Mit großen Augen und voller Erstaunen wird derzeit die Weiterentwicklung der Virtual Reality verfolgt. Ich stehe dem Ganzen allerdings ein wenig kritisch gegenüber.
Oculus Rift, Playstation VR, HTC Vive, HoloLens: Das sind die Namen der Zukunft. In den kommenden Wochen und Monaten werden die ersten Ottonormalverbraucher ein Paket zugeschickt bekommen, in dem sich genau eines dieser Geräte befindet, sofern es nicht bereits bei dem ein oder anderen zu Hause liegt. Die virtuelle Realität ist da und die Entwicklung der dafür erforderlichen Brillen einfach erstaunlich.
Virtuell und doch echt…
Auf der CeBit 2016 hatte ich das erste Mal so richtig die Gelegenheit dazu gehabt mit einer VR-Brille ein Spiel zu spielen. Es fühlte sich einfach alles so mega echt und hautnah an. Selbst in einer Präsentation, in der ich mich unter Wasser befand, hatte ich mich leicht erschrocken, als direkt neben mir mit einem Mal der gewaltige Körper eines Wals entgegengeschwommen ist. Ich wusste, dass das alles nicht echt war und habe mich trotzdem weggeduckt, als mir eine Flosse ziemlich bedrohlich nah kam. Gleiches gilt auch für den Job Simulator, den ich im Anschluss spielen konnte. Auch wenn die Grafik alles andere als realitätsnah war, fühlte es sich so unfassbar echt an. Spätestens, wenn ich mich bücken musste, um einen Gegenstand vom Boden aufzuheben, merkte ich, wie stark ich hier mit der Spielewelt verbunden war. Es ist einfach nur unfassbar, in was für Richtungen es in die Zukunft gehen wird. Diese kleine Vorführung werde ich wohl für immer in meinen Erinnerungen tragen.
…gefährlich?
Ich möchte in dieser kleinen Kolumne jetzt nicht auf die Gefahren hinweisen, die jedem mittlerweile hinreichend bekannt sein sollten. Dass irgendwann die Motion Sickness auftritt und man deswegen nicht allzu lange die VR-Brille tragen sollte und auch, dass man einen guten Sicherheitsabstand zu der Person halten sollte, die gerade in die virtuelle Realität eingetaucht ist. Mir geht es hier um eine ganz andere Dimension. Ich blicke der Zukunft ziemlich kritisch gegenüber. Ich mache mir ein wenig Sorgen um das, was da so alles auf uns zukommen wird. Sicher, es macht einen Riesenspaß mit einer VR-Brille Videospiele zu spielen, aber wagen wir uns dort vielleicht in einen Bereich rein, der etwas zu gefährlich für uns ist?
In der Geschichte ist es immer so gewesen, dass jede noch so neue Technologie zu Beginn zunächst einmal verteufelt wurde. Angefangen mit den ersten Büchern, weiter zum Fernsehen und Radio, bis wir schließlich beim Internet und den Videospielen gelangen, die bis heute noch, man mag sich das kaum vorstellen, kritisiert werden. Jedes neue Medium wird als Bedrohung aufgefasst. Ich selbst bin eigentlich kein Mensch, der diese Denkrichtung vertritt. Natürlich muss man neuen Medien immer kritisch gegenüber stehen, aber als leidenschaftliche Zockerin halte ich den Wortlaut „aggressionsfördernd“ im Zusammenhang mit Videospielen für Schwarzmalerei. Bei der virtuellen Realität zieht sich mein Magen allerdings ein wenig zusammen.
Videospiele wurden und werden allen voran deswegen kritisiert, weil viele befürchteten, dass die Spieler nicht mehr zwischen Realität und Spiel unterscheiden können. Dabei wissen wir alle, dass meist weitere zusätzliche Dinge existieren müssen, damit diese Kritik auch nur ansatzweise berechtigt ist. Wenn ich mich mitten in Battlefield befinde, dann wende ich mich auch einmal beim Laden in die nächste Runde vom Bildschirm ab, schaue auf mein Handy oder trinke etwas. Auf jeden Fall nehme ich die Außenwelt weiterhin spürbar wahr. Wenn ich eine VR-Brille trage, sieht das alles etwas anders aus. Ich kann mich nicht von dem Bild abwenden, ohne dabei gezwungenermaßen die Brille abzusetzen. Ich kann zwar meine Augen schließen, aber sobald ich sie wieder öffne, befinde ich mich immer noch am selben Ort in derselben virtuellen Realität. Vielleicht drücke ich mich an dieser Stelle etwas zu dramatisch aus, aber der Unterschied ist da und sollte zumindest jeden davon überzeugen, der auch schon mal das Rift, das Vive oder eine andere Brille testen konnte.
Zwischen Faszination und Sorge
Natürlich gibt es zahlreiche eher harmlose Spiele für die virtuelle Realität, wie irgendwelche Simulatoren oder Malspiele. Das größte Interesse richtet sich jedoch an fordernde Spiele aus den Bereichen Horror und natürlich auch Shooter. Das ist der Punkt, wo ich die größten Bedenken habe. Ich fühle mich selbst ein wenig bescheuert, wenn ich das so sage, aber durch die virtuelle Realität erleben wir das Spiel sehr viel intensiver, nutzen einen Controller und dieser wird schnell zu einer Waffe im Spiel. Auch wenn ich die Entwicklung eher mit Stillschweigen verfolgt hatte, war es schließlich die VR-Mod von GTA V, die mich an den Punkt gebracht hatte, wo die ersten Sorgen aufkamen. Zurzeit arbeitet ein Modder daran, Los Santos in die virtuelle Welt zu bringen. Ein Gif dazu hatte er schon mit der Öffentlichkeit geteilt und dabei selbst Bedenken geäußert. Es hatte sich schlecht angefühlt, als er in der First-Person-Sicht einen Taxifahrer erschossen und seinen Beifahrer verprügelt hatte. Trotzdem hindert es ihn nicht daran, weiter an seiner Mod zu werkeln.
Ich schau mir die Animation an und weiß nicht, was ich sagen soll. Zumal GTA, wenn man von den ganzen Realistic Mods einmal absieht, nicht mit der Realität verglichen werden kann. Trotzdem übt es eine starke Wirkung auf den Nutzer aus. Man streckt seine Hands aus, drückt auf einen Kopf und in der virtuellen Realität erleidet dadurch jemand einen Kopfschuss und fällt zu Boden.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Medien sich auch direkt darauf stürzen werden, wenn die ersten Brillen in Umlauf geraten. Ich höre abermals die Kritiker – Politiker, irgendwelche selbsternannten Experten -, die lauthals Verbote ausrufen. Aber diesmal weiß ich nicht, ob ich gegen diese Worte protestieren kann. Diesmal weiß ich nicht, was ich am besten tun und wie ich am besten reagieren sollte.
Was ist eure Meinung zur virtuellen Realität? Meint ihr, dass sich die Gesellschaft durch den Konsum negativ verändern wird oder haltet ihr meine Sorgen für überzogen?