Wie jedes Jahr versorgt uns Activision mit einem neuen Ableger aus der langjährigen Shooter-Reihe. Dieses Jahr steht mit dem 11. Teil der Reihe Call of Duty: Advanced Warfare aus dem Hause Sledgehammer Games auf der Speisekarte. Der Hollywood-Star Kevin Spacey soll zudem auch einen frischen Wind in die Singleplayer Kampagne bringen. Ob diese überzeugen kann und wie vor allem der Multiplayer sich beweisen kann, erfahrt ihr hier in unserer Review.
Gameplay
Das wohl viele von euch am meisten interessieren wird: Wie spielt sich das neue Call of Duty überhaupt? Ist es nur eine Kopie von Titanfall oder hat sich da Sledgehammer Games mehr überlegt? Nach den ersten Schritten, die man zurücklegt, wird man durchaus etwas an Titanfall erinnert, lediglich Wallruns bleiben aus. Doch nutzt man das Exo-Skelett erst mal zur Gänze, das übrigens im Multiplayer komplett uneingeschränkt funktioniert, sieht man schnell, dass da wesentlich mehr dahinter steckt. Hohe Doppelsprünge sind weit nicht alles was euch das Exo-Skellet zu bieten hat, verschiedenste Moves lassen sich kombinieren und somit kann man beispielsweise entweder über den Boden sliden, geschickt ausweichen oder einen Take-Down aus der Luft starten. Wenn du wissen willst, wie diese Moves genau funktionieren, so findest du diese Informationen in unserem ausführlichen Guide.
Sein Exo-Skelett kann man noch mit zusätzlichen Fähigkeiten ausstatten, so ist es möglich das Exo-Skelett kurzzeitig zu Übertakten, um einen Temposchub zu bekommen oder man kann sich beispielsweise wie bei Crysis für kurze Zeit unsichtbar machen. Die Fähigkeiten haben jedoch eine begrenzte Lebenszeit, die sich bis zu einem Respawn nicht wieder auflädt. Was jedoch nicht mehr in Advanced Warfare vorhanden ist, ist sich aus einer Deckung zu lehnen, fällt aber nicht unbedingt weiter auf. Für Spieler, die sich gerne in einem 1vs1 auf den Boden legen, hat Sledgehammer Games mitgedacht. Springt man dabei einfach hoch in die Luft, so ist der liegende Spieler mit dem Winkel nach oben beschränkt und kann dadurch nicht mehr nachzielen bzw. feuern. Campern wird das Leben ebenfalls dadurch schwergemacht, da man ihnen einfach in den Rücken springen kann. Allgemein kann man zum Gameplay sagen, dass es sehr schnell ist und durch das Exo-Skelett definitiv auch deutlich mehr in die Vertikale geht. Das Gameplay ist jetzt nichts, was unbedingt als völlig neu und revolutionär zu bezeichnen ist, bringt jedoch trotzdem etwas Abwechslung in die Call of Duty Spiel-Reihe. Das neue Loot-System, bis zu 350 freischaltbare Waffen und rund 1.000 Rüstungsgegenstände sollen für eine Langzeitmotivation sorgen. Mehr dazu aber im Multiplayer Part.
Singleplayer Kampagne
Atlas, der mythologische Titan, der die Welt auf seinen Schultern trägt, dies ist ein guter Einstieg in den Singleplayer, denn im Verlauf des Singleplayers erkennt man ein ähnliches Muster zum Titanen Atlas und der Atlas Kooperation. Wie jede Geschichte muss es auch hier einen Beginn geben. Zu Beginn der Story spielt ihr den Protagonisten Privat Jack Mitchell. In einem Krieg reingezogen wird Mitchell so schwer verletzt, dass er keine Verwendung mehr für das US-Heer ist. Doch Jonathan Irons, der Gründer des privaten Militärunternehmens Atlas Cooperation, sieht noch Zukunft in dem jungen Soldaten und unterstützt ihn wieder den Kampf für die Gerechtigkeit aufzunehmen. Dies ist auch nötig, nachdem die Welt durch massive Terroranschläge in die Knie gezwungen wird. Diese Terroranschläge wurden durch die Organisation namens KVA unter der Führung des Terroranführers Hades durchgeführt. Das dadurch entstandene Leid und den Verlust einer Struktur dient Atlas als Grundlage sich an die Weltspitze zu arbeiten. Doch im Verlauf des Spieles erkennt der Protagonist Mitchell, wer hier der eigentliche Feind ist. Insgesamt werden 15 verschiedene Missionen angeboten, die den Spieler an die unterschiedlichsten Orte der Welt bringt. Zu jeder Mission wird dem Spieler ein Exo-Skelet zugeteilt, das auf die jeweilige Mission abgestimmt ist.
Für das jeweilige Exo-Gerüst erhält der Spieler unterschiedliche Exo-Features, die er gekonnt einsetzen kann. Zum Ende der Mission erhält der Spieler Punkte für bestandene Herausforderungen, ebenfalls das Finden von geheimen Daten wird belohnt. Mit den erhaltenen Punkten kann der Spieler einige Extras zum Exo-Skelett freischalten. Zum Beispiel können die Lebensanzeige oder die Menge an Granaten erweitert und Exo-Fähigkeiten erhöht werden. Die Spielzeit von Call of Duty: Advanced Warfare liegt bei zirka fünf bis sechs Stunden, hängt vor allem davon ab, wie schnell man das Level durchrushen möchte oder sich doch mal umdreht und versteckte Daten sucht. Der Weg im Singleplayer ist etwas offener gehalten,sprich im Level selbst muss Weg A nicht immer der richtige sein, letztendlich landet man aber dennoch am selben Ziel.
Die Story von Call of Duty: Advanced Warfare konfrontiert uns mit der gesellschaftlichen Realität und kritisiert sehr die amerikanische Wegfindung in politisch/militärischen Problematiken. Die Ansätze sind sehr gut umgesetzt und verfeinern die Geschichte, regen zum Nachdenken an. Durch die Zusammenarbeit mit Kevin Spacey wirkt das Gesamtpaket aufregend und verliert nicht an Spannung. Die Lust an dem Durchspielen der Kampagne liegt definitv in der Luft. Advanced Warfare bietet, wie schon in den letzten Teilen, viel Action, doch diese wirkt nicht übertrieben und das Augenrollen bleibt aus. Die gesunde Portion an Action und normalem Gameplay machen einen ausgewogenen Singleplayer. Ein Wort besitzt nur so viel Macht wie sie der Sprecher durch Mimik und Gestik präsentiert. Bedauerlicherweise mussten wir zur Review feststellen, dass die deutsche Syncronisation absolut asynchron angeboten worden ist. Beispielsweise wurden spannende Momente mit Jonathan Irons dadurch versaut, dass man die Stimme erst hört bevor die non-verbale Kommunikation einsteigen kann – nimmt sehr die Luft aus der Spannung raus. Wenn die Entwickler auch dieses Problem behoben haben, kann man von einem sehr guten und interessanten Singleplayer reden.
Multiplayer
Für den Multiplayer, das Herzstück der Call of Duty Reihe, haben wir uns genug Zeit genommen, um ihn ausführlich zu testen. Es erwarten euch 13 Multiplayer Karten, die sich allesamt, wie für Call of Duty üblich, im kleinen bis mittelgroßen Bereich ansiedeln. Das Design der Maps ist Sledgehammer Games sehr gut gelungen und bietet viele unterschiedliche Szenarien. So findet man sich entweder im Jungle oder aber auch in einem Forschungslabor wieder. Um neben dem rasanten Gameplay auch etwas Abwechslung zu schaffen, gibt es zwei neue Spielmodi: Momentum und Uplink. Bei Momentum haben zwei Teams, die gegeneinander kämpfen, das Ziel, Flaggen einzunehmen. Diese werden aber erst nach und nach freigeschaltet. Das Team, das die meisten Flaggen für sich entscheiden kann, hat gewonnen.
Uplink hingegen erinnert etwas an Football. Zwei Teams versuchen jeweils den Ballbesitz zu erlangen, um ihn in das gegnerische Tor, den sogenannten Uplink, zu befördern. Die Uplinks befinden sich dabei in der Nähe des gegnerischen Spawnpunktes und der Ball erscheint, nachdem ein Team punkten konnte, wieder relativ zentral in der Map. Der Läufer mit dem Ball in den Händen kann natürlich nicht mehr schießen, er hat aber die Möglichkeit ihn an einem Teamkameraden oder auch an einen Feind zu passen, der dann ebenfalls nicht mehr schießen kann. Neben diesen beiden neuen Spielmodi finden mit Hardpoint und Capture the Flag zwei alte bekannte aus Black Ops 2 wieder zurück in Advanced Warfare.
Eure Klassen könnt ihr in Advanced Warfare von Beginn an selbst nach Belieben konfigurieren. Mit bis zu 350 freischaltbaren Waffen wird euch bei den Anpassungen der Klassen keinesfalls langweilig. Statt einem Pick-10-System aus Black Ops 2 gibt es nun ein Pick-13. Ihr habt 13 Slots zur Verfügung, wo ihr eure Waffen inklusive Aufsätze, Granaten, eure Exo-Fähigkeiten usw. anpassen könnt. Für jeden Slot belegt ihr einen von 13 Punkten. Bei mir tritt leider oft das Problem auf, dass die letzte Veränderung in der Klasse nicht übernommen wurde. So stand ich schon mal ohne Primär-Waffe auf dem Schlachtfeld. Wem diese Anpassungen noch nicht genug sind, der kann seinen Soldaten noch mit rund 1.000 Ausrüstungsgegenständen ganz nach seinem Geschmack ausrüsten. Einen Vorteil bringt euch das zwar nicht, doch in der Lobby sieht man erstmals seine Mitstreiter und weiß gleich, was Sache ist. Durch das neue Loot-System bekommt ihr im Spiel je nach Spielzeit und Erfolgen sogenannte Supplydrops. Darin können sich spezielle Waffen mit teils schon montierten Visieren oder auch Ausrüstungsteile für euren Soldaten befinden. Ihr könnt eure erlangten Gegenstände aber auch für Erfahrungspunkte verkaufen.
Scorestreaks sind die neuen Killstreaks, denn die allbekannten Killstreaks haben in Call of Duty: Advanced Warfare ausgedient. Wer schon Black Ops 2 gespielt hat, der kennt sich schon mit dem neuen beziehungsweise alten Streaksystem bestens aus. Für all die Neulinge erklären wir es kurz. Anstatt nur für Kills in Folge eines der berühmten Bonusfeatures zu erhalten, wird jegliche Handlung im neuen Multiplayer gezählt. Ihr bekommt nur einen Assistant-Kill oder habt die Flagge erobert ohne einen Kill erlangt zu haben? Macht nichts, denn hier zählt jeder Punkt. Durch das erfolgreiche Erfüllen der Scorestreak könnt ihr unterschiedliche Features aktivieren. Falls ihr beim Sammeln der Punkte sterben solltet, werden die Punkte auf null gestellt und ihr müsst erneut die Punkte für die Scorestreaks sammeln. Da die Scorestreaks mit ins Perk-System eingebaut worden sind, muss der Spieler wahrlich überlegen, auf was er im Match verzichten möchte. Ob man nur ein Perk für den Streak setzt oder doch bis zu vier Scorestreaks auswählt. Zudem können einzelne Streak-Features geupgradet werden, doch dadurch erhöht sich die Anforderungspunktezahl und erschwert die Erfüllung der Scorestreaks. Es gibt viele Möglichkeiten seine Streaks anzupassen, was kreativ und innovativ ist und eine gewisse Abwechslung bringt.
Koop – Exo Überlebenskampf
Auch einen kleinen Koop-Part gibt es bei Advanced Warfare. Beim Exo-Überlebenskampf geht es darum, wie der Name schon sagt, im Kampf ums Überleben mit bis zu vier Spielern, so viele Runden wie nur möglich zu überstehen. In Wellen werden auf euch Soldaten, die ebenfalls über ein Exo-Skelett verfügen, Drohnen, Hunde usw. losgelassen. Je länger ihr überlebt, desto schwieriger werden die Gegner beziehungsweise halten sie auch mehr aus. Ihr bekommt zusätzlich aber in manchen Runden noch Aufgaben, die es zu bewältigen gilt, beispielsweise Bomben entschärfen oder eine Stellung verteidigen. Sollte diese Aufgabe nicht erfüllt werden, so gibt es eine Bestrafung für eine gewisse Zeit. Entweder wird euer System gehackt oder es stehen auf der Map verteilt Geschütze, die auf euch feuern, oder ähnliches. Für jede bestandene Runde erhaltet ihr 2 Ausrüstungspunkte. Ihr könnt euch damit mit Waffen und Granaten ausrüsten oder euer Exo-Skelett verbessern. Der Schwierigkeitsgrad ist relativ hoch, so kann es passieren, dass ihr durch Übermut auch schon mal in der ersten Runde von den Gegnern überwältigt werdet. Nach 25 Runden geht es wieder von vorne los, nur dass die Gegner zusätzlich etwas mehr aushalten. In der 50. Runde soll es einen kleinen Auftritt der Untoten geben, wir sind zuvor jedoch meistens im Bereich von knapp eineinhalb Stunden bei ca. Runde 35 gescheitert. Leider kann man mit diesem Spielmodus keine Erfahrungspunkte für den Multiplayer sammeln und auch wenn die Aufgaben zufällig gestellt werden, sind wir uns nicht sicher, ob eine Langzeitmotivation für diesen Spielmodus besteht.
Grafik, Setting & Sound
Ein oft sehr umstrittenes Thema bei der Call of Duty Reihe ist die Grafik. Bei Advanced Warfare hat sich auf jeden Fall etwas in diesem Bereich getan, nur richtig glänzen kann man damit nicht. Das Leveldesign ist oftmals schön, vor allem im Singleplayer gibt es so manche Szenen, wo sich die Entwickler Zeit genommen haben und die Schauorte gut entworfen wurden. Bei schön bleibt es dann aber auch schon, denn bei vielen Details hat man einfach gespart. So trifft man oftmals auf die eine oder andere absolut matschige Textur im Zeitalter der Next-Gen Grafik beziehungsweise hat man an manchen Stellen etwas das Gefühl der Leere. Das Exo-Skelett sorgt zwar dafür, dass die Kämpfe mehr in die Vertikale gehen, jedoch wird man durch die Höhe mancher Gebäude gebremst, auf die wir trotzdem gerne herumgelaufen wären. Was uns allerdings erfreut, dass es nun endlich Ragdolls gibt. Dadurch sieht man schon mal einen Backflip, wenn einer in der Luft erschossen wurde.
Einstellungsmöglichkeiten gibt es bei Advanced Warfare viele, nur sollte man aktuell noch die Finger vom Supersampling lassen, denn es zwingt auch leistungsstarke PCs in die Knie, was das Spiel unspielbar macht. Wir stören uns auch etwas daran, dass man Einstellungen nicht verändern kann, ohne dass sich danach das Spiel neustartet. Etwas nervig und vor allem nicht mehr unbedingt zeitgemäß. Viele Multiplayer Maps haben sogenannte dynamische Elemente verpasst bekommen. So bricht auf einer Map ein Vulkan aus und wir müssen uns in einen neuen, gesicherten Bereich der Map retten oder eine Flutwelle setzt kurzzeitig Teile der Map unter Wasser. Ein nettes Feature, jedoch sieht es weder großartig spektakulär aus noch wird das Spielverhalten massiv dadurch beeinflusst. Der Sound ist in Advanced Warfare zwar deutlich besser als bei den Vorgängern, trotzdem hätte man sich noch etwas mehr Wucht für die Ohren gewünscht.
Mit Call of Duty: Advanced Warfare ist Sledgehammer Games ein abwechslungsreicher Shooter mit kleinen Ecken und Kanten gelungen. Die Singleplayer Kampagne umfasst zwar nur in etwa 5-6 Stunden Spielzeit, sie ist es jedoch Wert, sie einmal gespielt zu haben. Für viel Bewegung und ein rasantes Gameplay im Multiplayer sorgt das neue Exo-Skelett. Gefahr droht dadurch auch von Oben. Mit dem erstmals neuen Loot-System ist auf jeden Fall für einiges an Spielzeit gesorgt und gilt für den einen oder anderen bestimmt als Motivation dran zu bleiben. Den Zombie Modus gibt’s allerdings erst mittels DLC. Leider hat man auch bei diesem Titel mit dem Netcode zu kämpfen. Er sorgt für teils heftige Lags oder auch den berühmten Rubberbanding Effekt. Laut Sledgehammer Games ist aber ein Ping von bis zu 800 ms in Ordnung. Man sollte sich schon fragen in welcher Relation das bei einem Ego-Shooter steht. Auch beim Start des Multiplayers braucht es oft einige Versuche, bis man sich mit dem Call of Duty Online Dienst verbinden kann.