Es handelt sich wahrscheinlich um das meist erwartete Spiel des Jahres – Titanfall wurde groß angekündigt, stark beworben und schlägt nun ein wie eine Bombe. Der futuristische First Person Shooter will mit Mech-Anzügen und Parkourelementen neue Maßstäbe in Sachen Online-Shooter setzen. Doch vor allem als reines Online-Spiel muss Titanfall unterhaltsames Gameplay bieten, um Langzeitspaß gewährleisten zu können. Die Community ist zwei geteilt: Die Einen sind fest entschlossen, dass Titanfall das Ende für Call of Duty und Battlefield bedeutet und Andere hingegen behaupten, dass der Hype um das Spiel alles andere als gerechtfertigt ist. Ob Titanfall es in die Elite der „Triple-A Shooter“ schafft, erfahrt ihr in unserer Review.
Im März 2010 wurden die zwei führenden Personen von Infinity Ward entlassen, weil sie nach eigenen Angaben nicht mit den Vorstellungen von Activision an Call of Duty zurecht kamen. Jason West und Vince Zampella gründeten kurz daraufhin ein neues unabhängiges Entwicklerstudio namens Respawn Entertainment. Sie bekamen finanzielle Unterstützung von Electronic Arts und holten einige Mitarbeiter von Infinity Ward auf ihr Schiff.
Im Mai 2010 begann die Arbeit an einem mysteriösen und vielversprechenden Sci-Fi Titel, der laut EA sogar mit Halo und Gears of War konkurrieren würde – die Geburtsstunde von Titanfall. Auf der E3 2013 enthüllte Respawn Entertainment offiziell ihr Debütprojekt und wurde dadurch um einiges interessanter für die breite Masse. Daraufhin folgten Werbekampagnen, Alpha- und Beta-Phasen und schließlich folgt auch der öffentliche Release und das ohne gravierende Gameplay-Probleme oder fehlende Inhalte – endlich mal wieder ein Spiel, das den Release ohne Probleme schafft.
Kampagne
Wir haben für euch die PC Version getestet und als wir ins Hauptmenü gelangten, wollten wir sofort im Kampf loslegen. Doch das Spiel schlug uns zuerst das Tutorial vor, was es auch wirklich Wert ist zu spielen, denn neben einigen grundlegenden Sachen erklärt es auch, wie man auf den Wänden läuft und wie man zum Beispiel einen Titan steuert. Also auch endlich mal ein Tutorial in einem Online-Shooter bei dem man auch etwas gelernt hat. Nach Abschluss gibt es noch eine kurze Zwischensequenz und man kann sich zwischen dem Spielen der Kampagne oder ein paar Spielmodi entscheiden.
Moment, Kampagne? Ja, trotz der Tatsache, dass Titanfall keinen Singleplayer hat, haben die Entwickler versucht eine Handlung in den Multiplayermodus zu bringen, um so eine Geschichte zu erzählen.Was allerdings auf der E3 und in anderen Gameplayvideos zur Kampagne gezeigt wurde, ist so im Spiel nicht vorhanden. Im Prinzip besteht die Kampagne nur aus Multiplayergameplay und aus irgendwelchen Figuren, die dem Piloten über Funk erzählen, was gerade in der Story passiert. Als Spieler selbst hat das gar keinen Bezug zum Spielverlauf.
Das führt dazu, dass man schon nach kurzer Zeit diese Hinweise und Anweisungen ignoriert und einfach weiter spielt, als gäbe es überhaupt keine Story. Eigentlich schade, wenn man sich die Handlung genauer ansieht, da sie sehr gut zu so einem Sci-Fi Setting passt, aber die Inszenierung ist einfach um einiges schlechter, als angepriesen. Man hätte mehr daraus machen können, aber so ist die Kampagne einfach nur für den Arsch.
Gameplay und Waffen
Was Titanfall wirklich ausmacht, ist das Gameplay. Mit der wirklich überschaubaren Anzahl von sechs verschiedenen Spielmodi (Materialschlacht, Last Titan Standing, Hardpoint, Capture The Flag, Pilotenjäger und Multipack) bietet das Spiel vor allem mit den 15 verschiedenen Maps genug Abwechslung, um den Langzeitspaß zu garantieren. In Gefechten von maximal 6vs6 Spielern kommen noch eine Vielzahl von KI-Gegnern dazu, die das Schlachtfeld füllen und für mehr Action sorgen, aber doch eher als Kanonenfutter dienen. Nach einer kurzen, aber schicken Einleitungssequenz, die zeigt wie der Pilot aus einem Raumschiff springt, startet das Match und alle Einheiten sowie andere Spieler laufen los. Alleine das löst einen Adrenalinschub aus, der durch die Benutzung von Doublejumps und Wallruns für längere Zeit anhält. Diese Elemente bringen den Shooter in eine weitere dimensionale Ebene, sodass immer die Gefahr besteht, dass Gegner nicht nur von vorne, links, rechts oder hinten kommen, sondern auch von oben. Diese Parkourelemente funktionieren auch noch super und gehen leicht von der Hand, was bei richtiger Verwendung auch den Vorteil im Schusswechsel bringt. Dächer können erklimmt werden, Schluchten können übersprungen werden und Distanzen können leicht zurückgelegt werden, was Titanfall um einiges packender, schneller und spannender macht, als gewöhnliche Genrekonkurrenten.
Es vermischt alte Shooter-Konzepte mit neuen frischen Ideen und verpackt das alles in einem reibungslosen und schnellen Gameplay.Nach ungefähr zwei Minuten ingame Zeit hat man dann nun endlich die Möglichkeit den eigenen Titan zu rufen. Es ist immer wieder etwas besonderes, seinen sechs Meter großen Mech-Roboter vom Himmel fallen zu lassen, denn erst kommt die Meldung „Standby for Titanfall“, dann erscheint ein Schweif im Himmel und zuletzt kracht der Titan mit voller Wucht auf den Boden. Hier ist die Inszenierung unglaublich gut gelungen und lässt wieder Adrenalin in den Körper strömen, denn beim Einsteigen in den Roboter fühlt man sich mächtiger als alle anderen.
Schließlich ist der Titan mit stärkeren Waffen, verschiedenen Fähigkeiten und einem kraftvollen Schild ausgestattet. Der Titan ist nicht einfach nur ein Gimmick für ein Call of Duty ähnliches Spiel, sondern kreiert eine eigene Art, das Titanfall zu etwas Besonderem zu machen. Trotzdem haben die Entwickler es geschafft, eine Balance zwischen Piloten und Titanen zu finden. Die Steuerung ist auch hier recht simpel, aber trotzdem gibt es massig viele Möglichkeiten, seinen perfekten Titan mit den richtigen Waffen und Fähigkeiten auszustatten.
Da liegt auch ein weiterer Glanzpunkt von Titanfall: Die Waffen und Fähigkeiten der Piloten sowie der Titanen. Die überschaubare Anzahl an Primär- und Sekundärwaffen der Piloten verhindert ein unnötiges Wirrwarr und erleichtert auch den Entwicklern eine Balance der Waffen herzustellen, denn jede Waffe hat ihre Vor- und Nachteile. Die Anti-Titan Waffen machen nicht zu wenig und auch nicht zu viel Schaden an gegnerische Titanen, sodass die Relation der Kraft zwischen Piloten und Titanen erhalten bleibt: Titanen sind nun mal um einiges stärker als normale Menschen, aber trotzdem nicht unbesiegbar.
Spricht man über das Waffengefühl, kommt man nicht drüber hinweg, die gesamte Mechanik der Waffen mit der aus Call of Duty: Modern Warfare zu vergleichen. Hier merkt man, woher die Entwickler kommen: Maschinengewehre verziehen nur sehr wenig und der sogenannte Rekoil ist dabei kaum vorhanden, sodass Dauerfeuer oftmals möglich ist. Scharfschützengewehre geben das nötige Gefühl von Feuerkraft, aber auch das von Flexibilität und Wendigkeit, das man aus Call of Duty gewohnt ist, was man über Shotguns, Raketenwerfer und co. auch behaupten kann.
Für jede Waffe gibt es eine Menge Aufsätze und Features durch Herausforderungen freizuschalten, aber das kennt man ja ebenfalls. Und ob die „Smart Pistol“, die automatisch Gegner anvisiert, viel zu stark ist – darüber lässt sich streiten.
Grafik und Mapdesign
Die Grafik von Titanfall erscheint im ersten Moment atemberaubend. Gebäude und Terrain sehen vom weiten schick aus, die Waffen haben den entsprechenden massiven oder kompakten Look, Charaktermodelle fallen gestochen scharf aus und Lichteffekte sorgen bei Tag und auch bei Nacht für die richtige Atmosphäre. Vor allem Titanen und die damit verbundenen riesigen Explosionen sind enorm detailreich gestaltet und sorgen auch für den nötigen Wumms. Da merkt man auch, dass der Fokus auf die Inszenierung der eindrucksvollen Titanen lag. Nur sieht man mal genauer hin, entdeckt man Unmengen an schwammigen und unsauberen Texturen an fast jeder Ecke. Viele Kleinigkeiten fallen dann doch ziemlich stark auf, wenn man doch kurz stehen bleibt und sich seine Umgebung anschaut. Vor allem am PC auf höchsten Einstellungen hätte man davon einiges mehr erwartet. Trotzdem fehlt es dadurch nicht an einem hohen Grad an Details in den verschiedenen Maps.
Und vor allem diese haben es in sich. Die 15 verschiedenen Maps reichen von hochtechnologischen Luftwaffenbasen, über industrielle Betankungsstationen, zu Aussichtspunkten im Jungle – da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Außerdem bietet jede Map entweder verwinkelte Gassen, die sich zum Parkour eignen, oder freie Flächen, die für den Kampf unter Titanen geeignet sind. Das Besondere ist auch, dass die Maps gut durchdacht sind, sodass man in Häusern immer einen Weg herausfindet, ohne in eine Sackgasse zu laufen, was die Geschwindigkeit des Spiels noch um einiges erhöht. Was leider fehlt, ist die Möglichkeit auszuwählen, welche Map man spielen möchte, oder zumindest zwischen einem kleineren Mappool abstimmen zu können, denn unter den ganzen Maps hat man selten die Chance seine Lieblingsarena zu spielen. Ein vernünftiger Server-Browser, wie bei Battlefield (mehr oder weniger), hätte da wahrscheinlich für Aushilfe gesorgt, aber vielleicht überraschen uns die Entwickler ja noch mit ein paar Updates.
Titanfall hat es geschafft! Auch wenn die Kampagne total überflüssig ist, die knappe Anzahl der Spielmodi nicht viel Abwechslung bringt und die Grafik teilweise stark einzubüßen hat, das atemberaubende und fesselnde Gameplay bringt sicherlich eine Menge an spaßigen Spielstunden. Das Augenmerk liegt ganz besonders auf den Titanen, deren Inszenierung im Spiel unglaublich gut gelungen ist und perfekt funktioniert.
Die reibungslose Balance zwischen Piloten und Titanen lassen das Spiel zu keinem Zeitpunkt unfair erscheinen und die gut durchdachten Maps verhelfen zum schnellen und geschmeidigen Gameplay dazu. Das Spiel vereint gewohnte Shooter Elemente mit neuen und frischen Ideen, was es zu einem eigenen erwähnenswerten Titel macht. Respawn Entertainments Debütprojekt funktioniert genauso wie es ist, und deswegen können wir es jedem empfehlen, der auf der Suche nach einem schnellen und packenden Multiplayer-Shooter ist. Somit kann Titanfall ohne Probleme mit anderen Triple-A Titeln, wie Call of Duty oder Battlefield mithalten – oder diese sogar übertrumpfen.