Das Thema Grafik beschäftigt bei jedem neuen Spielerelease die Gemüter – meistens, weil die Optik einen Spiels nicht dem entspricht, was sich die Spielerschaft erhofft hat. Über die Animationen eines Spiels wird dagegen selten gesprochen. Doch was ist wirklich wichtiger – die Grafik oder doch die Animationen eines Spiels?
Ich behaupte nein. Gerade Titel wie Fallout oder The Elder Scrolls bestätigen immer wieder, ein Spiel muss nicht aussehen wie aus der Realität geschnitten, um großartig zu sein. Anders sieht es da meiner Meinung nach mit den Animationen aus – ein Spiel mit wenigen und/oder schlechten Animationen kann schnell zum Stimmungskiller werden.
Bestes Beispiel ist auch hier wieder die Fallout-Reihe. Die Welt eines Fallouts und die Möglichkeiten der Interaktion in dieser Welt sind meistens gigantisch. Doch was bringt das, wenn die Interaktionen nicht stimmig vermittelt werden? Das statische Movement der letzten Spiele von Bethesda war mir schon immer ein Dorn im Auge. Ich empfinde einfach die Handlungen der Charaktere nicht nach.
Es sind Kleinigkeiten, die Eindruck hinterlassen. Ein gutes Beispiel für ein schlechtes Beispiel ist die Battlefield-Reihe. Ich erkenne zwar an, dass für viele Gamer ein Shooter nicht viele Animationen braucht, doch auf der anderen Seite wirkt es in meinen Augen geradzu lächerlich, wenn in einem Next-Gen Titel Hebel und Knöpfe von Geisterhand betätigt und Spielfiguren in Fahrzeuge gebeamt werden. Animationen sind nicht nur etwas fürs Auge – sie sind auch Gameplay relevant. Wenn ein Spieler erst in einen Panzer einsteigen muss anstatt sich einfach in ihn hinein zu beamen, dann ist er für einige wenige Augenblicke verwundbar – für die heutige Generation von Casual-Spielern ein Unding. Taktische Überlegung ist verpöhnt.
Werfen wir einen Blick auf die Assassin’s Creed-Franchise. Für das geschulte Auge ist die Grafik der Assassinen-Spiele nicht überragend, sie ist ordentlich. Was das Spiel aber so unnachahmlich gut meistert sind die Bewegungen der Charaktere: Das freie Movement, die Intereaktion mit NPCs – kaum ein Spiel bringt die Bewegungen der Spielfiguren so glaubhaft rüber wie Assassin’s Creed (Watch_Dogs war in dieser Kategorie auch meisterlich). Dem gegenüber steht etwa Skyrim (oder jeder andere Open World Titel von Bethesda). Eigentlich ist man ja schon froh, dass man sich in diesen Spielen überhaupt bewegen kann. Ob sprinten, springen, interagieren – alles wirkt statisch. Klettern, an Wänden entlang huschen, in Deckung gehen oder banale Bewegungen wie Treppensteigen – ein einziges Trauerspiel.
Für mich sind solche Aspekte wesentlich für die Atmosphäre, die Stimmung eines Spiels. Gerade Rollenspiele sollen dich in ihre Story hineinziehen – aber wie, wenn die Gesichtszüge der Charaktere wirken wie auf ein Blatt Papier gemalt?
Die reine Optik ist nicht das wichtigste in einem Spiel. Natürlich sind es auch die Animationen nicht. Aber im Vergleich Grafik gegen Animationen steht in meinem Ranking die Anzahl und die Qualität der Animationen über dem Aussehen. Mehr Animationen heißt meistens, dass man in der Lage ist, mehr zu tun und, dass es meistens auch besser und nachvollziehbarer aussieht. Es entsteht ein optischer und ein gameplay-relevanter Aspekt. Schöne Grafik ist nett, aber nicht gameplay-relevant. Denn ob wir in Battlefield mit schillernden Soldaten oder mit Strichmännchen rumlaufen – an der Mechanik des Shooters würde das nicht im Geringsten etwas ändern.
Ein aktuelles Beispiel ist da besonders Star Wars: Battlefront. Die Texturen des Spiels sind dank der neu angewandten Technik überragend – doch hat man sich daran relativ schnell satt gesehen. Anders sieht es bei den Animationen aus: Nachladen fehlt nachvollziehbarer Weise, immerhin handelt es sich um Laserwaffen. Doch die Sekunden des Nachladens entscheiden in vielen Shooter über Leben und Tod – stimmt das Timing beim Nachladen nicht, wird man vom nächsten Gegner über den Haufen geschossen. Außerdem gibt es in Battlefront keine Kletter-Animation. Gerade mittelhohe Kanten werden dadurch schnell zum Verhängnis, da man beim Springen an ihnen hängen bleibt – unzählige Frustmomente sind da vorprogrammiert.
Dann ist da noch der atmosphärische Knick in Battlefront: Die Pickups. Jeder, der die Star Wars Filme liebt, liebt auch die Momente, in denen die Piloten zu ihren Gleitern, X-Wings oder was auch immer eilen, sich Mut zusprechen, durchgewunken werden und was weiß ich nicht alles. Durch die Pickups nimmt Battlefront diese Stimmung komplett aus dem Spiel. Mal ganz abgesehen davon, dass die Übernahme von feindlichem Fahrzeug, wie in den Star Wars Filmen gerne praktiziert, im Spiel unmöglich ist.
Dem Gegenüber stelle ich einmal Star Citizen. Weltraumsimulationen sind momentan so angesagt wie vor einem Jahr noch Survival-Spiele. Titel wie Elite Dangerous mögen ganz nett sein, doch wenn ich mir ein Video von Star Citizen gönne, dabei zusehe, wie die Charaktere in ihre Raumschiffe steigen, die Pilotensessel sich dem Spieler zudrehen, Landeluken geöffnet und geschlossen werden – dann fühle ich mich beinahe, als wäre ich gerade selber dort. Und das erreicht Star Citizen nicht durch seine Grafik – die hat Elite Dangerous auch. Es erreicht diesen Effekt durch den Reichtum an Animationen, der uns das Gefühl vermittelt, das passiert gerade wirklich.
Grafik macht Spiele schön. Animationen machen Spiele schön, taktischer, eindrucksvoller, nachvollziehbarer und eröffnen mehr spielerische Möglichkeiten. Für mich steht außer Zweifel, wer das Duell Grafik vs Animationen gewonnen hat – in dem Sinne hoffe ich bei jedem neuen Titel wieder, dass mein Charakter zur Abwechslung auch mal auf den Knopf drückt, den er gerade aktiviert.
Wie seht ihr das? Ist die Grafik das Nonplusultra, oder hättet ihr auch gerne mehr Animationen in euren Lieblings-Games? Schreibt uns eure Meinung in die Comments.