Sie sind in aller Munde, werden regelmäßig als Sequel einer großen Spielereihe gefordert, doch braucht man sie wirklich? Die Rede ist von Weltkriegsshootern, die vor allem ihr Setting im Kontext des Zweiten Weltkrieges finden.
Immer wieder, wenn die Diskussion zu der Fortsetzung einer Shooterreihe losgeht, spalten sich die Meinungen. Für die Einen kann gerne alles so bleiben wie es ist, andere finden das letzte Setting der Reihe zu „mainstream“ und wieder andere wollen einfach nur zurück in die guten alten Zeiten, als es sich für Shooter noch gehörte, auch im Zweiten Weltkrieg stattzufinden. Im Zuge der Diskussion um das mögliche Setting von Battlefield 5 konnten die Meinungen nicht vielfältiger sein und an dem Beispiel zeigt sich eigentlich am Besten, dass es Entwickler auch niemals allen Recht machen können. Trotzdem fällt dabei vor allem eines auf: Viele wünschen sich die Rückkehr zu einem Setting, das bedrückender eigentlich nicht sein könnte. Das Setting des Zweiten Weltkrieges hat eine magische Anziehungskraft auf Shooter-Fans, doch mussten viele in den letzten Jahren auf Spiele in diesem Setting verzichten.
Während also sowohl Battlefield als auch Call of Duty sich zuletzt sehr von dem von so vielen Fans so sehr geliebten Setting entfernt haben, kann dafür ein Kickstarter-Projekt ungemein von dem Frust der Spieler profitieren: Battalion 1944. Während man die Freude über dieses Kickstarter-Projekt in allen Foren und Kommentaren wirklich greifen kann, frage ich mich als bekennender Shooter-Liebhaber, warum es immer wieder Weltkriegsshooter geben muss. Ein Setting, das vorhersehbarer nicht sein könnte (nur das total unerwartete Ende von Titanic toppt das noch) und dabei viel zu oft den Krieg, der nicht aus Spaß als einer der schrecklichsten der Geschichte der Menschheit gilt, glorifiziert. Wenn ich darüber nachdenke, was mir an diesen Spielen in dem Setting fehlt, damit sie für mich tatsächlich mal attraktiv werden, dann fällt mir eine Sache doch sehr schnell ein: Wo sind die Missionen, die die Soldaten der Alliierten Mächte traumatisiert zurückließen, als sie das wahre Ausmaß des Nazi-Regimes erkannten? Wo ist die Möglichkeit, nicht die Geschichte nachzuspielen, sondern durch tatsächliche Entscheidungen in Singleplayer-Missionen den Lauf der Geschichte zumindest im Spiel zu ändern.
Grundsätzlich ist das Thema der Weltkriegsshooter sehr interessant und das Setting trotz seiner historisch bedingten Problematik verlockend, doch immer wieder muss man sich fragen, ob epische Multiplayerschlachten an markanten Schauplätzen nicht eigentlich eine Sache dabei außer Acht lassen: die wahren Schrecken dieses Krieges. Natürlich ist es faszinierend, sich mehr als 70 Jahre in die Vergangenheit zurückversetzen zu lassen und nicht mit gefühlt selbstzielenden Waffen anzutreten und sich auf etliche Computersysteme verlassen zu können, sondern auf das eigene Können, aber ob dafür ausgerechnet dieses doch sehr düstere Kapitel, nicht nur der deutschen Geschichte, dafür so sehr geeignet ist, darüber muss man streiten. Klar, als Teil der amerikanischen Streitkräfte den Deutschen den Boden unter den Füßen mal so richtig heiß zu machen, bringt einfach Bock und wer Wolfenstein kennt, der wird wissen, welch einen Spaß man daran haben kann, sich durch Horden von Nazis zu metzeln.
Doch schaut man sich die Spiele an, dann findet man eigentlich immer die gleichen Schauplätze, aber selten taucht man mal tiefer in das wirkliche Geschehen ein. Was diesen Spielen fehlt, ist eine Singleplayer-Kampagne, die der eigentlichen Thematik der Weltkriegsshooter gerecht wird. Eine Kampagne, die gerne auch Spaß bringen soll, schließlich sind Computer-Spiele in erster Linie ein Unterhaltungsmedium und nicht für den Gebrauch im Geschichtunterricht gedacht, doch manchmal würde einigen Spielen ein wenig mehr Geschichtstreue gut tun. Es geht mir dabei nicht mal darum, den kompletten Spielspaß zu eliminieren, doch für mich wären Weltkriegsshooter interessanter, wenn ich als Soldat oder Kommandant tatsächliche Situationen, die es im Kriegsverlauf auch wirklich mal gab, spielerisch erleben könnte, aber dabei immer Entscheidungsfreiheit hätte. Und warum eigentlich immer als Amerikaner, Brite, Franzose oder Russe in den Schlachten antreten, es gab schließlich wesentlich mehr am Konflikt beteiligte Parteien.
Nun ist es aber zudem so, dass man sich fragen muss, warum auch immer wieder das gleiche Setting gefordert wird. Klar, die Thematik als solche ist wirklich spannend und interessant, aber die Umsetzung ist bis jetzt nie eine solche gewesen, dass man sagen könnte, dass diese Spiele jemals wirklich richtig gut gewesen sind. Dabei sind die wenigstens Spiele schlechte Multiplayer-Titel gewesen, lediglich der Singleplayer lässt bislang doch sehr an wirklicher Tiefe zu wünschen übrig. Wer an dieser Stelle behauptet, dass Spiele nur zur Unterhaltung da sind und unter keinen Umständen Emotionen hervorrufen dürfen, der hat wohl noch nie den Singleplayer von Spec Ops: The Line angefasst, hat sich nie mit This War of Mine befasst und auf ewig die Augen vor brillianten Filmen wie Black Hawk Down, Saving Private Ryan oder Tränen der Sonne verschlossen. All diese genannten Titel unterhalten hervorragend, bringend dabei auch erzähltechnisch mehr Tiefe rein, als das stumpf-stupide „Die Bösen, die Guten, Gut tötet Böse“-Muster der Meisten Shooter. Nun muss man sich vor Augen führen, das Weltkriegsshooter natürlich ein Problem haben, wenn der Singleplayer herausragend ist, der Multiplayer aber dafür nicht wirklich mithalten kann, weil man sich nach den Erfahrungen aus dem Singleplayer tatsächlich im Multiplayer die Frage stellt, warum man jetzt aufeinander schießt – also mal abgesehen davon, dass man sich in einem bewaffneten Konflikt befindet.
Und so sitze ich da, als Shooterliebhaber, der einem Weltkriegsshooter nicht viel abgewinnen kann und frage mich, warum so viele so vernarrt in diese Thematik sind. Gibt es nicht auch genug andere, ebenfalls sehr interessante Konflikte, die es verdient hätten, mehr als nur halbherzig behandelt zu werden? Man stelle sich nur die Möglichkeiten vor, die ein Battlefield: Vietnam in der heutigen Zeit hätte, oder ein Call of Duty, das in der Zeit des Koreakrieges spielt. Und wenn man schon über Kriege spricht, die dem Genre Shooter gerecht werden, wo sind dann bitte die Shooter, die in der Zeit des Kalten Krieges ihre Story ansiedeln? Potential gibt es mehr als genug, Multiplayeroptionen ohnehin und alleine die schiere Masse der Schauplätze der Zeit könnte nicht nur für eine immense Map-Auswahl und Vielfalt sorgen, sondern den Spieler in Singleplayermissionen problemlos um den ganzen Globus schicken. Ein Fan der Battlefield-Reihe hat bereits im letzten Jahr angefangen, ein Konzept auszuarbeiten, das sich nach dem Einlesen als mein Wunschbattlefield darstellt: Battlefield 1982. Vermutlich würde dieser Shooter in dem Setting allen Anforderungen der Fans entsprechen und würde zudem ein faszinierendes und zumindest unter Shootern auch neues Genre einführen. Vermutlich wird es dazu aber wohl nie kommen, was überaus schade ist, aber wer weiß, was die Zeit bringt…
Wie steht ihr zu dem Thema Weltkriegsshooter? Warum üben Spiele in dem Setting eine solche Anziehungskraft auf euch aus und warum ist ausgerechnet ein Weltkrieg das scheinbar beste Setting?