Bereits 2016 haben wir einen kritischen Blick auf die größten Publisher der Gaming-Branche geworfen. Wie sieht es drei Jahre später um EA und Co. aus?
Zweimal insgesamt wurde Electronic Arts von der Website „The Consumerist“ zum schlechtesten Unternehmen der USA gewählt. Das war 2013 und 2014. „‚Was EA anpackt, wird zu Mist‘ – so in etwa lautet das dem Unternehmen von der Community verliehene Motto.“ – das schrieben wir 2016 im ersten Teil unserer Kolumne über den Publisher.
Und leider hat sich daran auch mehrere Jahre später nichts geändert. Ganz im Gegenteil. EA steht für das Übel in der Spiele-Branche. Zerstörte Entwicklerstudios, schlechte Spiele oder übertriebene Mikrotransaktionen – EA ist bei all dem an vorderster Front. Weder mit Battlefront 2 noch mit Battlefield 5 konnten die US-Amerikaner ihrem schmutzigen Image entfliehen. Beide Titel haben das Übel eigentlich nur schlimmer gemacht.
Auch mit Aussagen wie „The intent is to provide players with a sense of pride and accomplishment for unlocking different heroes“ zu hochgradig frechen Preisen der Mikrotransaktionen in Battlefront 2, also der Auffassung, das künstlich in die Länge gezogene Freispielen bzw. die atemraubend hohen Kosten zum Sofortkauf den Spielern ein Gefühl von Stolz und „etwas geschafft zu haben“ vermitteln würden, handelt man sich in der Community nichts weniger ein als den Reddit Kommentar mit den meisten Downvotes aller Zeiten. Aber EA wäre nicht EA, wenn Sie das nicht noch toppen könnten…
Seit spätestens 2018 werden Lootboxen in Video-Spielen heiß diskutiert. Das geht sogar so weit, dass diese in einigen Ländern inzwischen – meiner Meinung nach zurecht – als Glückspiel verboten sind. Aber eigentlich sind Lootboxen doch etwas ganz Tolles, oder? Das findet zumindest Electronic Arts, in diesem Fall in Person von Kerry Hopkins, die im Unternehmen den klanghaften Titel „Vice President of legal and government affairs“ innehat. Was es nicht alles gibt. Diese äußerst charmante Dame ist jedenfalls der Meinung, Lootboxen seien doch eigentlich „Surprise Mechanics“, also quasi Überraschungseier, und somit sei das Ganze doch ziemlich ethisch. Was haben wir doch ein Glück, das EA immer so gut zu uns ist…
Aber das ist noch lange nicht alles. Nein, unsere guten Freunde bei EA haben so viele tolle Ideen mit uns zu teilen. Die EA Play zum Beispiel, die jetzt schon seit ein paar Jahren losgelöst von der E3 in Los Angeles stattfindet und von Jahr zu Jahr peinlicher wird und mit weniger Inhalten daherkommt. Großartig, oder?
Und dann ist da ja noch Apex Legends. Respawn Entertainment galt lange Zeit als die letzte unabhängige Bastion in den Reihen von EA. Wir machen, was wir wollen, sagten die Entwickler großspurig. Titanfall und Titanfall 2 schienen dies zu belegen. Beides großartige Titel, die jeweils nur zum falschen Zeitpunkt veröffentlicht wurden und dadurch ihres verdienten Ruhmes beraubt wurden. Gerade Titanfall 2 gilt unter Kenner aber als einer der besten Story-Shooter seit langem. Viele erwarteten nun 2019 ein neues Titanfall, eines, das dann nicht mit einem anderen Shooter aus dem Hause EA konkurieren müsste. Stattdessen bekamen wir einen neuen Battle Royal-Shooter. Und der schlug ein wie Thors Hammer! Apex Legends ist kostenlos, und es ist gut. Respawn hat im übersättigten Markt der Battle Royal-Spiele doch einen Weg gefunden, einzigartig zu sein.
Gierige Freeloader, allesamt!
Aber einen erfolgreichen Shooter am Markt zu haben, das schmeckte den Verantwortlichen in Redwood City wohl so gar nicht. Das würde ja dem hart erarbeiteten Ruf schaden, den man sich über Jahre verdient hatte, dass man der Abschaum der Spiele-Branche ist. Das beste Gegenmittel für ein erfolgreiches Spiel? Wenig neue Inhalte und überteuerte Mikrotransaktionen. Gesagt, getan. Und schon steht Apex genauso in der Kritik wie alle anderen Spiele von EA. Aber das reicht doch immer noch nicht, oder? Stimmt, also gab es Beleidigungen seitens der Entwickler gegen die Gaming Community obendrauf – sogar ganz umsonst. Natürlich hat man sich im Anschluss dafür ganz brav entschuldigt, ist doch Ehrensache.
Für das Disaster rund um Anthem wollen wir übrigens ausnahmsweise nicht EA die Schuld geben. Wenn ein Entwickler-Studio wie Bioware vier oder mehr von sechs Jahren Entwicklungszeit mit Däumchendrehen verbringt, dann kann man dies nicht dem Publisher anlasten. Dort verlässt man sich nämlich ganz darauf, dass die Studios inzwischen verinnerlicht haben, wie man Scheiße produziert. Hat bei Anthem ja auch ganz gut geklappt, oder?