Der Markt ist überflutet und infiziert. Noch nie gab es in der Geschichte der Videospiele so einen Hype um die ursprünglich „lebenden Toten“. Momentan dominieren zwei Zombie-Spiele die Steamverkaufscharts und das aus einem guten Grund – oder? An Titeln, wie DayZ, Infestation: Survivor Stories, Rust, Dead Island, Dying Light, Minecraft und etliche weitere kommt man einfach nicht mehr vorbei. Doch was ist dran, am Zombiewahn? Was reizt uns an der Masse der Untoten – haben wir nicht schon genug von den Matschbirnen?
Alles begann, wie in einem schlechten Film: Zombies waren schon seit langem irgendwie beliebt. Ob im Film und Fernsehen, oder auf der Heimkonsole und PC. Der erste Film, der die Zombies wirklich aufgegriffen hat und so namentlich auch erwähnte, war „White Zombie“ aus dem Jahre 1932, obwohl dort die Darstellung der Zombies noch ganz anders war, als die die wir jetzt kennen. Erst die Blockbuster „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) und „Zombie – Dawn of the Dead“ (1978) machten die Untoten zu den fleischfressenden Monstern, die wir heute kennen und lieben. Als neuester und ziemlich erfolgreicher Blockbuster, kann man „World War Z“ (2013) mit Brad Pitt dazuzählen und behaupten, dass damit unser heutiges Bild von Zombies noch einmal unterstrichen wird.
Auch die Spielindustrie griff irgendwann auf dieses Phänomen zu und das Spiel „Zombie Zombie“ (1984) hatte Zombies eingebaut. Später im Jahr 1996 wurden die Matschköpfe zum Verkaufshit in „Resident Evil“ und agieren bis heute noch (mal besser, mal schlechter) in den Survival Horror Titeln. Alle erwähnenswerte Titel aufzulisten, wäre zu lang, deshalb springen wir von Half-Life (1998) über Left 4 Dead (2008) zu Minecraft (2009). (Im Link unten findet ihr die ganze Liste der Zombie-Spiele.) „Hä? Wieso nennt er jetzt dieses Block-Spiel?“, fragt ihr euch bestimmt.
Von Jahr zu Jahr wurden Zombie-Spiele immer beliebter, aber – nennt mich für verrückt – ich denke, dass Minecraft als Sprungbrett für dieses Franchise diente. Auf die Mechanik dieses schönen Spiels müssen wir nicht mehr eingehen, aber nennenswert ist doch, dass die Zombies in Minecraft in einer offenen Spielwelt eine große Bedrohung und Angst waren, wie sie es nie zuvor waren. Und plötzlich hatte jeder Minecraft – jeder hat gegen Zombies gekämpft, wenn auch nur sekundär.
Zombies waren in aller Munde. Menschen bauten reale Zombie-apokalystisch sichere Häuser und Bunker, im Internet macht jeder Pläne, wie er die Zombies töten würde und Wissenschaftler suchten nach einer möglichen Gefahr. Egal, ob es nun Minecraft schuld war, Zombies sind jetzt schon überall. Und ich rede nicht von Teenagern, die jede Sekunde auf ihr Smartphone glotzen. Der Zombie-Hype hat seinen Höhepunkt schon längst erreicht und die Spielindustrie macht keine Anzeichen, dass dieser Hype zurück geht – im Gegenteil, der Höhepunkt wird noch etwas anhalten.
Mit DayZ wurde etwas geschaffen, was Massen dazu gebracht hat, sich ArmA II zu kaufen und nie das eigentliche Spiel anzufassen. Die zwei Topseller auf Steam sind momentan DayZ und Rust – zwei Zombie-Survival-Open-World Spiele, die beide im Grunde genommen dasselbe Spielprinzip anführen: Das nackte Überleben. Und genau das ist was die Zombie-Spiele so unglaublich attraktiv macht.
Nennt mir ein erfolgreiches Action-Videospiel, in dem ihr nicht in irgendeiner Weise überleben musstet. Ob als Mario, als Zerg, oder als Master Chief – die Devise hieß immer „Überlebe!“, oder beziehungsweise „Kämpfe darum, dass das ‚Game Over‘ nicht erscheint!“. Da wird der Urinstinkt des Menschen angesprochen und wo kann man ihn besser ausleben, als in der virtuellen Welt? Im Prinzip ist es immer dasselbe, aber seit geraumer Zeit haben wir einen neuen Feind: Die Zombies – und das ist auch gut so. Mich würde es nicht wundern, wenn die nächste Apokalypse in Fallout aus Untoten bestehen wird, denn das ist der Trend, der die breite Masse gerade am besten anspricht. Aber manche haben schon die Schnautze voll.
Viele Spieler können den Begriff „Zombie-Survival“ schon gar nicht mehr hören und freuen sich auf Spiele, wie Titanfall, welche ohne Zombie-Mode kommen werden, einfach um die Abwechslung in unserer Branche zu bewahren. Ich will nicht behaupten, dass nur noch Zombie-Spiele veröffentlicht werden, aber die Flut an Videospielen lässt sich nicht zurückhalten. Mit immer mehr Indie-Support auf Konsolen und PC kommen immer mehr Spiele auf den Markt und dementsprechend auch viele Zombie-Games.
Wir haben momentan eine Menge Zombie-Spiele auf dem Markt – gute und auch schlechte Titel, keine Frage. Manche sind wirklich mit Liebe und Hingabe geschaffen, aber solange sich noch ein Spiel in der Alpha befindet, sollte man sich von Gedanken an einen Nachfolger fern halten. Irgendwann werden die alten, unfertigen Spiele begraben und stehen eventuell als untote Games wieder auf – was uns dann erwartet, möchte ich nicht wissen.