Wer Videospiele spielt, der weiß, wie Frauen in diesen Medien gerne dargestellt werden. Harte bis hin zu völlig plumpe Persönlichkeiten, mehr als genug Holz vor der Hütte und Klamotten, die nicht gerade dazu dienen, um Schutz zu bieten sind typische Merkmale, die unsere virtuellen Damen prägen. Besonders in der MMO Szene taucht dieses Phänomen immer wieder auf.
In den vergangenen Tagen kam die Information ans Licht, dass die Entwickler von Warface ihre weiblichen Soldaten mit mehr Sex-Appeal aufgepeppt haben, da die Community aus Russland und China genau das von ihnen verlangt hat. Diese Neuigkeiten haben meine Neugier geweckt, und ich wollte (ohne Moralapostel zu spielen) herausfinden, ob der Spruch „Sex Sells“ in Videospielen eigentlich immer noch relevant ist oder nicht. Wichtig ist es vor allem zu ergründen, ob das Aussehen der Damen tatsächlich dazu geführt hat, dass man ein Spiel in letzter Zeit genau aus diesem Grund gekauft hat. Das Ergebnis ist sicherlich bei all den unterschiedlichen Persönlichkeiten nicht glasklar, jedoch gehe ich davon aus, dass sich heutzutage jemand selten ein Spiel zulegt, weil auf dem Game-Cover heiße Babes zu sehen sind. Klar darf man nicht vergessen, dass Tomb Raider ohne Lara Croft wohl nicht so erfolgreich gewesen wäre wie heute, jedoch wecken sexy Bräute in der modernen Gaming Community wohl nicht mehr immer gleich das Interesse für ein Spiel. Es muss einfach mehr dabei sein, um überzeugen zu können – besonders dann, wenn die Frau auch noch Protagonistin des Spiels ist.
Ziehen Bräute in Spielen nicht mehr, wenn sie nicht glaubwürdig designt werden? Wenn ich beispielsweise das Cover von Lollipop Chainsaw sehe, gehe ich sogar automatisch davon aus, dass sich die Entwickler nicht sonderlich Mühe mit dem Spiel gegeben haben (obwohl ich es nicht einmal wirklich kenne). Streng betrachtet geht bei mir der Schuss also sogar nach hinten los, und hält mich davon ab, das Spiel genauer zu betrachten. Dies trifft sicherlich nicht immer zu, jedoch glaube ich, dass die Gamer von Heute, die auf qualitativ hochwertige Spiele setzen, schon längst nicht mehr geile Bräute erwarten, sondern solche sogar als Ablenkungsmanöver betrachten. Man möge mich nicht falsch verstehen – ich spiele selbst gerne mal wieder Dead or Alive und lasse die übertriebene Physik-Engine für sich sprechen, jedoch erwarte ich mir auch nicht wirklich von dem Spiel, dass es mich total umhaut und mir die qualitativ hochwertige Unterhaltung liefert, die ich mir doch so oft wünsche.
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Ich habe meine Gedanken durchforstet um herauszufinden, welche weiblichen Videospiel-Figuren sich eigentlich in mein Hirn gebrannt haben, während andere in Vergessenheit geraten sind. Vor allem stellte ich mir hierbei die Frage, welche Merkmale der Frauen überhaupt dazu geführt haben, dass ich mich noch an sie so gut an diese Individuen erinnern kann. Während ich auf kein eindeutiges Ergebnis stieß fiel mir auf, dass die meisten Frauen außer Lara Croft, an die ich mich als erstes erinnerte, eigentlich gar nicht wegen ihrem Aussehen bei mir landeten, sondern mit ganz anderen Merkmalen mein Interesse damals geweckt haben. Zahlreiche andere Frauen wie Alyx Vance aus Half Life 2, Jill Valentine aus Resident Evil oder FemShep von Mass Effect kamen mir in den Sinn, jedoch stachen 2 Figuren wirklich heraus:
Heather Mason aus Silent Hill 3 (2003) war nach Lara Croft eine der ersten Frauen, die mir einfiel. Heather war ein einfaches Teenager-Mädchen mit ungepflegten kurzen Haaren und Sommersprossen, das aufgrund ihres alten Lebens nach Silent Hill gerufen wurde. Ihre verängstigte aber zugleich pubertäre Persönlichkeit hat dazu geführt, dass ich sie von all den Protagonisten aus der Serie immer noch am meisten mag. Mit ihrem Aussehen konnte sie definitiv nicht bei mir punkten, aber alles andere von ihren Gedanken im Spiel bis hin zu ihrer Körpersprache stimmte einfach und kam wirklich sehr glaubwürdig rüber. Heather war ein Extremfall in der Spielbranche und ihre Weiblichkeit war rein nebensächlich. Stattdessen punktete sie mit völlig anderen Eigenschaften.
Natürlich gab es auch ganz andere Damen, die ihre Weiblichkeit nicht versteckten, aber nicht bloß als sexy Luder existierten, und zwar ganz alleine aus dem Grund, weil der Sex-Appeal nicht immer im Vordergrund stand. Madison Paige aus Heavy Rain (2010) war auch so eine Frau, die es mir damals angetan hatte. Sie hatte durchaus mehrere Male ihre Momente im Spiel, in denen sie ihre versteckte Attraktivität spielen lassen konnte bzw musste, jedoch war sie die meiste Zeit über einfach nur eine geheimnisvolle Reporterin, die auf eigene Faust mehr über den Origami Killer herausfinden wollte, ohne zu viel von sich selbst zu verraten.
Obwohl man sie in Unterwäsche, oder nackt unter der Dusche bestaunen konnte, und ihren Körper als Mittel zum Zweck einsetzen konnte, hatte sie letztendlich im Spiel eine deutlich wichtigere Rolle als einfach bloß eine Frau zu sein. Sex und nackte Haut war hier durchaus vorhanden, jedoch machte es nicht ihre Figur aus. Die Reise, auf die man mit ihr ging, fand auf einer viel intimeren Ebene statt als ihre Nacktheit, da man stets ihre Gedanken beobachten konnte.
Lara hat kürzlich eine große Änderung durchgemacht – sie bekam anstelle der toughen Persönlichkeit und des übertriebenen Körperbaus etwas glaubwürdigere Eigenschaften verpasst. Auch wenn die Verwandlung nicht ganz reibungslos verlief, so löste sie eine grundsätzlich positive Entwicklung aus. Ich wage es zu bezweifeln, dass der Reboot so gut geklappt hätte, wenn man nicht an Lara selbst auch herumgeschraubt hätte. Klar, ihre weiblichen Vorzüge sind definitiv noch vorhanden, jedoch sprechen sie heute eine ganz andere Sprache als damals. Alleine die Tatsache, dass Lara im letzten Spiel ihre kurzen Hosen im Kleiderschrank liegen gelassen hat lässt sie gleich völlig anders auf einen wirken. Lange Rede kurzer Sinn – die neue Femme-Fatale gefällt einfach mehr.
Wenn ich in mich hineingehe, und wirklich ehrlich zu mir bin, dann muss ich mir gestehen, dass die sexy Frauen in Videospielen einfach kommen und gehen, und ich mich kaum an sie erinnern kann, wenn die Jahre vergehen. Wenn andere auch so denken wie ich stellt sich die Frage, ob die Spieleindustrie auch gleicher Meinung ist, oder nicht. In den neueren Spielen, die in letzter Zeit erschienen sind, bemüht man sich meiner Meinung nach immer öfter, Frauen zu kreieren, die auch Bedeutung haben, und nicht nur ihren Körper für sich sprechen lassen, und ich persönlich bin froh, dass die Community diesen Weg einschlägt und uns mehr Charaktere bringt, die wir nicht wieder so schnell vergessen werden. Natürlich gibt es immer (besonders in der MMO Szene) wieder auch Beispiele, die wieder das Gegenteil beweisen, jedoch nehme ich allgemein einen positiven Wandel wahr.
Was haltet ihr von Frauen in Videospielen? Legt ihr mehr Wert auf Aussehen, oder kommt bei euch die Persönlichkeit zuerst? Welche Damen aus der Vergangenheit sind auch in Erinnerung geblieben, und weshalb?