Zur Zeit findet eine große Umschulung der Gesellschaft statt. Ausgelöst durch das Outing bekannter Sportler rückt das Thema Homosexualität in den Mittelpunkt der Politik und es wird langsam aber sicher das Image der Homosexualität von „abnormal“ in normal gerückt. Aber was hat dies mit der Spieleszene zu tun?
Es mögen schon einige Gamerherzen zerbrochen sein, als Ellen Page sich auf einer Veranstaltung in Las Vegas geoutet hat. Ellen Page, die an der Seite von Leonardo DiCaprio im Film Inception und bei vielen weiteren Filmen mitgewirkt hat, ist in der Gamerszene vor Allem dadurch bekannt, dass sie im Spiel Beyond: Two Souls aus dem Hause Quantic Dream der Protagonistin Jodie Holmes ihr Gesicht verlieh. Ansonsten hat aber bis jetzt die Gamerszene wenig Erfahrung mit dem Thema Homosexualität gemacht. Zu wenig, sagen manche Kritiker und fragen sich, warum es in den großen Spieletiteln keine homosexuellen Protagonisten gibt.
Jetzt tauchte auf dem Ubisoft-Blog eine Aussage des Lead Writers Lucien Soulban (Far Cry 3) auf, in dem er dazu Stellung bezieht. Dieser sagt dazu:
„Wann werden wir einen homosexuellen Protagonisten in einem AAA-Titel sehen? Ich vermute in absehbarer Zeit nicht, da es Ängste (der Publisher) gibt, dass dies die Verkäufe beeinträchtigen wird.“
Diese Aussage wird ein Schlag in das Gesicht der Befürworter der Homosexualität sein und ist augenscheinlich ein Zeichen für die Homophobie unter den Gamern, die Engstirnigkeit der Zockergesellschaft, die Verblödung der Videospieler. Aber was genau ist denn so schlimm daran, dass der Protagonist in AAA-Titel nicht homosexuell ist?
Meiner Meinung nach hat Sexualität im Grunde in keinster Weise was in einem Spiel zu suchen! Wir spielen Videospiele nicht, um mit unseren Teamkollegen zu schlafen und jede Frau oder jeden Mann in einem Spiel abzuschlabbern sondern um von dem Spiel in fantastische Welten zu großen Abenteuern gebracht zu werden, in denen man Hoch- und Tiefpunkte erlebt, Glück und Traurigkeit um am Ende des Spiels sagen zu können, dass sich die Zeit, die man in dieses Spiel investiert hat, sich gelohnt hat und man ein tolles Erlebnis hatte. Natürlich, Liebesbeziehungen können in einem Spiel zu emotionaler Tiefe verhelfen und das Spiel qualitativ aufwerten, aber das ist noch lange nicht ein Grund dafür den Fokus eines Spieles auf die sexuelle Ausrichtung einer Person zu legen.
Es ist völlig irrelevant, ob der Protagonist Schwul, Lesbisch oder Hetero ist, da sich vermutlich in keinem Spiel (wir ignorieren dabei einfach mal Duke Nukem) die Sexualität auf die Story auswirken wird. Ob der Held nun auf eine Frau oder einen Mann steht wird die Geschichte in jedem Spiel nicht konkret beeinflussen. Weswegen sollte also ab jetzt der Protagonist homosexuell sein, wenn es davor schon kaum eine Rolle in Videospielen gespielt hat? Ich denke man sollte erst mal nachdenken, was für Auswirkungen solche Änderungen auf das Spiel machen würden. Die Antwort ist simpel: Überhaupt keine!
Wen interessiert es, ob Mario mit Peach oder Waluigi in einer Beziehung ist? Wen interessiert es, ob der Protagonist aus Saints Row 4 mit Shaundi oder Matt rummacht? Es wirkt sich überhaupt nicht auf die Story aus und ist somit nicht erwähnenswert. Dann ist es doch egal, ob der Protagonist hetero- oder homosexuell ist könnte man als Folge meiner Argumentation sagen. Aber das ist Falsch.
Meine Befürchtung ist, dass wenn ein Entwickler sich auf einen homosexuellen Hauptcharakter einigt, diese sexuelle Ausrichtung zum Kaufargument für das Spiel wird. Und genau so wie die „intelligenten Fische“ in Call of Duty Ghost mit Abstand das schwächste Kaufargument aller Zeiten der Entwickler waren, wird auch die Homosexualität eines Charakters ein Spiel nicht besser machen. Es ist natürlich etwas neues, aber kann man wirklich ein Spiel nur anhand der Innovationen bewerten? Ich denke wir konnten aus der Vergangenheit lernen, wenn man z.B. die „Levolution“ aus Battlefield 4 betrachtet, dass von den Entwicklern so angepriesen wurde und die Spieler ihnen das abkauften. Im Endeffekt wurde es vor Release gelobt und danach stellte man fest: „Oh, das ist ja doch nicht so toll und neu, wie wir dachten!“. Genauso würde es sich auch verhalten, wenn ein Entwickler nun sagt: „Schaut her, wir machen ein Spiel mit einem homosexuellen Hauptcharakter!“. Alle Spieler würden vor Release sagen „Ui! Toll! Das gab es noch nie!“ und nach Release würde das Erwachen kommen, bei dem man bemerkt, dass diese Eigenschaft des Hauptcharakters eine inhaltslose, einfältige Story nicht kompensieren kann.
Ergo: Die Verkaufszahlen würden vermutlich eher aus dem Grund einbrechen, dass man das Spiel nur als „das Spiel mit dem schwulen Hauptcharakter“ kennen lernt und somit der Fokus der Gamer nur auf den homosexuellen Protagonisten und nicht auf eine gute Story gelenkt wird. Wenn man als Image des Spiels nur den homosexuellen Charakter sehen würde und nichts von einer tiefgründigen Story und einem guten Erzählstil wissen würde hat man ja logischerweise keinen Anreiz das Spiel zu kaufen, denn „nur“ wegen einem homosexuellen Charakter gibt keiner 60-70€ aus.
Als Fazit dieses Kommentars muss ich sagen, dass es nicht falsch ist, wenn man einen homosexuellen Hauptcharakter hat. Allerdings sollte dies nicht das Hauptargument des Spiels sein, sondern nur eine gute Story unterstreichen und sie verstärken. Wie man bei Beyond: Two Souls oder Heavy Rain gesehen hat, macht eine gute Story das Spiel aus und nicht die Charaktere. Diese geben der Story nur mehr Möglichkeiten sich zu entfalten und geben dem Spieler eine Möglichkeit sich zu identifizieren und sich in der Spielwelt zu verlieren. Wie steht ihr zu dem Thema Sexualität in Videogames?