…warum keine Shooter schädlich für mich sind. Ich habe wirklich alles versucht, aber gut fühle ich mich nur mit Spielen, bei denen es rund geht. Warum? Das erkläre ich euch jetzt.
Es ist ja nicht so, als wäre diese These aus der Luft gegriffen. Wie oft habe ich einen Selbsttest erfolglos durchgeführt? Unzählige Male, das kann ich euch sagen! Ich bin ja nun schon ein paar Tage alt und habe die Videospielphase, den Zusammenbruch der Videogames, das Rising der Konsolen aus der Versenkung und den vermeintlichen Abschiss der Computerspiele mitgemacht. Wer hat mich immer treu begleitet? Richtig. Shooterspiele, Killerspiele, Knallerballer, wo so richtig der Punk abgeht, blutige Gedärme zerfetzt werden und Innereien spritzend auf gefallene Kriegsopfer flieg… Es geht schon wieder mit mir durch.
Am Anfang waren das Feuer und Videospielkonsolen. Meine ersten Konsolen waren unter anderem das Atari 2600, Mattel Intellivision oder das Hanimex HMG 2650. Neben Spielen wie das allseits bekannte Pong und Pacman, Lady Bug und anderen „gesellschaftsfähigen“ Spielen zockten wir bereits Tank Attack, Asteroids, Missile Command, Robot Wars und andere Spiele, die bereits eine gewisse Shooter-Thematik in sich trugen. Natürlich konnte die Grafik nicht überzeugen und der Sound war jetzt nicht vergleichbar mit dem heutigen Dolby Surround 5.1-Nervenzerfetzohrenbetäuber, aber die Spiele waren neu, die Aufmachung gab es bis dato nicht und das Kopfkino wurde extremst angeregt. Man konnte es vergleichen mit dem damaligen Kopfkino der Mädchen, die La Boum: Die Fete geguckt haben und ratzfatz waren die Schlüpper futsch. Wir „Kerle“ hatten „Die blaue Lagune“, die erste Traumrolle der heutigen Alphamilf Brooke Shields, an den Rest der Schauspieler können wir uns nicht mehr erinnern. Kopfkino halt…
Back to topic… Wo waren… Ach ja… Shooter! Die Entwicklung ging weiter und der Commodore VC 20, der C64, der Amiga und dessen „Konkurrenz“ von Atari wie der 800XL, kamen nach und nach auf den Markt. Von 8Bit bis zu 16Bit war alles dabei und auch die Shooter wurden besser. Es ging sogar soweit, das eine Behörde namens BPjM auf den Plan gerufen wurde, die jugendgefährdende Spiele wie Forbidden Forest oder Raid over Moscow aufgrund des zu harten Gameplays indizierten. Ich habe damals alles probiert. Super Soccer, Der Hobbit, Dungeon Master, also alles Spiele, die nicht nur berühmt, sondern auch von Gott und der Welt gespielt wurden. Ergo setzte ich mich damals hin, startete die Kassette mit Turbotape und lud Super Soccer. Man konnte den Spieler in acht Richtungen lenken und der Ball vollführte physikalisch korrekte Bewegungen… Also für damalige Computerspielphysik. Ging gar nicht.
Also den Hobbit geladen. Diskette ins 1541´er Laufwerk, LOAD „$“,8, LIST und LOAD „THE HOBBIT“,8,1 +SHIFT/RUN STOP eingegeben und das Spiel startete fulminant. Also der Linienzeichner startete und baute das Bild recht gemütlich auf. Das Spiel sagte mir, dass ich auf einer grünen Aue stehe und hätte die Wege Nord, Süd und West zur Verfügung. Ich überlegte kurz und gab „GO NORTH“ ein. Das Bild verschwand und der Linienzeichner begann, eine neue Location zu „malen“. Mit einer erstaunlichen Gelassenheit übrigens. Ich merkte währenddessen, wie die Pubertät einsetzte und der Haarwuchs begann. Noch einmal „GO NORTH“ und das Spiel begann von vorn. Ich konnte doch nicht meinen ersten Erguss mit dem Linienzeichnen verschwenden und stoppte dieses Grauen. Manche werden mich dafür hassen, aber „Rambo: First Blood“ war dagegen eine Offenbarung. Schießen in verschiedene Richtungen, Granaten werfen, die Gegner verabschiedeten sich mit einem lauten Geschrei und es krachte und rumste und die Musik aus dem Rambofilm zog mich in den Bann. Dafür hat sich der erste Erguss doch gelohnt! Ok, der war jetzt nicht beim Zocken mit dem Rechner, sondern mit meiner damaligen Freundin, aber dieses Shooting war auch super. PS: Ab Minute 6:53 geht`s los…
Nach ein paar Jahren wurden die Personal Computer bezahlbar und ich stellte mir einen IBM 286´er in die Hütte, dann einen 386/16, steigerte mich im Laufe der folgenden Monate auf einen 386/40, also mit 40MHz, bis das Spiel Ultima 8: Pagan erschien. Es sah super aus, machte auch Spaß, zumindest bis zu einem gewissen Grad, weil das Spiel immer wieder nach ein paar Minuten abgekackt ist. Nach dem Verkauf des 386/40 kam der 486´er mit 25MHZ, den man mittels Turbotaste auf 33MHz laufen lassen konnte und damit lief das Ultima 8. Es stellte sich heraus, dass Ultima 8 am besten lief, wenn man es von der teuren 20GByte-Festplatte löschte und stattdessen Shooter zockte. Auch Pinball und Bundesliga-Manager liefen, aber nur kurz. Nichts konnte mich schon damals von diesen bösen Spielen weglocken und dann kam der Moment, als auf drei Disketten ein Spiel namens Doom den Weg auf unsere Computer fand. Die heutige Jugend kann sich einfach nicht vorstellen, wie das ist, wenn man genau weiß, dass eine Revolution stattfinden wird. Wir ahnten es und kauften sofort mehrere hundert Exemplare und verscheuerten die bei uns im Laden innerhalb kürzester Zeit und merkten, dass wir mit unserer Annahme nicht falsch lagen. Doom war der Heilsbringer für uns Shooterfans und der Untergang der Adventures.
Wer sich nicht unbedingt mit 3D-Shootern herumärgern wollte, weil er mit zwei linken Händen und zehn Daumen auf die Welt kam, konnte sich die Zeit mit anderem Schießzeugs vertreiben. Mit Command & Conquer konnte man Kampffahrzeuge und Infanterie selbst herstellen und in den Krieg ziehen. Die Grafik war damals unfassbar und neben Dune war C&C für die zweite Mörder-Verkaufswelle bei uns verantwortlich. Wir bestellten gleich Kartonweise und hauten C&C kubikmeterweise raus, denn unsere Konkurrenz von Saturn hatte nur 50 Stück auf Lager und konnte nicht liefern, während wir alles aufkauften, was die Großhändler auf Lager hatten und verscheuerten C&C noch für DM 4,95.- weniger als die anderen, nämlich für DM 95.- und machten die Umsätze unseres Lebens. Nach Feierabend wurde der Pizzamann angerufen und die Rechner im Laden und in den Büros liefen mit Doom, Heretic und Hexen heiß. Feiner wurde es mit Quake, dem ersten „richtigen“ 3D-Shooter und wir hatten von unserem Großhändler noch den Tipp bekommen, die dazu erhältliche CD von den Nine Inch Nails während des Spielens laufen zu lassen. Das war in Verbindung mit dem damaligen Megahit im Bereich des VR, dem Virtual Reality-Helm VFX-1, der absolute Brenner und bis heute unvergesslich.
Warum sollte ich also etwas anderes spielen als Shooter? Das machte Spaß, das entspannte mich, die Grafiken wurden im Laufe der Zeit immer besser und realistischer, die musikalische Untermalung war teils genial und all diese Vorteile liefen in dem Spiel Medal of Honor: Allied Assault ineinander. Was bitte war geiler, als endlich in der Manier von „Der Soldat James Ryan“ bei Omaha Beach den Strand zu erobern und die MG-Nester auszuradieren oder wie bei „Band of Brothers“ den Codex einer verschworenen Truppe zu verfolgen? Warcraft 3 zocken? PFFFFT! Mitnichten und Neffen, Freunde! Die Zeit der Clans war gekommen. Die MoH:AA-Szene explodierte, alle Clans hatten ein eigenes TS und eigene Server, die Modder zauberten Maps und Chars und die Ligen stiegen auf (ESL, FSL usw.). Dann zerstritt sich das Team rund um MoH, teilte sich auf und der „Konkurrent“ Call of Duty war geboren. Während bei MoH die Zusatzmissionen Breakthrough und Spearhead herauskamen, gab es bei CoD die Erweiterung United Offensive und beide Lager waren erbitterte Gegner. Die einen schworen auf MoH, die anderen auf CoD, aber es verband alle Clanspieler ein Gesetz: Keiner zockte Counter Strike und meines Wissens nach ist es bis heute auch so geblieben. So eine Loyalität gab es nicht mehr und wird es vermutlich auch nicht mehr geben.
Wir zockten fast sieben Jahre nichts anderes als MoH:AA und CoD (jaja, ich war ein Cross-Zocker) und hatten Spaß, Freunde, Clantreffen und warum sollte man Warcraft 3, WoW und anderen Schmu anfassen? Wir fühlten uns wohl, mochten die Welt, so wie sie ist und nahmen die ständige Kritik in Kauf, dass wir kranke Individuen waren, die Spaß am Töten hatten und irgendwann einmal Amok laufen würden. Jetzt fällt mir ein, dass keiner von uns jemals in irgendeiner Art brutal ausfällig wurde. Nun, wenn es ums Motorrad oder Freundinnen ging, dann musste der „Gegner“ halt mit gebrochenen Fingern seine Zähne einsammeln, aber man legt auch keine Hand an die beiden Genannten, ohne sich was einzufangen. Ansonsten frönten wir mit Hingabe dem Shooter-Hobby und das geht bis zum heutigen Tage so. Gut, ich erwische mich dabei, wie ich auf Facebook Monster Busters zocke, aber da knalle ich ja auch Monster weg, also ist das erlaubt. Sogar Adventures zocke ich, also Action Adventures wie The Witcher, Resident Evil, Silent Hill, This War of Mine und einige mehr, die aber alle mit Krieg oder mit Shootern zu tun haben. Von reinen Adventures krieg ich Durchfall, von Point & Klick sogar Brechdurchfall und wer den schon einmal hatte, der weiß, wie schlimm es ist, nicht auf Pause drücken zu können und die Mission durchzuziehen. Komme, was da wolle und Brechdurchfall kommt nicht, der ist einfach da.
Ich gönne es allen, die mit anderen Spielen klarkommen, aber ich bin lieber für Games, die eine Augen-Hand-Koordination benötigen, die Adrenalin fordern, die Action und Stimmung verbreiten, die sonst nur im Schlafzimmer stattfindet oder bei einem geilen Kinofilm. Naja, vielleicht auch da mit Fummeln, aber das muss jeder für sich selbst herausfinden. Ich für meinen Teil fühle mich wohl mit Shootern und kehre immer wieder zurück. Ich habe gestern wieder einmal MoH:AA gezockt und war schon wieder völlig angefixt von diesem tollen Spiel und der preisgekrönten Musik. Wusstet ihr eigentlich, dass auf der Games Convention 2003 das tschechische Symphonieorchester ein Konzert gegeben hat und die Musik von Medal of Honor gespielt wurde? Wir erstarrten vor Ehrfurcht und uns standen ungelogen die Tränen in den Augen. Ja, auch gestandene Männer dürfen weinen, denn das nennt man(n) wahre Liebe zu einem Shooter.
In diesem Sinne…