenn man weiter nach links läuft als man beabsichtigt. Das Problem mit mehrfach getriggerten Tasten trat schon bei den Vorgängermodellen hin und wieder auf, wir können jedoch nur hoffen, dass es sich bei unserem Produkt um ein Montagsmodell handelt und das Problem mit der BlackWidow Chroma weitgehend behoben ist. Das Problem ließ sich nach einigem Probieren jedoch lösen, indem wir der a-Taste eine Makro-Funktion zuwiesen, die ein Drücken der a-Taste emuliert und anschließend mit einer kurzen Verzögerung die doppelte Ausführung verhindert. Trotzdem darf ein derartiger Fehler bei einer Tastatur in dieser Preisklasse nicht auftreten, die fehlerhafte Taste trübt die ansonsten hervorragende Haptik.
Anschlüsse & Extras
Wie die BlackWidow und die BlackWidow Ultimate hat auch die BlackWidow Chroma an der rechten Seite Anschlüsse für USB und Headset integriert. Unverständlich ist, warum Razer diese nicht einfach auf der linken Tastaturseite verbaut hat. So ergäbe sich nicht das Problem ist, dass die Maus einem angeschlossenen USB-Stick oft zu nahe kommt, sodass sich die USB-Buchse kaum zu etwas anderem eignet, als die Maus anzuschließen. Schnelle USB-Sticks würden durch den überholten USB 2.0-Standard sowieso ausgebremst.
Der ebenfalls an der Tastatur verbaute Audioein- und Ausgang wird über den Klinkenanschluss an das PC-Mainboard geleitet, eine eigene Soundkarte hat die BlackWidow also nicht integriert, was die Audioanschlüsse für audiophile Gamer unbrauchbar macht – doch diese verfügen in der Regel sowieso über eine hochwertige Soundkarte. Am PC wird die Razer BlackWidow Chroma neben den beiden Audio-Klinkensteckern an zwei USB-Buchsen angeschlossen. Eine ist für die Tastatur selber, die andere für den USB-Port verantwortlich. Die vier Kabel werden zusammen von einer hochwertigen und schützenden Ummantelung umschlossen, ein Kabelbruch scheint fast unmöglich, die Kabel sind allerdings dadurch auch sehr unflexibel. Durch die mechanischen Tasten und das minimalistische Layout eignet sich die BlackWidow abgesehen vom Gaming auch hervorragend zum Schreiben längerer Texte. Gerade zum Tippen wäre eine Handballenauflage jedoch unabdingbar. Die integrierte Handballenauflage fällt – wenn man sie überhaupt als solche bezeichnen kann – im Vergleich zu Konkurrenztastaturen sehr klein aus, eine Erweiterung ist nicht nachträglich erwerbbar. Dies ist ergonomisch unvorteilhaft.
Software & Konfiguration
Wer die Beleuchtung individualisieren möchte, kommt um die Software Razer Synapse 2.0 nicht herum. Bei Anschluss der Tastatur an einen Windows-PC wird automatisch das Setup für die Treiber-Software Razer Synapse 2.0 aus dem Internet geladen. Für die Nutzung der Software ist zwingend ein Razer-Konto und damit eine einmalige Internetverbindung erforderlich. Ist Razers „Nervenzelle“ installiert und registriert, gefällt die Software gut und bietet viele Einstellungsmöglichkeiten unter einer gut sortierten Oberfläche. Auch unter Mac OS X funktioniert Razer Synapse problemlos.
Wir kamen jedoch nicht umher zu bemerken, dass das Razer-Tool unter Mac OS X nur auf Englisch ist, jedoch das deutsche Tastaturlayout in der Software anzeigt, während unter Windows zwar die Software selber auf Deutsch ist, jedoch das amerikanische Tastaturlayout abgebildet wird, was Anpassungen erschwert. Hier sollte Razer nachbessern.
Lobenswert ist, dass die Software äußerst einfach und einsteigerfreundlich aufgebaut ist, die einzelnen Menüpunkte sind selbsterklärend, kompliziertere Funktionen wie Makros sind einfach zu bedienen. Die Einfachheit hat jedoch auch ihren Preis: Wer die Tastatur weiter individualisieren möchte, wird schnell an die Grenzen der Software stoßen. So wollten wir etwa einstellen, dass die Feststelltaste rot aufleuchtet, sobald sie aktiviert wird – dies ist jedoch in Razers Software nicht vorgesehen. Auch bei anderen Optionen, die anfangs gefielen, gab es bald das Problem zu weniger Optionen. So gefiel im Test die Beleuchtungs-Option „Reactive“. Diese ermöglicht es, durch Drücken einer Taste einen Farbimpuls auszulösen. Leider ist es nicht möglich, eine Grundfarbe zu wählen, die dann durch Drücken von Tasten verändert wird, stattdessen sind bei „Reactive“ alle nicht gedrückten Tasten ganz ohne Beleuchtung. Hier wäre es wünschenswert, wenn Razer erweiterte Optionen für experimentierfreudige Nutzer anbieten würde. Die Funktion, die Tastaturbeleuchtung bei Ausschalten des Monitors automatisch zu deaktivieren, funktionierte mit unserem über DVI angeschlossenen Monitor nicht. Schade, denn eine derartige Funktion kann durchaus nützlich sein, gerade da sich die Beleuchtung standardmäßig nicht mit einem einzigen Tastendruck deaktivieren lässt.
Abgesehen von diesen Mankos bietet die Software jede Menge Möglichkeiten: Für jede Taste kann eine aus 16,8 Millionen Farben ausgewählt werden. Alternativ sind Farbverläufe und weitere Spielereien einstellbar. Die eingestellte Farbkombination wird in der Tastatur gespeichert, sodass sie auch ohne die Razer-Software z. B. im Bios erhalten bleibt. Einen wirklichen Nutzen bringt die Funktion, Profile für verschiedene Spiele anzulegen. Startet man dann etwa Counter-Strike, wird automatisch auf eine Beleuchtung umgestellt, die nur die für das Spiel wichtigen Tasten passend illuminiert. Spielt man mit einer anderen Tastenbelegung, kann man jede Taste einzeln einfärben oder die Beleuchtung dieser Taste auch ganz deaktivieren. Ein Game-Modus deaktiviert Systemtasten wie die Windows-Taste während ein Spiel gestartet ist.
Auf der linken Seite hat die BlackWidow fünf Makro-Tasten, die über die Software einfach konfiguriert werden können. Während andere Gaming-Tastaturen häufig mit einer höheren Anzahl an Makro-Tasten werben, reichten für uns die fünf Tasten der BlackWidow aus. Wem das nicht genug ist, der kann jeder Taste eine andere Funktion zuweisen. Denkbar wäre zum Beispiel, die Tasten des Numpads als Multimedia-Tasten zu belegen. So kann man auch das Fehlen eigener Tasten zur Mediensteuerung ausgleichen, die standardmäßig wie bei vielen Laptops nur über eine Doppelbelegung der Funktionstasten über die FN-Taste erreichbar sind. Besonders praktisch ist die Möglichkeit, Makros per Tastenkombination neu zuzuweisen. So kann man selbst ingame einen neuen Makro erstellen und diesen anschließend nutzen.
Die Razer BlackWidow Chroma überzeugt wie die anderen BlackWidow-Modelle mit toller Haptik und einem schicken, kompakten Design. Die neuen Razer-Green-Switches haben einen niedrigen Druckpunkt, die Verbesserung zu den früheren Cherry MX Blue Switches ist spürbar. Die Beleuchtung ist durch die weiße Grundplatte auch bei Tageslicht kräftig und weiß die BlackWidow-Reihe abermals zu verbessern. Durch die einfach zu bedienende Software ist die Beleuchtung gut anpassbar, durch Beleuchtungsprofile für Spiele bekommen die bunten Tasten einen praktischen Nutzen. Abzug gibt es für die eingeschränkten erweiterten Anpassungsmöglichkeiten und die schwach beleuchteten Indikatoren. Auch hat die BlackWidow Chroma mit den Anschlüssen und der kleinen Handballenauflage Schwächen der anderen BlackWidow-Modelle übernommen. Alles in allem ist die BlackWidow Chroma jedoch eine der besten Gaming-Tastaturen auf dem Markt. Wer keine mit Extratasten überhäufte Tastatur braucht, aber Gefallen an einer bunten Tastatur findet, sollte definitiv zur Razer BlackWidow Chroma greifen. Wer keinen Wert auf anpassbare Beleuchtung legt, kann sich den Aufpreis zur BlackWidow Ultimate in Höhe von 40 € jedoch sparen.