Das wohl am heißesten erwartete Call of Duty der letzten Jahre heißt Modern Warfare und ist endlich da – und bei uns in der Review!
Mit Call of Duty Modern Warfare wollen Infinity Ward und Activision wieder an alte Erfolge anknüpfen. Passend dazu gibt es einen Reboot der erfolgreichsten Unterserie des Franchises. Um das Ganze auf ein neues Level zu heben, hat das Entwicklerstudio auch extra eine neue Engine entwickelt und setzt unter anderem auf Photogrammetrie. Doch ob die gesetzten Ziele wirklich erreicht werden können, oder ob es sich hierbei einfach nur um den jährlichen Call of Duty-Ableger handelt, klären wir in dieser Review.
Osten vs. Westen
Anders als bei Black Ops 4 gibt es wieder eine Singleplayer-Kampagne, die dieses Mal noch einen draufsetzen möchte, denn die Darstellung der verschiedenen Szenerien soll vor allem realistisch, hart und authentisch sein. Dafür hat man sich von aktuellen Weltgeschehnissen inspirieren lassen und diese auf eigene Weise interpretiert und umgesetzt. Schwierige emotionale Momente sowie moralische und taktische Entscheidungen ziehen sich als roter Faden durch die Geschichte. Dies allerdings stützt sich – mal wieder – auf altbekanntes Gut-Böse-Denken. Russen werden als Böse dargestellt, während man selbst als westlicher Retter die Welt vor dem Untergang bewahrt.
Denn eine neue Terrorgruppe namens Al-Qatala, die von einem Mann mit dem Decknamen Wolf angeführt wird, begeht vor allem in Europa Anschläge. Seit Neuestem haben sie allerdings auch Zugang zu chemischen Waffen erlangt, sodass nun eine noch größere Gefahr von der Gruppe ausgeht. Als Teil der US-amerikanischen oder britischen Spezialeinheit machen wir uns auf die Jagd nach benanntem Anführer und wollen verhindern, dass die chemischen Waffen zum Einsatz kommen. Dies geschieht größtenteils im (fiktiven) Land Urzikstan, in dem sich unter anderem auch Russen aufhalten und ein brutaler Bürgerkrieg tobt. Wer die Szenen sieht wird feststellen, dass man sich hier scheinbar am Bürgerkrieg in Syrien orientiert hat, der seit 2011 dort tobt.
Interessant ist hier aber die gewählte Art der Darstellung beziehungsweise, wie man sich durch die verschiedenen Missionen hangelt. Statt eine Mission abzuschließen, in ein Menü zu kommen und die nächste Mission zu starten, fließt alles sauber ineinander über. Das ist in der Serie zwar nichts Neues, wird aber durch neue Ideen zu etwas, das wirklich auffällt. Vor allem, dass man nicht einfach so als Charakter spawnt, sondern teilweise vorher in einer Zwischensequenz sieht, wie jemand im Auto sitzt und die Kamera dann langsam „in den Charakter fährt“. So gibt es ebenfalls einen flüssigen Übergang zwischen Cutscene und Gameplay. Einzig die KI ist nicht ganz auf der Höhe. Manchmal rennen sie wie das beste Kanonenfutter, das ihr finden könnt, über freies Feld geradewegs auf euch zu, aber manchmal agieren sie auch durchaus intelligent, schießen aus der Deckung und geben euch nicht viele Möglichkeiten, sie zu treffen. Wer auf den höheren Schwierigkeitsgraden spielt (Söldner, Veteran) wird definitiv seine Probleme haben.
Gemeinsam gegen Horden
Ebenfalls ihre Rückkehr, allerdings nach längerfristiger Abstinenz, feiern die sogenannten Spec-Ops-Missionen, also Koop-Aufträge. In Call of Duty Modern Warfare 2 gehörten sie zu einem der Highlights, da sie recht abwechslungsreich und gut umgesetzt waren. Gerade das Spielen mit einem Kollegen machte hier sehr viel Spaß. Im neuen Modern Warfare allerdings ist das Ganze etwas Schwieriger, da der Ansatz ein anderer ist. Zwar gibt es auch hier Missionsziele, die nacheinander abgearbeitet werden müssen, allerdings stößt man nur auf Gegnerhorden, die in Wellen gespawnt werden. So entwickelt sich das Erfüllen von Zielen eher in ein „Überlebe solange es geht“. Lautet unser Auftrag also Störsender zu hacken und zu zerstören, müssen wir uns erst einmal einer Horde an Feinden stellen, die auf uns zu stürmen. Sind es dann insgesamt fünf dieser Störsender, die wir hacken müssen, entwickelt sich das Spektakel zu einem eher eintönigen Anliegen. Schade eigentlich. Von den Spec-Ops-Missionen haben wir uns definitiv mehr erwartet, aber wer weiß, was noch kommt.
Zurück zu den Wurzeln
Das Herzstück eines jeden Call of Duty ist schon seit jeher der Mehrspieler-Modus, der natürlich auch Teil von Modern Warfare ist. Und hier haben sich die Entwickler gleich mehrere Dinge einfallen lassen, um neue Anreize zu bieten und gleichzeitig doch das Altbewährte beizubehalten. Denn was die Spieler wollen sind keine abgedrehten neuen Mechaniken wie die Spezialisten aus Black Ops 4, sondern einfach nur einen klassischen Multiplayer. 6-gegen-6. In die Fresse. Und genau das bekommen wir glücklicherweise auch wieder. Doch dazu gleich mehr. In Modern Warfare gibt es ebenfalls verschiedene Operator, die allerdings nur kosmetischer Natur sind und durch Fortschritte im Singleplayer freigeschaltet werden können.
Der Klasseneditor verfolgt dieses Mal ebenfalls einen anderen Ansatz. Statt eines Pick-X-Systems, das nur eine begrenzte Anzahl an Aufsätzen, Perks und Ausrüstung ermöglichte, gibt es nun das Gunsmith-System. Hier lassen sich bis zu fünf Aufsätze auf eine Waffe montieren, die allerdings verschiedene Vor- und Nachteile mit sich bringen. Zusätzlich lassen sich drei Perks und zwei Granaten oder Ausrüstungsgegenstände ausrüsten. Eine AK-47 mit Schalldämpfer, Vollmantelgeschoss, Griff und Holo-Visier? Kein Problem! Eine Pistole mit größerem Magazin, Schalldämpfer, Visier und Laserpointer? Kein Problem! Eine sinnvolle Neuerung, wie wir finden. Ebenfalls sinnvoll ist die Abschaffung des Prestige-Systems beziehungsweise dessen Nachfolger: die Enlisted Ranks. Kurz gesagt gibt es nur noch den normalen Rang bis Level 55 und im Anschluss steigt man in den Officer Ranks von Level 1 bis 100 auf, die jedoch vor jedem Season-Start zurückgesetzt werden. Dafür gibt es diverse kosmetische Belohnungen sowie Officer-Challenges. Die Stufen der Waffen werden, wie das normale Level, nicht mehr zurückgesetzt.
Spielmodi-technisch gibt es keine Überraschungen, es sind die bekannten Modi vertreten. Neu sind hingegen die 10-gegen-10-Varianten und der Ground War-Modus mit Fahrzeugen. Letzteres fühlt sich jedoch etwas fremd und ungewohnt an. Hier fehlt noch etwas Feintuning, vor allem was das Fahrgefühl betrifft. Dennoch sollte jeder seinen Modus finden. Besonders hervorzuheben ist allerdings der neue 2-vs-2-Gunfight-Modus. Wie der Name schon sagt, duellieren sich hier jeweils zwei Teams bestehend aus jeweils zwei Spielern. Doch die Krux an der Sache ist, dass zu Beginn jeder Runde zufällige Waffen ausgewählt werden – natürlich für beide Teams gleich. So kann es passieren, dass man sich mit Scharfschützengewehren oder Raketenwerfern duellieren muss. Kurze, knackige und durchaus spannende Gefechte erwarten euch hier. Einzig die Time-To-Kill, also wie lange es dauert, bis ein Gegner stirbt, könnte noch etwas verringert werden. Teilweise haut man gefühlt ein ganzes Magazin in einen Feind, der einen dann selbst weghaut. Nur ein kleiner Kritikpunkt, aber dennoch. Das Gunplay selbst hingegen ist gewohnt rund, wie man es aus den vorherigen Teilen kennt.
Weniger rund sind leider die neuen Karten, die es im Multiplayer gibt. Gab es in den letzten Ablegern immer wieder eine handvoll von Maps, die man nicht so gerne gespielt hat, sind nun eigentlich alle Karten mit einem „Och nö“-Gefühl verbunden. Viele wirken einfach wie schon mal gesehen, aber vor allem wirken sie nicht ausgereift. Es gibt teilweise viel zu verwinkelte Maps, bei denen man keine wirkliche Orientierung aufbauen kann. Dann gibt es aber auch wieder Karten, die einfach viel zu weitläufig für die Anzahl der Spieler sind. Ein weiteres großes Problem sind die Möglichkeiten für Camper, die in Modern Warfare teilweise mit ihrem eigenen Zelt aufschlagen und sich nicht mehr aus den Ecken herausbewegen. Das Design der aktuellen Maps begünstigt die Spielweise dieser Leute und das führt zwangsläufig zu viel Frust, sofern man nicht wie ein paranoides Eichhörnchen jede mögliche Camping-Position vorausahnt. Auch hier ist also noch etwas Feintuning gefragt.
Schöner als jemals zuvor
Den bisherigen Call of Duty Ablegern wurde immer gerne nachgesagt, dass sie von dem was vom Stand der Technik her möglich ist, immer etwas hinterher lagen und zudem für PC Systeme eher schlecht optimiert waren. Scheinbar hat man nun an dieser Stelle viel investiert, um Call of Duty: Modern Warfare in völlig neuem Glanz erstrahlen zu lassen. Dank einer neuen Engine wirken die Maps lebendig und dynamisch, wodurch man nicht das Gefühl vermittelt bekommt an jeder zweiten Ecke die gleichen Gegenstände zu sehen. Schöne Lichteffekte ziehen sich durch Kampagne und Multiplayer. Um schwammige Texturen zu finden muss man schon länger und genauer danach suchen. Einzig die Shader-Installation im Menü kann etwas nervig sein, wenn die Teamkollegen schon auf einen warten. Wir hoffen, dass sich dies nach den Anfängen wieder legt. Die Soundkulisse inklusive der Soundtracks sind gut und passend umgesetzt. Allerdings sind die Schrittgeräusche, die man beim Laufen verursacht, meiner Meinung nach viel zu laut. Wer ein gutes Headset auf hat, hat hier einen deutlichen Vorteil Gegner bereits im Voraus auszumachen. Die Synchronisation in Deutsch ist gut umgesetzt und muss sich nicht verstecken. Sollte man einen Gegner im Multiplayer im Sichtfeld nicht gleich direkt ausmachen können, so schreit der eigene und auch der gegnerische Operator für beide hörbar „Feind“, „Feind in der Nähe“ oder ähnliches. Wenn dies eine Option sein soll, um Campern das Leben schwerer zu machen, dann sollte hier noch etwas nachgebessert werden.
Fazit
Maurice „DerSkotschir“ Skotschir: „Bei Ankündigungen eines weiteren Call of Duty-Ablegers bin ich schon seit Jahren vorsichtig geworden. So auch beim Reboot der Modern Warfare-Serie. Auch die im Vorfeld veröffentlichten Informationen klangen zwar ganz gut, allerdings lesen sich Sachen meist besser, als sie im Endeffekt oft sind. Daher war auch hier noch Vorsicht angesagt. Nun ist der Titel erschienen und ich konnte mir endlich selbst ein Bild vom Spiel machen. Und das fällt überraschend positiv aus. Konnte man in den letzten Jahren oft nur sagen, dass es zwar wieder viele gute Ansätze gibt, aber mehr auch leider nicht, ist es dieses Mal anders. Der Anspruch von Infinity Ward an alte Erfolge anzuknüpfen ist meiner Meinung nach durchaus gelungen, auch wenn es hier und da noch an Kleinigkeiten, wie den Maps im Multiplayer, hapert. Dennoch kann ich jedem, der eine gut umgesetzte, wenn auch kurze, Singleplayer-Kampagne spielen will, den Titel empfehlen. Auch wer auf gesittete Multiplayer-Ballerei steht ist bei Modern Warfare an der richtigen Adresse. Zu guter Letzt würde ich den Call of Duty-Fans zwar noch explizit den Titel empfehlen, aber seien wir ehrlich, ihr habt es euch sowieso schon gekauft. Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld!„
Klaus „Thorek“: „Ich war ebenfalls skeptisch, als es hieß, dass es wieder den alljährlichen Call of Duty-Ableger gibt. In der Beta wurde ich aber positiv überrascht und wollte dem Spiel wieder eine Chance geben. Tatsächlich machten die Entwickler vieles aber noch nicht alles richtig. Zumindest fühlt es sich aber an als hätte man auf die Kritik und das Feedback der Community gehört und so hat man versucht Altbewährtes zu verbessern. Auch wenn die Entwickler bei der Story darauf hinweisen, dass diese nur fiktiv ist, geht dabei klar hervor, dass die Amerikaner als die guten gegenüber den feindlichen Russen hervorgehen und lösen dadurch schon einiges an Diskussionen aus. Die Spielmodi haben eine vernünftige Balance, jedoch sind manche Karten einfach nicht für gewisse Spielmodi gedacht. So sind manche einfach zu groß oder finden auf zu vielen verwinkelten Ebenen statt. Wo man vom Spielmodus Ground War aufgrund unausgereifter Fahrmechaniken und purem Chaos auf der Karte die Finger lassen sollte, bringt der neue Spielmodus Gunfight hingegen frische Abwechslung ins Spiel. Fans der Modern Warfare Reihe werden den Titel lieben und er wird auch wie mich vielleicht viele andere, die die Reihe schon eher abgeschrieben haben, wieder in Versuchung bringen.“