
Warface: Global Operations ist seit gestern für Android und iOS verfügbar. Wir fragen uns: Brauchbarer Port oder mobiler Müll?
Warface ist eines dieser Spiele, welches auf dem PC einfach nicht totzukriegen ist. Der Shooter, einstmals unter der Regie von Crytek entstanden, hatte nie die besten Spielerzahlen, hielt sich dafür aber wacker. Zudem muss man sowohl Crytek als auch dem jetzigen russischen Entwickler My.com, welche das Spiel vor einiger Zeit aufgekauft haben, hoch anrechnen, dass Warface eines der Spiele mit den wohl meisten und regelmäßigsten Content Drops überhaupt ist.
Kaum verwunderlich, dass man sich jetzt auch auf den mobilen Markt wagt. Kostenlose Spiele wie Warface funktionieren auf dem Handy bekanntlich umso besser. PUGB machte es vor, Call of Duty zog nach – und irgendwann erwarten wir auch Apex Legends auf unseren smarten Begleitern. Auf den mobilen Plattformen wird sich Warface, das auf dem PC ja eher als Nischenprodukt betrachtet werden darf, allerdings mit deutlich höheren Erwartungen konfrontiert sehen. Immerhin wagt sich hier ein auf den großen Spielkonsolen etablierten Entwickler auf den mobilen Markt. Da erwarten die Fans ein ähnlich gutes Spiel wie sie es von den anderen Plattformen her kennen.
Warface: Global Operations sieht dem großen Bruder dabei grafisch ziemlich ähnlich und ist damit eines der hübscheren Spiele auf dem Smartphone. Vom Umfang her kann es zwar nicht mithalten, aber das ist kein Vorwurf. Jeder, der Warface in letzter Zeit auf dem PC gespielt hat, weiß, wie unglaublich viel Content den Spielern hier zur Verfügung steht.

Warface Mobile wartet mit einem schlichten, aufgeräumten Hauptmenü auf. Zu Beginn gibt es ein kurzes, knackiges Tutorial, das aber erfrischend kurz ausfällt. Die Entwickler scheinen, im Gegensatz zu vielen anderen mobilen Entwicklern, nicht zu glauben, dass Global Operations das erste Mobile Game ist, welches der Spieler spielt und erklären nicht in tausend Schritten jeden einzelnen Menüpunkte. Wir haben parellel Call of Duty Mobile angezockt, welches mit Menüpunkten und endlosen Tutorials nur so um sich schmeißt – keine schöne Erfahrung.
Global Operations beschränkt sich auf das nötigste. Das kann ein temporärer Zustand sein, immerhin wurde das Spiel gerade erst veröffentlicht. Viele andere mobile Titel fügen nach und nach Content hinzu, den wir vom PC und den Konsolen als absolute Basis kennen. So auch Story-Elemten, Tutorials und ähnlichen Krams. Ich hoffe, My.com sieht bei Warface: Global Operations davon ab und belässt die Spielerfahrung, wie sie ist: Simpel aber funktional.
Gespielt werden zwei Modi – Team-Deathmatch und Kontrolle – auf mehrern Maps, die alle an Karten aus der PC-Version angelehnt sind und von Spielern schnell wieder erkannt werden sollten. Allerdings gibt es keine eins zu eins Kopie einer Karte, was mit fehlenden Controls aus der PC Version zusammenhängt. Dem Vorbild am nächsten kommt die Map „Hangar“, welche fast identisch mit ihrem PC-Pendant ist.
Die Steuerung ist schlicht, aber auf den Punkt. Wie in vielen anderen mobilen Shootern könnt ihr zwischen automatischem Feuer, sobald ihr auf den Gegner zielt oder einem Schieß-Button wählen. Eure Spielfigur sprintet automatisch, die Fähigkeit, sich zu ducken, zu springen oder über Hindernisse zu klettern haben die Entwickler dagegen komplett rausgelassen. Aber auch das ist passend, wir können hier wiederum Parallelen zu Call of Duty Mobile ziehen, welches versucht, möglichst alle Funktionen der PC- und Konsolen-Versionen aufs Smartphone zu übersetzen. Daraus resultiert ein mit Bedienelementen zugekleisterter Touchscreen, der einfach keinen Spaß macht. Warface kommt mit deutlich weniger Steuerelementen aus, die ihr zudem nach Wahl frei auf dem Schirm anordnen könnt.
Die Gefechte sind wenige Minuten kurz und eignen sich damit perfekt für die kleine Unterhaltung zwischendurch. Ihr könnt dabei mit bis zu vier Leuten eine Gruppe bilden, um gemeinsam zu zocken. Die Maps sind angemessen groß, die Spawnpunkte dynamisch. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass ihr direkt vor oder hinter Gegner ins Spiel kommt und dadurch entweder einen leichten Kill ergattert oder eben selbst zur leichten Beute werdet. Dazu trägt auch das schlechte Treffer-Feedback bei, welches so schwach ist, dass ihr oftmals gar nicht bemerkt, dass man auf euch schießt, bevor ihr tot umfallt. Die Time to kill ist dabei in Ordnung, gesetzt den Fall, ihr habt einen ordentlichen Schießprügel und euer Gegner nicht zu viel Rüstung.

Und damit wären wir beim leidigen Thema Mikrotransaktionen und Pay-To-Win. Warface: Global Operations wäre bis hier ja ein wirklich gelungenes mobiles Spiel für zwischendurch. Doch nach der ersten Runde, die man typischerweise gegen Bots bestreitet, wird es ungeheuer schwer, die Gegner zu legen, bevor sie euch legen. Dies änderte sich auch nach einigen Stunden Spielzeit und Fortschritt nicht. Zwar bekommt man mit dem Charakteraufstieg immer bessere Waffen und Ausrüstung, aber einfach nicht genug, um mit denen mitzuhalten, die echtes Geld investieren.
Echtes Geld investieren kann man dabei an allen Ecken. Es gibt eine normale Währung, die ihr durch spielen verdient. Es gibt eine Goldwährung, die für spezielle Items herhält. Diese könnt ihr in nur sehr geringen Mengen erspielen, denn ihr sollt sie mit Echtgeld kaufen. Außerdem gibt es, wie sollte es heutzutage anders sein, einen Battlepass, hier „Season Pass“ genannt. Und es gibt Lootboxen. Durch Werbevideos könnt ihr zwar hier und da ein wenig nachhelfen, aber wenn ihr wirklich mithalten wollt, müsst ihr bezahlen. Wir haben nach einiger Zeit des frustrierten Dauersterbens das Willkommensangebot der Entwickler angenommen und für 2,99 ein wenig Gold gekauft, welches wir dann in einen besseren Schießprügel steckten.
Und was sollen wir euch sagen, von da an lief es. Ab dem Moment, in dem wir unsere neue Premiumwaffe gekauft und teuer aufgewertet hatten, waren wir in fast jeder Runde an der Spitze des Leaderboards. Ausgenommen die Runden gegen solche Leute, die noch ein bisschen mehr Geld als wir ausgegeben hatten.

Es ist im mobilen Sektor ja leider die Norm, macht es aber nicht weniger traurig. Warface: Global Operations ist ein gutes Spiel, aber Entwickler My.com richtet es so aus, dass es ohne Echtgeld-Einsatz keinen Spaß macht.
Für wen lohnt sich der mobile Shooter also? Für diejenigen unter euch, welche einen guten Shooter für unterwegs suchen und ihr Geld ansonsten nur in noch schlechtere Mobile Games stecken würden. Da es auch keine Custom Matches gibt, in welchen ihr nur gegen eure Freunde antreten könnt, gibt es leider keinen Weg, den Pay-To-Win Mechaniken aus dem Weg zu gehen.