Die Cloud-Lösung Google Stadia hat uns im vergangenen Herbst erreicht. Doch der Mangel an Neuigkeiten spricht für einen klaren Reinfall.
Google wollte auch auf dem Gaming-Markt mitmischen und hat sich deswegen dazu entschlossen einmal etwas anderes auszuprobieren. Daraus entwickelte sich schließlich die Stadia, eine Cloud-Lösung, mit der man über alle erdenklichen Plattformen Games zu Hause, bei Freunden und unterwegs zocken kann. Dazu schließt man ein Abonnement ab, um Zugriff auf alle Launch-Titel und darauffolgenden Spiele zu besitzen. Das war die Idee.
Aber ziemlich schnell hatte sich eine große Skepsis über diesen Einfall in der Community gelegt. Eine Cloud-Lösung macht eine ausgezeichnete Internetverbindung erforderlich, die auch außerhalb des eigenen Wlan-Netzes bestehen bleibt. Fast schon unvorstellbar, gerade in Deutschland, wo der Ausbau des Netzes sich noch mitten in der Entstehung befindet und Funklöcher nahezu überall auftreten können.
Google ließ sich davon jedoch nicht beirren und hielt weiter an dem Plan fest, bis es dann im späten Herbst zum Launch gekommen war. Einige Publisher und Entwickler hatte man damit scheinbar auch überzeugen können, denn im Vorfeld gab es hier bereits die Anmerkungen, dass Titel wie Destiny 2 und Co. mit der Veröffentlichung der Lösung darauf spielbar sind.
Einen weiteren großen Rückschlag hatte es auch noch einmal gegeben, als nach Vorstellung der Stadia im Rahmen einer Studie erfragt wurde, ob die Spieler überhaupt an so etwas interessiert seien. Die Antwort war eindeutig: Nein. Warum hat Google also weitergemacht?
Natürlich hatte man bis dato schon so weit alles fertig, dass es nur eine Verschwendung gewesen wäre wegen einer einzigen Studie das Handtuch zu werfen. Und nur, weil ein paar Leute daran kein Interesse hatten, muss es ja auch nicht zwangsläufig heißen, dass dies auf alle zutrifft. Sowas lernt man, wenn spätestens nicht anhand von gesundem Menschenverstand, in jedem noch so popeligen Statistik-Kurs.

Also kam es zum Release. Und dann? Dann gab es das erste Problem: Die Besitzer der Lösung kritisierten die Qualität der Grafik und auch die Schwierigkeit einer geringen Latenzzeit schien weiterhin zu bestehen. Danach passierte auf der News-Seite nichts mehr: Es wurden immer wieder neue Titel angekündigt und Google verkündete auch kürzlich, auf welche neuen Features man sich freuen dürfte. Aber etwas Wichtiges fehlte trotzdem.
Wie viele Spieler hatte Google eigentlich überzeugen können? Sicherlich nicht viel, denn sonst hätte man längst von dem großen Erfolg geredet und dutzende Pressemitteilungen veröffentlicht. Stattdessen herrscht Stille. Aber es kommt noch besser: Google weigert sich sogar die Anzahl an Abonnenten preiszugeben. Das ist doch mehr als verdächtig, oder?
Warmind.io hingegen ist es gelungen zumindest für Destiny 2 ein paar Zahlen zusammentragen zu können. So sollen im November rund 19.400 Spieler die Plattform genutzt haben, um darauf den Titel zocken zu können. Im Vergleich zu den fast 500.000 Spielern auf dem PC ist das jedoch ein Armutszeugnis. Natürlich kann darauf nicht geschlossen werden, dass nur 19.400 Personen die Stadia nutzen. Aber es wird noch besser: Im Januar waren es nur noch 8.020.
Diese Zahlen bestätigen im Grunde die kurz beschriebene Studie und liefern eine Antwort darauf, warum Google sich nicht dazu äußern will. Natürlich kann es sich hierbei nur um einen toughen Start handeln und die Stadia Ende diesen Jahres auf einmal wesentlich besser davonkommen, aber insbesondere angesichts der kommenden Konsolengeneration wird das alles andere als einfach werden.
Kurzum: Google hat mit seiner Stadia etwas veröffentlicht, was niemand haben wollte. Google hat aber auch nicht die Versprechen für Spieler halten können, die sich letztlich für die Cloud-Lösung entschieden haben. Zufrieden wird an dieser Stelle wohl niemand sein. Es wäre vermutlich einfacher das Projekt einzustampfen, anstelle weiter in neue Features zu investieren, über die sich nur ein Bruchteil der Spieler freuen dürfte.
Was meint ihr? Habt ihr die Stadia ausprobiert?
Anmerkung: Die in diesem Artikel zum Ausdruck gebrachte Meinung spiegelt lediglich die Meinung des Autors und nicht die der gesamten Redaktion wieder.