Der Multiplayer-Modus ist seit jeher der existentielle Spielmodus von Call of Duty und diesem gebührt selbstverständlich die größte Aufmerksamkeit. Wie bringen sich die Neuerungen ein und ist das klassische Spielgefühl erhalten geblieben? Diese und weitere Fragen beantworten wir euch im zweiten Teil der Black Ops 3-Review!
Gameplay
Kommen wir zu DEM Modus von Call of Duty. Der Multiplayer ist das Herzstück eines jeden Ego-Shooters aus dem Hause Activision und genau deswegen ist dieser Modus auch der Maßstab des Spiels. Lässt sich keine vernünftige Runde online austragen, kann dies ganz schnell eine verstaubte Disk oder die Deinstallation für das Spiel bedeuten. Diese Erfahrung mussten schon einige Teile machen, denn viele spielen heute noch Black Ops 1, was so einiges aussagt.
In Black Ops 3 ändern sich so einige Dinge im Multiplayer. Der Klasseneditor bedient nun das „Pick 10“-System. Das bedeutet, dass ihr insgesamt 10 Punkte habt, die sich unterschiedlich aufteilen lassen. Eine Waffe und ein Aufsatz spiegeln jeweils einen Punkt wieder. Eine Granate, ein Ausrüstungsteil und ein Perk spiegeln jeweils auch einen Punkt wieder. Man kann drei Perks auswählen und kommt somit also auf die 10 Punkte. Wer möchte, kann auch verschiedene Spezialisierungen auswählen und beispielsweise seine Primärwaffe mit bis zu drei Aufsätzen ausrüsten oder zwei Perks einer Klasse oder zwei Granaten auswählen. Die Waffen werden durch gesammelte Kills aufgelevelt und Tarnungen schalten sich wieder durch Kills und Herausforderungen für die jeweilige Waffe frei.
Es gibt insgesamt 17 Spielmodi, davon einen komplett neuen namens „Geleitschutz“ bei dem man versucht eine Roboterdrohne in die feindliche Basis zu eskortieren. Team Forstress 2-Spieler werden diesen Modus sicherlich kennen.
Jedoch kann der Roboter kurzzeitig beschädigt werden, wodurch der Fortschritt angehalten werden kann. Jeder Spieler kann sich einen Spezialisten und entweder dessen Fähigkeit oder Waffe aussuchen, um sich so einen jeweils einmaligen Vorteil verschaffen zu können. Die Wallruns und Doppelsprünge sind für jeden Spieler verfügbar und müssen nicht erst freigeschaltet werden. Zu Beginn einer Runde sind die Granaten für die ersten zehn Sekunden blockiert. Killstreak-Belohnungen sind dezenter als in den Vorgängern und machen nicht das komplette Team auf einmal fertig, wie sonst üblich. Wie bereits von Treyarch bekannt, lassen sich Embleme, Visitenkarten und Lackierungen selbst erstellen.
Die Spezialisten haben verschiedene Boni. Zum Einen können es defensive Verstärkungen sein oder offensive Waffen, die deutlich mehr Schaden als die aus dem gewöhnlichen Arsenal anrichten. Diese Boni können durchaus spielentscheidend sein, führen aber in keinem Fall zu einem dauerhaft übermächtigen Gegner. Doch die Spezialisten kommen mit mehr als nur einem Bonus für euer Gameplay. Spielt man lange genug mit einem dieser Specialists erhält man neue Rüstungen und Helme, außerdem bekommt man zwischendurch immer mal wieder Krypta. Krypta ist eine Ingame-Währung mit der man im Schwarzmarkt spezielle Belohnungskisten kaufen kann. Darin sind spezielle Versionen von Waffenteilen oder Tarnungen enthalten. Ein Paradies für Sammelwütige!
In den Vorgängern gab es immer wieder Beschwerden, dass einige Waffen viel zu stark wären und so das Balancing nicht wirklich zu Stande kommt. In Black Ops 3 ist das bisher nicht so.
Es fällt keine Waffe auf, die zu stark oder zu schwach ist, da jede ihre Vor- und Nachteile mit sich bringt. Hat eine Waffe einen hohen Schaden, hat sie eine dementsprechend niedrige Feuerrate und kann nur langsam schießen. Bei niedrigem Schaden ist die Feuerrate hoch, sodass sich eben alles ausgleicht. Die Maps sind schön gestaltet und beinhalten Gebiete für offene Kampfgefechte, aber auch für adrenalingeladene und sich schnell entscheidende Gefechte.
Was wohl viele, der sich schon längst von der Serie abgewandten Spieler befürchtet haben, nämlich dass das authentische Spielgefühl verloren geht, tritt nicht ein. Trotz technischem Fortschritt und modernen Gadgets bleibt das Spielgefühl erhalten und kann sogar die Abgewandten überzeugen – und das sage ich als einer eben dieser. Ein wichtiger Punkt für alle, die wieder zur Serie finden – oder finden wollen -, ist, dass es bessere Spawnpunkte gibt. So ist es uns bisher noch nicht passiert, dass wir direkt vor einem gegnerischen Spieler spawnen. Die Mischung zwischen Futurismus und Klassik bekommt Treyarch demnach auf eine überraschend gute Weise hin, solltet ihr unbedingt mal ausprobieren.
Nope.
Die Teamarbeit in den verschiedenen Spielmodi fiel bei Call of Duty im Allgemeinen noch nie wirklich hoch aus. Klar, muss man auf einer gewissen Ebene zusammenarbeiten, um am Ende den Sieg der Partie von dannen zu tragen. Aber das klingt einfacher, als es wirklich ist.
Im Multiplayer laufen – leider – immer noch viel zu viele Eigenbrödler herum, die sich nicht um die Kameraden scheren. Gerade bei Suchen & Zerstören oder Geleitschutz ist Teamwork eine Grundlage für erfolgreiches Spielen. In diesen Modi findet zwar selten eine Absprache statt, jedoch klappt es hier öfter mit dem Zusammenarbeiten.
Das krasse Gegenteil sind dann aber die klassischen Varianten, in denen jeder sein eigenes Ding durchzieht, um möglichst viele Kills zu erzielen. Dies geschieht aber nur bedingt, da die Gegner oft zusammen durch die Gegend streifen auf der Suche nach verlassenen Teammates unseres Teams. In Puncto Teamwork hat sich in Black Ops 3 also nicht all zu viel getan, wobei mit Geleitschutz ein Spielmodus eingeführt wurde, der nicht für Hobby-Rambos ausgelegt ist.
Insgesamt befinden sich im fertigen Spiel zwölf Maps im Multiplayer – Nuk3town stellt eine zusätzliche Map für Vorbesteller dar. Weitere Folgen wie üblich per DLC. Insgesamt orientieren sich die Maps größtenteils an den Schauplätzen aus der Kampagne, daher lohnt es sich auch zunächst den Singleplayer zu spielen, damit man sich auch eine ungefähre Orientierung aneignen kann. Ansonsten lernt man selbstverständlich durch das öftere Spielen der Maps die Orte auswendig. Am schönste designt ist die Map Redwood, die, wie man bereits am Namen erkennen kann, in einem Wald spielt. Hier befindet sich eine kleine Holzhütte, ein zerstörten Bunker und zwei etwas modernere Gebäude. Am linken Rand gibt es tiefes Wasser und rechts Plattformen an Gebäuden mit zusätzlichen Metallbefestigungen für Wandläufe.
Weniger schön finden wir die Map Evac. Zwar ist diese Map in der Quarantänezone in Singapur angesiedelt und es ist von Natur aus etwas heruntergekommener als die anderen Maps, aber es gibt viel zu viele Stellen an denen man herunterfallen kann, sodass man sich nicht mit voller Aufmerksamkeit auf den Kampf konzentrieren kann. Es gibt auch viel zu viele unterschiedliche Ebenen, dadurch verliert man auf dieser Map schnell den Überblick über das wesentliche Geschehen. Auch nicht ganz so gelungen finden wir die neue Interpretation von Nuketown (oder hier: Nuk3town). Das Layout ist natürlich erhalten geblieben, aber es sieht viel zu kitschig aus. Es fehlen nur noch die Barbies, die auf der Map herumlaufen. Leider viel zu bunt geworden.
Fazit
Der Multiplayer-Modus von Black Ops 3 verbindet das klassische Spielgefühl mit neuen und flüssigen Bewegungsmechaniken. Neu sind die übermenschlichen Bewegungen wie Wandläufe oder Jetpacks nicht, sind aber deutlich angenehmer im Mehrspieler zu benutzen, im Gegensatz zum Vorgänger Advanced Warfare. Gerade weil man bei jeder Aktion seine Waffe benutzen kann – auch unter Wasser. Die Maps sind größtenteils an diese Mechaniken angepasst und auch ansehnlich designt. Ein Wechsel zwischen kleinen und verwinkelten Maps, in denen man sich besonders auf kurze Distanz duelliert und größere, weitläufigere Areale ist gegeben und so sollte für jeden Spielstil etwas dabei sein.
Die Spezialisten fügen sich positiv in das Spiel ein und können den Unterschied ausmachen, wobei die Spezialfähigkeiten und -waffen keinen übertrieben Bonus, sondern nur ein zusätzliches Extra darstellen und ein Team zu keinem Zeitpunkt in eine überstarke Einheit verwandelt. Durch das zusätzliche Sammeln von Gegenständen für das Erscheinungsbild der Spezialisten kommt nochmal ein extra Ansporn zum Spielen hinein. Der neue Modus Geleitschutz stellt eine sinnvolle Abwechslung zu den Standardmodi dar und kann als Ausgleich zum normalen Team-Deathmatch gesehen werden.
Schade ist es, dass nicht alle Spezialisten zu Beginn zur Verfügung stehen und erst im weiteren Verlauf freigeschaltet werden. Auch ein paar Maps haben sich nicht die Bezeichnung „sehr schön“ verdient und wer es bevorzugt im Team zu arbeiten, wird auch etwas enttäuscht. Ebenfalls ist das Finden der Herausforderungen für die Waffen etwas umständlich gehalten, sodass man erst nach ein paar Minuten Suchen die Herausforderungen findet. Aber alles in Allem ist der Mehrspieler-Modus von Black Ops 3 eine gute Mischung aus Neuem und Altem und hat das Potenzial alte Spieler erneut zur Serie zu bewegen. Daumen hoch!