Mit Unkilled kündigte Entwickler Madfinger Games großspurig an, neue Maßstäbe im Mobile Gaming zu setzen. Selten klafften eigene Wahrnehmung und Wirklichkeit so weit auseinander.
Über das Spiel selber müssen nicht mehr viele Worte verloren werden. Wie bereits befürchtet, hat sich seit dem Testbuild, der bereits im Juni die Runde machte, nicht viel geändert. Unkilled ist ein Zombie Shooter der Marke „wir wollen euer Geld“. Beinah erschreckend ist die Sturheit, mit der Geldmacherei als Fortschritt verkauft wird.
Zusammenfassend ist der neue Shooter von Madfinger Games ein Game der Marke GLU und Gameloft. Die Missionen sind kurz, die Energiebar beschränkt eure Spielzeit, Waffenupgrades zu lächerlichen Ingamepreisen hindern euch am weiterkommen. Das ganze wird gezuckert mit Random Boxen, in denen ihr Gadgets, Ingame Geld, temporäre Spezialwaffen und ganz selten auch Gold finden könnt. Sämtliche – also Boxen, Energie, Gold, Waffen und Upgrades können selbstverständlich mit Gold erworben bzw. beschleunigt werden. Gold, welches ihr für Echtgeld kaufen könnt.
Geklärt wäre damit, wie wenig Spiel und wie viel Geldmacherei in Unkilled stecken. Schauen wir uns aber einmal die technische Seite des Shooters an: Die Grafik ist trotz Unity 5 Engine schlechter als die des Vorgängers, was vor allem daran liegt, dass Madfinger euch jetzt mehr Effekte und Zombies auf einmal entgegenwirft als jemals zu vor. Dieser Masse zum Opfer fallen allerdings viele Details und schöne Texturen, die ihr vergeblich suchen werdet. Das gleiche gilt auch für Waffen und Charaktermodelle, die schlampig wie nie wirken. Das merkt man vor allem bei den lieblos gestalteten Boss-Zombies, die darüberhinaus nicht einmal mehr eine Herausforderung darstellen. Zu allem Überfluss sind 90% der Assets aus den Vorgängern Dead Trigger 1 und 2 recycelt worden. Das First-Person Modell eures Charakters ist eins zu eins dasselbe wie in Dead Trigger 2, nur die Uhr hat eine neue Textur bekommen, die wie die meisten anderen Texturen im Spiel auch noch hässlicher als im Vorgänger ist.
Was die Waffen anbetrifft, stören wir uns vor allem an zwei Dingen: Zum einen das Upgrade System an sich – Waffen können in mehreren Kategorien aufgelevelt werden, was zum einen massig Geld verschlingt und zum anderen nur sehr wenig Auswirkungen aufs Gameplay hat. Zudem können die virtuellen Kanonen nur bis zu einem bestimmten Maximum aufgelevelt werden, was bedeutet, dass ihr ab einer Mission, welche einen Mindestwert von 1300 verlangt, eine Waffe, die nur bis 1250 verbessert werden kann, nicht mehr nutzen könnt. Ihr seid dann gezwungen, eine neue Waffe zu kaufen, auch wenn ihr das eigentlich gar nicht wollt. Viele Missionen verlangen von euch nämlich zur Erfüllung aller Nebenaufgaben – die zugegeben teilweise wirklich schwer zu erreichen sind -, dass ihr einen bestimmten Waffentyp ausgerüstet habt. Insgesamt gibt es vier Kategorien – leicht, mittel, schwer und Nahkampfwaffen.
Der zweite Störfaktor sind die Upgrades selber. Zur Ankündigung hatte Madfinger Upgrades so beworben, dass jedes Upgrade eure Waffe verbessert und oder einen Aufsatz hinzufügt. Im fertigen Spiel sind aber die gleiche Waffe jeweils mit und ohne Aufsätze zwei verschiedene Modelle, die ihr beide erst erwerben müsst (und die mit den Aufsätzen ist entweder ungleich teurer oder gar nur für Gold erhältlich). Die Aufsätze sind aber selbst dann rein kosmetisch, da es weder Rückstoß, noch Zoom (ADS oder Aim Down Sight) oder verbesserte Genauigkeit gibt. Die Upgrades an sich sind endlos überflüssig, was wir euch an einem ganz einfachen Gedankenspiel erklären können: Stellt euch vor, euer Gewehr mit der Levelstufe 100 macht 100 Schaden pro Schuss. Ein Zombie auf Stufe 1 hat 100Hp Gesundheit. Ihr tötet also den Zombie mit einem Schuss. In Level 2 haben die Zombies eine Gesundheit von 200, das Spielt zwingt euch aber, euer Gewehr auf 200 zu verbessern, somit macht ihr auch 200 Schaden. Im Endeffekt entsteht kein Unterschied im Gameplay. Das ist vor allem deshalb so wichtig zu erwähnen, da Unkilled eine fortlaufende Story hat. Ihr könnt nicht etwa wie in anderen Spielen Missionen verschiedener Schwierigkeitstufen auswählen, sondern jede neue Mission ist schwieriger im Level als die davor. Das Aufleveln eurer Waffen wäre also ohnehin unumgänglich und bringt euch nur dann Vorteile, wenn ihr alte Missionen noch einmal spielt.
Die negativen Aspekte des Spiels überhäufen sich. Anstatt den nächsten Schritt im mobilen Sektor zu machen, wie Madfinger Games für sich beansprucht, gehen sie eigentlich zwei Schritte zurück. Mindestens. Die positiven Seiten des Shooters lassen sich an einer Hand aufzählen: Der erhöhte Zombie-Spawn und die teils schwierig zu erfüllenden Nebenaufgaben einer Mission sind wirklich die einzigen Sachen, die uns wenigstens etwas Spielspaß gebracht haben. Dank seines Free2Play Gewandes kommt Unkilled bei vielen Spielern zwar erst einmal gut an, allerdings merken die meisten schon nach kurzer Zeit, dass man ganz ohne Echtgeld nicht weit kommen wird.
Es ist traurig, wie das Potential der heutigen Mobilgeräte weiter dafür ausgenutzt wird, den Gamern (vor allem aber den Gelegenheitsspielern) das Geld aus der Tasche zu ziehen. Und beschämend die Art und Weise, in der die Entwickler ihre Entscheidungen rechtfertigen und als ganz großes Ding darstellen. In diesem Sinne wollen wir euch nicht davon abraten, dass Spiel einmal zu testen. Es kann euch für ein paar müßige Momente zwischendurch durchaus unterhalten. Absehen solltet ihr allerdings davon, Geld in das Spiel zu investieren. Der „Fortschritt“, den ihr dadurch im Spiel erzielt, ist kein wirklicher, und Entwickler wie Madfinger Games haben es nicht verdient, dass sie für deartige Blenderei euer sauer erarbeitetes Geld in den Hals geworfen bekommen.