
Mit Hyper Scape platzieren Ubisoft ihr eigenes Battle Royal am Markt. Kann sich das überhaupt noch entscheidend von der Konkurrenz abheben?
Hyper Scape ist Ubisoft neuster Versuch, dem Ruf der Zeit zu folgen. Denn inzwischen hat gefühlt jeder Publisher einen Battle Royale Shooter im Arsenal. Sei es Epic Games mit Fortnite, EA mit APEX Legends oder Activision mit Call of Duty: Warzone – die Auswahl an Battle Royale Titeln ist groß, die Qualität längst auf AAA-Niveau angekommen.
Schon bei APEX Legends und Warzone wurden Stimmen laut, ob es nicht zu spät sei, auf den BR-Zug aufzuspringen. Beide Spiele bewiesen aber, dass sie sich durch ihren jeweils eigenen Kniff am Markt behaupten können. Es gibt aber natürlich auch zahlreiche Gegenbeispiele wie etwa Battlefields „Firestorm“. Ein Battle Royale Spiel muss sich abheben von der Menge, muss zugänglich sein und ein gewisses Qualitäts-Level nicht mehr unterbieten. Man kann gut und gerne bezweifeln, dass ein PUBG, welches quasi als Urvater der BR-Spiele den Hype überhaupt losgetreten hat, heute als neuer Titel nicht mehr Fuß fassen könnte ob seiner eher bescheidenen Umsetzung.
In diesen Heuhaufen an Spielen stößt jetzt Ubisoft reichlich spät mit Hyper Scape vor. Der Shooter, welcher sich momentan in einem geschlossenen technischen Test befindet, soll schon bald kostenlos für jedermann zugänglich werden. Ubisoft bedient sich bei den Mechaniken stark bei der Konkurrenz. Das Theme erinnert sehr stark an APEX Legends. Selbiges gilt für das Ping-System. Einige Elemente der Karte fühlen sich stark inspiriert an durch Warzone. Grundsätzlich ist das nichts Schlechtes: Elemente wie das kontextuelle Ping-System sollten in jedem Multiplayer Spiel vorhanden sein. Aber ein Spiel darf nicht zu sehr an ein anderes erinnern – denn dann gibt es keinen Grund mehr, warum man nicht den etablierten Titel anstelle des neuen spielen sollte. Warum man neues Geld in Cosmetics investieren sollte, anstelle die bereits erworbenen in anderen Spielen zu genießen.

Hyper Scape kommt mit drei wirklich originellen Mechaniken: Ihr könnt gefundene Waffen upgraden, indem ihr sie mit neuen Funden der gleichen Waffe verschmelzt. Dadurch wird sie stärker, genauer und bekommt mehr Munition. Wenn ihr sterbt, wandert ihr als Schatten über die Map und könnt so eure Teammitglieder weiter unterstützen, bis sie euch an einer dafür vorgesehenen Station wiederbeleben. Und dann wäre da natürlich noch die Möglichkeit des Twitch-Chats, Einfluss auf die Matches zu nehmen. Zuschauer können abstimmen, ob bestimmte Events wie unendliche Munition gestartet werden.
Reichen drei Mechaniken, um ein Spiel ausreichend aus der Masse hervorzuheben? Vielleicht, wenn diese Mechaniken extreme Game-Changer sind. Das muss sich aber erst noch beweisen. Features wie das Hack-System, welches euch erlaubt, zwei Fähigkeiten in der Map aufzusammeln und zu benutzen fühlen sich beispielsweise einfach wie leiche Variationen bereits bekannter Systeme in anderen Battle Royal Spielen an. Die drei oben genannten Features klingen im ersten Moment alle sehr cool, aber ob sie funktionieren, muss sich erst noch zeigen. Die Schatten-Mechanik könnte ungeahnte Möglichkeiten bergen, sie zu exploiten. Waffen scheinen auf ihrem ersten Level viel zu schwach, dafür auf ihrem fünften und höchsten Level viel zu stark zu sein. Und die Einflussnahme des Twitch-Chats fühlte sich in bisher gespielten Matches allenfalls wie ein Gimmick an. Es war kein Unterschied zu spüren zu Events, die ein Spiel einfach zufällig auswählt.
Die Alleinstellungsmerkmale können also eher schlecht als recht überzeugen. Die allgemeine Qualität des Spiels ist ebenfalls ein Faktor. Hyper Scape sieht nicht besonders orignell aus. Vom Stil her eine Mischung aus Fortnite und APEX. Das Movement ist aus den beiden genannten auch schon mehr oder minder bekannt. Es kann von der Vielfalt der Animationen weder mit APEX oder gar mit Warzone mithalten. Die Thematik wirkt stumpf, vorgefertigte Charaktere bieten rein gar keinen Mehrwert. Das Potential für tiefen Lore, wie etwa APEX in bietet, scheint gleich null. Aber natürlich bietet der Shooter schon in seinem geschlossenen technischen Test einen Battlepass an. Dieser ist jetzt zwar noch kostenlos, aber jeder weiß, wohin uns der Weg hier führen wird.

Um auf meine Ausgangsfrage zurückzukommen: Nein, ich glaube nicht, das Hyper Scape genug anbietet, um sich ausreichend von der Menge abzuheben. Vielmehr bestätigt der Titel meinen momentanen Eindruck von Ubisoft, welches sich zu einem Publisher entwickelt hat, der lieber schnelle, lieblose und auf einfachen Profit ausgerichtete Produkte auf den Markt wirft anstelle von Spielen, die mit Herz und Seele erschaffen wurden. Ob Hyper Scape deswegen scheitert? Es wäre besser für die Zukunft der Gaming-Industrie, doch das Beispiel Valorant zeigt, wie gut man ein Spiel durch Hype pushen kann, welches weder originell noch technisch auf dem Stand der Zeit ist. Die ersten Reaktionen auf den Battle Royal Shooter sind gemischt, was aber auch bedeutet, dass ein potentieller Erfolg durchaus im Bereich des möglichen liegt.