10 € für einen weiteren Save Slot in Metal Gear Survive? Träume ich oder will Konami wirklich auf diese Art mehr Geld durch Mikrotransaktionen scheffeln?
Eine Glosse von Max Flor
Es gibt sie, die Befürworter von Mikrotransaktionen und Lootboxen. Und in einem gewissen Rahmen kann man durchaus verstehen, wieso und weshalb Publisher gerne mit solchen Mitteln den Umsatz steigern wollen. Man wird sie nie wieder los. Damit habe auch ich gelernt, umzukommen. Bei Lootboxen kann dies sich zwar, zumindest und vorerst in Deutschland vielleicht bald ändern, aber dazu lest doch diesen Kommentar hier.
Denn anders als Lootboxen sind Mikrotransaktionen für Gegenstände, also ein Direktkauf, kein Glücksspiel. Man kann zwar durch ein Spieldesign entsprechend auch beeinflusst werden, zu den Mikrotransaktionen zu greifen, aber das ist allemal nicht so schlimm wie eine Zufalls-Geschenkebox. Aber Publisher wären keine Publisher, wenn sie auch hier Methoden finden, bestmöglich an euer Geld zu kommen.
Dabei war fast abzusehen, dass der Lootboxen-Skandal von Battlefront 2 und EA noch einmal getoppt werden kann. Pay-to-Win mag zwar schlimm sein, aber was sich nun Konami geleistet hat, ist einfach nur der Inbegriff der Dreistigkeit. Es ist schon fast verwunderlich, dass hier der große Shitstorm bisher ausbleibt. Es gibt zwar Fans, die sich in Reviews auf Steam beschweren, aber es trifft – vielleicht bis jetzt noch – Konami nicht so hart wie EA damals. Sind wir alle völlig bekloppt und unterstützen auch noch solche Handhabungen? Vielleicht ist Zocken doch nicht gut für das Gehirn.
Lasst uns mal in die Zeit zurückreisen, als man damals noch einfach so in einem Spiel mehrere Save Slots angeboten bekommen hat. Also eigentlich reicht eine Reise ein paar Wochen zurück schon aus. Nämlich zum Release von Monster Hunter: World. Denn, man kann es kaum fassen, hier haben wir die Möglichkeit, drei Save Games anzulegen. Und, es grenzt ja beinahe an ein Wunder, in eigentlich allen anderen Spielen, wo man ein Save Game anlegen kann, haben wir auch die Möglichkeit, aus mehreren Save Slots auszuwählen – einfach so.
„Welch eine Verschwendung“, dachte sich da aber Konami. Und die Geschäftsmänner hatten eine geniale Idee, diesen Wahnsinn um kostenlose Save Game Slots zu beenden. Es ist schließlich eine Frechheit meinen zu können, einen zweiten Speicherstand – für Familie, Freunde, zweite Runden oder einfach um etwas auszuprobieren – anzulegen. Wer also einen zweiten Durchgang in dem Spiel absolvieren will, aus welchen Gründen auch immer, der muss erstmal 10 € lockermachen.
Das erinnert irgendwie an die Need for Speed-Garagen. Wer mehr Platz haben wollte, musste erstmal diesen freikaufen. (Warum auch immer man erst nach einem Kauf mehr Platz hat, obwohl er doch schon vorher da war. Immer diese Alpha-Wände.) Also nur mit In-Game-Geld, welches erspielt wird. Nicht mit echtem Geld. Mensch EA, welch Chancen ihr da bisher verpasst habt.
„Eigentlich müsste man zu einem Boykott von diesem Spiel… nein, eigentlich des ganzen Studios aufrufen.“
Oder man stelle sich dies in episodischen Games von Telltale und Co. vor, wo es verschiedene Enden und Ausgangsmöglichkeiten gibt. Diverse Konsequenzen und verschiedene Wege, eine Aufgabe anzugehen. Wie viel Geld hier wohl einfach so liegen gelassen wurde? Man möchte es gar nicht wahrhaben. Hier hätte man ohne große Probleme mindestens das Doppelte des Verkaufspreises herausholen können. Also wirklich Telltale, wo ist euer Sinn der Ausbeutung geblieben? Etwas mehr Skrupel in Zukunft, ja?
Man kann es sich auch so vorstellen, als würde man sich einen neuen PC kaufen, fette GTX 1080ti, Intel Core i9-7980XE, anderer Schnickschnack und, weil es jetzt einfacher zu rechnen ist, 5000 GB Speicherplatz. Und dann hat man auch noch nur 4000 € für den PC bezahlt. Was ein Schnäppchen. Doch nach dem Set-Up die böse Überraschung. Während ihr euer erstes Spiel installieren wollt, ploppt eine Nachricht auf, die euch sagt, dass ihr zu wenig Speicherplatz habt. Ihr schaut also im System nach. Tatsächlich. Von euren 5 TB sind nur 50 GB freigeschaltet. Euer OS schluckt natürlich schon Platz und das Spiel überschreitet die Grenze um 5 GB. Dann eine Meldung: „Möchten sie noch mehr Speicherplatz freischalten?“. Motiviert klickt man natürlich auf „Ja“. Doch es folgt der Schock: „Für 50 weitere GB zahlen sie bitte 1000 € an Microsoft, danke“.
Warum jetzt 1000 €? Naja, Metal Gear Survive kostet 40 €. Ein Save Slot fast 10 €. Also ein Viertel… und das möchte ich noch einmal ganz stark betonen: EIN VIERTEL des Originalpreises. 25 % von dem Kaufpreis erneut zahlen, um einen Save Slot mehr zu haben. Das klingt so abwegig, dass ich mir immer noch die Faust ins Gesicht haue, in der Hoffnung, dass ich schlafe. Bitte, weckt mich auf aus diesem Alptraum.
Eigentlich müsste man zu einem Boykott von diesem Spiel… nein, eigentlich des ganzen Studios aufrufen. Bis sie begreifen, dass diese Dreistigkeit pure Abzocke ist. Sollen sie doch Booster Packs verkaufen, sollen sie doch Lootboxen anbieten. Von mir aus doch auch ein Pay-to-Win Modell aus dem Spiel machen. Völlig egal. Aber doch nicht für den Singleplayer im Ernst Geld dafür verlangen, dass man einen neuen Save Slot freischalten darf. Ihr tickt doch nicht ganz richtig, Konami.
Kojima würde im Grabe rotieren… aber er weilt ja Gott sei Dank noch unter den Lebenden. Ich habe ihn stattdessen nach einem Facepalm-Selfie gefragt. Einen Versuch war es ja wert.