Mit Sniper: Ghost Warrior versuchten City Interactive den klassischen First-Person-Shooter mit etwas mehr Taktik neuen Flair zu geben. Der erste Teil enttäuschte die Spieler durch zu lineare Missionen, die sich immer wiederholten sowie eine KI die so schlau war wie eine Scheibe Toast. Die Entwickler versprachen, diese Fehler im nächsten Teil alle zu beheben und besser zu machen. Mit der CryEngine 3 ausgestattet, mehr variierenden Missionen und einem sehr guten Design meldet sich Captain Cole Anderson wieder zurück. Doch halten die Entwickler was sie uns Spielern versprochen haben?
Story
Als Captain Cole Anderson, noch bekannt aus dem ersten Teil der Serie, sind wir unterwegs um eine gestohlene, biologische Superwaffe aus den Händen eines Ganoven zu entreißen. Der Fiesling entspricht dem was man heutzutage erwartet bei einem Shooter: Er ist Waffenhändler und als ob das nicht reicht, ist er auch noch Russe. Unterteilt ist die Singleplayer Kampagne in drei Akte, welche in unterschiedlichen Zeiten und Szenarien spielen. Im Nachfolgenden werde ich nun kurz auf die drei Akte eingehen. Um vor Spoilern zu schützen werde ich so wenig Story wie möglich erzählen.
1. Akt
Zu Beginn seit ihr Mitten im Dschungel auf den Philippinen. In dem ersten Akt, werden euch die Grundlegenden Steuerungen des Spieles näher gebracht und ihr könnt euch sozusagen „einarbeiten“ in das Leben als Scharfschütze. Das erste was man bemerkt im Spiel, ist wie geil die CryEngine 3 aussieht. Der Dschungel wirkt lebendig und realistisch. Das Gras neigt sich euren Bewegungen und Schlieren zieht ihr hinter euch her im Wasser. Doch sobald man genauer hinsieht, fallen einem Sachen wie unscharfe Texturen, grässliche Gesichter sowie Bildmaps außerhalb der Map auf. Nicht gerade das was Crysis 3 uns mit der CryEngine 3 zeigte, aber nichts desto trotzt noch gut.
Begleiten tut euch ein Kollege, welcher das Spotten für euch unternimmt und euch vorgibt, welche Gegner nun ausgeschaltet werden müssen. Nach kurzer Spielzeit dürft ihr dann auch das erste Mal abdrücken. Dank dem neuen „Smoothtrigger“ muss man eigentlich sanft und zart den Trigger des C0ntrollers nach unten drücken, um den bestmöglichen Schuss zu erhalten. Warum ich hier eigentlich sage? Weil City Interactive dieses Feature nur in die Konsolenversion mit eingebaut hat, obwohl es auf Steam noch beworben wird. Also machen wir es ganz Klassisch: Mit der rechten Maustaste schauen wir durch das Zielfernrohr und mit der Linken drücken wir ab. Dann seht man auch schon das nächste Feature des Spiels, die Bulletcam. Dabei seht ihr wie die Kugel den Lauf verlässt und den Gegner trifft, in Slow-Motion natürlich. Während dessen kann man sehen, wie detailreich die Entwickler waren. Auch das Eintreffen der Kugel wurde gut inszeniert und in Szene gesetzt.

Das spielt hat manchmal so seine Momente dank Cryengine 3, manchmal …
2. Akt
Rückblick in das Jahr 1993. Wir befinden uns in der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina. Unsere Mission ist simpel: Beweisfotos für den Völkermord machen, das unser Vaterland eingreifen darf und den Frieden wieder herstellen kann. Die Szenerie und die Atmosphäre wurden perfekt umgesetzt und man zittert selbst mit, wenn man sich vor einer Truppe Soldaten unter einem Eisenbahnwagon versteckt, als diese vorbeimarschieren.
3. Akt
Zurück in der Gegenwart geht es dann zum finalen Kampf in die verschneiten Berge Tibets. Dort wollt ihr euch die Waffe zurück holen und dem Ganzen ein Ende setzen. Ein bisschen Schleichen, dann eine Schießerei, der Bosskampf und schon ist das Spiel vorbei.
Multiplayer
Der Multiplayer ist eher bescheiden ausgestattet im Spiel. Ein Spielmodus, das klassische Team-Deathmatch, und zwei Maps stehen euch zur Verfügung. Die erste Map spielt in Sarajewo und bietet euch zwei gegenüberliegende Gebäude, auf deren Vorplätzen sich alles abspielt, die durch eine Pipeline miteinander verbunden sind. Die zweite Map nennt sich „Ferienanlage“ und bietet euch zwei Berge auf denen sich mehrere Bunker befinden.
Gespielt wird auf, von den Spielern selbst gehosteten aber nicht dedizierten, Servern. Die Partien machen Spaß, da man nicht einfach drauf losrennen kann und jeden umnieten, sondern mit bedacht den richtigen Spot auswählen und von der aus seine Gegner ausschalten. Damit man nicht immer an der selben Stelle bleibt, seht der Gegner auch ein Blinken sobald ihr durch das Fernrohr schaut, ähnlich wie es in Battlefield 3 so ist.
Was man an dem Multiplayer-Modus besonders loben muss, ist die Lanfunktion. Das Spiel kann also auf Lanpartys gespielt werden und bringt trotz des geringen Umfangs viel Spaß mit sich. Endlich mal wieder ein Shooter, den man auf einer Lan spielen kann
Grafik und Sound
Zur Grafik gibt es nicht viel zu sagen. Auf den ersten Blick seht man den Glanz der CryEngine 3. Doch bei genauerem hinschauen, findet man unschöne, kantige Texturen oder auch schwebende Objekte. Trotz der kleineren Fehler muss man aber sagen, dass die Entwickler die CryEngine gut ausgenutzt haben. Besser hätten sie es noch machen können, wenn das Spiel nicht mit DX9 sonder DX10 oder DX11 laufen würde. Auf Very High erzielte mein Rechner Framerates bis zu 300 FPS im Spiel. Ein weiteres Manko bei der Grafik ist, dass die Zwischensequenzen von der Qualität nicht mit der Spielqualität mithalten können.
Der Sound ist phänomenal. Die Soundkulissen stimmen in jeder Situation und sind auch abgestimmt. Die Stimmen sind gut synchronisiert und wirken real. Komponiert wurde das ganze von Michal Cielecki, welcher auch schon bei Bulletstorm die Musik komponierte.
Fazit
Die Entwickler versprachen Einiges, was sie nach dem ersten Teil verbessern wollten. Jedoch fanden recht wenige Ideen ins Spiel. Die Story im Multiplayer ist gut aber sehr linear und eintönig. Die versprochenen Missionen mit Fahrzeugen kamen leider nicht rein. Auch die längere Kampagne muss man ohne Erfolg suchen. Nach knapp 6 Stunden war die Kampagne auch schon vorbei. Schade ist, dass die Entwickler schon vor Release ein DLC angekündigt haben, welches mehrere Spielstunden im Singleplayer verspricht.
Das Spiel ist ein guter Scharfschützen Shooter, welches durch beeindruckende Umgebungen, einer verbesserte KI und der CryEngine 3 beeindruckt. Jedoch ist es keine Scharfschützensimulation, was viele erwartet haben. Der Multiplayer macht viel Spaß, auch wenn es nur zwei Maps und einen Spielmodus gibt. Ende März soll es jedoch ein kostenloses DLC geben, welches den Multiplayermodus sozusagen verdoppelt, da es zwei weitere Maps und einen neuen Spielmodus mit sich bringt. Auch soll ein Patch erscheinen, der die DX11 Unterstützung hinzufügt.
Zusammengefasst kauft man einen soliden Scharfschützen Shooter mit ein paar Macken und Abzügen. Insgesamt erhält das Spiel von uns eine Bewertung von 75%. Fans der Reihe dürfen also beherzt zugreifen.