Mit Vega versucht AMD, wieder im High-End-Grafikkartenmarkt fuß zufassen. Und ihre Chancen stehen äußerst gut, wie neuste Demos von der CES zeigen.
Es hieß immer „Wartet noch auf Vega, wartet“. Auch, nachdem Nvidia im letzten Jahr die GTX 1070 und 1080 auf den Markt brachte, die noch immer ihresgleichen suchen. Die neuste Technologie der Grünen reichte von der „Low-Budget“-Variante der GTX 1050 bis zu der GTX Titan X, das aktuelle Flaggschiff der Serie. AMDs neue Architektur Polaris hingegen wurde nur in den Low- bis Mid-Budget-Bereichen eingesetzt. Die RX-480 ist also kein ernst zu nehmender Gegner für Nvidias GTX 1070 und höher. So wurde der Aufruf zum Warten eine Durchhalteparole für alle Radeon-Fans, denen mit AMD Vega nie da gewesene Grafikqualität versprochen wurde.
Doch leider hat das Warten und Durchhalten noch kein Ende. Erst zum Ende hin der ersten Hälfte 2017 wird mit Grafikkarten mit Vega 10 gerechnet. Und doch lohnt sich ein Blick auf das, was AMD bereits angekündigt hat und unter anderem auch auf der CES 2017 wieder einmal demonstrieren konnte: AMD Vega kann sich sehen lassen. Doch nun die fünf wichtigsten Punkte, die ihr über die neue Chipfamilie wissen solltet:
1. Vega ist schnell
Verdammt schnell. Bereits in einer Demo, die Journalisten und Analysten im Dezember 2016 vorgestellt wurde, konnte die Grafikeinheit überzeugen. Zu sehen war das Spiel DOOM mit einer 4k-Auflösung und den Einstellungen auf Ultra. Die dabei eingesetzte Vorabversion einer Vega 10 Grafikkarte stemmte das Spiel locker und lieferte konstant zwischen 60 und 70 FPS. Selbst eine GTX 1080 bei DOOM auf 4k und Ultra nur rund 50 FPS. Und ja, natürlich wurde dabei die Vulkan-API eingesetzt, die AMD Grafikkarten besonders gut ausnutzen können, aber trotzdem. Diese Leistung, einfach spitze.
Doch auch in anderen Benchmarks konnte sich Vega profilieren. Bereits Anfang Dezember tauchten im Internet erste Benchmark-Ergebnisse einer unbekannten Grafikkarte zu dem Spiel Ashes of the Singularity auf (wir berichteten). Zu sehen: Eine mögliche Vega 10 GPU, welche einige GTX 1080 übertreffen konnte. Das Überraschende: Während der DOOM-Demo sieht man im Framerate-Fenster, dass die Grafikkarte die gleiche ID wie die im Benchmark besitzt. Doch nicht alleine die schiere Power macht Vega flott für die Spitze, besonders das Prinzip „Arbeite schlauer, nicht härter“ sorgt für den gewissen Leistungsboost. Doch später dazu mehr.
2. Speicher ist essenziell
Wenn es um direkten Grafikspeicher geht, ist Vega ähnlich revolutionär wie die Vorgänger. Die aktuellen High-End Grafikkarten der AMD Fury Reihe brachten den neusten HBM-Speicher (High Bandwith Memory) auf den Markt. Vega wird die Latte mit dem neuen HBM2-Speicher höher setzen, der zusätzlich mit einem neuen, von AMD entwickelten Cache-Controller verstärkt wird. Laut der DOOM-Demo wird Vega auch mit 8GB VRAM kommen, jedoch ist dies noch nicht das Ende. Die revolutionäre Technologie des Controllers für den Speicher ist extrem skalierbar.
Die Leistung der Grafikchips machte immer mehr größere Sprünge, doch der Grafikspeicher blieb vergleichsweise statisch. Doch die revolutionäre Vega Speichertechnologie verhilft ihm zu neuen Aufwind. Der HB-Cache ersetzt den bisherigen Framebuffer während der HB-Cache-Controller die genaue Kontrolle und einen virtuellen Adressbereich von bis zu 512 Terabyte bereitstellt. Besonders für anspruchsvolle und professionelle Anwendungen können von dort an mit Vega viele Terabyte an Speicher der GPU zugewiesen werden. Mit immer neuen Spielen werden die Anforderungen an Grafikspeicher immer höher, besonders mit dem kommenden 4K. Somit wird Vega mit dem gut skalierbaren Controller für den Speicher erst mal zukunftssicher fahren.
3. Effizientes Pipeline-Management
Die Art, mit der Grafikkarten Spiele rendern, ist äußerst ineffizient. Ein Beispiel: In der unteren Szene werden laut AMD ganze 220 Millionen Polygone generiert, von denen am Ende nur knappe 2 Millionen sichtbar sind für den Spieler.
Das Rendern ist ein mehrstufiger Prozess. So werden die Vertex-Shader von der Grafikkarte verarbeitet, bevor sie an die Geometrie-Engine übergeben werden. Vega beschleunigt das Ganze, in dem sie primitive Shader einsetzen, die die für den Spieler nicht sichtbaren Polygone erkennen, sodass die Geometrie-Engine keine Arbeit damit hat. Aber auch die Arbeit AMDs an Chips für Konsolen hat das Entwickeln entschieden geprägt. Die Inspiration der Verbesserungen bei dem Lasten-Ausgleich der Pipelines stammt von den Konsolen-Entwicklern, da sie deutlich näher „am Metall“ arbeiten als die PC-Entwickler im Allgemeinen.
4. Die richtige Aufgabe zur richtigen Zeit
Vega wurde so designed, dass Aufgaben, die nicht gemacht werden müssen, nach hinten geschoben werden. AMD hat sich, genauso wie Nvidia, sich das Ziel gesetzt, die Auslastung der Speicherbandbreite zu weit wie möglich zu reduzieren. Nachdem die Geometrie-Engine ihre sowieso schon reduzierte Arbeit aufgenommen hat, identifiziert Vega sich überlappende Pixel, die dann von der GPU verworfen werden, statt sie rendern zu lassen.
5. Die Next-Gen Rechner Engine
Auf der CES 2017 wurde auch die neue Rechner-Engine der AMD Vega Technologie vorgestellt. Sie leistet bis zu 512 8-bit-Operationen pro Takt, 256 16-bit-Operationen pro Takt, oder 128 32-bit-Operationen pro Takt. Die 8- und 16-Bit-Operationen sind hauptsächlich für maschinelles Lernen und GPU-Aufgaben gut. Im Gaming könnten 16-Bit-Operartionen für einige Aufgaben eingesetzt werden, wo weniger Genauigkeit gefragt ist. Was aber neu ist und bei bisherigen AMD GPUs nicht möglich war: Die neue Vega Rechner Engine schafft zwei 16-Bit Operationen gleichzeitig. Laut AMD ist die neue Rechner Engine zudem an die höheren Taktraten von Vega angepasst, eine genaue Zahl bleibt jedoch bisher aus.
Das Warten auf Vega
Das Warten auf Vega geht noch immer weiter. Doch ein ungefähres Ende ist ja in Sichtweite. Doch mit der GTX 1080Ti von Nvidia steht auch schon der nächste Kandidat in den Startlöchern, der der neuen AMD GPU sicherlich das Wasser reichen kann. Und er erscheint sehr wahrscheinlich vor der neuen AMD-GPU. Hoffen wir nur, dass sich die Roten nicht zu viel Zeit lassen, um nicht unnötig Marktanteile zu verschenken. Zudem warten wir auch gespannt auf die hoffentlich bald erscheinenden AMD Ryzen CPUs.