DOOM Eternal ist endlich da und lässt es ordentlich krachen. Wir haben das Spiel getestet – soviel sei verraten, uns ist ein wenig schwindelig geworden.
DOOM Eternal empfängt den Spieler mit einem Menü-Design, welches wie aus einem Comic entflohen wirkt. Fetzige Musik, schrille Farben – das Spiel weiß von Beginn an, den Spieler in die richtige Stimmung zu versetzen. Auf dem Hauptmenü-Schirm ploppen uns dabei zunächst einige Benachrichtigungen entgegen: Wir erhalten kosmetische Belohnungen dafür, dass wir die tollste Edition erworben haben, und auch einfach nur dafür, dass wir zu den ersten gehören, die den Shooter zocken. Nett.
Da uns das Spiel sowieso dazu animiert, schauen wir auch gleich im Anpassungsmenü vorbei – hier können wir Skins für den Slayer, einige der Dämonen sowie für unsere Schießprügel auswählen, sofern wir denn welche besitzen. Außerdem gibt es hier Anpassungen für unser Profilbanner, einige Gesten und mehr. Da es keinen Verweis auf irgendwelche Mikrotransaktionen gibt, gehen wir momentan einfach mal davon aus, dass alle kosmetischen Freischaltungen freigespielt werden können, in der Kampagne, dem Battle Mode-Multiplayer und den Events, welche mit eigenen Aufgaben für beide Modi aufwarten.
Wie es sich für ein Spiel im Jahr 2020 gehört, hat DOOM Eternal haufenweise Einstellungsmöglichkeiten. Da wir nur die PC-Version getestet haben, müssen wir gerade bei solchen Themen darauf hinweisen, dass wir nicht nachvollziehen können, ob die Einstellungen und Funktionen auf den Konsolen von der PC-Version abweichen.
Neben den gewohnten Einstellungen für Steuerung, Audio und Grafik gibt es gerade bei letztgenannten einige interessante Optionen: So könnt ihr die Bewegungsunschärfe nicht nur in mehreren Stufen anpassen, sondern auch vollständig deaktivieren. Ein FOV-Slider ist ebenso vorhanden wie eine Sharpening-Funktion. Diese kommt mit einer separaten Körnungs-Option. Wer schon einmal mit Nvidias hauseigenem Sharpening herumgespielt hat, weiß, dass viele Spiele mit zunehmder Schärfe „körniger“ werden – mit der Körnungs-Option lässt sich dies für das beste visuelle Ergebnis anpassen.
Wir starten unseren Test mit der Singleplayer-Kampagne. Diese ist in insgesamt sechs verschiedenen Schwierigkeitsgraden spielbar: 1. I’m too young to die, 2. Hurt me plenty, 3. Ultra-violent und 4. Nightmare sind die vier Basis-Schwierigkeitsgrade. Dazu kommen noch zwei Permadeath-Optionen, die ihr jeweils mit jedem der vier kombinieren könnt.
Setting und Story
In DOOM Eternal geht es zwar überwiegend um schnelles Schießen und brutales Abschlachten, die Entwickler packen das ganze aber dennoch in eine Art Story. Und, um ehrlich zu sein, diese gefällt uns besser als so mancher Blödsinn, den Ubisoft uns in den letzten Jahren aufgetischt hat.
Die Handlung ist simpel und auf den Punkt gebracht: Die Erde ist überrannt von Dämonen, wir in Person des Doom Slayers müssen zunächst die drei Priester der Bösen finden und ausschalten, um die Invasion zu stoppen. Dann geht es weiter mit der Rettung der Erde. Dafür führt uns der Shooter in seinen Missionen unter anderem in verschiedene Regionen der „DOOM-Erde“, wie wir sie hier einmal nennen wollen.
Zwischen den einzelnen Missionen, die für einen Level-Shooter ziemlich lang ausfallen, ruht ihr euch auf dem Raumschiff des Doomboys aus. Hier könnt ihr zudem mit in den Levels gefundenen Sentinel Batterien neues Equipment freischalten. Zum Freischaltsystem selbst später mehr.
Gameplay
In DOOM geht es ums Schießen – das sollte niemanden überraschen. Dennoch ist der Shooter so ganz anders als die meisten anderen modernen Shooter. In DOOM Eternal schießt ihr euch schnell und brutal durch die Dämonenmassen. Dabei gibt euch das Spiel durchaus einige Mittel an die Hand, um das Gemetzel noch befriedigender zu gestalten.
Der Doom Slayer bewegt sich schnell – DOOM Eternal verzichtet wie vorherige Teile beinahe komplett auf Schnickschnack in der Bewegung, sodass es sich fast anfühlt, als würde eure Spielfigur schweben. Um das Vorankommen noch mehr zu beschleunigen und euch über Hindernisse hinwegzuhelfen, könnt ihr zudem zweifach springen, zweifach nach vorne „dashen“ sowie an markierten Stellen klettern.
Den Kampf bestreitet der Spieler in DOOM Eternal mit insgesamt acht bereits aus anderen Teilen der Serie bekannten Hauptwaffen, welche ihr im Verlauf der Kampagne freischaltet (im Multiplayer habt ihr dabei direkten Zugriff auf euer komplettes Arsenal), wobei jede Hauptwaffe einem von jeweils zwei Add-Ons ausgestattet werden kann. Auf eurer linken Schulter tragt ihr einen Granatwerfer, der nebenbei auch als Flammenwerfer fungiert. Und auch eure Fäuste und Füße sind im Kampf gegen die Dämonen eine legitime Waffe, die ihr für besonders blutig-brutale Special-Kills einsetzt.
Die einzelnen Gadgets und Spezial-Attacken verwendet ihr vor allem dafür, um Lebensenergie, Rüstung und Munition zu bekommen. Diese liegen zwar DOOM-typisch auch in der Welt verstreut, allerdings bei weitem nicht oft genug, als das es für euer Gemetzel ausreichend wäre. Ein geschwächter Gegner, der zu blinken anfängt, lässt nach einem finalen Schlag Lebensenergie fallen. Gegner, die ihr in Flammen setzt, geben euch Rüstung. Munition für eure Waffen erhaltet ihr durch Einsatz der Kettensäge, welche selber wiederum auch Treibstoff benötigt.
Alle Waffen und Gadgets schaltet ihr wie bereits erwähnt im Laufe der Kampagne frei. Sie werden euch jeweils mit einem kurzen Tutorial erklärt, sodass hier keine Verwirrung entsteht. Mehr Eingewöhnung brauchen da schon die Menüs für euren Anzug und eure sonstigen Skills – den sogenannten Runen. Diese bieten mehrere verschiedene Möglichkeiten, euren Charakter mit Extra-Boni aufzuwerten. Durch den Comic-Stil der Menüs und der allgemeinen Aufsplittung dieser Kategorien hat es eine Weile gedauert, bis wir genau wussten, wo wann wie was wir wofür womit aufleveln konnten.
Die Missionen sind alle sehr ähnlich bis gleich aufgebaut – Räume, die ihr von Dämonen befreien müsst, welchseln sich ab mit schlauchartigen Passagen, in welchen ihr den Weg zum Weiterkommen entschlüsseln müsst. Die „Rätsel“, vor die ihr euch dabei gestellt seht, sind zumeist simpel, oft kommt es nur auf den richtigen Blick oder das richtige Timing an. Diese „Platforming“ Passagen wirken dabei allerdings oft etwas gezwungen, um Ruhe und Abwechslung ins Spiel zu bringen. Durch die Levels verstreut findet ihr immer wieder kleine, versteckte Seitenräume, in denen Collectables und Items für den Charakterfortschritt (Runen, Waffen-Add-Ons, usw.) auf euch warten.
Falls ihr beim ersten Durchspielen einer Mission nicht alle Gegenstände gefunden habt, lässt euch das Spiel zu bestimmten Stellen mit einer Schnellreise-Funktion zurückkehren.
Einige Abschnitte der Missionen werden aufgelockert mit Zwischen-Aufgaben, die meisten in etwa lauten wie „aktiviere Ziel 1, dann aktiviere Ziel 2“ – wobei zwischen beiden Zielen natürlich einiges an Geballer auf euch wartet. Abgeschlossen werden die Levels dann mit einem Bossfight.
Das mag zunächst langweilig unkreativ klingen, aber Langeweile kommt in DOOM Eternal niemals auf. Je weiter ihr im Spiel voranschreitet, desto mehr Kanonenfutter wirft euch das Spiel entgegen. Ihr startet gegen zwei oder drei verschiedene Gegnertypen, doch in beinahe jedem Missionsabschnitt kommt ein neuer Archetyp dazu, mit neuen Attacken, Angriffsmustern und Schwachstellen. Irgendwann entwickeln sich die Kämpfe zu reinen Massenschlachten, die schon auf den niedrigeren Schwierigkeitsgraden spaßig und für Anfänger der Reihe anspruchsvoll sind, auf den höheren Schwierigkeitseinstellungen aber für jeden, der auch nur kurz stillsteht, zum definitiven Ableben führen.
Musik, Sound und Sprachausgabe
Unterstrichen wird der Spaß durch einen Soundtrack, der im wahrsten Sinne einfach nur rockt. Wer bei der Kampfmusik in DOOM Eternal nicht in einen freudigen, digitalen Blutrausch verfällt, könnte wahrscheinlich auch den Eisberg in einem Titanic-Film spielen. Die Musik fetzt uns durch jeden Augenblick des Shooters und bringt noch mehr „Flair“ zum ohnehin schon unglaublich brutalen Abschlachten der Dämonen. Das ist DOOM, wie es leibt und lebt.
Waffensounds, Dämonenlaute, Explosionen – all das ist stimmig in DOOM Eternal, aber nichts davon ist außergewöhnlich. An keiner Stelle lassen die Spielsounds zu wünschen übrig, aber sie sind halt auch nichts, wofür wir die Macher in den Himmel loben müssten.
Die deutsche Synchro ist okay, aber nicht annähernd so gut wie die englische. Das Gesagte wirkt bei den deutschen Sprechern oft steif oder überspielt und fängt die Stimmung einfach nicht ein. Nach wenigen Missionen haben wir darum auf die englische Sprachausgabe umgestellt, was wir allen, die sich der englischen Sprache einigermaßen mächtig fühlen, nur empfehlen können. Natürlich geht es in DOOM nicht um tiefsinnige Dialoge – aber die vorhandenen Gespräche klingen im englischen Original trotzdem passender.
Grafik
DOOM Eternal begeistert auf vielen Ebenen, auch in Sachen Grafik. Auf den ersten Blick wirkt der Shooter gar nicht so überragend schön, wie er auf den zweiten ist – die Schlauchlevels der Missionen an sich sind meist zwar hübsch, aber eher unspektakulär. Das wahre Highlight ist oftmals die Szenerie im Hintergrund, die schlichtweg atemberaubend aussieht.
Die Kämpfe gegen die Dämonenarmeen sind auch „schöner“ denn je, denn jeder Treffer, den ihr einem Dämon zufügt, hinterlässt Spuren: Ihr zerstört Schwachpunkte, reißt Haut oder Muskelfetzen aus den Kreaturen und die Glory Kills erst – jede Animation ist in ihrer grausamen Schönheit noch befriedigender als die letzte. Dabei gibt es für jeden Dämonen gleich mehrere kontextuell abhängige Kill-Animationen, sodass das Gemetzel nie wirklich langweilig wird.
Und DOOM Eternal läuft – wie am Schnürchen. Auf unserem Testsystem, das doch eher der Mittelklasse angehört (GTX 1070, Xeon e3-1231 v3 und 16 GB RAM) konnten wir den Shooter auf Ultra Einstellungen durchzocken, ohne auch nur einmal unter die 100 Frames zu fallen.
Einen kleinen Haken hat das ganze allerdings schon: So hatten wir das Gefühl, dass viele der Animationen so schnell sind, dass wir ihnen mit den Augen gar nicht richtig folgen können. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass DOOM Eternal auf besserem System mit 144 Hz Monitoren und konstant passenden Frames noch ein Stück besser zu genießen ist.
Multiplayer
Im Multiplayer tretet ihr diesmal nicht in den aus anderen Shootern bekannten Modi an, sondern in einem asynchronen zwei gegen einen: Zwei Dämonen gegen einen DOOM Slayer.
Während der Doomguy auf sein komplettes Arsenal zurückgreifen kann und deutlich flotter und wendiger unterwegs ist als die Dämonen, haben diese neben dem Zahlenvorteil auch noch die Möglichkeit, zu respawnen: Sobald der DOOM Slayer einen der Dämonen tötet, läuft ein Zähler runter, in dessem Verlauf er auch den anderen Gegner töten muss. Ansonsten kommt der zweite Spieler des Gegnerteams zurück ins Spiel.
Insgesamt ist der Multiplayer zwar eine interessante Idee, kann aber auf Dauer nicht überzeugen. Es fehlen zu viele Aspekte, welche das Hauptspiel so großartig machen. Während in der Kampagne Heerscharen von Dämonen auf euch einprügeln, fühlt sich die Arena im PvP einfach zu leer an. Und auch sonst motiviert der Battlemode den Spieler nicht, dabei zu bleiben.
Fazit
DOOM Eternal ist ein großer Spaß. Das Gameplay geht flott von der Hand, die Performance ist einfach großartig und die Musik, ja die Musik. Schon die Waffensounds sind so gelungen, dass jeder Schuss Spaß macht, aber der Soundtrack pusht so richtig durch die Missionen. Ich bin kein großer DOOM Anhänger, aber ich hatte unglaublich großen Spaß mit dem Titel – ein MUSS für Shooter Fans. Auch die Story ist in Ordnung, aber natürlich darf man hier keine große Offenbarung erwarten. In DOOM Eternal geht es darum, Dämonen abzuschlachten. Und das macht der Shooter großartig und bleibt dabei auch noch anspruchsvoller als so manch anderer Shooter in jüngerer Vergangenheit. Nur mit den Platforming-Abschnitten bin ich nicht warm geworden. Ich verstehe zwar, dass die Entwickler ein bisschen Abwechslung ins Spiel bringen wollten, aber diese Kletter- und Sprung-Einlagen haben einfach nicht so recht passen wollen.
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