Heutzutage versuchen die Publisher ihre Spiele frühzeitig durch einen Preorder-Bonus an den Spieler zu bringen. Aber sollte man wirklich die Katze im Sack kaufen?
Preorder-Boni sind heutzutage Gang und Gebe und quasi jeder einigermaßen große Publisher versucht durch eben diese die Spieler zu locken und für den frühzeitigen Kauf zu belohnen. Dabei gehen die Publisher teilweise recht unterschiedlich vor. Wo der eine eher Standardkost in Form von DLC’s und Multiplayer Items wie Skins, Boosts oder dergleichen serviert legen andere zusätzlich noch Soundtracks oder garantierte Beta Zugänge dazu. Meiner Meinung nach sollte man aber mittlerweile immer vorsichtiger bei Vorbestellungen sein und versuchen sich nicht gleich von diversen Boni locken zu lassen. Denn eins steht fest, heutzutage kauft man dadurch die berühmte Katze im Sack.
Der ganz normale Wahnsinn
Zu allererst eine Sache: Preorder-Boni sind eine gute Sache. Warum sollte man potentiellen Käufern auch nicht die Chance geben, sich für die frühzeitige Entscheidung ein Spiel zu kaufen selbst zu belohnen. Allerdings fängt es auch bereits hier an kompliziert zu werden, denn immer öfter haben bestimmte Händler beziehungsweise Online Shops ein paar Boni mehr als andere. Will man also das Maximum an Bonus Inhalten bekommen ist man quasi schon gezwungen, das Spiel seiner Begierde in einem bestimmten Shop zu kaufen und da die Preise natürlich auch nicht überall gleich sind, bezahlt man unter Umständen ein wenig mehr als in anderen Shops. Und das nur um ein, zwei Sachen mehr zu bekommen als andere. Natürlich ist es jedem selbst überlassen, in welchen Shop man gerne einkauft und wieviel man gewillt ist mehr auszugeben als in anderen Shops. Allerdings überkommt einen doch immer das Gefühl vielleicht nicht allen Content zu bekommen und das obwohl man sich schon Tage, wenn nicht sogar Wochen vor Veröffentlichung dazu entschieden hat, ein bestimmtes Spiel zu kaufen.
Die Krone des Vorbesteller Wahnsinns setzte Ubisoft damals dem Spiel Watch_Dogs auf. Hier hatte Ubisoft wahrscheinlich intern für seine Mitarbeiter einen Wettbewerb erstellt, bei dem jeder Mitarbeiter vorschlagen konnte, welche Preorder Boni bei verschiedenen Editionen dabei sein soll und wie es scheint, hatte jeder Mitarbeiter gewonnen. Die Kollegen von Kotaku hatten damals in einem Artikel über das Preorder Chaos eine sehr nette Infografik angefertigt, welche eben diese Boni auflistet. Das Traurige daran ist, dass man damals rein theoretisch vier verschiedene Editionen hätte kaufen müssen, um wirklich alle Bonus Inhalte erhalten zu können.
Ein weiteres recht aktuelles Beispiel für eine verkorkste Vorbesteller Aktion ist Deus Ex – Mankind Divided. Bei dieser Aktion gab es quasi Stretch Goals, bei wie vielen Vorbestellungen welche Boni freigeschaltet werden. Das heißt, bis zu einer gewissen Anzahl an Vorbestellungen gibt es den Bonus A. Überschreitet die Anzahl an Vorbestellungen die Anzahl erhalten alle Vorbesteller zusätzlich noch Bonus B und so weiter. Dies steigerte sich im Beispiel von Deus Ex bis zu dem sogenannten Tier 5. Eine offensichtlichere Art die Anzahl der Vorbestellungen künstlich zu erhöhen gibt es wirklich nicht mehr. Zum Glück war der Publisher Square Enix einsichtig und beendete diese. Zu groß waren die Empörung und die Kritik, die Square Enix mit dieser Form der Vorbesteller Aktion erntete.
Wenn ein Publisher seine potentiellen Kunden und Fans zum Vorbestellen animieren möchte, warum dann nicht einheitlich. Natürlich darf es auch weiterhin eine Deluxe oder Collector’s Edition geben, die noch zusätzliche Sachen beinhaltet, aber meiner Meinung nach sollte der reine Preorder-Bonus überall gleich aussehen. Das wäre fair und kundenorientiert.
Miau… Ruhe da drin
Bleibt jetzt eigentlich nur noch die Frage, warum man überhaupt noch ein Spiel vorbestellen soll. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, in denen man die Tests vieler Spieler schon Wochen vor Release in den Printmedien durchlesen konnte. Auch Begriffe wie Test Embargo sind mir damals nicht wirklich geläufig gewesen. Heutzutage bestellt man sich meist die Katze im Sack vor, denn der jeweilige Test eines Spiel darf beispielsweise erst ein Tag oder manchmal sogar direkt am Tag der Veröffentlichung online gestellt werden. Natürlich ist der Tag, bis zu dem man die Bestellung des Spiels noch hätte stornieren können, schon vorbei, da sich das Spiel entweder bereits in der Zustellung befindet oder aber, und das ist eigentlich viel gravierender, sich der jeweilige Key bereits in unserem Besitz befindet und der Pre-Load des jeweiligen Spiels bereits läuft.
Die Frage ist doch letztendlich, warum die Publisher ein solches Embargo überhaupt verhängen? Wenn die jeweilige Presseversion bereits wochenlang in der Redaktion liegt und der Test zur Veröffentlichung bereit liegt, warum verbietet man der jeweiligen Redaktion, den Artikel live zu schalten? Als Begründung führen die Publisher dann Aussagen auf wie „Der Titel entfaltet sein volles Potential erst wenn die Server voll sind“. Meiner Meinung nach sind das alles Ausreden, welche über einen ganz bestimmten Punkt hinweg täuschen sollen. Die Publisher sind sich der Qualität und der Innovationslosigkeit ihres Titels sehr gut bewusst und versuchen einfach so lange wie möglich den Mantel des Schweigens über den jeweiligen Titel zu bewahren bis auch der Letzte, gelockt durch die Preorder-Boni, das Spiel vorbestellt hat. Wenn ich von der Qualität meines Spieles überzeugt bin, dann kann es mir doch nur Recht sein, wenn schon Tage vor Release die Reviews erscheinen und ich auch die Unentschlossenen durch gute Bewertung von meinem Spiel überzeugen kann.
Wohin das alles noch führen soll und welche wahnwitzigen Preorder Aktion sich die Publisher für die Zukunft ausdenken, darüber kann man letztendlich nur spekulieren. Es wäre einfach wünschenswert, wenn alle mal einen Gang zurückschalten würden und statt kostspieligen Marketingkampagnen und unübersichtlichen Preorder Aktionen sich lieber mal darauf besinnen würden, worum es eigentlich geht, nämlich um gute, spaßige und innovationsreiche Spiele. Begeistert uns durch tolles Gameplay, atemberaubende Grafiken und fesselnde Story, dann verspreche ich euch klappt es auch mit den Vorbestellerzahlen und das sogar ganz ohne Preorder-Boni.