Der Erfolg der „Battle Royale“-Shooter ist nach wie vor ungebrochen – doch woran liegt das? Wir begeben uns auf eine Spurensuche, die uns bis nach Japan bringt.
Wir begeben uns auf der Suche nach dem Hype um „Battle Royale“ in das Jahr 2000. Dort soll – trotz vehementer Proteste – die Buchverfilmung „Battle Royale“ in die Kinos kommen. Die Bemühungen sind erfolglos, obwohl die Thematik des Films äußerst brutal ist. Am 16. Dezember 2000 kam so der Film mit einem R-15-Rating in die japanischen Kinos. Tatsächlich wurde mit dieser Buchverfilmung, die wohl auf mehreren Werken basiert, der Grundstein für etwas gelegt, was in der westlichen Hemisphäre erst viel später wahrgenommen werden sollte.
Die Geschichte des Urvaters von PLAYERUNKNOWN’S BATTLEGROUNDS, H1Z1 und vielen weiteren Titeln, die derzeit die Steamcharts dominieren, wird so manch einem in Grundzügen bekannt vorkommen. In einem dystopischen Japan werden Schüler dazu gezwungen in einem Kampf gegeneinander anzutreten. Wer überlebt, gewinnt. Die Grundlage des staatlich organisierten Turniers ist dabei die sogenannte Millenium-Bildungsreform. Die handelnde Schulklasse in dem Film, eine 9. Klasse, wird auf einen Klassenfahrt gelockt, auf der Busfahrt zum Zielort aber betäubt. Mit einem Metallhalsband wachen sie auf und werden von ihrem Lehrer eingeweiht. Binnen drei Tagen müssen sich die Schüler gegenseitig töten. Immer wieder werden in dem Gebiet, wo der Kampf sich abspielt, Sperrzonen eingerichtet. Sind Schüler in dieser, explodiert das Halsband.
Diese eher unangenehme Prozedur erwartet die Schüler auch, wenn sie sich binnen der drei Tage nicht töten. Wer sich jetzt an die Tribute von Panem erinnert fühlt, der liegt richtig. Die Romanreihe, deren erster Teil im Jahr 2008 im englischsprachigen Raum erschien, ist eine moderne Variante der Dystopie des originalen Battle Royale Films. Das Prinzip erfährt diesmal aber einen enormen Hype in der westlichen Welt. Die Bücher waren bereits ein Erfolg, die Filme unter anderem mit Jennifer Lawrence in der Rolle von Katniss Everdeen sorgten für den endgültigen Durchbruch.
Während die Bücher und Filme Preise und Auszeichnungen abräumten, enterte das Prinzip „Battle Royale“ die Gaming-Szene. In Minecraft wurden Karten gebaut, ausgelegt darauf nur einen Spieler überleben zu lassen. Im Vergleich zu PLAYERUNKNOWN’S BATTLEGROUNDS ist das Prinzip der Mods erschreckend simpel – dafür aber umso erfolgreicher. Fast zeitgleich werden für ArmA 2 Abwandlungen der gern gespielten DayZ-Mod beliebter. Der Ursprung der heutigen Battle Royale Titel liegt in den Mods für eine Mod. Doch warum konnte das Prinzip „Battle Royale“ auf einmal so durchstarten?
Der Ursprung liegt in der menschlichen Sucht nach Blut. Schon die Römer erkannten, dass diese Blutlust das einfache Volk ruhig stellen konnte – „panem et circensis“, zu deutsch „Brot und Spiele“ war geboren. Das gleiche Prinzip sorgt auch für eine fast schon perverse Befriedigung niederer Instinkte. Sowohl bei dem japanischen Original „Battle Royale“ als auch bei der amerikanischen Version „Die Tribute von Panem“ wird das Geschehen einem Millionenpublikum gezeigt. Tribute werden so in der Welt von Panem durchaus vergöttert, wenn sie gewinnen, schließlich sind sie für ihren Distrikt über Leichen gegangen.
Mit den modernen Computerspielen ist es den Spielern nun möglich, sich selber in die Situation eines Tributes, auserwählten Schülers oder Gladiatoren zu begeben. Praktischerweise ohne das Risiko eingehen zu müssen, außerhalb der virtuellen Welt auf perfide Art umgebracht zu werden. Das Adrenalin steigt dennoch, sobald man sich dazu entscheidet, das Flugzeug zu verlassen oder die letzten Sekunden zu laufen, bevor sich die Glasblöcke vor einem senken und man entscheiden muss, bei den Truhen in der Mitte auf ein gutes Schwert zu hoffen oder doch lieber wegzulaufen.
„Battle Royale“-Shooter treffen also zurzeit den Nerv der Zeit. Manch ein versierter Filmkenner wird vielleicht angesichts des späten Hypes den Kopf schütteln. Aber wie so häufig ist es immer ein Thema, das viele Spieler fesselt. Eine ganze Zeit lang sprossen Zombie-Spiele aus dem Boden, seit einiger Zeit herrscht dort jedoch eher Flaute – zu Gunsten von Titeln wie H1Z1 – King of the Kill, PLAYERUNKNOWN’S BATTLEGROUNDS und vielen weiteren, von denen viele sich noch im Early Access befinden.