Mit Hellblade wird in wenigen Tagen ein interessanter Titel erscheinen, welcher sich neben der keltischen Mythologie auch die Abgründe der menschlichen Psyche auf die Fahne geschrieben hat.
Laut den Verantwortlichen bei Ninja Theory handelt es sich bei Hellblade um eine sogenannte Independend AAA Produktion. Das bedeutet, dass man mit einem geringen Budget und einem kleinen Entwickler Team trotzdem die Qualität eines weitaus teureren Spieles erreichen kann. Zudem ist Hellblade komplett selbst finanziert, es steht also kein großer Publisher hinter dem Titel beziehungsweise dem Entwicklerstudio. Trotz des finanziellen Risikos hat diese Vorgehensweise auch einen großen positiven Aspekt. Ninja Theory ist nicht an etwaige Vorgaben eines Publishers gebunden. Es ist also möglich viele experimentelle Elemente in das Spiel zu integrieren, welche von einem Publisher rigoros dem Rotstift zum Opfer gefallen wären. Nach all dem was man bis jetzt von Hellblade gesehen, gelesen und gehört hat, kann man auf jeden Fall guter Dinge sein.
Ein Höllentrip
In Hellblade reisen wir weit in die Vergangenheit, genauer gesagt in das Jahr 790 nach Christus. In der Haut von Senua, einer keltischen Kriegerin, machen wir uns auf eine spektakulär und völlig surreal wirkende Reise. Nachdem Orkney, eine Inselgruppe an der Nordküste Schottlands und gleichzeitig Heimat von Senua, von Vikingern angegriffen wurde, verschwinden immer mehr Menschen. Unter den Verschwundenen befindet sich auch der Geliebte unserer Protagonistin. Allerdings hat Senua nicht nur mit diesem Verlust zu kämpfen. Auch einen psychischen Kampf, vermutlich hervorgerufen durch die vielen vergangenen Geschehnisse, gilt es zu bestehen.
So macht sie sich auf den Weg, Licht in das Dunkel zu bringen und die Ursache für das Verschwinden zu finden. Dabei machen ihr natürlich auch ihre psychischen Probleme ihre Reise nicht leichter. Im Gegenteil, durch die teils hervorgerufenen Wahnvorstellungen weiß man nie genau, was real und was Fiktion ist. Hat man wirklich gerade die Schwelle zur Hölle übertreten oder existiert das Grauen nur in unserem Kopf? Es gibt nur einen Weg es herauszufinden.
Düstere Welten
Hellblade ist ein klassisches Action-Adventure. In der Third-Person-Ansicht steuert man die Spielfigur durch die vielen, sehr düster gehaltenen Level. Das Kampfsystem erinnert dabei ein wenig an die Souls Reihe. Auch hier ist es wichtig, die Angriffsmuster der vielen Gegner zu kennen und auf diese reagieren zu können. Daher ist es ratsam mindestens genau so viel Augenmerk auf das Blocken oder Ausweichen zu legen, als auf die eigene Offensive. Auch diverse Bosskämpfe gilt es zu meistern. Spätestens hier sollte man mit dem eigenen offensiven und defensiven Bewegungen vertraut sein, da die verschiedenen Bosse teilweise ein besonderes Vorangehen benötigen.
Das Leveldesign ist wunderschön und düster zugleich und demonstriert sehr gut, was die Unreal 4 Engine leisten kann. Hellblade wird aber, entgegen dem derzeitigen Trend, keine Open World erhalten. Zwar wirken die meisten Gebiete schon relativ weitläufig, sind aber weit davon entfernt, als Open World bezeichnet zu werden. Dafür findet man immer wieder in den Abschnitten stimmig platzierte Rätsel in denen man beispielsweise Symbole vorgegeben bekommt, welche man in der Welt finden muss. Für manche dieser Symbole muss man unter anderem auch die richtigen Blickwinkel finden.
Ebenfalls sehr ansehnlich sind die Animationen der verschiedenen Spielfiguren. Ninja Theory hat es geschafft, in aufwendigen Motion-Capture Aufnahmen sämtliche Mimiken und Gefühlsausdrücke glaubwürdig ins Spiel zu implementieren. Man kann fast mitfühlen, wie sich in Senuas Kopf ein regelrechter Gefühlskrieg abspielt. Insgesamt sieht die Welt wirklich schön aus. Immer wieder verliert man sich in der Detailverliebtheit der Entwickler und dem großartigen Design der Hauptfigur und den NPCs.
Ebenfalls besonders ist der Aspekt, dass man von Anfang auf alle Fähigkeiten, was beispielsweise das Kampfsystem betrifft, zugreifen kann. Weder wird es einen Skill-Tree geben, noch wird man sich weitere Fähigkeiten im Laufe des Spiels freischalten können. So wurde unter anderem der Vergleich zu Spielen wie Street Fighter gezogen. Auch hier kann man von Anfang an alle Fähigkeiten nutzen, sofern man diese kennt und beherrscht. Auch auf ein Interface wird man das komplette Spiel über verzichten. Bei Ninja Theory möchte man keinen blinkenden und ablenkenden Gesundheitsbalken haben. Stattdessen möchte man mit optischen und akustischen Hinweisen arbeiten. Aber auch die Körperhaltung der Spielfigur soll einem Informationen über beispielsweise den Gesundheitszustand geben.
Feingefühl
Vorrangig ging es den Entwicklern darum, eine spannende Geschichte zu erzählen. Einer der größten Hürden der Entwickler waren nach eigenen Aussagen, ein solch schwieriges Thema wie psychische Probleme und Wahnvorstellungen, in einem Spiel zu behandeln. Man wollte zum einen zeigen, wie sehr ein Mensch unter solchen Probleme zu leiden hat. Gleichzeitig muss man natürlich dem Spieler auch ein Produkt vorsetzen, was Spaß macht. Nach allem was man bis jetzt gesehen, gehört und gelesen hat, scheinen die Verantwortlichen von Ninja Theory genau das hinbekommen zu haben.
Eine hundertprozentige Sicherheit werden wir spätestens am 08. August erhalten. Dann wird Hellblade nämlich auf dem PC und der PlayStation 4 erscheinen. Andere Plattformen wie beispielsweise die Xbox One oder die Nintendo Switch werden vorerst nicht bedient. Diese könnte allerdings noch folgen, sofern die Verkaufszahlen der jetzigen Veröffentlichung die Erwartungen erfüllt, so Ninja Theorys Dominic Matthews. Beim Preis orientiert sich Hellblade ebenfalls wie eine Independend AAA Produktion. Mit 29,99 Euro befindet sich das Spiel zwischen einem günstigen Indie Titel und einem teureren AAA-Titel. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt, ob Hellblade die Erwartungen erfüllen kann. In Kürze werden wir es wissen.