Man sollte meinen, dass Publisher und Entwickler mit der Zeit gehen und aus Fehlern lernen. In Bezug auf Dedicated Server und Matchmaking scheinen aber so manche dieser Lebensformen begriffstutzig zu sein.
In der letzten Zeit scheint es Gang und Gäbe zu sein, sich von dem alt Hergebrachten abzuwenden und zu neuen, „besseren“ Techniken zu wechseln. Prominentes und jüngstes Beispiel ist Star Wars Battlefront. Die ersten News über den Jedi-Kracher ließen schon nichts Gutes verlauten, denn statt Dedicated Server und Serverbrowser wurde das skillbasierte Matchmaking geplant und am Ende auch umgesetzt. Leider nur mit mäßigem Erfolg.
War früher alles besser? Alles sicherlich nicht, aber was Gameplay, Server und Wars anging, war es wirklich schöner. Wir erinnern uns an die alten Zeiten, als Medal of Honor: Allied Assault und Call of Duty 1+2 inklusive United Offensive über die Monitore flimmerten. Zig Clans hatten sich entsprechende Server gemietet, die Kosten unter den Membern aufgeteilt und fertig war die Laube. Es gab unfassbar viele Models, es gab unfassbar viele Maps und alles mit schicken Spielmodi wie Capture the Flag, TDM, DM, Objective Matches, Freeze Tag, Free for All, High Jump, Christmas Season, ot Matches, Countdon High und so einige mehr. Mittels eines einfachen Serverbrowsers konnte man sich die Server einfach heraussuchen und joinen und sich so seine Favoriten über die Zeit aussuchen. Auf diese Art sind Freundschaften, Clans und eine bunte Community entstanden, die heutzutage Ihresgleichen sucht.
Und heute? Schauen wir einfach einmal auf den prominenten Neuzugang Star Wars Battlefront. Mittels Matchmaking, welches angeblich skillbasiert sein soll, werden die Partien zusammengestellt und nach einem Countdown gestartet. Bei der PlayStation4 und der Xbox One mag es vielleicht funktionieren, beim PC hingegen gibt es bereits Probleme. Aktuell haben wir die Nutzerzahlen der vergangenen 24 Stunden angeschaut und da sieht es wirklich finster aus. Trotz Weihnachtszeit und guten Verkäufen passiert auf den Servern kaum noch etwas. Auf der PlayStation4 waren 145.239 User, auf der Xbox One 96.296 und auf dem PC sagenhafte 20.389 Spieler weltweit auf den Star Wars-Servern unterwegs. Diese Zahlen sind alarmierend und stellen gerade für die PC-Spieler ein Problem dar: Es kommen kaum Partien zustande und wenn, dann funktioniert das Matchmaking überhaupt nicht.
Nicht selten werden aufgrund Ermangelung von Mitspielern einfach Mannschaften zusammengestellt, die mit skillbasiert nichts zu tun haben. Auf der einen Seite stehen gut geskillte Killer und treffen auf Noobs (nicht böse gemeint…), die schlechter zielen und treffen können als Stevie Wonder auf dem Jahrmarkt an der Schießbude. Prompt wird man nach allen Regeln der Kunst mehrfach zusammengeschossen, hat keinen blassen Dunst, wie man sich verbessern kann und aus lauter Frust wird das Spiel dann abgeschaltet. Der selbst getestete Oberhammer war der Heldenmodus, doch statt Jedi gegen Sith hat das Matchmaking mehrfach beide Spieler einfach auf die gleiche Seite gepackt und nach kurzer Zeit ertönte die Siegesfanfare, da ja kein Gegner zum Kampf anwesend war.
Früher haben wir das etwas anders gehandhabt. Nehmen wir noch einmal MoH:AA als Beispiel. Es gab die Top 100-Clanlisten inklusive der clanzugehörigen Webseiten. Auf den Webseiten waren die Teamspeak-Daten hinterlegt. Man loggte sich einfach ein, traf zumeist auf irgendein Member, machte einen Funwar oder einen Ligawar aus, traf sich zu ausgemachter Uhrzeit und ein Match ging in der Regel über zwei Maps mit jeweiligem Seitenwechsel. Nach einer dreiviertel Stunde war der Spuk vorbei und man ging zum nächsten Gegner oder machte einfach weiter. So lernte man sich kennen, machte an Wochenenden bis zu vier Wars am Tag und traf sich mit seinen Clanmembern mehrfach in der Woche, um Spaß zu haben oder um die Maps zu trainieren. Gästebücher waren damals mit Terminanforderungen vollgeknallt, es gab Nachrichten und Glückwünsche zu Geburtstagen, man wünschte frohe Feiertage und einen guten Rutsch und beglückwünschte sich nach Wars für ein gutes Spiel oder beschwerte sich über irgendwelche Vorfälle.
Und heute? Nichts dergleichen! Die Clans der bekannten Shooter sind unter sich, man verlangt für die Aufnahme in einen Clan teils unfassbare Fähigkeiten und Aktivitäten, die für berufstätige Freizeitzocker nicht zu erfüllen sind und als Solospieler hat man bei Battlefield und Co. kaum eine Chance, irgendwie auf einen grünen Zweig zu kommen, außer man hat Eier aus Napfschneckenzahn und Nerven aus Stahl. Man kann von Glück sagen, wenn man mit Freunden auf den gleichen Server kommt, geschweige denn ins gleiche Team. Das funktioniert zwar, aber der Aufwand ist einfach affig. Die epischen Schlachten finden aufgrund nicht vorhandenen Teamplays eh nicht statt und frusten eher, statt sich positiv auf’s Gemüt auszuwirken. Für die Zocker, die mit damaligen Spielen aufgrund fehlender Kenntnis oder Erfahrung nichts anfangen können, haben wir mal eine MoH:AA-Partie als Beispiel herausgesucht, die kaum über ein 4 on 4 hinaus geht, aber dennoch nicht weniger spannend als ein „epic“ Gemetzel der unpersönlichen Art ist, eher im Gegenteil.
Was hätten wir für einen Spaß, wenn wir eigene Battlefront-Server inklusive aller Rechte nutzen könnten, eigene Maps und eigene Models aufspielen dürften, die man aus irgendwelchen Downloadbereichen saugen könnte, Maprotation einstellen und ab ginge die Post. Das waren früher noch herrliche Zeiten, die heutzutage undenkbar sind. Und das alles dank eines Matchmakingsystems, welches nicht funktioniert, zumindest in vielen Fällen. Es gibt den Spruch, das mit der Zeit alles besser wird.
Stimmt das wirklich?
In diesem Sinne…